Katalysatoren-Diebstähle: Darum werden Kats geklaut

Nach wie vor werden hierzulande Katalysatoren aus Fahrzeugen gestohlen. Die Zahlen sind etwas rückläufig, aber die Kats bleiben bei den Dieben begehrt. Wie Sie sich gegen den Klau schützen können.
Vor allem ältere Autos sind betroffen
Edelmetalle im Innenleben der Kats bringen viel Geld
Ersatz kann mehrere Tausend Euro kosten
Zu Hochzeiten (2022) zählte die ADAC Straßenwacht 1038 gestohlene Kats pro Jahr. 2023 ging die Zahl bereits mit 666 nach unten. Dieser Trend setzt sich 2024 fort. Im vergangenen Jahr wurden 50 Prozent weniger – nämlich lediglich 311 Katalysatoren – gestohlen. Allerdings sind das nur die Fälle, bei denen die Gelben Engel zu Hilfe gerufen wurden, die Dunkelziffer ist höher.
Dass die Diebstahlfälle weiter zurückgehen, könnte daran liegen, dass für die im Kat enthaltenen Edelmetalle nicht mehr so viel gezahlt wird wie früher noch. Eine weitere mögliche Erklärung wäre, dass es immer weniger alte Autos auf den Straßen gibt, aus denen sich die Kats schnell und einfach ausbauen lassen.
Edelmetalle in Katalysatoren
Katalysatoren enthalten kleinste Mengen Palladium, Platin und Rhodium. Da diese Edelmetalle teuer sind, lohnt sich das Recycling eines Katalysators. Immerhin enthält er bis zu 5 Gramm der drei kostbaren Materialien.
Platin wird derzeit mit etwas mehr als 30 Euro pro Gramm gehandelt. Für ein Gramm Palladium zahlt man um die 25 Euro, und für Rhodium werden immerhin über 143 Euro fällig. Nur zum Vergleich: 750er Gold kostet in der gleichen Menge um die 67 Euro. Diebe tauschen einen gebrauchten Katalysator also gegen Bares beim Hehler ein.
Kat-Diebstahl: Welche Autos sind betroffen?
Nach bisherigen Erkenntnissen sind vor allem ältere Fahrzeuge mit Benzinmotoren (2024: 261) betroffen, bei denen der Dreiwege-Katalysator gut zugänglich in der Mitte des Wagenbodens verbaut ist.
Dieselfahrzeuge sind vom Klau kaum betroffen: In nur 23 Fällen wurde der ADAC von einer Halterin oder einem Halter eines Dieselfahrzeugs gerufen, weil der Katalysator entwendet wurde. Bei Hybrid-angetriebenen Autos wurden 10 Fahrzeugbesitzerinnen und -besitzer geschädigt.
Was genau macht ein Katalysator?
Katalysatoren sorgen dafür, dass der Schadstoff Kohlenmonoxid (CO) in Kohlendioxid (CO₂) umgewandelt wird. Deshalb sind sie seit Beginn der 90er-Jahre fester Bestandteil aller Autos mit einem Benzinmotor. Dass sie inzwischen auch begehrtes Diebesgut sind, liegt aber nicht am gestiegenen Öko-Bewusstsein der Langfinger, sondern am wertvollen Innenleben der Kats.
Kats aus neueren Autos weniger begehrt
Bei Fahrzeugen jüngeren Datums wird der Katalysator sehr nah am Motor montiert, damit er sich nach dem Kaltstart schneller aufheizt und auf Betriebstemperatur kommt. Dort ist er für Diebe deutlich schwerer zu erreichen. Es müssten die Motorhaube geöffnet oder die Unterverkleidung abgebaut und gegebenenfalls weitere Baugruppen entfernt werden. Der Ausbau würde merklich länger dauern. Die Gefahr aufzufliegen wäre deutlich größer. Außerdem enthalten Katalysatoren neuerer Modelle weniger Edelmetalle.
So gehen die Diebe vor

Für den Klau bocken die Täter die Fahrzeuge auf, durchtrennen das Abgasrohr vor sowie hinter dem Katalysator und machen sich binnen weniger Minuten mit dem entwendeten Kat aus dem Staub. Je nach Standort des Fahrzeugs verwenden die Kriminellen unterschiedliche Werkzeuge: An lauten Straßen arbeiten sie mit Flex oder Elektrosäge, in ruhigen Wohngegenden mit einem Auspuff- oder Kettenrohrabschneider.
Was tun nach einem Diebstahl?
Dass der Katalysator gestohlen wurde, macht sich durch ein sehr lautes Motorgeräusch bemerkbar, sodass das Auto nicht mehr in der Öffentlichkeit bewegt werden darf. Außerdem entfällt die Abgasreinigung, wodurch auch die Straßenzulassung erlischt. Für das weitere Vorgehen empfiehlt sich:
Anzeige bei der Polizei erstatten.
Das Fahrzeug wegen erloschener Straßenzulassung aufgrund fehlender Abgasreinigung und Überschreiten der Lärm-Grenzwerte auf einem Anhänger zur Werkstatt transportieren lassen.
Bei alten Autos vor Auftragserteilung unbedingt ein Angebot erstellen lassen. Denn nur dann kann man ausschließen, dass ein wirtschaftlicher Totalschaden vorliegt. Ein neuer Katalysator kann mit Einbau je nach Modell und Stundensatz zwischen einigen Hundert und mehreren Tausend Euro kosten.
Und besser Finger weg von gebrauchten Katalysatoren, die bei Online-Auktionen angeboten werden. Dort ist meist schon an den Bildern zu erkennen, dass die Anschlussrohre unfachmännisch abgetrennt wurden.
Achtung: An gestohlenen Katalysatoren kann kein Eigentum erworben werden. Wenn herauskommt, dass ein gekaufter Kat geklaut war (Hehlerware), muss er dem tatsächlichen Besitzer oder der Besitzerin zurückgegeben werden. Das dafür bezahlte Geld ist von den Dieben meist nicht wieder zu bekommen.
Zahlt die Versicherung bei Kat-Klau?
Wichtig ist es, die Versicherung nach dem Diebstahl umgehend zu informieren und zu prüfen, ob der Kat-Klau vom eigenen Kasko-Vertrag abgedeckt ist. In der Regel übernimmt den Schaden nach einem Diebstahl die Teilkasko, allerdings abzüglich der Selbstbeteiligung. Wer nur haftpflichtversichert ist – und das ist bei älteren Autos oft so –, bleibt auf den Kosten sitzen.
Vor einem Diebstahl schützen
Wenn möglich, in einer abschließbaren Einzelgarage parken. Oder zumindest in gut beleuchteten Bereichen, sodass Diebe schneller auffallen.
Helfen kann auch eine Alarmanlage mit Neigungsmelder, der das Aufbocken des Autos erkennt – oft auch mit direkter Benachrichtigung auf das Smartphone des Besitzers bzw. der Besitzerin. Allerdings kann der Einbau bei älteren Autos unrentabel sein.
Theoretisch denkbar wäre auch eine zusätzliche Diebstahlsicherung des Katalysators. Die müsste aber zugelassen sowie gegebenenfalls eingetragen sein. Sie dürfte die Bewegungen des Abgasstrangs bei Lastwechseln nicht behindern und müsste den dort herrschenden hohen Temperaturen widerstehen. Ein enormer Aufwand – bisher ist dem ADAC deshalb auch keine solche Sicherung bekannt.
Fachliche Beratung: Arnulf Thiemel, ADAC Technik Zentrum