Masern-Ausbruch: WHO warnt vor Infektionswellen
Von Tanja Echter

Infektionswellen in Kanada, den USA und in vielen Teilen Afrikas – die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist aufgrund zunehmender Masern-Fälle alarmiert. Immer wieder kommt es auch zu Todesfällen. Am besten schützt eine Impfung.
Weltweit mehrere Millionen Menschen erkrankt
In Deutschland schwanken die Fallzahlen
Falsche Aussagen führen zu Impfskepsis
"Für große Teile der Welt läuten die Alarmglocken", fasst Kate O'Brien, Direktorin der WHO-Impfabteilung, den aktuellen Bericht zur weltweiten Verbreitung der Masern zusammen. Aus 59 Ländern werden neue Ausbrüche gemeldet. Dabei galt die Krankheit in 96 Staaten bereits als ausgerottet.
Insbesondere Kleinkinder tragen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf. "Fatalerweise wird die Erkrankung verharmlost", sagt auch Prof. Dr. Michael Schroth. Er ist Chefarzt und Ärztlicher Direktor an der Cnopfschen Kinderklinik in Nürnberg sowie Mitglied im ADAC Ärztekollegium.
Masern in Deutschland
Global gesehen steigen die Infektionszahlen für Masern seit einigen Jahren wieder stark an. Für 2024 spricht die WHO von circa 11 Millionen Erkrankten – das ist ein Plus von 800.000 Fällen im Vergleich zu Zeiten vor Corona. Auch in Deutschland kletterten die Masern-Meldungen sprunghaft in die Höhe: von 79 Erkrankungen 2023 auf 645 im Folgejahr. Für 2025 spricht das Robert Koch-Institut (RKI) von 224 Fällen bis Ende November.
"Das Bedrohliche an dieser Infektion sind schwerwiegende Komplikationen, die sowohl Kinder als auch Erwachsene gleichermaßen betreffen können", so Schroth. "Hierzu zählen schwere Lungenentzündungen oder auch Entzündungen des Gehirns, die nicht nur im Akutstadium lebensbedrohlich sein können, sondern oftmals lebenseinschränkende Folgeschäden bzw. Behinderungen, die auch Jahre nach der Infektion noch auftreten können, hervorrufen."
Viele Masern-Fälle in den USA und Kanada
Seit 1998 galten die Masern in Kanada als ausgerottet. Ein großer Ausbruch mit rund 5000 registrierten Fällen macht diesen Status jetzt zunichte. Auch im Nachbarland schießen die Zahlen nach oben: In den USA erkrankten um die 1700 Menschen, drei starben bereits an den Folgen der Infektion.
"Tatsächlich ist in verschiedenen Teilen der USA ein Rückschritt bei den Impfungen zu verzeichnen", erklärt WHO-Expertin O'Brien. US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. gilt als Impfskeptiker. Seit einem massiven Masern-Ausbruch im Südwesten der USA Anfang des Jahres plädiert er allerdings für eine Immunisierung gegen die hochansteckende Krankheit.
Masern-Impfung schützt zuverlässig
Schätzungen der WHO zeigen, dass dank der Impfung bis dato vermutlich um die 58 Millionen Todesfälle durch Masern vermieden werden konnten. Im Jahr 2000 endeten 780.000 Infektionen tödlich; 2024 starben weltweit 95.000 Menschen an den Folgen von Masern. Vor allem in Afrika erliegen nach wie vor viele Kleinkinder den tödlichen Folgen einer Masern-Infektion.
Grund zur Sorge bereitet den Expertinnen und Experten eine zunehmende Impfskepsis, die durch Fehlinformationen in den sozialen Medien befeuert wird. Gleichzeitig schrumpfen Fördermittel für entsprechende Aufklärungskampagnen. "Um die Masern-Impfung ranken viele Märchen", erklärt Michael Schroth. "Dabei ist sie ist gut verträglich. Impfnebenwirkungen wie Rötungen oder Schmerzen an der Impfstelle sind vergleichbar mit anderen Impfungen."
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) einen kombinierten Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR-Impfung). Nach zwei Dosen schützt die Immunisierung ein Leben lang. In Deutschland sichert das Masernschutzgesetz, dass Kinder vor dem Eintritt in Kindergarten und Schule gegen Masern geimpft werden. "Eine Impfung schützt schließlich nicht nur die Geimpften selbst, sondern auch die Gemeinschaft", unterstreicht der Kindermediziner.
Einige Menschen sind besonders gefährdet für einen schweren Verlauf, sofern sie keinen vollständigen Impfschutz haben:
Babys und Kleinkinder in den ersten beiden Lebensjahren (bei SSPE bis zum fünften Lebensjahr)
Erwachsene ab dem 20. Lebensjahr
Menschen mit Immunschwäche
Schwangere
Symptome bei Masern

Masern sind hoch ansteckend. Die krankmachenden Viren werden über Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen. In der frühen Phase zeigt sich die Erkrankung mit Erkältungssymptomen wie Schnupfen, Halsweh, Husten und Fieber. Häufig sind auch Entzündungen der Mundschleimhaut sowie eine allgemeine Lichtempfindlichkeit.
Im weiteren Krankheitsverlauf folgt ein Hautausschlag mit roten Flecken, der sich von den Ohren und dem Gesicht über den gesamten Körper ausbreitet. "Charakteristisch für Masern sind große, flach erhabene Flecken, die ineinander übergehen", beschreibt Michael Schroth. "Oft kann man als Laie Masern nicht von anderen Erkrankungen unterscheiden und sollte daher im Zweifel immer einen Arzt konsultieren." Eine spezielle Therapie gegen Masern gibt es nicht, lediglich die Symptome können behandelt werden.
Mit Material von dpa.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Fachliche Beratung: Prof. Dr. Michael Schroth, Chefarzt und Ärztlicher Direktor Kinder- und Jugendmedizin, Cnopfsche Kinderklinik sowie Mitglied des ADAC Ärztekollegiums