Winterdiesel: Wann gefriert Diesel? Und was ist dann zu tun?

Mann tankt Auto im Winter
Klirrende Kälte macht manchem Dieselfahrer zu schaffen© iStock.com/Lubo Ivanko

Es ist ein altbekanntes Problem: Manchmal streiken im Winter Dieselmotoren – je kälter es ist, desto häufiger. Warum das so ist, und wie Dieselfahrer gegensteuern können. Was ist und ab wann gibt es Winterdiesel? Die Tipps des ADAC.

  • Bei kalten Temperaturen kann das Kraftstoffsystem verstopfen

  • Winterdiesel soll bis minus 20 Grad taugen, versagt aber oft früher

  • Bei einer Panne hilft nur Aufwärmen

  • Wann gefriert Diesel?

Bei welcher Temperatur gefriert Diesel?

Nach wie vor gilt selbst bei hochmodernen Fahrzeugen: Bei fallenden Temperaturen können Dieselfahrer Schwierigkeiten bekommen. Schon ab 0 Grad bilden sich die ersten Paraffinpartikel, die das Kraftstoffsystem bzw. den Kraftstofffilter verstopfen können. Auch mit sogenanntem Winterdiesel ist das "Ausflocken" teilweise schon ab minus 7 Grad Celsius zu beobachten. Die Folge: Der Motor springt nicht mehr an oder geht bei fallenden und sehr eisigen Temperaturen sogar während der Fahrt aus.

Kann man Diesel vorm Einfrieren schützen?

Ja, man kann ihm zumindest entgegenwirken. Ein erster und wichtiger Schritt ist schon mal, rechtzeitig zu tanken. Sogenannter Winterdiesel soll dem Problem entgegenwirken. Er enthält Additive, die das "Ausflocken" des Kraftstoffs und damit die Verstopfung des Kraftstoffsystems verhindern sollen. Diese Zusätze werden dem Winterdiesel bereits in der Raffinerie beigemischt. Zudem sind bei manchen Dieselmodellen Kraftstoffheizsysteme verbaut, um der Verstopfung des Filters entgegenzuwirken.

Ab wann gibt es Winterdiesel?

Winterdiesel fließt von Mitte November bis Ende Februar aus den Dieselzapfsäulen der Tankstellen in Deutschland. Dazu sind die Tankstellen verpflichtet. Gesondert darauf achten braucht man als Autofahrer also nicht, man tankt nach wie vor wie gewohnt und hat in dieser Zeit einen besseren Schutz. Winterdiesel kostet auch nicht extra.

Winterdiesel hält oft nicht, was er verspricht

Nur reichen Winterdiesel und Kraftstoffheizsysteme wirklich aus, um eine Panne zu vermeiden? Nicht generell. Bei starker Kälte haben sich beide Maßnahmen als nicht immer ausreichend erwiesen. Theoretisch soll Dieselkraftstoff in Winterqualität bis minus 20 Grad funktionieren.

Ob das realistisch ist, hat der ADAC bereits 2013 anhand von vier handelsüblichen Dieselkraftstoffen getestet und aufwendige Kälteversuche durchgeführt – mit dem Ergebnis, dass sich Dieselfahrer nicht immer auf die Wintertauglichkeit des Kraftstoffs verlassen können. Empfindliche Fahrzeuge kann es schon früher erwischen. Grund: Die Winterfestigkeit wird im Labor geprüft und dauert nur rund 1,5 Stunden. In der Praxis stehen Autos aber manchmal mehrere Tage in der Kälte, sodass die Kristalle deutlich mehr Zeit haben zu wachsen und sich im Tank und in den Kraftstoffleitungen ablagern.

Sind Premium-Kraftstoffe besser?

Laut Angaben der Kraftstoffhersteller soll Premium-Diesel (Aral Ultimate, Shell V-power, Total Excellium etc.) deutlich kältefester als normaler Dieselkraftstoff sein. Überprüfen konnte der ADAC die Aussagen allerdings bisher noch nicht.

Was tun, wenn der Diesel eingefroren ist?

Ist der Dieselkraftstoff "versulzt" und springt das Auto nicht mehr an, heißt es abwarten – und auftauen. Das Auto fährt erst wieder, wenn das gesamte Kraftstoffsystem erwärmt ist und sich alle Paraffinpartikel aufgelöst haben.

Das Auto muss dazu in eine Garage mit deutlich über 0 Grad gestellt werden. Keinesfalls mit Föhn oder gar Heißluftgebläse anrücken: Einerseits bestehen Brand- und Beschädigungsgefahr, andererseits erreicht man so nicht alle erforderlichen Stellen, wo der Diesel ausgeflockt ist.

Auch im Sommer mit Winterdiesel fahren?

Laut Aral kann Winterdiesel problemlos auch im Sommer gefahren werden. Der Premiumkraftstoff "Ultimate Diesel" würde sogar standardmäßig über das ganze Jahr in Winterqualität angeboten. Einen Nachteil hat Winterdiesel im Sommer also nicht.

Panne vermeiden: Tipps für Dieselfahrer

  • Autofahrer sollten rechtzeitig Winterdiesel tanken, bevor die kalte Jahreszeit beginnt. Die noch im Tank befindliche Restmenge an Sommerdiesel sollte dabei so gering wie möglich sein.

  • Die Wartungsvorschriften des Herstellers müssen beachtet werden – insbesondere, wie oft ein Kraftstofffilter gewechselt werden muss.

  • Das Fahrzeug möglichst kälte- und windgeschützt abstellen

  • Dieselkraftstoff auf keinen Fall mit Benzin mischen. Nur ältere Fahrzeugmodelle von vor 1997 – mit ausdrücklicher Freigabe des Herstellers – sind davon ausgenommen.

  • Additive zur Fließverbesserung nur verwenden, wenn dies vom Hersteller abgesegnet ist.

  • Kraftstoff aus Vorratsbehältern nicht verwenden, wenn nichts über dessen Kältetauglichkeit bekannt ist.

  • Ein liegen gebliebenes Fahrzeug sollte in einer beheizten Garage aufgetaut werden. Außerdem ist es gut, die Filterheizung zu überprüfen und normgerechten Kraftstoff nachzutanken. Gegebenenfalls muss der Kraftstofffilter ersetzt werden.

  • Ist keine Filterheizung vorhanden, bieten nur wenige Hersteller eine Nachrüstung an.

ADAC Forderungen an die Industrie

  • Das bisherige in der Kraftstoffnorm EN 590 vorgeschriebene CFPP-Kälteprüfverfahren ist für eine hinreichend genaue Definition der Kältefahrbarkeits-Eigenschaften nicht mehr tauglich. Der ADAC erwartet deshalb zukünftig ein neues, genaueres Verfahren zur normgerechten Bestimmung der Kältetauglichkeit.

  • Grundsätzlich ist es Sache der Autohersteller, konkrete Betriebsstoffe für einen bestimmungsgemäßen und störungsfreien Betrieb zu definieren.

  • Winterdiesel sollte auch bei Fahrzeugen ohne Filterheizung bis mindestens minus 20 Grad funktionieren.

  • Neue Fahrzeuge müssen so ausgerüstet sein, dass sie auch bei sehr niedrigen Temperaturen (mindestens minus 25 Grad) betriebsbereit sind. Dies ist mit einer leistungsfähigen Filterheizung problemlos möglich.

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