Warnwesten sollen in Notsituationen schützen. Deswegen hat der ADAC zum zweiten Mal verschiedene Westen getestet – das Ergebnis ist erschreckend: Über die Hälfte reflektiert nicht. 60 Prozent der Warnwesten erfüllen nicht die Norm Großteil der Internet-Angebote mangelhaft Zwei Kinderwesten fallen erneut durch Seit 2014 ist in Deutschland das Mitführen von Warnwesten Pflicht. Warnwesten sollen Personen bei Unfällen und Pannen besser schützen, wenn sie das Fahrzeug verlassen und sich im Straßenraum befinden. Aber auch Rad- und Motorradfahrende oder Kinder sind vor allem bei schlechter Sicht durch das Tragen der Westen im Straßenverkehr besser sichtbar. 25 Warnwesten im Test Wegen schlechter Resultate in der Untersuchung 2024 hat der ADAC zum zweiten Mal Warnwesten unter die Lupe genommen. Diesmal waren es 25 Stück verschiedener Hersteller. Fünf Exemplare stammen aus Discountern, die restlichen 20 aus dem Internet. Neben Amazon und Kaufland wurden diesmal auch Westen der chinesischen Onlinehändler Aliexpress, Temu und Shein erworben. Außerdem hat der ADAC die Westen erneut geprüft, die beim letzten Test durchgefallen waren. Auch diesmal wurde ausschließlich die Retroreflexion der Westen untersucht. Testergebnisse 2025 60 Prozent der 25 Warnwesten bestehen den ADAC Test nicht. Alle mangelhaften Warnwesten stammen aus dem Internet. Die Exemplare der chinesischen Plattformen Shein, Aliexpress und Temu fielen ausnahmslos durch. Immerhin: Alle fünf Warnwesten aus den Discountern erfüllen die Norm. Auch im Test 2024 durchgefallen Von den sieben im Test 2024 durchgefallenen Warnwesten waren beim zweiten Test noch vier erhältlich. Nur eine dieser Westen retroreflektiert nun ausreichend, alle anderen erfüllen wieder nicht die Norm. Schwere Mängel bei Kinder-Warnwesten Insgesamt wurden vier Kinder-Warnwesten getestet, von denen zwei nicht der Norm entsprechen (EN 17353). Auffällig ist dabei die Weste "LETTO & TAILOR", die bereits im Test 2024 durchgefallen war. Der Hersteller/Anbieter reagierte damals auf die Ergebnisse mit einer nachgebesserten Charge, die die Prüfung bestand. Beim jetzigen Test, rund ein Jahr später, fällt die Kinderweste wieder durch. Auch die über Amazon erworbene Weste "ZDQC" verpasst zum zweiten Mal die Norm. Die Hersteller sind damit einer Nachbesserung nicht nachgekommen. Die aus dem Einzelhandel stammenden Kinder-Warnwesten von "Filmer" und "Korntex" erfüllen die Vorgaben. So können Sie die Reflexion selbst testen Mit diesen Methoden haben Sie die Möglichkeit zu prüfen, ob eine Warnweste ausreichend stark reflektiert: Warnwesten reflektieren nur dann, wenn die Lichtquelle und das Auge des Betrachters nahe beieinanderliegen. Hält man eine Lichtquelle (zum Beispiel die Smartphone-Taschenlampenfunktion oder eine echte Taschenlampe bzw. Stirnlampe) direkt neben oder vor den Kopf, so reflektiert eine gute Warnweste ab einem Abstand von ca. 3 Metern strahlend weiß. Ungenügend reflektierende Westen jedoch sind kaum heller als ein weißes Blatt Papier. Ein anderes Hilfsmittel ist die Erstellung eines Fotos mit aktiviertem Blitz mit einem Smartphone – mit den gleichen Bewertungskriterien wie mit der Taschen- oder Stirnlampe. Aber Achtung: Neueste Smartphones erkennen in den hellen, reflektierenden Streifen eine Überbelichtung und rechnen die Helligkeit herunter, was das Ergebnis verfälscht. Natürlich kann man auch die Warnweste an einem Baum oder Mast befestigen und bei Dunkelheit mit eingeschaltetem Abblendlicht darauf zufahren. Auch in 100 Metern Entfernung müssen die Reflexionsstreifen gleißend hell leuchten. Selbst mit einem modernen LED-Licht am Fahrrad funktioniert das aus 50 Metern Entfernung. Warnwesten: Darauf sollten Sie achten Kaufen Sie möglichst nur Warnwesten, die ein eingenähtes Label besitzen mit Hinweis auf die Erfüllung der Norm EN ISO 20471. Aber auch dann können Westen mangelhaft sein, deshalb ist eine zusätzliche Sichtprüfung trotzdem zu empfehlen. Die ADAC Ingenieure haben zwei hilfreiche Beobachtungen gemacht: Waren die Westen in Klarsichtfolie verpackt, so wurde der Reflexionsgrad durch die Folie so gut wie nicht verändert. Also kann man oft schon vor dem Kauf feststellen, ob die Weste etwas taugt. Auffällig war auch, dass sich die retroreflektierenden Streifen der Westen, die so gut wie gar nicht reflektierten, deutlich rauer anfühlten als diejenigen, die eine hohe Retroreflexion aufwiesen. Überprüfen Sie auch die Warnwesten im Auto. Denn mangelhafte Warnwesten sind nicht nur lebensgefährlich: Auch die gesetzlichen Vorgaben nach der Straßenverkehrszulassungsordnung sind damit nicht erfüllt – das Fahrzeug ist nicht korrekt ausgestattet. Fachliche Beratung: Bettina Schröpf, ADAC Technikzentrum