TÜV-Report 2024: Welche Autos am häufigsten durch die HU fallen
Jedes fünfte Auto kommt nicht durch den TÜV, weil es erhebliche oder gefährliche Mängel hat. Welche Fahrzeugmodelle besonders gut oder besonders schlecht bei der Hauptuntersuchung (HU) abschneiden, zeigt der TÜV-Report 2024.
Audi TT und VW Golf Plus schneiden bei älteren Fahrzeugen besonders gut ab
Tesla Model 3 mit höchster Mängelquote bei ganz jungen Modellen
15.000 Fahrzeuge wurden direkt stillgelegt
Rund 10,2 Millionen Pkw-Hauptuntersuchungen hat der TÜV für den Zeitraum Juli 2022 bis Juni 2023 ausgewertet und die festgestellten Mängel erfasst. Die untersuchten 221 Fahrzeugmodelle wurden in sechs Altersklassen eingeteilt. Erstmals dabei ist die Gruppe der 12 bis 13 Jahre alten Fahrzeuge.
E-Autos: Bilanz bei der HU durchwachsen
Da mittlerweile zunehmend auch E-Autos auf dem Gebrauchtwagenmarkt vertreten sind, liegen mittlerweile für drei Stromer in der Klasse der zwei- bis dreijährigen Fahrzeuge belastbare Daten vor:
Der nicht mehr produzierte VW e-Golf liegt mit einer Mängelquote von 2,6 Prozent auf Platz 4 der 111 berücksichtigten Modelle.
Im Mittelfeld (Platz 49, Mängelquote 5,6%) befindet sich der Renault Zoe.
Schlusslicht aller in dieser Klasse ausgewerteten Modelle ist der Tesla Model 3 (Platz 111, Mängelquote 14,7%).
Überdurchschnittlich häufig werden bei E-Autos Mängel bei der Bremsfunktion festgestellt. Ein Grund dafür ist die Rekuperation, mit der Elektrofahrzeuge Bremsenergie zurückgewinnen können. Die Bremsbeläge werden im Vergleich zu Verbrennern seltener beansprucht, was zu einer Beeinträchtigung der Bremsleistung führen kann.
Ein weiterer Schwachpunkt vieler E-Autos sind die Achsaufhängungen. Diese leiden häufig unter dem hohen Gewicht der Antriebsbatterien. Die Folge sind negative Prüfergebnisse bei der HU und teure Reparaturen.
Damit ein Auto in den TÜV-Report kommt, müssen die Prüfenden mehrere Tausend Fahrzeuge begutachtet haben. Angesichts der zunehmenden Verbreitung von E-Autos rechnet der TÜV mit weiteren E-Modellen im Report des kommenden Jahres.
Die besten Autos im TÜV-Report 2024
Gesamtsieger des TÜV-Reports 2024 ist der VW Golf Sportsvan. Nur 2,0 Prozent der zwei- bis dreijährigen Fahrzeuge wiesen erhebliche Mängel auf. Das ist der niedrigste Wert aller geprüften Fahrzeuge.
Altersklasse | Fabrikat und Typ | Quote: Erhebliche Mängel |
---|---|---|
2 – 3 Jahre | 2,0% 2,1% 2,5% | |
4 – 5 Jahre | 4,2% 4,6% 4,7% | |
6 – 7 Jahre | 6,5% 7,2% 7,3% | |
8 – 9 Jahre | 10,5% 10,8% 10,9% | |
10 – 11 Jahre | 12,3% 14,6% 15,6% | |
12 – 13 Jahre | 15,0% 20,7% 21,3% |
Die schlechtesten Autos im TÜV-Report
Altersklasse | Fabrikat und Typ | Quote: Erhebliche Mängel |
---|---|---|
2 – 3 Jahre | 14,7% 11,4% 10,3% | |
4 – 5 Jahre | 17,9% 17,7% 17,6% | |
6 – 7 Jahre | 25,9% 24,8% 24,6% | |
8 – 9 Jahre | 32,2% 29,7% 29,1% | |
10 – 11 Jahre | 36,2% 35,5% 34,6% | |
12 – 13 Jahre | 40,9% 39,9% 38,8% |
Erhebliche Mängel in allen Altersklassen
Je älter die Autos, desto höher die Mängelquote: 28,9 Prozent der 12 bis 13 Jahre alten Fahrzeuge, aber nur 5,7 Prozent der zwei bis drei Jahre alten fielen bei der Hauptuntersuchung durch. Das sind ähnliche Werte wie im vergangenen Jahr. Insgesamt 15.000 Fahrzeuge wurden direkt stillgelegt, da sie als "verkehrsunsicher" galten.
HU: Jedes fünfte Auto fällt durch
Die Gesamtauswertung des TÜV-Reports 2024 zeigt, dass mit einem Anteil von 20,5 Prozent etwas mehr als jeder fünfte Pkw mit "erheblichen" oder "gefährlichen Mängeln" bei der Hauptuntersuchung durchgefallen ist. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist dies ein Anstieg um 0,3 Prozentpunkte.
Auch der Anteil an Fahrzeugen mit geringen Mängeln ist auf 11,2 Prozent gestiegen. Das sind 0,5 Punkte mehr als im Vorjahr.
Laut Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, haben sich die Mängelquoten nach einem positiven Pandemie-Effekt wieder auf dem alten Niveau eingependelt. Eine nachhaltige Verbesserung der technischen Sicherheit des Pkw-Bestands in Deutschland sei ausgeblieben.
In den Hochzeiten von Pandemie und Lockdown hatten Fahrzeughalterinnen und -halter mehr Zeit, sich um Wartung und Pflege ihrer Autos zu kümmern.
TÜV fordert Weiterentwicklung der HU
Der TÜV-Verband fordert angesichts der Elektrifizierung und Digitalisierung des Fahrzeugbestands eine Weiterentwicklung der Hauptuntersuchung. Die Prüfung der Hochvoltbatterie von E-Autos besteht bisher aus einer reinen Sichtprüfung, so TÜV-Geschäftsführer Bühler. Mit zusätzlichen Prüfpunkten könne der Schutz vor elektrischen Schlägen und Überspannungen verbessert werden.
Zudem spricht sich der TÜV-Verband für die Einrichtung eines digitalen Fahrzeugregisters aus: "Ein digitales Fahrzeugregister bildet die Historie eines Fahrzeugs ab und dokumentiert sicherheits- und umweltrelevante Änderungen."
Deutsche Autos werden immer älter
Das Durchschnittsalter der Pkw in Deutschland steigt seit Längerem kontinuierlich an und liegt derzeit bei rund zehn Jahren. 2011 lag der Schnitt noch bei 8,3 Jahren. Aktuell sind 45 Prozent aller in Deutschland zugelassenen Pkw zehn Jahre oder älter.
Laut TÜV-Geschäftsführer Bühler zeigen sich vor allem zwei Trends: Die Langlebigkeit der Fahrzeuge verbessert sich, und gleichzeitig werden Neuwagen immer teurer. Viele Verbraucher könnten sich das nicht mehr leisten und sind auf Gebrauchtautos angewiesen.