Streik am Strand: Strandbäder in Italien machen dicht!
Streik am Strand: Mit ihrem Sonnenschirm-Protest wollen Betreiber italienischer Standbäder sich gegen eine EU-Richtlinie wehren. Was das für deutsche Touristen im Sommerurlaub bedeutet.
Streik soll zunächst nur einen Vormittag andauern
Weitere, längere Proteste könnten aber folgen
Darum geht es den streikenden Strandbadbetreibern
Als wäre die Algenblüte an der Adriaküste nicht schon unangenehm genug: Auf Italien-Reisende kommt nun noch die Sorge um ihre Strandliege hinzu. Mitten in der Hauptsaison wollen die Pächter von vielen der landesweit 7200 Strandbäder, den stabilimenti balneari, am Freitag, 9. August, in den Streik treten.
Kassenhäuschen am Strand öffnen später
Welche Standbäder sich am Streik beteiligen, ist offen. Fest steht, dass die Kassenhäuschen tatsächlich erst später am Vormittag öffnen sollen. Möglicherweise dürfen Stammgäste Liege und Sonnenschirm aber eigenhändig aufklappen. Andere werden die Wartezeit wohl mit einem Espresso überbrücken.
Der Protestauftakt soll nur morgens für zweieinhalb Stunden stattfinden. Aber wenn die Regierung sich nicht bewegt, sollen die Bäder Mitte August, also immer noch in der Ferienzeit, einen halben Tag geschlossen bleiben und Ende des Monats schließlich einen ganzen. Hintergrund ist eine EU-Richtlinie, um die sich Italien seit bald 20 Jahren herummogelt.
Streik am Strand: Grund ist eine EU-Richtlinie
Demnach müssen die staatlichen Konzessionen für Strandabschnitte regelmäßig neu ausgeschrieben werden, weil es sich um öffentlichen Grund handelt – was von den verschiedensten Regierungen in Rom jedoch immer wieder hinausgeschoben wurde. Eines der Argumente: Man müsse verhindern, dass künftig am Strand statt italienischer Familien ausländische Konzerne das Sagen haben. Im Januar 2025 soll jetzt aber doch landesweit mit Ausschreibungen begonnen werden.
Derzeit ist mehr als die Hälfte der Strände an Privatleute verpachtet, oft schon seit Jahrzehnten, oft unter der Hand und oft auch zu Spottpreisen. Manche nennen das Vetternwirtschaft, andere mafiöse Strukturen.
So teuer ist die Strandliege in Italien
Im landesweiten Durchschnitt lag die Tagesmiete für zwei Liegen und Sonnenschirm 2023 nach Angaben der nationalen Beobachtungsstelle für das Badewesen bei 30 Euro. Nach oben sind den Tarifen kaum Grenzen gesetzt: In Beachclubs in der Toskana oder an der Amalfiküste werden auch mehrere Hundert Euro gezahlt. Übrigens: Auch am Streiktag ändert sich am Preis für Liege und Sonnenschirm nichts. Es gilt der übliche Tagestarif.
Mit Material von dpa