Neuwagen: Muss man ein Auto erst einfahren?

Glücklicher Mann fährt Auto
Für mehr Fahrspaß: Bei einem neuen Auto nicht gleich Vollgas geben© iStock.com/FG Trade

Ist es heute überhaupt noch notwendig, einen Neuwagen einzufahren? Auch ein Elektroauto? Warum Sie es lieber vorsichtig angehen lassen sollten und wie man ein neues Auto richtig einfährt – die wichtigsten Infos und Tipps der ADAC Experten.

  • Vermeiden Sie auf den ersten Kilometern zu hohe Drehzahlen

  • Defensives Fahren ist gut für die Haftungsentwicklung der Reifen

  • Auf den ersten Kilometern ist ein höherer Bremsdruck möglich

Ihr neues Fahrzeug steht abfahrbereit auf dem Hof des Händlers, und Sie möchten es am liebsten sofort voll ausfahren? Das ist verständlich, aber keine wirklich gute Idee. Denn jeder Neuwagen sollte möglichst optimal eingefahren werden.

Vermeiden Sie es also, mit einem Verbrennungsmotor gleich auf den ersten Kilometern mit hoher Drehzahl unterwegs zu sein oder generell die Bremsbeläge durch harte Bremsmanöver unnötig zu belasten. Dann haben Sie nicht nur mehr, sondern vor allem auch länger Freude an Ihrem neuen Auto.

Mit diesem Motto fahren Sie einen Neuwagen grundsätzlich gut ein: Neues Auto = überlegter Fahrstil!

Warum muss man Neuwagen einfahren?

Eine Frau fährt lächelnd Auto
Wer sein Auto mit Bedacht einfährt, hat länger Freude daran© iStock.com/DjelicS

Generell gilt laut ADAC Experten: In der Regel hat das Einfahren bei modernen Fahrzeugen deutlich an Bedeutung verloren, doch ein maßvoller Umgang mit dem Neuwagen schadet keinesfalls.

In erster Linie betrifft das Einfahren bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren die Komponenten Motor und Getriebe. Denn zahlreiche mechanische Teile, wie z.B. Kolben und Zylinder, reiben im Betrieb leicht aneinander. Da es auch heute noch – trotz immer präziserer Herstellungsprozesse bei der Produktion von Neuwagen – zu kleineren Ungenauigkeiten kommt, müssen sich die mechanischen Teile für einen gewissen Zeitraum zunächst einlaufen. Erst dann passen sie optimal zueinander.

Beschleunigen Sie anfangs möglichst gemächlich und vermeiden Sie auf jeden Fall dauerhaft hohe Drehzahlen – insbesondere bei einem kalten Motor. Auch viele und extreme Kurzstrecken innerhalb kurzer Zeit sind eher nachteilig beim Einfahren. Halten Sie sich für die ersten 1000 bis 3000 Kilometer an diese Empfehlung.

Wann wird das Öl erstmals gewechselt?

Dank geringerer Fertigungstoleranzen haben sich etwa die Abstände beim Ölwechsel heute stark vergrößert. Früher wurde bei neuen Pkw der erste Ölwechsel zum Teil schon nach 1000 Kilometern durchgeführt, der zweite bei 5000 und der dritte bei 10.000 Kilometern, um den Abrieb im Öl früh loszuwerden.

Moderne Fahrzeuge können mit der ersten Ölfüllung teilweise bis zu 30.000 Kilometer gefahren werden, weil durch die exaktere Produktion und genauere Waschvorgänge vor der Montage deutlich weniger metallischer Abrieb im Öl landet.

Grundsätzlich gilt: Beachten Sie (sofern vorhanden) die Hinweise zum Einfahren in der Bedienungsanleitung Ihres Fahrzeugs.

Wie fährt man Motor und Getriebe ein?

Überfordern Sie beide Komponenten im Rahmen des Einfahrens nicht – das gilt vor allem für den Motor. Ein Getriebe sollten Sie grundsätzlich immer mit der gegebenen Vorsicht behandeln.

Drehen Sie einen Diesel im Einfahrprozess nicht über etwa 3500 Umdrehungen, einen Benziner nicht über etwa 4500 Umdrehungen. Aber auch kräftiges Gasgeben bei niedrigen Drehzahlen ist unvorteilhaft, weil damit Reibungskräfte im Motor und Getriebe ansteigen. Über die ersten paar Tausend Kilometer können Sie die Geschwindigkeit und die Maximaldrehzahl kontinuierlich steigern.

Auch die erlaubte Höchstgeschwindigkeit Ihres Neuwagens sollten Sie anfangs nicht ausreizen, weil dann dauerhaft hohe Motordrehzahlen anliegen.

Muss man auch Elektroautos einfahren?

Bei Elektroautos gilt für Fahrwerk, Stoßdämpfer, Federn und Bremsen das Gleiche wie für Autos mit Verbrennungsmotor. Auch die Reifen müssen bei E-Autos eingefahren werden. Der Elektroantrieb selbst benötigt dagegen keine besondere Einfahrphase.

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Einfahren: Das gilt für alle Autos

Einfahren der Reifen

Ein eher defensives Fahren ist auch gut für die Haftungsentwicklung der Reifen. Bringen Sie neue Reifen während der ersten etwa 500 Kilometer möglichst nicht an ihr Haftungslimit. Die Reifen bei Neuwagen (und natürlich neue Reifen generell) können erst nach einigen Hundert gefahrenen Kilometern ihr maximales Gripniveau entwickeln. Vorsicht besonders auf nassen Straßen: Hier ist der Bremsweg bei neuen Reifen ohnehin länger als bei eingefahrenen.

Einfahren der Bremsen

Die Bremsen sind in der Regel bereits nach einigen Bremsvorgängen gut eingefahren. Belag und Scheibe werden dabei aufeinander eingeschliffen. Achten Sie allerdings darauf, dass auf den ersten 200 bis 300 Kilometern ein höherer Bremsdruck möglich sein kann, damit Sie die gleiche Bremswirkung wie bei eingefahrenen Bremsen erzielen.

Einfahren des Fahrwerks

Für das Fahrwerk ist der Einfahrprozess im Vergleich weit weniger wichtig. Die mechanischen Bauteile Stoßdämpfer, Federn und Achsgelenke danken es Ihnen im Zweifel aber mit längerer Lebensdauer, wenn sie während der Einfahrphase noch nicht sofort eine maximale Beladung tragen und abfedern müssen.

Auto einfahren – so geht's

Grundsätzlich sollten Sie das neue Auto während des Einfahrens auf den ersten etwa 500 bis 1000 Kilometern nach Möglichkeit nicht an sein technisches Limit bringen, egal, um welche Komponenten es sich handelt.

Als ideal zum Einfahren erweisen sich längere, gemütliche Touren über Land.

Fachliche Beratung: Maximilian Bauer, ADAC Technikzentrum