KGM Actyon: Luxus-SUV unter 40.000 Euro – geht das?

Der KGM Actyon tritt selbstbewusst auf – unser Testwagen in „Royal Copper“ erinnert an einen Range Rover. Optisch Königshaus, preislich VW Tiguan. Aber geht das?
Üppige Ausstattung schon in der Basis
Bordcomputer: Fehlende Rechenleistung
Preis: Ab 35.790 Euro
Bis 2023 hieß der Autobauer KGM noch SsangYong, aber wirklich bekannt war er auch damals nicht. Der neue Name war der erste Schritt hin zu einer neuen Identität. Mit dem Actyon will der südkoreanische Hersteller einen weiteren Entwicklungsschritt machen. Um zu klären, ob das gelingt, hat die ADAC Redaktion die Top-Ausführung "Lux" näher unter die Lupe genommen.
Optik: SsangYong war gestern
Gerade im Vergleich zu den angestaubten SsangYong-Modellen wirkt der Actyon schnittiger und markanter. Kühlergrill und Frontschürze sorgen für einen selbstbewussten Auftritt – dank der verschiedenen LED-Elemente besonders bei Nacht. Die Gesamterscheinung sieht verdächtig nach Range Rover aus: Erste Hinweise auf britische Anleihen findet man auf der Motorhaube. Plastikelemente wirken wie die Lufteinlässe eines Range Rover Evoque. Besonders prägnant wird es aber am Heck: Der KGM reicht großzügig über die Hinterachse (1,14 Meter), die massive C-Säule und der Dachspoiler runden die Ähnlichkeiten zu Land Rover ab.

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Ausbaufähige Verarbeitung

Der erste Blick in den Innenraum kann sich durchaus sehen lassen. Lenkrad und Sitze sind auch beim Basismodell beledert, Bildschirme vernünftig dimensioniert und im modernen Look arrangiert, und die Mittelkonsole wirkt aufgeräumt. Bei erneutem Hinschauen sieht das etwas anders aus. Das Armaturenbrett setzt sich aus (zu) vielen unterschiedlichen Materialien zusammen und alles unterhalb des Blickfelds lässt zu wünschen übrig: Billiger Kunststoff an der Türverkleidung und der Mittelkonsole will nicht so recht zum Anspruch passen, den der KGM optisch vermittelt.
Hier zeigt sich, dass man für einen günstigen Preis eben doch keine durchgehend hochwertigen Materialien bieten kann. Sparzwang hin oder her: Dass die Türen ungleichmäßige Spaltmaße aufweisen, hat damit nichts zu tun. Hier fehlt schlicht die Sorgfalt bei der Montage.
In Sachen Platzangebot gibt es nichts zu bemängeln. Dass der Actyon vorne genug Raum bietet, überrascht nicht wirklich, aber auch auf der Rückbank sitzen große Mitfahrer bequem und mit ausreichend Knie- und Kopffreiheit. Geräumig ist auch der Kofferraum, er fasst laut KGM 668 Liter und damit auf dem Papier mehr als ein VW Tiguan. Reisen mit der Familie sollten mit dem Actyon also kein Problem sein.
Zögerlicher Bordcomputer
Das Infotainment-System und das Kombiinstrument erinnern ein bisschen an BMW, gerade Drehzahl- und Geschwindigkeits-Darstellung könnten auch aus Bayern stammen. Das ist kein Schaden, denn die Bedienung funktioniert grundsätzlich gut und die Bildschirmmenüs sind logisch aufgebaut. Es mangelt jedoch spürbar an Rechenleistung. Verändert man etwa die Lautstärke, dann passiert das erst nach einer kurzen Denkpause. Und bei der Fahrt mit dem bordeigenen Navigationssystem hat sich der KGM selbst widersprochen: Laut Display hinter dem Lenkrad sollte die Abzweigung in 900 Metern kommen, laut dem in der Mittelkonsole in 400 Metern.
Schon das Basismodell bietet eine Reihe an Assistenten und Helferlein: Vom Spurhalter über den Abstandswarner bis hin zum automatischen Fernlicht ist das meiste an Bord, was heute Standard ist.
An die Größe des Actyon muss man sich erst gewöhnen – immerhin misst er 1,91 Meter in der Breite und 4,74 Meter in der Länge. Positiv aufgefallen ist der Redaktion daher das clevere Parksystem (Sonderausstattung). Hier kommen zwei am Außenspiegel angebrachte Kameras ins Spiel, die ein Live-Bild der vorderen Felgen liefern. Damit kann leicht und präzise an den Bordstein gefahren werden – das freut die serienmäßigen 20-Zoll-Leichtmetallfelgen.
KGM-SUV eher gemütlich denn sportiv

Verfügbar ist aktuell eine Motorisierung, ein 1,5-Liter-Benziner mit 163 PS und 280 Newtonmetern. Bei einem Gesamtgewicht von mehr als 1,5 Tonnen klingt das nicht übermotorisiert. Das volle Drehmoment liegt aber schon ab 1500 Touren an, weswegen sich der Vierzylinder ausreichend kräftig anfühlt. Wer keine sportlichen Ambitionen hegt, vermisst absolut keinen stärkeren Antrieb. Die Spitze liegt schließlich bei 191 km/h, mit Handschaltung bei 194 km/h.
Bei höheren Drehzahlen macht sich der Motor allerdings lautstark bemerkbar - wirklich gut gedämmt ist der Actyon nicht.
Das Sechsgang-Automatikgetriebe schaltet angenehm und sanft. Etwas störend ist da eher, dass sich das Getriebe nicht direkt von Vorwärts- auf Rückwärtsgang schalten lässt – gerade beim Wenden kann der Umweg über den Leerlauf nerven.
Übrigens: Der Actyon kommt in der Basis mit einem manuellen Getriebe, dann darf der Südkoreaner maximal 1500 Kilogramm ziehen. Wer für Automatikgetriebe und Allrad jeweils 2200 Euro Aufpreis zahlt, erweitert gleichzeitig die Anhängelast auf 1800 Kilogramm – wirklich viel ist auch das nicht.
KGM gibt einen kombinierten Verbrauch zwischen 8 und 9 Litern an. Schon auf dem Papier ist das nicht wenig und kommt auch daher, dass der KGM kein Hybridsystem mitbringt, das den Verbrauch senken könnte und bei den meisten Konkurrenten mittlerweile Standard ist. Wieviel der Benziner wirklich schluckt, muss ein kommender ADAC Test noch zeigen. Klar ist: Hier ist der Actyon nicht up-to-date. Zumindest noch nicht – KGM will bis Anfang 2026 auch einen Vollhybrid anbieten.
Das Fahrwerk wirkt in der Stadt etwas straff, auf der Landstraße oder auf der Autobahn ist der Actyon eher in seinem Element und federt verbindlicher. Auf eine beherzte Kurvenfahrt reagiert der Südkoreaner mit spürbarer Seitenneigung. Gerade dann liefert die Lenkung nur wenig Feedback und auf Lenkimpulse reagiert der Wagen leicht verzögert und etwas träge. Sonderlich sportlich ist er also nicht, besonders komfortabel aber auch nicht. Im Vergleich zu einem Land Rover oder BMW fällt der Actyon hier ab. Aber die fahren ja auch in einer anderen Preisliga.
Preis des KGM Actyon: ab 35.790 Euro
Angeboten wird der Actyon in drei Ausstattungslinien: Für 35.790 Euro gibt es die Basis "Core" mit reichlich Ausstattung wie Sitz- und Lenkradheizung, Navigation und 20-Zoll-Leichtmetallfelgen. Ab 39.450 Euro gibt es die Linie "Bliss", bei der das Automatikgetriebe, Totwinkelassistent und Keyless-Go dazukommen. Die gefahrene Top-Ausführung nennt sich "Lux" und beginnt bei 42.250 Euro.
Fazit: Der zweite Blick zählt
Gerade optisch macht der KGM was her. Bei Verarbeitung, Elektronik und Motor zeigt sich aber, dass noch reichlich Luft nach oben ist. Trotzdem: Wer mit diesen Abstrichen leben kann, kriegt viel Auto mit viel Ausstattung für wenig Geld. Als günstige und eher ungewöhnliche Alternative zu Tiguan und Co. ist der Actyon eine Überlegung wert – fürs Königshaus reicht es dann aber doch nicht.
KGM Actyon: Technische Daten
Technische Daten (Herstellerangaben) | KGM Actyon 1.5 T-GDI Lux 2WD Automatik (ab 04/25) |
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Motorart | Otto |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.497 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 120 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 163 |
Drehmoment (Systemleistung) | 280 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 5.000 U/min |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | n.b. |
Höchstgeschwindigkeit | 184 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 194 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 8,5 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 668 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.120 l |
Leergewicht (EU) | 1.580 kg |
Zuladung | 500 kg |
Anhängelast ungebremst | 500 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.500 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 5 Jahre oder 100.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.740 mm x 1.910 mm x 1.670 mm |
Grundpreis | 42.250 Euro |
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