wirkaufendeinauto.de: Wie seriös ist die Online-Plattform?

Ein Autoverkäufer fährt bei wirkaufendeinauto.de vor – der Preis ist dort in der Regel niedriger als bei einem Verkauf an Privat. Dafür ist der Aufwand geringer© Theo Klein

Wenn Sie Ihren Gebrauchtwagen an Portale wie wirkaufendeinauto.de verkaufen wollen, sollten Sie ein paar Dinge beachten. Was Mitgliedern berichten – und ADAC Tipps für Verkäufer.

  • Gebrauchtwagen-Check in ADAC Prüfzentren

  • ADAC Gebrauchtwagenpreis-Rechner

  • Privatverkauf bringt in der Regel höheren Preis

Autoverkauf bei wirkaufendeinauto.de

ADAC Mitglied Heike S. ging es wie vielen, die ihr Auto verkaufen: Keine Lust auf E-Mails, Anrufe von Interessenten, Probefahrten und Auto abmelden – sie recherchiert im Internet Preise ähnlicher Autos und lässt sich von der Ankaufplattform wirkaufendeinauto.de ein Angebot machen. Heike S. reicht alle Daten und Handyfotos ihres elf Jahre alten BMW Touring ein, eines auf dem Markt sehr gefragten Kombis. 3932 Euro bietet wirkaufendeinauto.de und erhöht um 200 Euro, nachdem Heike S. ein paar Tage nicht auf E-Mails reagiert.

Dann vereinbart sie einen Termin. Ein Mitarbeiter dreht mit dem BMW eine Runde über den Hof von wirkaufendeinauto.de und untersucht in einer Halle den Wagen. Er findet einen leichten Ölverlust und einen kleinen Schaden vorne links, aber nach Rücksprache mit der Zentrale in Berlin bestätigt er das Kaufangebot. Ohne Abzug.

Bei einem Verkauf an Privat hätte Heike S. wahrscheinlich 1000 Euro mehr bekommen. Aber so ist das Auto ohne viel Aufwand weg, bleibt auf dem Hof von wirkaufendeinauto.de, die den Kaufpreis überweisen und sich um die Abmeldung kümmern.

Stichprobe bei wirkaufendeinauto.de

Bei einer Stichprobe der ADAC Redaktion 2017 waren die Erfahrungen mit der Plattform nicht so gut wie im aktuellen Fall: Drei Autos von Mitarbeitenden wurden beim Gebrauchtwagen-Check in einem ADAC Prüfzentrum untersucht und unter Berücksichtigung aller festgestellten Mängel wurde ein Händler-Einkaufswert ermittelt. Bei allen drei Wagen lagen die online gemachten Angebote sogar etwas höher. Die Ernüchterung kam aber dann beim Termin vor Ort.

Nach Probefahrt und Check durch einen Mitarbeitenden von wirkaufendeinauto.de gingen die Offerten deutlich runter. Besonders krass war die Differenz bei einem Mercedes Benz 220 CDI Kombi: Online hatte wirkaufendeinauto.de nach Angabe aller Daten einen Marktpreis von 6833 Euro ermittelt. Vor Ort wurde daraus ein Angebot von 3610 Euro.

Von solchen Erfahrungen berichteten auch viele ADAC Mitglieder. "Hier wird man mit Lockangeboten durch die Bewertung seines Autos vorab im Internet in die Irre geführt", schrieb ein Mann, "vor Ort wird nur noch ein Bruchteil der Summe genannt."

Ein Gebrachtwagen wird im ADAC Prüfzentrum auf Mängel geprüft
In den Prüfzentren der ADAC Regionalclubs können Sie Ihr Auto vor dem Verkauf untersuchen und einen Händler-Einkaufswert bestimmen lassen© Theo Klein

"Eine verallgemeinernde Aussage, dass der Online-Preis nicht realistisch ist, kann so nicht getroffen werden, da der finale Verkaufspreis abhängig ist von individuellen Fahrzeugfaktoren ", teilte wirkaufendeinauto.de damals schriftlich der ADAC Redaktion mit. Der Marktpreis sei ein statistischer Referenzwert, erst die Begutachtung vor Ort und die Nachfrage am Markt ergäben den Direktverkaufspreis.

Erfahrungen von ADAC Mitgliedern

Regelmäßig schreiben der ADAC Redaktion Mitglieder, was sie mit wirkaufendeinauto.de erlebt haben – in der Mehrzahl schildern sie negative Erfahrungen. Eine kleine Auswahl von stark verkürzten Zuschriften, die Namen sind der Redaktion bekannt:

  • "Ich habe mein Auto über wirkaufendeinauto.de zum Verkauf angeboten, in der Hoffnung, einen halbwegs realistischen Preis und schnellen Ablauf zu erhalten. Weit gefehlt. Das Preisangebot lautete 6707 Euro für einen W246, Baujahr 2012, mit 11.000 Kilometern... Den Wagen habe ich schließlich über Kleinanzeigen für 8500 Euro an den Mann gebracht. Danach fühlte ich mich nur noch genervt und bedrängt von permanenten E-Mails von wirkaufendeinauto.de: '...letzte Chance zum Verkauf, es wird Zeit...' Ich wollte meinen Auftrag einfach stornieren, aber das geht schlichtweg nicht."

  • "Das Angebot für meinen Mercedes 200 glb lautete 31.399 Euro, gut sieben Mal per Mail und SMS bestätigt... Der Mitarbeiter vor Ort hat sich das Fahrzeug angesehen und sagte alles top... Nach 10 Minuten kam er mit seinem Tablet und sagte, die Marktlage lasse nur einen Preis von 28.453 Euro zu. So eine Abzocke."

  • "Der online zugesagte Preis wurde anstandslos beibehalten, obwohl ein paar Kleinigkeiten Grund für einen Abzug gegeben hätten... In 60 Minuten war alles über die Bühne, das Geld am Folgetag auf meinem Konto, und ich habe die Abmeldebestätigung erhalten. Problemloser geht es nicht."

  • "Für mein Wohnmobil, Baujahr 1991, habe ich ein fast schon beleidigendes Angebot von 828 Euro erhalten... Inzwischen habe ich es privat für 12.000 Euro verkauft. Ich bin fassungslos, wie diese Firmen Menschen abzocken."

  • "Es gab eine attraktive Onlinebewertung für meinen 8 Jahren alten Golf Sportsvan... Beim Termin vor Ort wurde das Ankaufsangebot von 9500 auf 6500 Euro reduziert. Begründet wurde dies mit angeblich spröden Reifen und einem angeblichen unrunden Laufen des Motors im Leerlauf... Ich habe das Auto schließlich an einen Händler für 8300 Euro verkauft."

  • "Laut Online-Angebot sollten wir für einen Oldtimer Volkswagen Golf II 945 Euro erhalten. ...Wir bekamen einen Anruf aus Berlin mit der dringenden Empfehlung, sofort einen Termin zu machen. ... Nach der Inspektion wurden nur 326 Euro bezahlt, ... obwohl das Auto keinen Unfall hatte, sondern lediglich einige kleine Beulen... Es war ein Notverkauf, da die Besitzerin dringend das Geld brauchte... Ich würde keinem diese Plattform empfehlen."

ADAC: Wertermittlung vor Verkauf

Markus Sippl, Experte aus dem ADAC Technikzenrum Landsberg, empfiehlt allen, die ihr Auto verkaufen möchten, erst mal eine Preisrecherche. "Bevor Sie bei einem Neuwagenkauf bei einem Händler fragen, was er bei einer Inzahlungnahme des Gebrauchten anbietet", sagt Sippl, "informieren Sie sich in den gängigen Online-Börsen, wie ähnliche Autos gehandelt werden, und nutzen Sie unseren ADAC Gebrauchtwagen-Rechner." Der Rechner liefert nach Eingabe der relevanten Fahrzeugdaten schnell den Händler-Verkaufspreis Ihres Autos.

Mängel kann der Rechner natürlich nicht entdecken. Das geht nur über einen Gebrauchtwagen-Check in einem ADAC Prüfzentrum. Sippl: "So werden auch Mängel festgestellt, die nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind, diese Absicherung hilft bei einem Verkauf."

Beim ADAC Gebrauchtwagen-Check erfahren Sie neben dem aktuellen Händler Ein- und Verkaufspreis Ihres Autos auch, welche Mängel festgestellt wurden, die sich auf den Wert Ihres Fahrzeugs auswirken können. So sind Sie bestens für den Verkauf oder die Inzahlungnahme vorbereitet.

Der höchste Preis, so Sippl, lasse sich aber in der Regel bei einem Verkauf an Privatleute erzielen: "Wenn Sie genug Zeit und die Geduld für Anrufe, E-Mails und Probefahrten haben, bekommen Sie so für Ihr Auto am meisten Geld."

Was Sie bei einem Verkauf an Privatleute beachten sollten und einen Muster-Kaufvertrag finden Sie hier.

Welche Erfahrungen haben Sie mit wirkaufeneinauto.de oder anderen Auto-Ankaufportalen gemacht? Schreiben Sie der ADAC Redaktion: redaktion@adac.de