Erdbeben auf Santorin: Entspannung, aber noch keine Entwarnung in Griechenland

Die Intensität der Erdbeben auf der Ferieninsel Santorin hat spürbar nachgelassen, Fachleute geben aber noch keine endgültige Entwarnung. Was Reisende in Griechenland jetzt wissen müssen und was die Unsicherheit für den Sommerurlaub bedeutet.
Santorin: Auswärtiges Amt rät nicht mehr von Reisen ab
Gefahr eines größeren Bebens noch nicht gebannt
Reiserecht: Wann man kostenfrei stornieren kann
Die seit Ende Januar anhaltende Erdbebenserie im Umkreis der Ägäisinsel Santorin geht zwar weiter, die Intensität der seismischen Aktivitäten hat in den letzten Wochen aber spürbar nachgelassen. Eine erneute Erschütterung am Dienstag, 15. April, erreichte die Stufe 3,6 auf der Richterskala. Für eine Entwarnung ist es dennoch zu früh. Fachleute halten ein sehr starkes Beben oder sogar einen Vulkanausbruch immer noch für möglich.
Griechenland: Die aktuelle Lage auf Santorin
Die Schäden auf Santorin sind bislang gering. Ein Erdbeben der Stärke 6 oder mehr würde aber nicht nur schwere Zerstörungen bewirken, sondern könnte gleichzeitig einen Tsunami auslösen, der auch andere Ägäisinseln in Mitleidenschaft zieht.
Trotz der Entspannung weiterhin Sorge bereitet zudem der rund 15 Kilometer nordöstlich der Insel gelegene Unterwasservulkan Kolumbos. Hier hatte im Februar ein internationales Expertenteam die Existenz einer größeren Magmakammer in fünf bis zehn Kilometer Tiefe festgestellt. Vulkanologinnen und Vulkanologen schließen einen Ausbruch in naher Zukunft nicht völlig aus. Die letzte Eruption fand hier im 17. Jahrhundert statt.
Inzwischen sind viele Einwohnerinnen und Einwohner Santorins, die die Insel vorübergehend in Richtung Festland verlassen hatten, wieder nach Hause zurückgekehrt. Auch die Schulen sind mittlerweile wieder offen.
Auswärtiges Amt: Das sollten Sie jetzt tun
Das Auswärtige Amt hat auf die leichte Entspannung reagiert und rät nicht mehr von Reisen nach Santorin und auf die benachbarten Inseln Amorgos, Anafi und Ios ab. Empfohlen werden aber weiterhin die folgenden Vorsichtsmaßnahmen:
Registrieren Sie sich in der Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes.
Informieren Sie sich über die Medien, Ihr Hotel oder Ihren Reiseveranstalter über die aktuelle Lage.
Aktivieren Sie auf Ihrem Mobiltelefon die Option "Notfallbenachrichtigungen" (Cell Broadcast Alerts). Dadurch erhalten Sie Pushnachrichten der Behörden.
Darüber hinaus gelten seitens der griechischen Behörden zunächst bis 14. Mai unter anderem folgende Notfallmaßnahmen:
Die Zugänge zum alten Hafen von Fira und dem Bereich oberhalb der Seilbahnanlage (Wanderweg Fira) sind gesperrt. Außerdem wird die Nutzung von Wohngebäuden, Hotels, Kurz- und Langzeitvermietungen vorübergehend ausgesetzt.
In Armeni ist der Zugang zum und der Aufenthalt im östlichen Teil des Ortes vorübergehend untersagt.
Der Verkehr und die Durchfahrt von Fahrzeugen jeglicher Art ist auf der Gemeindestraße nach Ammoudi und auf der Umgehungsstraße von Oia zum Hafen von Ammoudi verboten.
Der Zugang und Aufenthalt auf den Wanderwegen Ammoudi – Kap Agios Nikolaos und Oia – Ammoudi ist verboten.
Jeglicher Aufenthalt in der Thirasia-Bucht ist vorübergehend untersagt.
Hinweise des griechischen Katastrophenschutzes (in deutscher Sprache)
ADAC Auslandsnotruf
ADAC Mitglieder, die in ihrem Urlaub in Not geraten und Hilfe benötigen, können sich an den ADAC Auslandsnotruf (Tel. +49 89 22 22 22 ) wenden. Weitere Kontaktmöglichkeiten zum ADAC finden Sie hier.
Santorin: Was wird aus dem Sommerurlaub?
In der Reisebranche besteht weiterhin die Sorge, dass die Erdbebengefahr und die damit verbundene Unsicherheit zu einem Einbruch der Besucherzahlen im Sommer führt. Schon jetzt lässt sich ein Rückgang der Buchungen beobachten. Unklar ist auch, wie die großen Pauschalreisen-Anbieter reagieren werden, falls die seismischen Aktivitäten längerfristig anhalten oder wieder zunehmen sollten. Wer dazu Fragen hat, sollte sich direkt an den Reiseveranstalter wenden.
Auch Kreuzfahrt-Reisende bekommen die Auswirkungen zu spüren. Diese müssen damit rechnen, dass die Schiffe Santorin bis auf Weiteres nicht anlaufen. Zu näheren Informationen sollte man sich mit der Reederei oder dem Veranstalter in Verbindung setzen.
ADAC Reisen: Urlaub auf Santorin
Reiserücktritt: Wann man kostenfrei stornieren kann
Pauschalurlauber und -urlauberinnen können eine Reise grundsätzlich kostenfrei stornieren, wenn ihre Reise durch unvermeidbare, außergewöhnliche Umstände erheblich beeinträchtigt wird. Diese müssen direkt am Urlaubsort oder in unmittelbarer Nähe und im zeitlichen Zusammenhang mit der konkreten Reise auftreten.
Eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes ist ein Indiz für das Vorliegen solcher Umstände, aber nicht notwendige Voraussetzung. Maßgeblich sind im Einzelfall die Wahrscheinlichkeit und die Erheblichkeit einer Beeinträchtigung.
Wichtig: Die bloße Angst vor einer Naturkatastrophe allein ist für eine kostenfreie Stornierung nicht ausreichend.
Individualreisende, die einzelne Leistungen wie Flug, Hotel oder Ferienwohnung gebucht haben, können nicht so einfach kostenfrei stornieren. Wenn der Flug durchgeführt wird oder die Unterkunft zugänglich ist, müssen sie auf die Kulanz des Anbieters hoffen.
Allgemeiner Hinweis für Griechenland-Urlauber: Das Festland gilt durch die aktuellen seismischen Aktivitäten nicht als gefährdet.
Santorin: Beliebte Ferieninsel in der Ägäis
Die 16.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Insel Santorin gehört vor allem im Sommer zu den beliebtesten Urlaubszielen in Griechenland und liegt – begünstigt durch Instagram & Co. – seit Jahren im Trend. Die spektakuläre Lage am Kraterrand eines Unterwasservulkans und die pittoresken Häuser und Kirchen des Hauptortes Thera ziehen jedes Jahr bis zu drei Millionen Besucherinnen und Besucher an.
Santorin: Highlights und Sehenswertes
Mit Material von dpa.