Endometriose: Schleimhautgewebe außer Kontrolle

Eine Frauenärztin erklärt einer Patientin etwas
Schätzungen zufolge leben etwa zwei Millionen Frauen in Deutschland mit Endometriose© stock.adobe.com

Bei Endometriose wächst Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter. Wie die Symptome behandelt werden.

  • Eine der häufigsten Unterleibserkrankungen bei Frauen

  • Verursacht oft starke Schmerzen und Unfruchtbarkeit

  • Behandlung medikamentös oder operativ

Die Endometriose zählt zu den häufigsten Unterleibserkrankungen bei Frauen. Die Weltgesundheitsorganisation geht von etwa 190 Millionen Betroffenen weltweit aus. Besonders oft erkranken Frauen im Alter zwischen 35 und 45 Jahren. Mit den Wechseljahren klingen die Beschwerden häufig ab. Bei Mädchen vor der ersten Periode ist eine Endometriose selten.

Was ist Endometriose?

Bei einer Endometriose wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnlich ist, außerhalb der Gebärmutter. Die sogenannten Endometriose-Herde können sich überall im Körper ansiedeln. Besonders oft geschieht dies innerhalb der Bauchhöhle im Bereich des kleinen Beckens. Häufig betroffen sind:

  • Bauchfell und Bauchwand

  • Eileiter und Eierstöcke

  • die äußere Gebärmutterwand

  • der Bereich zwischen Gebärmutter und Enddarm (Douglas-Raum)

  • der Darm

  • Harnblase und Harnleiter

Seltener findet man verirrtes Schleimhautgewebe in Organen wie Leber, Gallenblase, Herzbeutel oder Lunge. Eine Endometriose kann zwar erhebliche Beschwerden verursachen, sie zählt jedoch nicht zu den Krebserkrankungen und ist nicht bösartig.

Was passiert bei Endometriose?

Bei gesunden Frauen kleidet die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) die Gebärmutter von innen aus. Abhängig vom weiblichen Hormonzyklus unterliegt sie einem regelmäßigen Auf- und Abbau: Während der Menstruation wird die oberste Schleimhautschicht vollständig abgestoßen. Danach baut sie sich bis zum nächsten Eisprung wieder auf und bereitet sich auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle vor. Kommt es nicht zur Befruchtung, beginnt ein neuer Zyklus und die Schleimhaut wird erneut abgestoßen.

Genauso verhalten sich auch viele Endometriose-Herde außerhalb der Gebärmutter: Sie bauen sich in jedem Zyklus auf und wieder ab und beginnen während der Menstruation zu bluten. Allerdings können abgestoßenes Gewebe und Blut in diesem Fall nicht über die Scheide nach außen abfließen. Stattdessen verbleiben sie im Körper und verursachen Probleme wie Entzündungen, blutgefüllte Zysten, Verwachsungen, Vernarbungen und Verklebungen.

Welche Ursachen hat die Erkrankung?

Die genauen Ursachen für eine Endometriose sind noch nicht vollständig geklärt. Vermutlich spielen hormonelle und erbliche Faktoren eine Rolle. Auch das Immunsystem kann ein Grund dafür sein, dass sich Gebärmutterschleimhaut im Körper ansiedelt.

Symptome einer Endometriose

Welche Symptome eine Endometriose verursacht, hängt davon ab, wo sich die Herde ansiedeln. Am häufigsten berichten betroffene Frauen von starken, krampfartigen Schmerzen im Unterbauch, die vor allem während der Menstruation auftreten. Weitere typische Anzeichen sind:

  • Starke Regelblutung

  • Unregelmäßige Blutung, Zwischenblutungen

  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

  • Schmerzen im Unterbauch

  • Rückenschmerzen

  • Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang

  • Zyklusabhängige Blutungen aus Darm und Blase

  • Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Verstopfung und Übelkeit

  • Eingeschränkte Fruchtbarkeit

Das Ausmaß der Beschwerden hängt dabei nicht von der Größe der Endometriose-Herde ab.

So stellt der Arzt die Diagnose

Die Diagnose ist komplex, da Endometriose bei jeder Frau andere Organe betrifft und die Symptome sehr unterschiedlich sind.

Besonders wichtig ist es für die Ärztin oder den Arzt, wann und wo Beschwerden auftreten und ob diese in Zusammenhang mit der Periode stehen. Beim Verdacht auf eine Endometriose kann es sinnvoll sein, für einige Zeit ein Schmerz- und Symptomtagebuch zu führen.

Die gynäkologische Untersuchung umfasst neben der Tastuntersuchung eine Ultraschalluntersuchung. Dabei sind aber in der Regel nur größere Endometriose-Herde oder Zysten zu erkennen. Eine sichere Diagnose erfordert deshalb häufig eine Bauchspiegelung. In manchen Fällen schließen sich weitere Untersuchungen wie Darmspiegelung, Magnetresonanz- oder Computertomografie an.

Gibt es einen Test auf Endometriose?

Seit 2022 ist in Deutschland ein schneller und risikofreier Speicheltest auf Endometriose zugelassen. Allerdings wird er bislang relativ selten eingesetzt. Nach Ansicht vieler Ärztinnen und Ärzte kann er die klassische bildgebende Diagnostik derzeit noch nicht ersetzen.

Ist Endometriose heilbar?

Eine Endometriose ist nicht heilbar, es gibt aber verschiedene Möglichkeiten, die chronische Erkrankung zu behandeln.

Aufgrund des variablen Krankheitsbildes ist bei einer Endometriose eine individuelle Therapie erforderlich. Da sich die Herde überall im Körper ansiedeln können, sind neben der Frauenheilkunde fast immer auch Ärztinnen und Ärzte anderer Fachbereiche beteiligt. Auch unterstützende Maßnahmen wie Physio-, Schmerz- und Psychotherapie spielen eine wichtige Rolle.

Verursachen Endometriose-Herde stärkere Probleme, werden sie häufig operativ entfernt. Meist geschieht dies minimalinvasiv im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie). Sind die Herde sehr groß oder ist es bereits zu ausgeprägten Verwachsungen im Bauchraum gekommen, ist unter Umständen ein größerer Eingriff erforderlich.

Eine Operation schließt nicht aus, dass sich neue Endometriose-Herde bilden. Bei sehr ausgeprägten Beschwerden kann es bei Frauen, die keinen Kinderwunsch haben, sinnvoll sein, die Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke zu entfernen.

Bei chronischen Schmerzen spielt die multimodale Schmerztherapie eine wichtige Rolle. Dabei kommen neben Medikamenten zahlreiche andere Behandlungskonzepte zur Anwendung, zum Beispiel

  • psychologische und psychotherapeutische Maßnahmen

  • Physiotherapie

  • Bewegungstherapie

  • Ergotherapie

  • Entspannungsverfahren

  • Kunst- und Musik-Therapie

Eine Hormontherapie unterdrückt den zyklischen Auf- und Abbau der Schleimhaut in den Endometriose-Herden und die damit verbundenen Blutungen. Da die Therapie den natürlichen Hormonhaushalt vollständig verändert, ist sie für Frauen mit Kinderwunsch nicht geeignet.

Unterstützend kann bei Endometriose eine Ernährungsumstellung sinnvoll sein, beispielsweise wenn der Darm betroffen ist und es zu Verdauungsproblemen kommt.

Bewegung stärkt das Immunsystem, steigert das Wohlbefinden und hilft, Stress abzubauen. Außerdem verändert sie das Schmerzempfinden und verschafft vielen Frauen Linderung. Die Unterstützung durch Physiotherapeuten kann bei Endometriose sinnvoll sein.

Chronische Schmerzen können den Stresspegel deutlich erhöhen. Umso wichtiger ist es, eine Möglichkeit zu finden, sich zu entspannen und zur Ruhe zu kommen. Je nach individuellen Vorlieben eignen sich beispielsweise die progressive Muskelentspannung, Achtsamkeitstraining, Yoga oder autogenes Training.

Hilfe bei Endometriose

Für gezielte Hilfe gibt es in Deutschland etwa 100 zertifizierte Endometriosepraxen und -kliniken. Auf der Webseite der Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V. können betroffene Frauen nach einem Behandlungszentrum in ihrer Nähe suchen.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.