Thrombose vorbeugen: Tipps für längere Flüge

junge Frau im Gang eines Flugzeugs
Langes Sitzen auf engem Raum im Flugzeug erhöht das Risiko für eine Thrombose© iStock.com/izusek

Bei langen Flugreisen oder mehrstündigen Bus-, Zug- oder Autofahrten kann durch den Bewegungsmangel ein Blutgerinnsel entstehen, das zu einer Thrombose führt. Was Sie zur Vorbeugung tun können.

  • Risiko für Reisethrombose insgesamt gering, für Risikogruppen erhöht

  • Zur Vorbeugung ausreichend trinken und bewegen

  • Thrombosespritzen in den meisten Fällen nicht nötig

Stundenlanges Sitzen ohne Bewegungspausen kann den Blutfluss in den Venen beeinträchtigen: "Blutpfropfen können auch größere Adern ganz verschließen", so ADAC-Reisemediziner Dr. Klaus Schäfer. Weil im Sitzen besonders die Venen in den Kniekehlen dauerhaft abgeknickt sind, betrifft dies vor allem die Unterschenkel, aus denen das Blut nicht mehr ungehindert abfließen kann.

Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen, Alkohol und Kaffee (beide harntreibend) machen das Blut zusätzlich "dicker" und verschlimmern das Problem ebenso wie die fehlende Muskelpumpe, die normalerweise durch Muskelanspannung der Beine den Blutfluss unterstützt.

Eine tiefe Venenthrombose sei ein ernstzunehmendes und schmerzhaftes Ereignis, so Dr. Schäfer. Wirklich gefährlich werde es jedoch, wenn ein Thrombus oder Teile davon sich lösen, via große Bauchvene und rechte Herzhälfte ihren Weg in die Lunge finden und dort zum Verschluss von Gefäßen führen. Eine solche Lungenembolie kann in seltenen Fällen zum Tod führen. All das muss nicht auf der An- oder Abreise passieren, sondern kann auch noch innerhalb von vier Wochen nach einer Langstreckenreise auftreten.

Was ist das Economy Class Syndrome?

Die Reisethrombose wurde bereits in den 1950ern beschrieben und später als Economy Class Syndrome bezeichnet. Dass Thrombosen auf längeren Flügen aber nicht nur in der niedrigsten Reiseklasse auftreten, zeigt beispielsweise der Fall des ehemaligen US-Präsidenten Richard Nixon. Dieser erlitt nach einer Flugreise eine Lungenembolie, die ihn daran gehindert haben soll, beim Watergate-Skandal auszusagen.

Risiko für Reisethrombose

Laut Expertinnen und Experten ist das Thromboserisiko auf längeren Flug- oder Busreisen für gesunde Menschen insgesamt niedrig. Allerdings steigt dieses Risiko, je länger eine Person mehr oder weniger bewegungslos sitzt. Man geht davon aus, dass bei Flugreisen über sechs Stunden die Gefahr für eine Thrombose um etwa das Zwei- bis Vierfache erhöht ist.

Unterschieden wird zwischen niedrigem, mittlerem und einem hohen Risiko. Personen mit mittlerem Thromboserisiko zeigen mindestens zwei mildere Risikofaktoren, Menschen mit hohem Risiko einen schwerwiegenden Faktor.

Mittleres Thromboserisiko

Hohes Thromboserisiko

  • Schwangerschaft oder Zeit nach der Entbindung (Wochenbett)
  • vorliegende Thrombose
  • Alter über 60 Jahre
  • schwere Erkrankungen wie Krebs
  • Vorliegende Neigung zu Thrombosen (Thrombophilie)
  • Immobilität, z. B. durch eine Schiene/einen Gips oder Ähnliches an Bein oder Arm
  • Thrombose-Erkrankungen in der Familie
  • kürzlich erfolgte große Operation
  • starke Krampfadern oder Beinvenenschwäche


  • Frauen, die hormonell verhüten oder Hormone einnehmen (Hormonersatztherapie)


  • Übergewicht/Adipositas (mit einem BMI > 30 kg/m²)


  • Körpergröße > 190 cm oder < 160 cm


Nach einer Lungenembolie ist – je nach Ausmaß – eine längere Fluguntauglichkeit gegeben. Wer eine Thrombose oder weitere schwerwiegende Faktoren hat und sich fragt, ob eine Auto- oder Flugreise trotzdem möglich ist, sollte dies unbedingt ärztlich abklären lassen.

Thromboseprophylaxe für Flugreisen

Eine spezielle Thromboseprophylaxe in Form von gerinnungshemmenden Medikamenten (zum Beispiel Spritzen oder Tabletten) oder Kompressionsstrümpfen für die Reise, insbesondere für einen längeren Flug, ist laut Expertinnen und Experten der deutschen Leitlinie zur Thromboseprophylaxe für Menschen mit einem geringen Risiko nicht notwendig. Wer ein mittleres oder hohes Thromboserisiko aufweist, sollte sich über geeignete Maßnahmen mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt austauschen.

Fit genug, um zu fliegen?

Passagiere, die an einer chronischen Krankheit leiden oder auf Reisen erkrankt sind, müssen der Fluggesellschaft nachweisen, dass sie fit genug für einen geplanten Flug sind. Das gilt auch nach Verletzungen, Operationen und Krankenhausaufenthalten.

Die behandelnde Ärztin oder der Arzt stellen auf Nachfrage eine Flugtauglichkeitsbescheinigung ("Fit to fly") aus. Manche Airlines bieten dafür digitale Vordrucke an. Für die Beglaubigung durch den Mediziner kann ein Honorar anfallen. Das "Fit to fly"-Attest sollten Reisende mit sich führen und bei Bedarf vorzeigen.

Ob eine "Fit to fly"-Bescheinigung akzeptiert wird, entscheidet zunächst der medizinische Dienst der jeweiligen Airline. Es kann mehrere Tage dauern, bis Sie eine Antwort erhalten. Das letzte Wort haben jedoch die Verantwortlichen im Cockpit: Die Pilotin oder der Pilot kann die Mitnahme von erkrankten Passagieren verweigern.

Schwerwiegende medizinische Probleme oder auch Geräte sowie Hilfsmittel (Rollstuhl, Sauerstoffgerät) sollten Sie vor Reiseantritt bei der Fluggesellschaft melden. Die Bearbeitungszeiten können lang sein. In Einzelfällen können medizinisch ausgebildete Flugbegleiter mit entsprechender Ausrüstung zur Betreuung mitreisen und so einen Flug trotz bestehender Gesundheitsprobleme möglich machen. Ihr Einsatz hängt ebenso wie die Installation von Patientenliegen (Stretcher) vom Ermessen der Fluggesellschaft ab. Eine intensivmedizinische Betreuung kann an Bord eines regulären Linienfluges nicht gewährleistet werden.

Ein Flugverbot für Schwangere besteht in der Regel ab der 36. Schwangerschaftswoche, in manchen Fällen auch früher. Vereinzelt müssen Schwangere bereits ab der 28. Schwangerschaftswoche einen "Fit to fly"-Nachweis gegenüber der Airline erbringen.

Einer Thrombose vorbeugen

Egal, ob Sie mit Flugzeug, Auto oder Bahn unterwegs sind, gibt es einige allgemeine Maßnahmen zur Prophylaxe. Steht eine mehrstündige Reise (sechs bis acht Stunden) an, sollten auch Personen mit geringem Risiko Folgendes beachten:

  • Bewegen Sie sich regelmäßig: Auf Autoreisen alle eineinhalb bis zwei Stunden eine Bewegungspause einlegen. Im Flugzeug oder Zug sind Fußgymnastikübungen alle halbe Stunde sinnvoll: Wippen Sie zum Beispiel mit den Füßen oder stehen Sie jede Stunde für etwa zehn Minuten auf.

  • Trinken Sie genügend: Pro Stunde einen Becher (ca. 0,1 Liter, gerne mehr) – besser keinen Kaffee. Auf Alkohol sollten Sie verzichten.

  • Achten Sie auf Ihre Sitzhaltung: Versuchen Sie, bequem und aufrecht zu sitzen, die Beine nicht übereinanderzuschlagen und die Knie nicht zu stark zu beugen.

  • Platz im Fußraum schaffen: Optimal ist, wenn Sie sich einen Gangplatz reservieren, so haben Sie etwas mehr Beinfreiheit. Ratsam ist ebenso, den Fußraum nicht unnötig einzuschränken, zum Beispiel durch Gepäck.

  • Sorgen Sie für passende Kleidung: Tragen Sie bequeme, lockersitzende Baumwollkleidung sowie flache, leichte Schuhe, in denen ein richtiges Abrollen beim Laufen möglich ist. Wenn Sie sitzen, können Sie die Schuhe ausziehen.

  • Versuchen Sie, Beruhigungs- oder Schlafmittel zu meiden: Diese Medikamente setzen die Muskelspannung herab und schränken mit ihrer Wirkung zusätzlich ein.

Wer ein mittleres Risiko für eine Reisethrombose hat, sollte angepasste Kompressionsstrümpfe tragen. In manchen Fällen können nach ärztlicher Rücksprache gerinnungshemmende Spritzen ratsam sein. Bei Personen mit hohem Risiko werden gerinnungshemmende Spritzen zur Thromboseprophylaxe ärztlich verordnet. Planen Sie vor Ihrer Reise frühzeitig einen Termin bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt ein.

ADAC Informationen zur Reisemedizin

Weitere Infos erhalten ADAC Mitglieder vom Reisemedizinischen Informationsdienst des ADAC unter 089 76 76 77. Auch online finden Sie umfangreiche Informationen zu reisemedizinischen Themen.