Lichtassistenten: Diese Systeme sorgen für mehr Sicherheit
Wer sich einen Neuwagen kauft, sollte sich vorab gut über die verfügbaren Assistenzsysteme informieren – auch beim Licht. Der ADAC hat eine Übersicht erstellt, damit bei der Wahl von Fernlichtassistent, Kurvenlicht oder Abbiegelicht keine Fragen offen bleiben.
Zahlreiche Lichtfunktionen und -assistenten auf dem Markt
Viele Systeme nur optional und gegen Aufpreis erhältlich
Intelligentes Licht kann viele Unf älle verhindern
Automatisches Abblendlicht: Die Lichtautomatik
Das automatische Abblendlicht (Lichtautomatik) ist mittlerweile in allen Fahrzeugklassen entweder bereits serienmäßig oder zumindest als Sonderausstattung zu finden. Die Schaltung unterstützt den Fahrer, in dem sie bei Dämmerung oder Tunnelfahrten das Abblendlicht automatisch an- bzw. ausschaltet. Die Regelung geschieht im einfachsten Fall durch Fotodioden, die das einfallende Umgebungslicht auswerten und so unzureichende Lichtverhältnisse bestimmen können.
Bei fortschrittlicheren Systemen werden zudem weitere Daten wie z.B. des Regensensors oder die Geschwindigkeit zur Beurteilung verwendet. So ist es möglich, auch in Situationen das Abblendlicht zuzuschalten, die durch die Fotodiode allein nicht erkannt werden – zum Beispiel bei schlechter Sicht durch Regen.
Nebel wird häufig nicht erkannt, weshalb das Abblendlicht auch nicht aktiviert wird. Hier muss der Fahrer zwingend manuell eingreifen und dafür sorgen, dass er von anderen Verkehrsteilnehmern ausreichend gesehen wird.
Problematisch ist hier der Umstand, dass bei heutigen Fahrzeugen immer häufiger keine Fahrlichtanzeige im Fahrzeug zu finden ist und der Fahrer nur schwer erkennen kann, ob die Lichtautomatik die Situation richtig erkannt hat oder nicht. Der Fahrer darf sich daher auf die Lichtautomatik nicht voll verlassen und ist dafür verantwortlich, das Abblendlicht mit zugehöriger Begrenzungs- und Schlussbeleuchtung bei schlechten Sichtverhältnissen eingeschaltet zu haben.
Die Lichtautomatik kann auch ein Entladen der Starterbatterie verhindern, wenn das Licht versehentlich angelassen wurde. Bei vielen Fahrzeugen wird das Licht nämlich bei Fahrtende automatisch ausgeschaltet, auch wenn das Abblendlicht manuell aktiviert ist.
Abbiegelicht: So funktioniert's
Als Abbiegelicht wird ein Lichtsystem bezeichnet, welches bei geringen Geschwindigkeiten den unmittelbaren seitlichen Bereich vor dem Fahrzeug ausleuchtet. Es ist immer mit einem aktiven Abblendlicht gekoppelt und wird entweder durch Betätigung des Blinkers oder ab einem bestimmten Lenkwinkel aktiviert. Die seitliche Ausleuchtung ist insbesondere im innerstädtischen Bereich von Vorteil, um querende Fußgänger früher erkennen zu können. Technisch wird das System auf verschiedene Arten realisiert:
Abbiegelicht via Nebelscheinwerfer
Einfache Systeme aktivieren zur besseren Seitenausleuchtung lediglich den jeweiligen Nebelscheinwerfer rechts oder links. Diese kostengünstige Umsetzung stellt allerdings nur einen Kompromiss dar, denn diese Scheinwerfer sind nicht für diesen Einsatzzweck optimiert. Entsprechend mäßig ist somit nicht nur die Ausleuchtung zur Seite, sondern auch die Leuchtweite.
Abbiegelicht integriert im Hauptscheinwerfer
Besser sind Systeme, die das Abbiegelicht direkt in den Hauptscheinwerfer integriert haben: Hier wird das Licht gezielt und differenziert auf den Boden geworfen. Dies wird meist durch separate LEDs (Leuchtdioden) ermöglicht, die bei Bedarf zugeschaltet werden. Seitlicher Abstrahlwinkel und Leuchtweite sind bei dieser Lösung besser als beim Zuschalten der Nebelscheinwerfer. Durch die höhere Position der Hauptscheinwerfer ist auch der Winkel zur Straße günstiger, die Blendgefahr sinkt.
Im Scheinwerfer integrierte Systeme weisen gegenüber zweckentfremdeten Nebelscheinwerfern deutliche Vorteile auf und sind die bessere Option. Als Käufer sollte man daher darauf achten, ob man tatsächlich ein dediziertes Abbiegelicht erhält oder lediglich die Freischaltung einer Zusatzfunktion der vorhandenen Scheinwerfer bezahlt.
Gibt es die Bestellmöglichkeit eines separaten Abbiegelichts nicht, sollte wenigstens die Realisierung über die Nebelscheinwerfer geordert werden. Denn gerade im innerstädtischen Bereich ist jedes zusätzliche Licht, das hilft, andere Verkehrsteilnehmer früher zu erkennen und somit Unfälle zu vermeiden, eine sinnvolle Ergänzung.
Kurvenlicht: Die Beleuchtung lenkt mit
Die Idee, bei Kurvenfahrten auch in die Kurven hinein zu leuchten, ist sehr alt. Bereits vor 100 Jahren wurden erste mitlenkende Scheinwerfer bzw. Linsen entwickelt. Im Gegensatz zum Abbiegelicht wird nicht nur der unmittelbare seitliche Bereich ausgeleuchtet, sondern durch eine relativ geringe Winkeländerung des kompletten Abblendlichtes ein "Hineinsehen" in Kurven erreicht. Bisherige Systeme bestimmten ausschließlich über den Lenkwinkel die nötige Verstellung der Linsen.
Durch den Einzug von Kamerasystemen können durch optische Auswertung des Straßenverlaufs die Kurven schon ausgeleuchtet werden, bevor der Fahrer in diese eingelenkt hat. Darüber hinaus erkennt der Lichtassistent das Kurvenende und passt die Ausleuchtung entsprechend an. Die Kopplung des Lichtsystems an eine Frontkamera oder ans GPS ist unabhängig von der verwendeten Lichttechnik, dennoch sind die neuesten technischen Innovationen im Bereich des Kurvenlichts nahezu ausschließlich in Verbindung mit LED-Scheinwerfern zu finden.
Kurvenlicht mit schwenkbaren Linsen/Scheinwerfern
Früher wurden Kurvenlichter ausschließlich über mechanische Bewegungen der Scheinwerfer bzw. der Linsen umgesetzt. In heutigen Systemen wird dieser Aufwand nur noch in High-End-Systemen getrieben, wo in erster Linie der Lenkwinkel als Regelgröße zur Ansteuerung verwendet.
Als sicherheitskritisches Bauteil werden an das Lichtsystem hohe Anforderungen gestellt – dementsprechend aufwändig ist es, die beweglichen Elemente nicht nur präzise, sondern auch zuverlässig in der Funktion auszulegen. Gelingt dies, sind schwenkbare Linsen immer noch bestens geeignet, mögliche Blendungen anderer Verkehrsteilnehmen zu verhindern. Doch die Kosten sind relativ hoch, weshalb diese Technik bevorzugt bei modernsten LED-Scheinwerfern in der Mittel- und Oberklasse umgesetzt wird.
Kurvenlicht durch Zuschalten von Lichtsegmenten
Da bei LED-Systemen nicht nur eine Lichtquelle – wie bei Halogen oder Xenon – zur Verfügung steht, kann durch gezieltes Zuschalten einzelner LEDs bestimmt werden, welche Bereiche im seitlichen Lichtkegel des Fahrzeuges ausgeleuchtet werden.
Werden jedoch nur einzelne LED-Segmente zugeschaltet, ist der Vorteil des Kurvenlichts nicht mehr so deutlich sichtbar. Matrix-LED-Systeme der günstigeren Bauart können zwar einzelne Segmente ansteuern, jedoch sind die Bereiche, die durch LEDs einzeln ausgeleuchtet werden können, bisher noch zu groß, um diese auch bei Gegenverkehr einsetzen zu können. Hier können vor allem Systeme überzeugen, die auch in der Kurve eine deutliche Hell-Dunkel-Abgrenzung aufweisen.
Dieser Umstand könnte sich schon in naher Zukunft ändern: Hochauflösende LED-Systeme werden ein sehr feines Raster aufweisen, wodurch es möglich sein wird, eine sehr genaue, auf den Straßenverlauf und die Verkehrssituation abgestimmte Fahrbahnausleuchtung zu erzielen. Mit ihnen können besonders enge Kurven durch das proaktive Ausleuchten besser überblickt und Gefahren früher erkannt werden. Prinzipiell kann eine Kopplung mit GPS bzw. Frontkamera und Scheinwerfer mit jedem Leuchtmittel kombiniert werden. Tatsächlich sind diese momentan aber nur bei LED-Systemen der Oberklasse zu finden.
Fernlichtassistent: Länger mit Fernlicht unterwegs
Die richtige Nutzung des Fernlichtes bietet einen deutlichen Sicherheitsgewinn: Eine bessere Ausleuchtung der Straße lässt den Fahrer Gefahren früher und zuverlässiger erkennen. Doch dieser auf maximale Reichweite optimierte Lichtmodus wird deutlich seltener genutzt als es möglich und sinnvoll wäre. Warum? Das manuelle Ein- und Ausschalten des Fernlichts stellt eine zusätzliche Aufgabe für den Fahrer dar – und viele Fahrer denken nicht daran, das Fernlicht zu aktivieren. Um diesen Umstand zu verbessern, werden seit einigen Jahren Systeme angeboten, die das Fernlicht bei Nacht selbstständig zu- und abschalten.
Bei den statischen Fernlichtassistenten werden mit Hilfe einer Kamera vorausfahrende sowie entgegenkommende Fahrzeuge erkannt und das eigene Fernlicht entsprechend gesteuert. Die anteilige Zeit, in der aufgrund des Automatismus mit Fernlicht gefahren wird, steigt deutlich an, was zu einem Plus an Sicherheit führt – auch für den Gegenverkehr. Denn die Blendgefahr für entgegenkommende Verkehrsteilnehmer nimmt ab, da das rechtzeitige Abblenden nicht vergessen werden kann.
Mit dem dynamischen Fernlichtassistenten wurde eine weitere Entwicklungsstufe erreicht, die in neueren Fahrzeuggenerationen mit hochauflösenden Frontkameras und LED-Scheinwerfern vermehrt zum Einsatz kommt: Das Fernlicht ist bei Dunkelheit ständig aktiviert. Damit andere Verkehrsteilnehmer trotzdem nicht geblendet werden, nimmt der dynamische Fernlichtassistent einzelne Objekte durch partielle Abschaltung der entsprechenden Lichtsegmente gezielt aus dem Fernlichtkegel heraus. Bei Xenon-Systemen wird diese Funktion noch über ein mechanisches Blendensystem realisiert.
Bei kostengünstigen Systemen geschieht die Aussparung sehr rudimentär und grob. Bei hochauflösenden Matrix-Scheinwerfern ist es heute aber möglich, die Lichtverteilung so fein zu dosieren, dass nicht nur ein, sondern eine Vielzahl von Objekten gezielt und äußerst exakt vom eigenen Lichtkegel ausgenommen werden können. Der Fahrer bemerkt kaum noch, dass Teile des Fernlichts nicht aktiv sind.
Ob der Fernlichtassistent aktiviert ist, erkennt der Fahrer am leuchtenden Fernlicht-Symbol, in dem ein "A" (für Automatik) integriert ist.
Intelligente Lichtsysteme passen sich an
Moderne Matrix-LED-Systeme können die Straße dank Anbindung an Frontkamera, GPS und andere Sensoren des Fahrzeugs auch je nach Wetter und Örtlichkeit optimal ausleuchten – zum Beispiel auf der Autobahn, im Stadtverkehr oder bei Regen und Nebel.
Autobahnlicht: Mehr Licht nach vorne
Das Autobahnlicht hilft dem Fahrer, in dem der Lichtkegel möglichst weit direkt vor das Fahrzeug gebracht wird, um eine höhere Sichtweite zu erzielen. Normalerweise ist Fernlicht ja auf der Autobahn meist unerwünscht, da es den Gegenverkehr jenseits der Leitplanke blenden würde: Die Lichtreichweite wird beim Autobahnlicht also maximal erhöht, ohne dass eine Blendung anderer Verkehrsteilnehmer auftritt. Mangels unmittelbaren Gegenverkehrs kann die linke Fahrbahnseite trotzdem stärker ausgeleuchtet als zum Beispiel auf Landstraßen.
Stadtlicht: Breiter ist sicherer
Das so genannte Stadtlicht berücksichtigt die besonderen Anforderungen innerorts: Durch eine Verbreiterung des Lichtkegels wird die seitliche Ausleuchtung verbessert, um zum Beispiel Fußgänger oder Hindernisse früher erkennen zu können.
Schlechtwetterlicht: Weniger Eigenblendung
Starker Regen ist immer eine Herausforderung für den Fahrer: Nicht nur die Sicht ist schlecht – die nasse Fahrbahn spiegelt das Licht des Fahrzeugs auch noch stark. Das intensive Anleuchten der Regentropfen (oder auch Schneeflocken) blendet den Fahrer zusätzlich. Einige Lichtsysteme können darauf reagieren, in dem sie den Lichtkegel verändern. Dieser wird in der Regel etwas näher – zum Fahrzeug hin – verschoben und die Breite erhöht. So steigt die Sicht im Nahbereich an und Hindernisse bzw. Gefahren werden bei den wetterbedingt niedrigen Geschwindigkeiten besser erkannt.
Fazit: Intelligentes Licht rettet Leben
Obwohl seit Jahren die Gesamtzahl der getöteten und verletzten Verkehrsteilnehmer rückläufig ist, zeigen Statistiken: In der Nacht ist das Unfallrisiko immer noch deutlich höher als am Tag. So entsprechen Nachtfahrten nur rund 20 Prozent des gesamten Verkehrsaufkommens, doch die Verteilung der 2016 getöteten Verkehrsteilnehmer zeigt, dass 46,5 Prozent bei Dunkelheit verunglückten. Auch als Fahrzeuginsasse ist nachts eine ähnliche Häufung mit 33,5 Prozent aller tödlich verunglückten Personen feststellbar (Quelle: Destatis).
Die Weiterentwicklung moderner Lichtsysteme kann also helfen, die Unfallzahlen weiter zu reduzieren. Durch die technologischen Fortschritte der letzten Jahre sind heutige Lichtassistenten leistungsfähig wie nie zuvor. Dabei ist nicht allein die Helligkeit ausschlaggebend, sondern insbesondere intelligente, assistierte Lichtsysteme, welche dem Fahrer auch in unübersichtlichen Situationen eine bestmögliche Ausleuchtung der Straße und der Verkehrssituation bieten. Diese Systeme können Gefahren früher erkennen und so Unfälle abmildern oder im optimalen Fall sogar komplett vermeiden.
ADAC Tipps für Verbraucher
Gutes Licht kann Leben retten! Beim Fahrzeugkauf sollte das Geld eher in Sicherheitssysteme als in optische Aufbesserungen investiert werden
Eine gute Fahrzeugausstattung im Bereich Licht bietet nicht nur eine verbesserte Sicherheit, sondern erhöht auch den Wiederverkaufswert des Fahrzeuges
Gutes Licht verbessert nicht nur die Sicht, sondern entlastet auch den Fahrer, so dass die Gefahr von vorzeitigem Ermüden verringert wird
Mit den Assistenzsystemen sollte man sich gut vertraut machen, sie können oft mehr als man denkt. Durch ihre Unterstützung wird man weniger vom Fahren abgelenkt. Die Zeit, das Handbuch des Fahrzeugs genau zu studieren, ist gut investiert
Fachliche Beratung: Burkhard Böttcher, ADAC Technikzentrum Landsberg