Pössl Campstar V-Klasse 220d im Test: Gute Noten für den Campingbus mit Stern
Im Kompaktbus-Segment bietet die Pössl Group den Campstar in zwei Varianten an. Der ADAC hat das Grundfahrzeug und den Aufbau der V-Klasse getestet.
Motor und Antrieb mit Bestnote
Bei Möblierung und Stauraum Luft nach oben
Vito Tourer als günstigere Alternative
Der ADAC testet regelmäßig kompakte, alltagstaugliche Campervans aus der Bus- und Kastenwagenklasse – immer nach identischen Kriterien, damit alle Fahrzeuge miteinander vergleichbar sind. Dieses Mal auf dem ADAC Prüfstand: Der Pössl Campstar.
Auf der hochwertigen Basis von Mercedes-Benz können die Kundinnen und Kunden hier zwischen der V-Klasse in drei Motorstärken und dem Vito in vier Varianten wählen. Unter die Lupe genommen haben die ADAC Campingexperten die V-Klasse mit einem 163-PS-Motor zum Listenpreis von rund 69.000 Euro. Die Version mit dem stärksten Motor – 239 PS – kostet laut Hersteller 73.000 Euro.
Inhaltsverzeichnis
Grundfahrzeug: Karosserie und Kofferraum | Innenraum | Komfort | Motor und Antrieb | Fahreigenschaften | Sicherheit | Verbrauch und Schadstoffe
Aufbau: Schlafbereiche | Küche | Aufbau und Stauraum | Dinette | Gas und Heizung | Wasser | Elektrik und Konnektivität
Plus- und Minuspunkte auf einen Blick
Camper-Testergebnisse im Vergleich
Note 1,9 für Karosserie und Kofferraum
Wie bei dem Grundfahrzeug, der Mercedes V-Klasse, zu erwarten, ist die Verarbeitung von Karosserie und Innenraum tadellos. Das gilt für Spaltmaße, Passungen und den großflächig verkleideten Unterboden: So wird Schmutz vom Blech ferngehalten, der Verbrauch gesenkt.
Durch die kompakte Länge von 5,14 Metern und die Höhe von knapp zwei Metern erreicht der Campstar die volle Alltagstauglichkeit. Man kommt also in fast alle Tiefgaragen. Serienmäßig sind vier Sitzplätze, optional fünf. Den 70 Liter großen Diesel- und den AdBlue-Tank füllt man über Stutzen neben der Fahrertür. Dachlasten auf dem Hubdach sind mit Kauf und Montage einer Dachgepäckschiene möglich. Auf die Anhängerkupplung darf man 100 Kilogramm stützen und serienmäßig (gebremst) zwei Tonnen anhängen.
Insgesamt darf der vollgetankte Testwagen maximal 560 Kilogramm zuladen. Das reicht im Alltag locker aus, auch die 550 Kilogramm ADAC Familienzuladung packt der Testwagen, also zwei Erwachsene, zwei Kinder, persönliches Gepäck und Grundgepäck mit Fahrrädern, Geschirr und ähnlichem. Für mehr Spielraum kann man den Campstar auch mit 3,2 statt 3,1 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht ordern.
Mercedes bietet für die V-Klasse etliche Rangierhilfsmittel an – beim Campstar kostet aber jedes einen Aufpreis: Parksensoren vorn und hinten, Rückfahrkamera, Parklenkassistent und sogar eine 360-Grad-Rundumsicht.
Serienmäßig erhellen Halogenscheinwerfer die Straßen, gegen Aufpreis auch höherwertige Matrix-LED-Scheinwerfer. Zusätzlich gibt es noch einen adaptiven Fernlichtassistenten, der andere Verkehrsteilnehmer aus dem Fernlichtkegel ausschneiden kann. Eine Scheinwerfer-Reinigungsanlage ist für die V-Klasse aber nicht im Angebot.
Ein- und Ausstieg sind sehr bequem, denn der Zustieg ist nicht allzu hoch, es gibt Haltegriffe und breite Türöffnungen. Praktisch ist das optionale Spiegelpaket mit automatisch abblendenden Innen- und Fahraußenspiegeln sowie Umfeldbeleuchtung in den Spiegelkappen. Diese erleichtert vor allem das Rangieren bei Dunkelheit, denn im Rückwärtsgang erhellen diese Leuchten den Boden neben den Fahrzeugseiten.
Im Kofferraum bietet der Campstar knapp über einen Meter Breite bei einer Tiefe von gut 60 Zentimetern, wenn die Sitzbank nach hinten geschoben ist. Das entspricht knapp 500 Litern Volumen bis zur Höhe der Seitenscheibe. Belädt man bis zum Dach, sind es über 750 Liter – ohne die Seitenschränke genutzt zu haben. Im Alltag, von Wocheneinkauf bis Umzug, kommt man also locker klar. Der Stauraum ist noch erheblich zu erweitern, indem man die Sitzbank ganz nach vorn schiebt. So passen gut 2200 Liter in die Ladehöhle.
Die große Heckklappe des Kofferraums öffnet sich gegen Aufpreis per Knopfdruck auf Schlüssel oder Klappe selbst – nur fehlt eine Taste am Armaturenbrett. Für kleines Gepäck ist auch mal schnell die separat zu öffnende Heckscheibe nutzbar, aber auch diese kostet extra. Die Ladekante liegt nur rund 50 Zentimeter über dem Boden, und unter der geöffneten Heckklappe kann man bis zu einer Körpergröße von rund 1,90 Meter stehen.
Die Variabilität des Kofferraums überzeugt grundsätzlich: Die Rücksitzbank ist verschiebbar, die Lehne umlegbar und die gesamte Bank auch demontierbar. Leider hakelt die Bankverstellung sehr, dafür braucht es einiges an Erfahrung. Kleinkram lässt sich im Kofferraum seitlich in den Schränken gut unterbringen. Zudem kann man in die weit nach hinten reichenden Sitzschienen Zurrösen anbringen, um die Ladungssicherung zu verbessern.
Für den Innenraum eine glatte 2
Bei der Bedienung fällt der gute Mix an Tasten und Touch auf. Die Lenkradtasten kann man einfach drücken, und die Hauptmenüpunkte des Infotainmentsystems sind auch per haptischer Tasten am Armaturenbrett zu erreichen. Auch sonst liegt alles übersichtlich und gut erreichbar zur Hand, nur der Drehschalter für die Lichtsteuerung ist nicht besonders gut einsehbar. Die Klimaautomatik ist gut bedienbar, noch besser wären Drehräder statt Wipptasten für die Temperatureinstellung.
Bei Multimedia und Konnektivität liegt die V-Klasse auf Höhe der Zeit. Digitaler und analoger Radioempfang sowie Bluetooth-Freisprecheinrichtung samt Audiostreaming sind serienmäßig. Online-Navigationssystem und Verkehrsflussabfrage kosten Aufpreis. Mehrere USB-Anschlüsse stehen zur Verfügung, Android Auto und Apple CarPlay aber sind nicht inklusive. Über eine App von Mercedes-Benz ist der Fahrzeugzustand zum Beispiel bei Kraftstofffüllstand oder Reifendruck zu überprüfen. Nur eine induktive Lademöglichkeit für Smartphones bietet der Campstar nicht.
Note 2,1 beim Komfort
Der Fahrkomfort ist im Campingbereich einer der absolut besten. Das Fahrwerk ist zwar nicht mit verstellbaren oder adaptiven Dämpfern ausgestattet, allerdings aus Komfortsicht äußerst gelungen abgestimmt. Der Campingbus bewältigt Autobahnwellen, ohne unpräzise oder übertrieben zu schaukeln. Gleichzeitig kassiert die Radaufhängung Kanaldeckel, Querfugen und anderes wie nebenbei.
Die Vordersitze haben zwar nur innen eine Armlehne, sind aber serienmäßig dreh- und in Höhe und Sitzneigung verstellbar. Auch eine einstellbare Stütze für den unteren Rücken ist beim Campstar serienmäßig an Bord. Die Konturen von Sitzfläche und Lehne sind sehr gelungen und passen für verschiedene Staturen. Längere Etappen kann man entspannt zurücklegen.
Auf der Rückbank aber sitzen die Passagiere nicht bequem. Die straff gepolsterte Sitzgelegenheit hat fast keine Konturen, damit fehlt der Seitenhalt in engen Kurven. Zudem ist die Sitzfläche auffallend tief, sodass kleinere Menschen die Knie nicht beugen können. Sie müssen etwas nach vorn rutschen.
Bei konstant 130 km/h liegt das Innengeräusch bei 70,3 dB(A), bei 100 km/h sind es 66,4 dB(A). Damit ist der Campstar im Vergleich dank des ruhigen Antriebs und der karosserieseitig guten Dämmung einer der leiseren Busse. Die Geräusche werden vor allem vom Aufstelldach erzeugt.
Schon in der Standardausstattung kommt der Marco Polo mit einer halbautomatischen Klimaanlage daher. Gegen Aufpreis gibt es eine Zweizonen-Klimaautomatik vorne und Klimatisierung der Fondpassagiere. Dank der abgedunkelten Scheiben heizt sich das Fahrzeug bei Sonneneinstrahlung weniger auf. Zukaufen lassen sich außerdem eine Sitzheizung für die Vordersitze, eine Warmwasser- und eine Warmluft-Standheizung.
Bestnote 1,1 für Motor und Antrieb
Den Campstar gibt es in drei Fahrleistungsstufen von 163 über 190 bis 240 PS. Tatsächlich reicht schon der schwächste Motor des Testwagens aus, wenn die hohe Anhängelast nicht regelmäßig genutzt wird. In acht Sekunden bringt der Vierzylinder den Testwagen von 60 auf 100 km/h, so sind Überholmanöver in vernünftiger Zeit abgeschlossen.
Für eine gelungene Laufkultur sorgt die akustische und vibrationstechnische Dämmung. Der Camper brummt vor sich hin und erhebt auch bei hohen Drehzahlen seine Stimme maßvoll. Im Alltag reichen mittlere Drehzahlen ohnehin aus.
Das Getriebe überzeugt mit guter Bedienbarkeit und der Abstufung der neun Gänge. Die Schaltpunkte passen, und der Motor wird im passenden Drehzahlbereich gehalten. Die Gangwechsel sind seltener ruppig als bei früheren V-Klassen.
Wie bei Mercedes-Benz üblich, gibt es ein cleveres Autohold-System: Soll das Auto an der Ampel oder am Berg festgehalten werden, genügt ein festerer Druck aufs Bremspedal, wenn der Campstar steht. Dann kann man von der Bremse gehen – und der Campervan bleibt, wo er ist.
Eine 1,7 bei den Fahreigenschaften
Beim ADAC Ausweichtest der Fahrstabilität gab es eine Überraschung, ein Problem mit den optionalen, von Mercedes-Benz freigegebenen Reifen in der Dimension 245/45 R19. Sie bieten hier wenig Reserven. Zwar kam der Testwagen trotz der starken Seitenneigung sicher und ohne Kippgefahr bei ziemlich hohem Tempo durch den Parcours. Doch danach zeigten Spuren, dass die vordere Felge Kontakt zur Fahrbahn hatte. Die Reifen wurde beim Ausweichvorgang so weit "von der Felge gezogen", dass die Felgenkante auf den Asphalt aufschlug.
Die hohen Lasten beim kurvenäußeren Vorderrad kommen davon, dass das Fahrwerk komfortorientiert ist und sich der Campstar beim Ausweichen stark zur Seite neigt. Außer den Schrammen an der Felge gab es weder weitere Folgen noch eine akute Einschränkung der Fahrsicherheit. Dennoch empfehlen die Tester, mit 17 oder 18 Zoll großen Rädern zu fahren. Diese haben eine höhere Seitenwand und damit mehr Reserven bei solchen Verformungen.
Ansonsten ist der Geradeauslauf auch bei hohem Tempo tadellos, die Traktion des Hecktrieblers gut. Gegen Aufpreis leisten zusätzlich die Vorderräder Vortrieb, dann hat man in Verbindung mit guter Bereifung in den winterlichen Bergen für alle üblichen Situationen genügend Traktion.
Wie auch das Fahrwerk ist die Lenkung der V-Klasse sehr gelungen – unaufgeregt auf der Autobahn, dennoch präzise genug auf kurvigen Landstraßen. Die Präzision in der Kurvenfahrt ist auch dem Heckantrieb zu verdanken, der sich ja nicht auf die Lenkung auswirken kann.
Beim Bremsen kommt auch die sehr gripstarke 19-Zoll-Bereifung zur Wirkung. Bei der Bremswegmessung spielt der Campstar diesen Trumpf voll aus: Die ABS-Regelung ist gelungen, die Bremsanlage dem hohen Fahrzeuggewicht entsprechend dimensioniert. Der Lohn ist ein guter Wert von 36,6 Meter Bremsweg aus 100 km/h, das Mittel aus zehn Bremsungen.
Für die Sicherheit eine 1,8
Die V-Klasse als Basis des Campstar ermöglicht viele aktive Assistenzfunktionen, teilweise gegen Aufpreis. Der Notbremsassistent als wichtigstes System kann bei Geschwindigkeiten bis etwa 200 km/h auf vorausfahrende Fahrzeuge, bis etwa 80 km/h auf vorausfahrende Fahrradfahrer, bis etwa 60 km/h auf Fußgänger und querende Fahrradfahrer und bis etwa 50 km/h auf stehende Fahrzeuge eingreifen.
Auch beim zu nahen Auffahren, beim unbeabsichtigten Verlassen der Fahrspur und bei nachlassender Konzentration der Fahrerin bzw. des Fahrers kann gewarnt werden. Fahrzeuge im toten Winkel bis zu drei Meter hinter und neben dem Auto erkennen Radarsensoren im Heck, dann warnt ein leuchtendes Dreieck im Spiegel.
Ein Tempomat samt Limiterfunktion ist serienmäßig, optional ein Abstandshaltetempomat. Die ebenfalls optionale Verkehrszeichenerkennung ist in unbekanntem Gebiet eine willkommene Unterstützung.
Zur passiven Sicherheit wurde 2014 ein Crashtest nach Euro NCAP mit einer Basis V-Klasse durchgeführt, hier erzielte der Van ein gutes Ergebnis. Die Bewertung sollte weitgehend auf den Campstar übertragbar sein. Allerdings hat die Camper-Variante keine separaten Kopfairbags für die hinteren Insassen. Front-, Seiten- und Kopfairbags sind vorn serienmäßig, wie auch die E-Call-Funktion, die nach einem Unfall automatisch einen Notruf absetzt.
Kindersitze sind zwar auf Beifahrersitz (per Gurt) und Rückbank (Gurt oder Isofix) problemlos und sicher zu befestigen, die Drehsitze der V-Klasse-Basis haben aber ein großes Manko: Anders als bei der normalen V-Klasse ohne Drehsitze ist der Beifahrerairbag nicht deaktivierbar. Deshalb dürfen dort keine rückwärts gerichteten Kindersitze montiert werden.
Der Crashtest stellt der V-Klasse für den Fußgängerschutz kein allzu gutes Zeugnis aus. Positiv ist aber, dass der Notbremsassistent auch Fußgänger und Radfahrer erkennt.
Note 1,8 für Verbrauch und Schadstoffe
Auf der Normrunde über knapp 100 Kilometer wurden der Verbrauch und die Schadstoffemissionen ermittelt. Das erfolgte wie immer im Reisemobiltest bei voller Beladung, also mit 3,1 Tonnen Gesamtgewicht. Dabei begnügte sich der 163 PS starke Campstar mit 6,7 Litern Diesel auf 100 Kilometer. Bei konstanter Fahrt mit 80 km/h verbraucht der Campstar 5,4 Liter, bei 100 km/h 6,3 Liter und bei 130 km/h Reisegeschwindigkeit 9 Liter auf 100 Kilometer.
"Damit ergibt sich eine relativ hohe Reichweite, die zusammen mit dem komfortablen Antrieb entspanntes Reisen auch auf langen Strecken verspricht", so ADAC Campingexperte Martin Zöllner.
Die Schadstoffemissionen waren über alle Tests hinweg sehr niedrig.
1,9 für den Schlafbereich oben, eine 2 für unten
Das Bett im Aufstelldach ist mit gut einem Meter Breite und zwei Metern Länge für zwei Personen gerade noch ausreichend, durch einen Lattenrost gut unterlüftet und komfortabel. Der Zustieg erfolgt, wie in dieser Klasse üblich, über die Vordersitze und erfordert deshalb Kletterfähigkeiten. Neben der Liegefläche gibt es zwei kleine Ablagemöglichkeiten, am Kopfende eine Schwanenhalsleuchte und USB-Buchsen. Das Netz zur Absturzsicherung ist einfach zu montieren und hält Kinder sicher zurück. Highlight ist das dimmbare Ambientelicht, das rundherum an der Kante des Aufstelldaches verlegt ist.
Im unteren Schlafbereich ist das Bett ebenfalls einen Meter breit, aber bei weitem nicht so bequem: Man schläft auf der umgeklappten Rückbank und etwas fummelig zu montierenden Verlängerungen. Einschließlich der Kopfstützen ergibt sich eine Länge von zwei Metern. Für einen vernünftigen Schlafkomfort braucht es unbedingt noch eine dünne Matratze oder eine Auflage aus dem Matratzen- oder Möbelmarkt.
Leseleuchten für das Bett gibt es nicht, man kann nur die Deckenleuchte nutzen. Ein Ambientelicht am Möbelbau ist vom Bett aus zu schalten. Als Ablage kann man die Oberseite der Möbelzeile nutzen. Die Schränke sind bei aufgebautem Bett gerade so zu öffnen, nicht aber, wenn eine Auflage verwendet wird.
Für die Küche: 2,0
Öffnet man die linke Schiebetür, kann man den kompletten Küchenblock nach außen schwenken und neben dem Campstar aufstellen. Dies funktioniert geschmeidig und ohne großen Kraftaufwand, denn das Hineinschwenken in den Camper wird von einer Gasdruckfeder unterstützt. So ist die Küche ausgiebig zu nutzen, ohne dass der ganze Bus sofort nach Essen riecht. Die zwei Gaskochstellen und das Edelstahlwaschbecken sind üblich dimensioniert, die halbkugelige Waschbeckenform ist mangels Tiefe nicht praktisch.
Der Klapptisch aus der Dinette lässt sich dank des einstellbaren Stützfußes auch außen als Ablage nutzen. Gas- und Wasservorrat sind unten im Küchenmöbel untergebracht. So bleibt nur eine kleine Schublade für Kochutensilien, Geschirr und Zutaten. Die Glasabdeckungen über den Kochstellen dienen aufgestellt als Windschutz, könnten aber fester arretieren.
Der Deckel des immerhin 29 Liter fassenden Kühlschranks ist nicht gut greifbar und gibt nicht die komplette Öffnung frei. Bei vollerer Beladung muss man daher länger wühlen, bis das gesuchte Lebensmittel gefunden ist. Das Drehrad zur Temperatureinstellung ist sehr ungeschickt platziert.
Aufbau und Stauraum 2,9
Der Möbelbau wirkt ohne Schiebetüren oder Spiegel schlicht. Wesentlich sind zwei größere Schränke links im Heck, wovon aber nur einer durch einen Zwischenboden unterteilt ist. Darunter sind noch zwei kleinere Schrankfächer, das war es im Wesentlichen beim Stauraum. Dadurch wird es wirklich eng, weil die Küche ja nur eine kleine Schublade zu bieten hat.
Zudem sind die Push-Lock-Verschlüsse hakelig, manche Klappe wurde nicht sorgfältig eingepasst und die Aufbaubatterie ungeschickt hinter der Lautsprecherhalterung verbaut – damit ist der Möbelbau kein Highlight. Bei diesen zwei Aspekten gibt es das größte Optimierungspotenzial am Campstar insgesamt.
Note 2 für die Dinette
In der Dinette ist der etwas wackelig auf ein Bein gestützte Tisch für vier Personen meist zu klein, um bequem zu essen. Verstaut ist er aber einfach, sicher und klapperfrei. Am schönsten beleuchtet man den Essbereich über das Ambientelicht im Aufstelldach. Bei aufgestelltem Dach steht man locker im Bereich um den Tisch. Sitzplätze bieten die hakelig zu verschiebende Rückbank und die Drehstühle auf der anderen Seite. Der Sitzkomfort ist auf beiden Seiten des Tisches angemessen.
Bei Gas und Heizung 1,7
Gas benötigt man im Campstar nur zum Kochen, bei denkbar einfachem Handling: Die Flasche mit 2,75 kg Inhalt steht gut erreichbar direkt unter dem Kochfeld im Küchenschrank. Dieser Vorrat ist nicht überaus üppig, genügt aber bei normaler Nutzung für die meisten Urlaubsreisen. Ersatz ist ja in den meisten Gegenden nachzukaufen.
Eine Heizung ist immer extra zu bezahlen. Zur Wahl stehen fahrzeugseitig eine Wasserstandheizung, die nicht für den Campingbetrieb zu empfehlen ist, und eine Luftstandheizung sowie eine Aufbau-Standheizung, die man über Pössl hinzukonfigurieren kann.
Für das Wasser Note 2,3
Die komplette Versorgung mit Wasser steckt im Küchenschrank in Form von zwei Kanistern mit je 13 Litern Volumen. Einer fasst das Frisch-, einer das Grauwasser. Sie sind zwar nicht von außen zu befüllen, aber einfach aus dem Schrank zu nehmen und wieder hineinzustellen. 13 Liter sind allerdings im Vergleich zur Konkurrenz nicht viel. Frostsicher sind die Kanister im Fahrzeug aber auf jeden Fall und auch hervorragend zu reinigen.
Wie in der Busklasse üblich gibt es zur Körperpflege kein Waschbecken. Auch eine Toilette fehlt. Damit sind aber natürlich die Campingplätze ausgestattet.
2,6 bei Elektrik und Konnektivität
Wer längere Zeit ohne Landstrom campen möchte, sollte den Hinweis in der Bedienungsanleitung beachten, die Batterie "bei jeder Gelegenheit" zu laden. Denn mit der nur 60 Amperestunden (Ah) fassenden AGM-Batterie ist die Elektrik eher schwach bestückt. Smartphones, Tablets und vor allem auch der 12-Volt-Kühlschrank sind ja zu versorgen. Fährt man regelmäßig oder hängt üblicherweise auf dem Campingplatz am 230-Volt-Anschluss, reicht die Batterie natürlich aus.
In Sachen Konnektivität kann der Campstar nichts bieten, eine App oder ähnliches zum Verknüpfen mit der Bordelektronik ist nicht im Angebot. "Pössl vergibt hier eine Chance, aktuelle Wünsche der Camper aufzunehmen. Andere Hersteller bieten längst fahrzeugseitig WLAN an Bord, ebenso wie Kontrolle oder Steuerung von Fahrzeugtechnik", so Martin Zöllner.
Auf einen Blick: Vorteile und Verbesserungspotenzial
Das Mercedes-Benz-Basisfahrzeug des Campstars überzeugt bei Fahrkomfort, Antrieb und Verbrauch genauso wie bei der Verarbeitung. So erreicht das Grundfahrzeug die Teilnote 1,8.
Ein Pluspunkt gegenüber dem Mercedes-Benz-eigenen Marco Polo ist die innovative Küche des Campstars. Bei Pössl selbst findet man den Campstar auf Vito-Basis als Alternative zur hier getesteten V-Klasse. Dem Vito fehlen in der Serienausstattung zwar zum Beispiel Klimaanlage und Audiosystem, er kostet aber in derselben Motorvariante von 163 PS gleich 11.000 Euro weniger.
Beim Aufbau ist die Küche hervorzuheben, die per cleverer Mechanik aus dem Fahrzeug herauszuschwenken ist. So kann man sie im Freien oder unter einem Vorzelt nutzen. Gas- und Wasservorrat für die Küche sind direkt in diesem Küchenmodul untergebracht.
Der übrige Campingausbau ist bekannter Standard, das Angebot an Stauraum unterdurchschnittlich. Am Aufstelldach gefällt die Möglichkeit, es nach vorn großzügig zu öffnen und das schöne Ambientelicht. So gab es für den Aufbau die Teilnote 2,2.
Für den Pössl Campstar V-Klasse errechneten die Tester die Gesamtnote 2,0. Das ist im Vergleich der zehn Camper im ADAC Test das zweitbeste Ergebnis und überwiegend der 1,8 für die V-Klasse-Basis zu verdanken.