Jährlicher TÜV: Scheitern die EU-Pläne, ältere Autos häufiger zur HU zu schicken?

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Von Katja Fastrich

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Ein älteres Auto wird beim TÜV auf Mängel geprüft
Müssen ältere Autos schon bald jedes Jahr zum TÜV? Das wollte zumindest die EU-Kommission© dpa/Julian Stratenschulte

Die EU-Kommission wollte für ältere Autos eine jährliche Hauptuntersuchung (HU) einführen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Nun hat sich der Rat der EU dagegen ausgesprochen. Erledigt hat sich die Angelegenheit damit aber noch nicht.

  • Positionierung des EU-Parlaments und Trilog-Verhandlungen im Frühjahr

  • Betroffen wären alle mehr als 10 Jahre alten Autos

  • ADAC: Verkürzung der HU-Intervalle nicht notwendig

Die EU-Kommission plant neue Regeln für die Verkehrssicherheit, um Unfälle zu verhindern und die Zahl der Unfallopfer zu senken. Ein Vorschlag würde Besitzerinnen und Besitzer älterer Autos, deren Erstzulassung mehr als zehn Jahre zurückliegt, betreffen.

Diese müssten nach den Plänen der Kommission künftig jedes Jahr eine Hauptuntersuchung (HU) bestehen. In Deutschland sind dies mehr als 23,4 Millionen Pkw, der Anteil am Gesamtbestand liegt bei 47,1 Prozent.

Ältere Autos jährlich zum TÜV: Rat der EU dagegen

Bevor der Vorschlag in Kraft treten kann, müssen auch das EU-Parlament und die EU-Staaten zustimmen. Doch nun wurde eine wichtige Hürde gerissen: Am Donnerstag, 4. Dezember, hat sich der Rat der EU gegen diese Neuerung ausgesprochen. Zur Begründung ihrer Absage führten die Verkehrsminister zusätzliche Kosten für Autofahrer an. Allerdings können Millionen Autofahrende trotzdem noch nicht aufatmen. Die Positionierung des EU-Parlaments und die Trilog-Verhandlungen finden erst im Frühjahr statt.

Das waren die Argumente der EU-Kommission

Laut EU-Kommission verfolgt der Vorschlag das Ziel, die Zahl der Verkehrsunfälle und der Unfallopfer zu senken. Die Behörde rechnet damit, dass die Einführung jährlicher Prüfungen von Pkw und Kleintransportern zu einem Prozent weniger Verkehrstoten und Verletzten führen könnte.

Ältere Fahrzeuge seien pannenanfälliger, zudem hätten Studien gezeigt, dass sie häufiger in Unfälle verwickelt sind. Da Autos für den weitaus größten Teil der Todesfälle verantwortlich seien und selbst wenn technische Defekte nur einen relativ geringen Anteil an den Unfallursachen ausmachten, könne die jährliche Inspektion älterer Autos einen erheblichen Unterschied machen. Dies gelte insbesondere für die Sicherheit.

ADAC begrüßt Position des EU-Rats

Der ADAC bewertet die 4. Dezember vom Rat der EU beschlossenen Positionen zur Hauptuntersuchung (HU) überwiegend positiv. Insbesondere die Entscheidung, die ursprünglich diskutierte jährliche Hauptuntersuchung (HU) für ältere Fahrzeuge nicht weiterzuverfolgen, wird ausdrücklich begrüßt.

"Die jährliche HU für ältere Fahrzeuge würde für Autofahrerinnen und Autofahrer erhebliche Belastungen bedeuten, obwohl ein jährlicher Turnus aus Sicht der Fahrzeugtechnik und der Verkehrssicherheit nicht notwendig ist. Dass der Rat der EU den Vorschlag der EU-Kommission ablehnt, ist ein wichtiges Signal, das Gehör finden sollte", so ADAC Technikpräsident Karsten Schulze.

Häufigere HU wirkt sich nicht auf Verkehrssicherheit aus

Die Verkehrsunfallforschung der TU Dresden hatte bereits in einer früheren Studie im Auftrag des ADAC nachgewiesen, dass eine Verkürzung der HU-Fristen auf ein Jahr keinen messbaren Einfluss auf die Verkehrssicherheit hat. Dank regelmäßiger, sachverständiger und umfassender technischer Inspektionen zeichnet sich die deutsche Fahrzeugflotte durch eine geringe Quote technischer Mängel aus. Zudem sind nur wenige der festgestellten Mängel unfall- bzw. sicherheitsrelevant.

Des Weiteren wurde der Umfang der Hauptuntersuchung bereits in den letzten Jahren aufgrund der komplexeren Fahrzeuge deutlich erweitert. Insbesondere wurde der Fokus dabei auf Assistenzsysteme, E-Mobilität und das Auslesen von Fehlercodes gerichtet. Aber auch die Überwachung der Emissionen wurde mit der Wiedereinführung der Endrohrmessung in Deutschland im Jahr 2018 sowie der Einführung der neuen Partikelzahlmessung für Euro-6-Diesel ab 1. Juli 2023 deutlich verstärkt.

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ADAC Stellungnahme Roadworthiness-Paket-HU-Unterwegskontrollen
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ADAC Position zur geplanten Revision der EU-Richtlinie zur regelmäßigen technischen Überwachung von Kraftfahrzeugen
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Deutschland: Auto muss alle zwei Jahre zum TÜV

In Deutschland müssen Fahrzeuge in der Regel alle zwei Jahre zur Hauptuntersuchung, unabhängig davon, wie alt ein Fahrzeug ist. Für Neuwagen steht die erste Inspektion nach 36 Monaten an. Wer die Frist für den Termin verpasst und sich nicht rechtzeitig eine neue TÜV-Plakette abholt, muss im Fall einer Fahrzeugkontrolle mit einem Bußgeld rechnen. In vielen EU-Staaten müssen ältere Autos bereits jährlich zur Inspektion.

HU und AU: Alles Wissenswerte zum TÜV

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Mit Material von dpa.