Eichenprozessionsspinner: Wie gefährlich ist er für den Menschen?

Ausschlag, Bindehautentzündung und Atembeschwerden – die Raupe des Eichenprozessionsspinners kann vielfältige Beschwerden hervorrufen.
Auslöser sind die winzigen Brennhaare der Raupe
Es ist ratsam, befallene Gebiete zu meiden
Lebensbedrohliche allergische Reaktionen sind selten
Der Eichenprozessionsspinner ist ein unscheinbarer, grau-braun gefärbter Nachtfalter, der ursprünglich in den Eichenwäldern Mittel- und Südeuropas beheimatet war. Infolge des Klimawandels breitet er sich immer weiter in nördliche Richtung aus. Mittlerweile gehören Warnschilder, die auf das Insekt aufmerksam machen, auch in Deutschland zur Normalität.
Was macht den Nachtfalter gefährlich?
Der Schmetterling selbst ist nicht gefährlich, sondern die Raupen. Sie besitzen etwa 0,2 mm lange Brennhaare, die sehr leicht abbrechen. Ihre kleinen Widerhaken können sich in der Haut und auf den Schleimhäuten der Atemwege festsetzen und diese reizen. Außerdem enthalten die Härchen das Nesselgift Thaumetopoein, das eine allergische Reaktion mit Symptomen wie Hautausschlag oder Atembeschwerden auslösen kann. Meist steigt die Empfindlichkeit mit jedem erneuten Kontakt.
Wann fliegen die Haare der Raupen?
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners häuten sich sechsmal. Die gesundheitsgefährdenden Brennhaare bekommen sie ab dem dritten Larvenstadium. Das ist in der Regel ab Mai oder Juni, bei milden Witterungsverhältnissen auch schon Ende April. Mit jeder weiteren Häutung nimmt sowohl die Zahl als auch die Länge der Brennhaare zu, im letzten Larvenstadium sind es bis zu 700.000 pro Tier.
Die größte Wahrscheinlichkeit, mit den Haaren in Kontakt zu kommen, besteht bis Ende Juli, wenn sich die Raupen verpuppen. Allerdings bleiben die abgeworfenen Häute mit den Brennhaaren in den Raupennestern zurück. Ein gewisses Risiko besteht somit das ganze Jahr über.
Eichenprozessionsspinner: Hautausschlag
Am häufigsten lösen die Brennhaare einen Hautausschlag aus, die sogenannte Raupen-Dermatitis. Häufig bilden sich an unbedeckten Körperstellen wie Gesicht, Hals, Beinen oder Armen kleine, rote und stark juckende Knötchen. Manche Menschen bekommen Nesselsucht mit Quaddeln, wie sie zum Beispiel auch nach dem Kontakt mit Brennnesseln auftreten.
Gelangen die Haare in die Augen, lösen sie eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) aus. Bei einigen Menschen kommt es nach dem Kontakt mit den Raupenhaaren zu Fieber, Müdigkeit, Schwindel oder Erbrechen.
Wie lange hält der Juckreiz an?
In der Regel bilden sich Beschwerden wie der Juckreiz innerhalb von ein bis zwei Wochen zurück. In seltenen Fällen können sie auch mehrere Wochen anhalten.
Was passiert beim Einatmen der Haare?
Nach dem Einatmen können sich die Brennhaare mit ihren Widerhaken in der Schleimhaut der Atemwege festsetzen. Die mechanische Reizung und der Kontakt zum Nesselgift können Husten und Atembeschwerden bis hin zu Asthma auslösen.
Den Eichenprozessionsspinner erkennen

Der Eichenprozessionsspinner kommt auf allen heimischen Eichenarten vor und bevorzugt lichte Wälder und Einzelbäume. Ist ein Befall bekannt, weisen häufig Warnschilder auf die Nachtfalter hin. Befallene Gebiete sollte man meiden, die Raupen und Nester nicht berühren.
Vor einem Kontakt kann man sich nicht vollständig schützen. Die anfangs noch recht kleinen Raupen sind schwer zu erkennen. Fraßschäden an den Bäumen machen sich in der Regel auch erst ab Mitte Juni bemerkbar. Die feinen Brennhaare fliegen weit und sind auch außerhalb des Lebensraums der Falter zu finden.
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind zu Beginn gelblich-braun, der Kopf ist schwarz. Später erscheint auf dem Rücken ein breiter, dunkler Streifen. Auffällig sind die langen, silbrigen Raupenhaare, die im Gegensatz zu den Brennhaaren aber ungefährlich sind.
Die Tiere leben in größeren Familienverbänden und sind deshalb oft in großen Gruppen auf den befallenen Eichen anzutreffen. Ab dem fünften oder sechsten LS sieht man außerdem auffällige Gespinstnester an den Stämmen der Bäume.
Was tun bei Kontakt?
Wer mit den Haaren der Raupe in Kontakt gekommen ist, sollte sich duschen, die Haare waschen und die gesamte Kleidung wechseln. Waschen Sie diese anschließend bei mindestens 60 Grad. Ihre Augen können Sie mit klarem Wasser gründlich ausspülen. Treten Symptome wie Husten, gerötete Augen oder Hautausschlag auf, ist es ratsam, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Sie können Medikamente wie Antihistaminika oder Kortisonpräparate verschreiben, um die Beschwerden zu lindern.
In seltenen Fällen kann die allergische Reaktion so stark sein, dass die Betroffenen in einen Schockzustand (Anaphylaxie) mit Kreislaufbeschwerden, Atemnot, Benommenheit und Erbrechen verfallen. Verständigen Sie dann umgehend den Rettungsdienst 112.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Deximed Hausarztwissen online: Eichenprozessionsspinner-Dermatitis (Raupendermatitis), Stand 09/2023, unter: https://deximed.de/home/klinische-themen/haut/patienteninformationen/juckende-hauterkrankungen/eichenprozessionsspinner-dermatitis (Abruf: 10.02.2025)
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Gefahr durch den Eichenprozessionsspinner, unter: https://www.bmel.de/DE/themen/wald/wald-in-deutschland/eichenprozessionsspinner.html (Abruf: 10.02.2025)
Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention: Der Eichenprozessionsspinner, unter: https://www.stmgp.bayern.de/vorsorge/umwelteinwirkungen/eichenprozessionsspinner/ (Abruf: 10.02.2025)
Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft: Eichenprozessionsspinner: Gefahr für Wald und Mensch, unter: https://www.lwf.bayern.de/waldschutz/monitoring/066204/ (Abruf: 10.02.2025)
Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft: FAQs zum Eichenprozessionsspinner, Stand 03/2022, unter: https://www.lwf.bayern.de/waldschutz/forstentomologie/294654/index.php (Abruf: 10.02.2025)
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg: Eichenprozessionsspinner Information, unter: https://www.gesundheitsamt-bw.de/fileadmin/LGA/_DocumentLibraries/SiteCollectionDocuments/01_Themen/Laestlinge/Eichenprozessionsspinner-Information.pdf (Abruf: 10.02.2025)
NABU: Wie gefährlich sind Eichenprozessionsspinner?, unter https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/schmetterlinge/nachtfalter/28380.html (Abruf: 10.02.2025)