Online-Kfz-Zulassung läuft noch nicht rund
Wer ein Auto neu zulassen möchte, kann dies seit einiger Zeit auch online tun. So weit die Theorie, in der Praxis sieht es auf vielen Zulassungsstellen in Deutschland anders aus.
Aktuell können in Deutschland in allen kommunalen Zulassungsstellen Fahrzeuge elektronisch ab- und wieder angemeldet werden. Im Oktober 2019 ist die dritte Stufe der internetbasierten Kfz-Zulassung, kurz i-Kfz genannt, in Kraft getreten: Demnach sollte man flächendeckend auch Neufahrzeuge und übernommene Fahrzeuge online zulassen können. Mit der fristgemäßen Umsetzung hapert es jedoch an einigen Stellen.
Als wesentlichen Grund nennt der Deutsche Städtetag: Der Bund habe im laufenden Verfahren die Sicherheitsvoraussetzungen für die Stufe 3 verändert. So hätten in einigen Fällen sogar die laufenden Ausschreibungen für das neue Verfahren eingestellt werden müssen. Eine neue Frist ist nun bis März 2020 gesetzt.
Erst etwa die Hälfte der Behörden ist bereit
Bislang, so Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, sei etwa die Hälfte aller deutschen Zulassungsstellen so weit, dass die Bürger hier auch Neufahrzeuge anmelden könnten, weitere würden in den kommenden Wochen folgen. Dedy kritisiert: "Es zeigt sich hier, dass die Stichtagsvorgaben des Bundesverkehrsministeriums nicht praxistauglich sind, insbesondere wenn die Anforderungen kurzfristig geändert werden."
Und wie sieht es in der Praxis aus? Eine Stichprobe in Bayern ergibt: 85 der 96 bayerischen Zulassungsbehörden haben gemeldet, dass sie bereits Online-Kfz-Zulassungsdienste auf ihren Internetportalen anböten, so das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bauen und Verkehr.
Den übrigen elf Kommunen, darunter die bevölkerungsreichen Ballungsräume München, Würzburg, Passau, Nürnberg und Landshut, "ist es noch nicht gelungen, die meist technischen Anfangsprobleme zu überwinden", so Corinna Korn, Stellvertretende Pressesprecherin im Bayerischen Staatsministerium.
Wo i-Kfz funktioniert, ist die Akzeptanz gering
In Calw funktioniert die 3. Stufe von i-Kfz bereits seit dem 1.10.2019. Die Gemeinde im Nordschwarzwald war damit die erste in Baden-Württemberg, in der die Bürger von zu Hause aus ein Neufahrzeug online anmelden konnten. Die Akzeptanz allerdings lässt zu wünschen übrig: Von den monatlich rund 6000 Neuzulassungen erfolge die Mehrheit persönlich. Bisher habe das Online-Zulassungsverfahren noch deutlich Potenzial, öfter genutzt zu werden, so die Auskunft des Landratsamts Calw.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand und dürften die bundesweite Bereitschaft zur Online-Kfz-Zulassung auch in naher Zukunft bremsen: Für alle Vorgänge benötigt der Fahrzeugbesitzer einen neuen Personalausweis mit aktivierter eID-Onlinefunktion, ein Auto, das bereits über einen Fahrzeugschein und -brief mit verdeckten Sicherheitscodes verfügt und weitere technische Voraussetzungen sowie ein Smartphone mit einer kostenlosen Ausweis-App. Darüber verfügen jedoch bislang die wenigsten Bürger.
So bleibt vielen Autobesitzern in spe nur eine Möglichkeit: abwarten. Laut einer Stichprobe des ADAC auf Zulassungsstellen in zehn Landeshauptstädten aus dem Jahr 2017 betrug die durchschnittliche Wartezeit ohne Termin 62 Minuten.
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