Test BMW M3 Touring: Zwischen Rennstrecke und Möbelhaus
Von Andreas Huber

Sportmodelle aus Garching bei München haben ihren ganz eigenen Charme. Schon seit der ersten Generation des M3 setzt BMW auf ein fein aufeinander abgestimmtes Rezept, das immer in maximaler Fahrfreude im Alltag und auch auf der Rennstrecke endet.
BMW M3 Competition mit 530 PS im Test
Hoher Fahrspaß, aber auch hoher Verbrauch
Preis für die getestete Version: 107.200 Euro
Mit der sechsten Generation des M3 führte die M GmbH gleich zwei grundlegende Änderungen am Konzept durch: Zum einen gibt es den M3 seitdem auch mit Allradantrieb, zum anderen bietet BMW mit dem Touring längst auch einen Kombi an. Wer den wollte, musste bei früheren Modellgenerationen zum Edeltuner Alpina gehen. Den G80 (G81 als Kombi) gibt es bereits seit 2021, seit 2024 ist das Facelift-Modell auf der Straße, im BMW-Jargon auch LCI genannt (Life Cycle Improvement).
Sportliche Alltagsautos baut aber nicht nur BMW. Auch Modelle wie der Audi RS4 und der Mercedes-AMG C63 arbeiten nach dem Prinzip Alltags-Sportwagen. Aber wie alltagstauglich ist der BMW wirklich? Der ADAC hat den M3 als Touring getestet und verrät, ob der Spagat zwischen Sportgerät und Familienauto gelingt.
Optik: Aggressive Front polarisiert

Als der BMW M3 der Generation G80 auf den Markt kam, sorgte sein Erscheinungsbild für reichlich Diskussionen. Die Designabteilung der M GmbH verpasste dem Modell ein besonders auffälliges und aggressives Karosseriedesign – so markant wie nie zuvor in der Geschichte der 3er-Reihe. Die riesigen, fast schon bedrohlich wirkenden Nieren erinnern an das aufgerissene Maul eines Raubtiers.
Dezent-zurückhaltend? Davon ist beim M3 keine Spur! Gemeinsam mit den üppigen Lufteinlässen an der Frontschürze und den seitlichen Air Curtains entsteht eine Frontpartie, die klar signalisiert: Hier kommt ein Auto für die Überholspur.
In der Seitenansicht bleibt die Silhouette unverkennbar die eines aktuellen 3er – das gilt sowohl für die Limousine als auch für den Touring. Die Mischbereifung, serienmäßig aufgezogen auf eine Kombination aus 18- und 19-Zoll-Felgen, optional 19 und 20 Zoll, garantiert Straßenhaftung, während die verbreiterten Kotflügel am Heck nachdrücklich verdeutlichen, dass mit diesem BMW zu rechnen ist.
Das Heck wird von vier mächtigen Endrohren dominiert, die nicht nur optisch ein Statement setzen, sondern auch akustisch für sportliche Untermalung sorgen. Allerdings kann der aktuelle M3 in Sachen Klang nicht ganz mit legendären Sportmodellen aus Garching mithalten, wie der Test zeigt. Der Sound ist sportlich, aber kein orchestrales Highlight.
Innenraum: Schalensitze gegen Aufpreis im M3

Wie es sich für ein Sportmodell gehört, bietet BMW für den M3 optional sogar Vollcarbon-Schalensitze an, im getesteten Touring waren die bereits serienmäßigen Sportsitze verbaut. Sie bieten einen guten Kompromiss aus Komfort und Seitenhalt und sind somit für alle, die den M3 nicht nur dynamisch bewegen wollen, die erste Wahl.
Kontrolle behält der Fahrer oder die Fahrerin mithilfe eines dick aufgepolsterten Sportlenkrads samt 12-Uhr-Marke und bei Automatikmodellen Schalt-Paddels. Seit dem G80 trägt es zudem zwei rote M-Tasten, die Zugriff auf die Fahrdynamikeinstellungen erlauben. Dämpfereinstellung, Antriebscharakteristik, Lenkgefühl: all diese Parameter lassen sich individuell einstellen und sind dann über die Tasten jederzeit verfügbar.

Mit dem Facelift ist auch der M3 mit dem Curved Display von BMW ausgestattet, das digitales 12,3-Zoll-Kombiinstrument und 14,9-Zoll-Infotainmentbildschirm in einem Bauteil vereint. BMWs Operating System 8.5 erhält beim Sportmodell eigene Ansichten, die Optik orientiert sich zudem an den typischen M-Farben.
Der BMW M3 im ADAC Test

Der BMW M3 Competition Touring M xDrive Steptronic überzeugt im ADAC Test mit einer sehr hochwertigen Verarbeitung: Die Karosserie ist präzise gefertigt, die Materialqualität im Innenraum ist erstklassig, besonders mit der Lederoption. Im Alltag bietet der Touring viel Platz und einen variablen Kofferraum, allerdings fehlt eine Anhängerkupplung und der große Wendekreis von 12,6 Metern erschwert das Rangieren.
Das Kofferraumvolumen ist mit dem gewöhnlichen 3er Touring identisch, was keine Einbußen beim Platzangebot der Sportversion bedeutet. Die Reichweite ist durch den hohen und unzeitgemäßen Ecotest-Verbrauch von 10,3 l/100 km begrenzt, was häufige Tankstopps nötig macht. Bei sportlicher Gangart schnellt der Verbrauch selbstredend weiter nach oben. Ein Ökomobil ist der M3 definitiv nicht.
Die Kosten für einen M3 sind hoch: Neben dem Basispreis von über 107.000 Euro (Touring) fallen auch die laufenden Ausgaben für Versicherung und Steuer deutlich ins Gewicht. Im ADAC Ecotest erhält der BMW wegen seiner schlechten CO₂-Bilanz (273 g/km CO₂, Well-to-Wheel) nur zwei von fünf Sternen. Positiv ist jedoch die sehr gute Abgasreinigung, die Schadstoffwerte bleiben niedrig.
So fährt sich der BMW M3 Touring

Der rote Startknopf in der Mittelkonsole erweckt den Reihensechser unter der Haube zum Leben. Standardmäßig sind die Auspuffklappen beim Kaltstart geöffnet, was den Startvorgang emotionaler werden lässt: Der M3 röhrt deutlich vernehmbar. Wer seine Nachbarn schonen möchte, der kann den M3 aber klangtechnisch in den Bordeinstellungen zähmen. Bereits auf den ersten Metern mit dem getesteten M3 Touring wird klar: Dieser Kombi kann Alltag, möchte aber eigentlich viel mehr.
Das straff abgestimmte Fahrwerk schafft selbst im Komfortmodus Verbindlichkeit, wobei der Modus seinen Namen beinahe zu Unrecht trägt. Wirklich komfortabel wird der M3 nämlich nie, was konzeptbedingt aber in Ordnung geht. Die sportliche Grundauslegung wird durch die Fahrmodi auf Wunsch noch mal nachgeschärft.
Gleiches gilt für die ohnehin schon knackige Lenkung, die Rückmeldung gibt und verglichen mit den zivilen Versionen des 3ers etwas mehr an Kraft von der Person am Steuer einfordert. Mit ihr lässt sich der BMW sicher und präzise dirigieren, was mit 530 PS auch bitter notwendig ist.
Beim Tritt auf das Gaspedal stürmt der M3 untermalt vom Sound des Drei-Liter-Turbos nach vorne. Dabei hat der Motor über ein breites Drehzahlband Druck und wirkt eigentlich nie überfordert. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt mit dem getesteten Kombi in 3,6 Sekunden.
Aber auch die gemütliche Gangart kann der sportliche 3er. Wer den Gasfuß zügelt, die Klappen des Auspuffs schließt und vorausschauend fährt, kann den BMW im Alltag dezent bewegen und fällt nicht groß auf – sofern das mit der Optik des M3 überhaupt geht.
Technik: Optional mit Carbon-Keramik-Bremse
Serienmäßig verbaut BMW beim M3 eine M-Sportbremsanlage mit Stahlscheiben, optional ist für den Bayern auch eine Carbon-Keramik-Bremsanlage erhältlich, die aber nur für Freunde besonders sportlicher Fahrweise oder der Rennstrecke zu empfehlen ist. Gemessener Bremsweg: gute 33,0 Meter bei einer Vollbremsung aus 100 km/h.
Ein aktives M-Sportdifferenzial an der Hinterachse unterstützt den BMW bei dynamischen Kurvenfahrten und verteilt die Leistung je nach Fahraufgabe an das richtige Rad.
Verglichen mit einem normalen 3er wurde die Karosserie des M3 außerdem verstärkt, um den Wagen verwindungssteif zu bekommen. Neben vielen kleinen Maßnahmen darf jede Modellvariante eine Domstrebe aus drei Teilen an der Vorderachse ihr Eigen nennen, beim Touring kommen zusätzlich Torsionsstreben im Heckbereich zum Einsatz. Mehr Steifigkeit im Fahrzeug sorgt für mehr Agilität, Dynamik und Präzision beim Fahren.
Beim M3 CS und Touring CS kommen zudem weitere Leichtbaumaßnahmen zum Einsatz, die das Gewicht des Wagens reduzieren sollen. Beim Kombi wurden somit rund 15 Kilogramm eingespart.
Motor: S58 Reihensechszylinder mit bis zu 550 PS

Das Herzstück des BMW M3 ist sein Reihensechszylinder-Turbomotor. Das intern S58 genannte Drei-Liter-Hochdrehzahl-Aggregat ist mit zwei Turboladern ausgestattet, die je drei Zylinder mit Ladedruck versorgen. Eine indirekte Ladeluftkühlung und spezifische Verdichter optimieren die Leistungsausbeute der Motorenaufladung. In der Basis leistet der Motor 480 PS, in den Competition-Modellen sind es mit Heckantrieb 510 PS, seit dem Facelift leistet der Competition mit xDrive 530 PS.
Heftigste Ausbaustufe des S58 ist im M3 aber der 551 PS starke CS. Eine Anhebung des Ladedrucks und eine optimierte Motorsteuerung heben das Leistungsniveau bei dieser Modellvariante an. Bis auf den Einstiegs-M3 liefern alle Versionen bis zu 650 Nm an maximalem Drehmoment, der kleinste muss mit 550 Nm auskommen.
Nur der Basis-M3 setzt auf Hinterradantrieb und eine 6-Gang-Handschaltung. Ab den Competition-Versionen kommt optional mit xDrive ein Allrad ins Spiel, der sich auf Wunsch aber deaktivieren lässt. Puristen greifen daher seit 2021 mit Sicherheit zur Basis und verzichten auf die zusätzliche Motorleistung. Bei kommenden BMW-M-Modellen wird sich das vermutlich ändern, zu wenige kaufen das manuelle Getriebe, die Option soll also wegfallen.
Wer auch jetzt schon keine Lust auf Schalten hat, kommt in den Genuss der 8-Gang-Sportautomatik. Ihre Charakteristik lässt sich per Knopfdruck verstellen und bietet so einen guten Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit, was die Gangwechsel betrifft. Sie reagiert blitzschnell und hat fast immer den passenden Gang parat.
Preise: M3 ab unter 100.000 Euro
Die Speerspitze der BMW-3er-Reihe ist in keinem Fall ein Schnäppchen. Bereits das Einstiegsmodell mit Hinterradantrieb und Handschaltung kostete mindestens 95.100 Euro. Wer Allrad und mehr Leistung möchte, muss bereit sein, mindestens 106.200 Euro beim Händler zu lassen. Der Touring kostet 1000 Euro Aufpreis. Wer es noch brachialer möchte, greift zum zeitlich begrenzt verfügbaren M3 CS Touring. Hier werden mindestens 152.900 Euro fällig. Die Limousine des CS bietet BMW nicht mehr an.
Ausblick: Elektrischer M3 in Entwicklung
BMW fährt aktuell gut damit, den M3 mit Verbrennungsmotor auszustatten. Der Markenkern der Münchner ist nun mal der 3er, und besonders die Sportmodelle aus Garching umgibt ein gewisser Mythos. Kein Wunder also, dass die Einstellung des G80 zurzeit nicht zur Debatte steht.
Das gilt besonders auch mit Blick auf die Elektro-Strategie von BMW. 2026 kommt der erste vollelektrische 3er auf den Markt, der dann früher oder später auch von der M GmbH verfeinert wird. Trotz allem werden Interessierte die Wahlfreiheit behalten: Greife ich zum klassischen Konzept, oder will ich einen Elektro-Sportwagen, der Gerüchten zufolge weit über 1000 PS haben könnte? Der Markt wird es regeln.
Technische Daten BMW M3 Touring Competition
Technische Daten (Herstellerangaben) | BMW M3 Competition Touring M xDrive Steptronic (07/24 - 06/25) |
|---|---|
Motorart | Otto |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 2.993 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 390 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 530 |
Drehmoment (Systemleistung) | 650 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 6.250 U/min |
Antriebsart | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 3,6 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 233 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 10,3 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 500 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.510 l |
Leergewicht (EU) | 1.940 kg |
Zuladung | 430 kg |
Garantie (Fahrzeug) | Keine |
Länge x Breite x Höhe | 4.801 mm x 1.903 mm x 1.446 mm |
Grundpreis | 107.200 Euro |
ADAC Messwerte
| ADAC Messwerte (Auszug) | BMW M3 Touring Competition xDrive |
|---|---|
Überholvorgang 60–100 km/h | 2,0 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 33,0 m |
Wendekreis | 12,6 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 10,3 l Super/100 km, 273 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | ** |
Reichweite | 570 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 69,2 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1868 / 502 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 365 / 745 / 1325 l |
ADAC Testnoten
ADAC Testergebnis | BMW M3 Competition Touring M xDrive Steptronic (07/24 - 06/25) |
|---|---|
Karosserie/Kofferraum | 2,4 |
Innenraum | 2,3 |
Komfort | 2,3 |
Motor/Antrieb | 1,2 |
Fahreigenschaften | 1,9 |
Sicherheit | 1,1 |
Umwelt/EcoTest | 3,3 |
Gesamtnote | 2,1 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
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