Katalysatoren-Diebstähle in Deutschland
Nach wie vor werden hierzulande regelmäßig Katalysatoren aus Fahrzeugen gestohlen. Die Zahlen sind aber zuletzt wieder rückläufig. Warum die Kats bei Dieben begehrt sind und wie Sie sich gegen den Klau schützen können.
Vor allem ältere Autos sind betroffen
Edelmetalle im Innenleben der Kats bringen viel Geld
Ersatz kann mehrere Tausend Euro kosten
2020 zählte die ADAC Straßenwacht 420 geklaute Kats, 2021 waren es 959 und 2022 bereits 1038. Es sah also ganz danach aus, als würden die Diebe immer dreister. Doch jetzt ist der Trend nach oben gebrochen: 2023 wurden nur noch 666 Katalysatoren gestohlen. Allerdings sind das nur die Fälle, bei denen die Gelben Engel zu Hilfe gerufen wurden – die Dunkelziffer ist höher.
Was genau macht ein Katalysator?
Katalysatoren sind eine prima Sache: Sie sorgen dafür, dass der Luftschadstoff Kohlenmonoxid (CO) in Kohlendioxid (CO₂) umgewandelt wird. Deshalb sind sie seit Beginn der 90er-Jahre fester Bestandteil aller Autos mit einem Benzinmotor. Dass sie inzwischen auch begehrtes Diebesgut sind, liegt aber nicht am gestiegenen Öko-Bewusstsein der Ganoven und Ganovinnen, sondern am wertvollen Innenleben der Kats.
Edelmetalle machen Katalysatoren wertvoll
Katalysatoren enthalten kleinste Mengen Palladium, Platin und Rhodium. Da diese Edelmetalle teuer sind, lohnt sich das Recycling eines Katalysators. Immerhin enthält er bis zu 5 Gramm der drei kostbaren Materialien.
Zwar sind die Preise für die Edelmetalle aktuell nicht mehr so hoch wie in den letzten Jahren, dennoch wird Platin mit 21,45 Euro pro Gramm gehandelt. Für 1 Gramm Palladium zahlt man um die 27 Euro, und für Rhodium werden – trotz höherem Werteverfall – immerhin noch über 132 Euro fällig. Nur zum Vergleich: Gold kostet in der gleichen Menge knapp 63 Euro. Für Langfinger lohnt es sich also immer noch, einen gebrauchten Katalysator gegen Bares beim Hehler einzutauschen – wenn auch nicht mehr die Preise erzielt werden, die zuletzt möglich waren.
Die geringere Summe, die für die Edelmetalle gezahlt wird, könnte ein Grund dafür sein, dass die Diebstähle zurückgehen. Eine weitere Erklärung ist, dass es immer weniger alte Autos auf dem Markt gibt, aus denen sich die Kats schnell und einfach ausbauen lassen.
Kat-Diebstahl: Welche Autos sind betroffen?
Nach bisherigen Erkenntnissen sind vor allem ältere Fahrzeuge mit Benzinmotoren betroffen, bei denen der Dreiwege-Katalysator gut zugänglich in der Mitte des Wagenbodens verbaut ist. Offenbar sind die Voraussetzungen bei älteren Opel Astra, Toyota Prius und VW Polo besonders günstig.
Diesel-Fahrzeuge sind vom Klau kaum betroffen: Ihr Anteil an den Fällen von Kat-Diebstahl, zu denen der ADAC gerufen wurde, ist deutlich geringer (3,9 Prozent). 2023 waren nur 26 Dieselfahrerinnen und -fahrer betroffen. Bei Hybrid-angetriebenen Autos wurden 47 Fahrzeugbesitzerinnen und -besitzer geschädigt.
Kats aus neueren Autos weniger begehrt
Bei Fahrzeugen jüngeren Datums wird der Katalysator sehr nah am Motor montiert, damit er sich nach dem Kaltstart schneller aufheizt und auf Betriebstemperatur kommt. Dort ist er für Diebe deutlich schwerer zu erreichen. Es müssten die Motorhaube geöffnet oder die Unterverkleidung abgebaut und gegebenenfalls weitere Baugruppen entfernt werden. Der Ausbau würde merklich länger dauern. Die Gefahr aufzufliegen, wäre deutlich größer. Außerdem enthalten Katalysatoren neuerer Modelle weniger Edelmetalle.
So gehen die Diebe vor
Für den Klau bocken die Täter die Fahrzeuge auf, durchtrennen das Abgasrohr vor sowie hinter dem Katalysator und machen sich binnen weniger Minuten mit dem entwendeten Kat aus dem Staub. Je nach Standort des Fahrzeugs verwenden die Kriminellen unterschiedliche Werkzeuge: An lauten Straßen arbeiten sie mit Flex oder Elektrosäge, in ruhigen Wohngegenden mit einem Auspuff- oder Kettenrohrabschneider.
Was tun nach einem Diebstahl?
Ein gestohlener Katalysator macht sich durch ein sehr lautes Motorgeräusch bemerkbar, sodass das Auto nicht mehr in der Öffentlichkeit bewegt werden darf. Außerdem entfällt die Abgasreinigung, wodurch auch die Straßenzulassung erlischt. Für das weitere Vorgehen empfiehlt sich:
Anzeige bei der Polizei erstatten.
Das Fahrzeug wegen erloschener Straßenzulassung aufgrund fehlender Abgasreinigung und Überschreiten der Lärm-Grenzwerte auf einem Anhänger zur Werkstatt transportieren lassen.
Bei alten Autos vor Auftragserteilung unbedingt ein Angebot erstellen lassen. Denn nur dann kann man ausschließen, dass ein wirtschaftlicher Totalschaden vorliegt. Ein neuer Katalysator kann mit Einbau je nach Modell und Stundensatz zwischen einigen Hundert und mehreren Tausend Euro kosten.
Und besser Finger weg von gebrauchten Katalysatoren, die bei Online-Auktionen angeboten werden. Dort ist meist schon an den Bildern zu erkennen, dass die Anschlussrohre unfachmännisch abgetrennt wurden.
Achtung: An gestohlenen Katalysatoren kann kein Eigentum erworben werden. Wenn herauskommt, dass ein gekaufter Kat geklaut war (Hehlerware), muss er dem tatsächlichen Besitzer oder der Besitzerin zurückgegeben werden. Das dafür bezahlte Geld ist von den Dieben meist nicht wieder zu bekommen.
Zahlt die Versicherung bei Kat-Klau?
Wichtig ist es, die Versicherung nach dem Diebstahl umgehend zu informieren und zu prüfen, ob der Kat-Klau vom eigenen Kasko-Vertrag abgedeckt ist. In der Regel übernimmt den Schaden nach einem Diebstahl die Teilkasko, allerdings abzüglich der Selbstbeteiligung. Wer nur haftpflichtversichert ist – und das ist bei älteren Autos oft so –, bleibt auf den Kosten sitzen.
Vor einem Diebstahl schützen
Wenn möglich, in einer abschließbaren Einzelgarage parken. Oder zumindest in gut beleuchteten Bereichen, sodass Diebe schneller auffallen.
Helfen kann auch eine Alarmanlage mit Neigungsmelder, der das Aufbocken des Autos erkennt – oft auch mit direkter Benachrichtigung auf das Smartphone des Besitzers bzw. der Besitzerin. Allerdings kann der Einbau bei älteren Autos unrentabel sein.
Theoretisch denkbar wäre auch eine zusätzliche Diebstahlsicherung des Katalysators. Die müsste aber zugelassen sowie gegebenenfalls eingetragen sein. Sie dürfte die Bewegungen des Abgasstrangs bei Lastwechseln nicht behindern und müsste den dort herrschenden hohen Temperaturen widerstehen. Ein enormer Aufwand – bisher ist dem ADAC deshalb auch keine solche Sicherung bekannt.
Fachliche Beratung: Arnulf Thiemel, ADAC Technik Zentrum