Streik in Stuttgart – von gelassen bis existenziell
Der Stuttgarter Hauptbahnhof am Dienstagmorgen gegen 8.30 Uhr – 2. Streiktag. Es ist ruhiger als erwartet auf dem Bahnhof, sonst weist nur wenig auf die aktuellen Streiks hin. Ein Blick auf die Abfahrtstafel der Bahn zeigt einige Informationsbanner, darunter Technische Störungen, Bauarbeiten und einige Streikmeldungen. Die Reisenden wirken gelassen, vereinzelt sieht man einige von ihnen zu den Informationsschaltern eilen. Im Internet verweist die Bahn auf die ausfallenden Züge, aber die meisten Reisenden haben sich bereits im Vorfeld telefonisch erkundigt, dazu gehört auch Alla Alban. Sie hat noch etwas Zeit, bis ihr Zug nach Hannover abfährt: „Ich wollte eigentlich am Nachmittag losfahren, mein Ticket war für 15.23 Uhr gebucht. Jetzt fährt mein Zug vier Stunden früher als ich dachte, aber er fährt, das ist gut!“
Auch Daniel Sprenzel, auf dem Weg zum Flughafen, wirkt entspannt. Sowohl was die Forderungen der Streikenden angeht, als auch in Bezug auf den verspäteten oder ausfallenden Bahnverkehr: „Ich kann die Streikenden verstehen, jeder hat ein Recht auf eine Lohnerhöhung, alles wird teurer. Ich fahre heute drei Stunden früher als geplant, denn wenn noch ein Zug ausfällt, verpasse ich meinen Anschlussflug. Schlimmer wäre, wenn alles ausgefallen wäre. Der erste Streik war spontan, keiner war vorbereitet und ich bin eine Stunde zu spät zur Arbeit gekommen. Heute weiß ich es besser und ich habe mich informiert.“
Nicht alle am Bahnhof Stuttgart reagieren gelassen
Ganz anders bei Michael Schurig, er telefoniert aufgeregt und wirkt verzweifelt. Der Grund: Er hat um 11.30 Uhr einen wichtigen Termin in Frankfurt am Main. Um 8.51 Uhr sollte der Zug fahren, jetzt ist es 9.13 Uhr – Michael Schurig weiß inzwischen, der Zug fällt aus. „Von diesem Termin hängt meine Existenz ab“, sagt er, mit Tränen in den Augen. „Gestern wurde mir noch gesagt, der Zug fährt pünktlich, ich habe mich extra erkundigt. Heute fährt der Zug nicht und ich komme nicht rechtzeitig zu meinem Termin, da hängt für mich beruflich und privat viel dran.“ Es bleibt nur, ihm alles Gute zu wünschen und auf Verständnis zu hoffen.
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