Fahrrad kracht in Autotür: Gericht gibt Autofahrer volle Schuld

Ein Fahrradfahrer ist wütend weil er beinahe gegen eine sich öffnende Autotür gefahren wäre
"Dooring"-Unfall: Wenn Radfahrende mit einer Autotür kollidieren© Shutterstock/Kzenon

Ein Autofahrer hat seine Fahrertür so geöffnet, dass ein Rennradfahrer mit ihr kollidiert und sich schwer verletzt. Der Radfahrer musste vor Gericht ziehen, um vollen Schadenersatz zu bekommen. Die Gründe.

  • Versicherung des Autofahrers gibt Radfahrer zunächst Mitschuld

  • Radfahrer klagt und erhält schließlich vollen Schadenersatz

  • Statistik: Kollisionen von Radfahrenden mit Autotüren sind keine Seltenheit

  • ADAC Tipp: So lassen sich "Dooring"-Unfälle vermeiden

Ein sogenannter "Dooring"-Unfall wurde jetzt vor dem Landgericht Köln verhandelt. Ein Rennradfahrer war bei einem Ausflug ins Bergische Land in die Tür eines gerade aussteigenden Autofahrers gekracht und hatte sich schwer verletzt.

Versicherung: Radfahrer hatte zu wenig Abstand

Die gegnerische Versicherung hatte daraufhin eine Haftung des Autofahrers von 75 Prozent anerkannt. Der Radfahrer habe jedoch eine Mitschuld, weil er das parkende Auto in zu geringem Abstand passiert habe. Er hätte zudem mitbekommen können, dass der Autofahrer nach dem Einparken seine Tür habe öffnen wollen, argumentierte die Versicherung.

Gericht sieht alleinige Schuld beim Autofahrer

Dies wollte der Rennradfahrer so nicht stehen lassen, klagte und bekam Recht: Der Autofahrer müsse sich beim Öffnen der Fahrertür so verhalten, dass eine Gefährdung anderer ausgeschlossen ist, teilte das Gericht mit. Dass der Radfahrer zu wenig Seitenabstand gehalten habe, könne nicht angenommen werden. Es habe hohes Verkehrsaufkommen geherrscht.

Der Rennradfahrer selbst gab an, schneller als Tempo 30 gefahren zu sein, was an der Unfallstelle erlaubt gewesen sei. Daraus könne ihm auch kein Vorwurf gemacht werden, befand das Gericht. Er habe mit einer so groben Unachtsamkeit des Autofahrers nicht rechnen müssen.

7500 Euro Schmerzensgeld für den Radfahrer

Er sei durch den Unfall nicht nur in seinem Beruf als Unfallchirurg eingeschränkt, sondern auch in seiner Freizeit, hatte der Kläger geschildert. Ihm stünden 7500 Euro Schmerzensgeld zu, entschied das Gericht. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

"Dooring"-Unfälle passieren relativ häufig

Die Gefahr von "Dooring"-Unfällen wird oft unterschätzt. Eine Untersuchung der Unfallforschung der Versicherer (UDV) beziffert den Anteil der innerörtlichen Unfälle von Radfahrenden und Fußgängern, die mit dem Parken in Verbindung stehen, auf 18 Prozent – somit besteht bei fast jedem fünften Unfall ein Zusammenhang mit geparkten Autos.

So lassen sich "Dooring-Unfälle" vermeiden

Im Radfahrerland Holland lernen Neulinge es bereits in der Fahrschule: Öffnen Sie die Fahrertür von innen mit der rechten Hand. So dreht sich der Oberkörper automatisch leicht in Richtung des nachfolgenden Verkehrs – dadurch sehen Sie auch in den toten Winkel. Bei unseren Nachbarn stoßen so wesentlich seltener Radfahrer gegen unachtsam geöffnete Autotüren. Wie genau der "Holländische Griff" funktioniert, sehen Sie in diesem Youtube-Video*.

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Mit Material von dpa.

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