Unbewirtschaftete Rastplätze: Der große Test

Mach mal Pause: Rastplatz Kirchholz an der A8 von Augsburg nach München ∙ Bild: © ADAC/Martin Hangen, Video: © ADAC e.V.

Ekel-Alarm an der Autobahn? Der ADAC hat 50 unbewirtschaftete Rastplätze mit WC entlang der großen Reiserouten getestet – mit teils erschreckenden Ergebnissen.

  • Mehr als jede fünfte Anlage fällt durch

  • Fast die Hälfte der Rastplätze "gut" oder "sehr gut"

  • Größte Mängel: Sicherheit, Sauberkeit, Barrierefreiheit

Anhalten oder weiterfahren? Gerade auf längeren Autofahrten sind Pausen nicht nur wichtig, sondern unumgänglich. Ist keine Raststätte in der Nähe, muss es auch mal ein Rastplatz mit WC-Häuschen tun. Immer wieder erreichen den ADAC Beschwerden über den Zustand dieser mehr als 1500 unbewirtschafteten Rastanlagen in Deutschland. Daher hat der Club zum nunmehr dritten Mal nach 2009 und 2018 insgesamt 50 Rastplätze entlang der 15 längsten Autobahnen inkognito getestet.

Die Ergebnisse decken sich weitgehend damit, was Pkw-Fahrende in einer Online-Umfrage des ADAC äußerten: Oftmals wirkten die Rastplätze ungepflegt, gerade die Toilettenanlagen waren verschmutzt oder schlecht ausgestattet. Und auch in puncto Sicherheit und Barrierefreiheit gibt es viel zu tun. Bitter: Seit dem letzten Rastplatz-Test 2018 hat sich die Situation kaum verbessert.

An diesen Autobahnen war das ADAC Team unterwegs

A1
A2 und A44
A3 und A61
A4
A5 und A81
A6
A7 und A20
A8 und A93
A9 und A14

Mehr als jede fünfte Anlage fällt durch

Die ADAC Tester prüften jeden Rastplatz in den Kategorien "Sanitäre Anlagen", "Außenanlage", "Verkehr und Parken" sowie "Persönliche Sicherheit". Immerhin: 44 Prozent, also fast die Hälfte der Plätze, wurden mit den Noten "gut" oder "sehr gut" bewertet. Mehr als jede fünfte Anlage fiel allerdings als "mangelhaft" oder sogar "sehr mangelhaft" durch.

Der Rastplatz Engelmannsbäke (A1 Bremen–Münster) schnitt als eine von zwei Anlagen mit "sehr gut" ab: Der gesamte Platz war sauber und gepflegt, erschien ausreichend beleuchtet und effektiv geschützt gegen Lärm. Zudem gab es einen zentral gelegenen Notruf und einen Wasseranschluss im Außenbereich.

Das Kontrastprogramm erlebten die Testpersonen etwa auf dem Rastplatz Stadtwald (A3 Frankfurt–Würzburg): extrem verschmutzte Dixi-Klos statt funktionsfähiger Sanitärhäuschen, leere Seifenspender, keine Behindertenparkplätze, keine ausreichende Beleuchtung. Damit bekam Stadtwald als einer von fünf Plätzen die Gesamtnote "sehr mangelhaft".

Hygiene: Häufig mangelnde Reinigung

Mann wäscht sich die Hände auf einem unbewirtschafteten Rastplatz
Nicht auf jedem Rastplatz waren die Toilettenhäuschen mit Seife, Desinfektionsmittel oder Klopapier ausgestattet© ADAC/Martin Hangen

Der Zustand der Sanitäranlagen war wie schon 2018 wichtigstes Test-Kriterium: Überprüft wurden hier zum einen die optische Sauberkeit sowie die Ausstattung. In 72 Prozent der Anlagen fand sich gar kein Seifenspender oder es war mindestens einer defekt. 26 Prozent verfügten über kein Toilettenpapier. In mehr als der Hälfte gab es außerdem gar keinen oder mindestens einen kaputten Handtrockner. Besonders unerfreulich: verstopfte Toiletten und Kabinentüren, die sich nicht abschließen ließen.

Mithilfe sogenannter Abklatschproben haben die ADAC Tester zudem die Keimbelastung ermittelt. Gerade einmal 18 Prozent aller Proben erwiesen sich im Labor als unbedenklich. Bei 81 Prozent fanden sich Hinweise auf mangelnde Reinigung. Immerhin: Nur bei drei von 143 geprüften WC-Brillen oder -Schüsseln und zwei von 145 Türklinken konnten potenziell oder tatsächlich gesundheitsgefährdende Keime festgestellt werden. Insgesamt fielen 28 Prozent der Rastplätze in der Kategorie "Sanitäre Anlagen" durch.

Große Defizite bei Sicherheit und Barrierefreiheit

In der Kategorie "Persönliche Sicherheit" wurden etwa Beleuchtung und Einsehbarkeit der Anlagen bewertet© Shutterstock/Igor Marx

Besonders schlecht steht es um das Thema "Persönliche Sicherheit": Mehr als die Hälfte der Plätze war auf den Parkbereichen zu wenig oder gar nicht beleuchtet, bei jedem fünften Platz fehlte der Notruf. Auf fünf Anlagen war eine Video-Überwachung angekündigt – vorgefunden wurde diese aber nur auf dreien. 16 Rastplätze, also 32 Prozent, fielen durch.

Auch in Sachen Barrierefreiheit sind die Testergebnisse ärgerlich. Fünf der getesteten Rastplätze hatten keinerlei Behindertenparkplätze ausgewiesen. Wenn ein oder mehrere solcher Parkplätze vorhanden waren, so waren die Bordsteine in 28 Prozent der Fälle nicht mehrheitlich abgesenkt.

War ein Behinderten-WC an der Autobahn ausgeschildert, so erwies es sich in 78 Prozent als nur eingeschränkt bedarfsgerecht gestaltet. Mal fehlten Stützgriffe oder Notruf, mal waren Türgriff oder Öffnungsschalter zu hoch angebracht, mancherorts war die Tür zu schmal. Bei neun Rastplätzen war diese außerdem nur schwer zu öffnen. Besonders erschreckend: Bei 61 Prozent der Behinderten-WCs im Test gab es keine Klobrille.

So wurde getestet

Das ADAC Team hat für den Test 50 unbewirtschaftete Rastplätze mit Sanitäranlagen entlang der 15 längsten Bundesautobahnen überprüft. Die Plätze befinden sich an den Autobahnen A1 bis A9 sowie den Reiserouten A14, A20, A44, A61, A81 und A93. Jede Anlage wurde zweimal im Abstand von mindestens 24 Stunden von unterschiedlichen Personen kontrolliert, um Zufallsbefunde auszuschließen.

Die Testerinnen und Tester arbeiteten eine umfangreiche Checkliste ab, die sich in die oben genannten Kategorien gliedert. Der Beurteilung der Barrierefreiheit wurde die DIN-Norm für die Gestaltung barrierefreier Sanitäranlagen in öffentlich zugänglichen Gebäuden zugrunde gelegt. Die Tests fanden außerhalb der Ferienzeiten zwischen dem 7. Juni und dem 15. Juli 2022 statt.

ADAC Rastplatz-Test: Alle Einzelkritiken im Detail
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Geprüfte Anlagen an der A1

Geprüfte Anlagen an der A2 und der A44

Geprüfte Anlagen an der A3 und der A61

Geprüfte Anlagen an der A4

Geprüfte Anlagen an der A5 und der A81

Geprüfte Anlagen an der A6

Geprüfte Anlagen an der A7 und der A20

Geprüfte Anlagen an der A8 und der A93

Geprüfte Anlagen an der A9 und der A14