"Fahr runter!" Für mehr Miteinander zwischen Auto- und Radfahrern

Fahr runter: Eine Initiative von ADAC Nordrhein und Radio Köln für mehr Sicherheit im Verkehr.
"Fahr runter!" ist eine Aktion des ADAC Nordrhein in Kooperation mit Radio Köln für mehr Sicherheit im Verkehr.© ADAC Nordrhein

Missverständnisse zwischen Autofahrern und Radfahrern sorgen für Stress auf beiden Seiten. Im Verkehr der Millionenstadt Köln ist das jeden Tag spürbar. Wir wollen helfen, Stress zu vermeiden und die Unfallzahlen zu reduzieren. Mit der Aktion "Fahr runter" des ADAC Nordrhein und Radio Köln soll ab dem 7. Juni ein halbes Jahr lang jeden Morgen für mehr Miteinander im Verkehr geworben werden. Radio Köln berichtet vom 7. bis 11. Juni über die Gefahren und Hintergründe aus unterschiedlichen Perspektiven.

Immer mehr Autos teilen sich die Straßen in Köln mit Radfahrern, Fußgängern, Transportern – und seit zwei Jahren auch mit Elektro-Tretrollern. „Der Verkehr ist – die Corona-Zeit mal ausgenommen – in den vergangenen Jahren stark gewachsen, der Platz auf der Straße aber derselbe geblieben. Da, wo es eng ist, wird es schnell brenzlig. Konflikte entstehen insbesondere dann, wenn Regeln nicht eingehalten werden oder Verkehrsteilnehmer unaufmerksam sind“, sagt Prof. Dr. Roman Suthold, Mobilitätsexperte des ADAC Nordrhein.

Besonders häufig tritt dieser Konflikt zwischen Autofahrern und Radfahrern auf. Autofahrer stört das Verhalten von Radfahrern, umgekehrt ärgern sich Radfahrer über das Verhalten der Autofahrer. Das zeigte schon eine ADAC-Studie von 2017, bei der auch in Köln untersucht wurde, wie zufrieden Menschen mit ihrer täglichen Mobilität sind. Wut im Verkehr entsteht meistens dann, wenn Verkehrsregeln nicht eingehalten werden oder Verkehrsteilnehmer nicht aufmerksam sind.

Der ADAC Nordrhein möchte im Sinne seiner Verkehrssicherheitsarbeit verstärkt für mehr Miteinander zwischen beiden Gruppen werben und startet deshalb die Aktion „Ob im Auto oder auf dem Fahrrad: Fahr runter! Auch, wenn du recht hast.“ Radio Köln unterstützt die Aktion, um ein stärkeres Bewusstsein für mehr Miteinander im Straßenverkehr, insbesondere zwischen Autofahrern und Fahrradfahrern, zu schaffen und damit auch einen Beitrag zur Unfallprävention zu leisten.

"Fahr runter!" Für mehr Sicherheit im Verkehr

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Schon gewusst?

Im Corona-Jahr 2020 sank die Zahl der Verkehrsunfälle in Köln aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens zwar um knapp 20 Prozent auf 33.745 (2019: 41.440). Die Zahl der verunglückten Radfahrer stieg laut Statistik der Polizei Köln allerdings auf 1999 an (2019: 1985). Damit waren 2020 fast 500 Radler mehr in einen Unfall verwickelt als vor fünf Jahren. Die Zahl der verunglückten Pedelec-Fahrer wuchs im Vergleich zu 2019 (83) sogar um knapp 50 Prozent (124).

Viele Fahrradfahrer verunglückten bei Alleinunfällen. Bei den verbliebenen Unfälle waren Autofahrer zu 56 Prozent die Verursacher. Sie machten häufig Fehler beim Abbiegen, missachteten die Vorfahrt oder öffneten unbedacht die Autotüren. Andere Radfahrer waren in einem weiteren Drittel der Unfälle die Verursacher.

Zunehmend mehr Menschen steigen vom Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln aufs Fahrrad um. Laut Polizei Köln gab es im Jahr 2020 etwa 14 Millionen Fahrradfahrten in der Rheinmetropole. Tendenz steigend.

Eine Umfrage des ADAC zur Sicherheit beim Fahrradfahren zeigt, dass Radfahrer sich vor allem dort sicher fühlen, wo Radwege baulich von der Fahrbahn abgegrenzt sind. Die Trennung kann in Form eines Bordsteins zwischen Radweg und Fahrbahn oder durch Barrieren zwischen Fahrbahn und Radfahrstreifen erreicht werden. Jeweils 59 Prozent gaben an, sich so am sichersten zu fühlen.

Prof. Dr. Roman Suthold, Mobilitätsexperte des ADAC Nordrhein

Konflikte entstehen insbesondere dann, wenn Regeln nicht eingehalten werden oder Verkehrsteilnehmer unaufmerksam sind

Prof. Dr. Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC in Nordrhein-Westfalen©ADAC Nordrhein/Christopher Köster

Unsicher fühlen sich Radfahrer vor allem auf der Fahrbahn zusammen mit dem Autoverkehr (57 Prozent). Nur acht Prozent gaben an, sich hier sicher zu fühlen. Auch auf markierten Schutz- oder Radfahrstreifen fühlen sie sich eher unwohl (30 bzw. 24 Prozent). Daher empfiehlt der ADAC, Radfahrer entlang von Hauptverkehrsstraßen möglichst auf baulich getrennten Wegen zu führen.

Die Unfallzahlen zeigen, dass sich etwa zwei Drittel der Radverkehrsunfälle innerorts an Kreuzungen, Einmündungen und Grundstückszufahrten ereignen. Radfahrer sind durch andere Verkehrsteilnehmer am häufigsten beim Abbiegen, aber auch bei missachteter Vorfahrt bzw. Vorrang und beim Ein- und Aussteigen bzw. Ein- und Ausladen gefährdet. "Wir empfehlen, Radfahrer entlang von Hauptverkehrsstraßen möglichst auf baulich getrennten Wegen zu führen", sagt Verkehrsexperte Suthold.

Was Autofahrer beachten sollten

  • Besonders an Engstellen haben Autofahrer
    manchmal den Eindruck Radler würden absichtlich weit in der Mitte der Straße
    fahren: Aber Radfahrer müssen zum rechten Fahrbahnrand und zu parkenden
    Autos genügend Sicherheitsabstand einhalten.     

  • Beim Überholen müssen Sie innerorts mindestens 1,5 Meter Seitenabstand zum Radfahrer einhalten. Bei höherem Tempo und wenn Sie Kinder überholen wollen, sollte der seitliche Sicherheitsabstand mindestens zwei Meter betragen. Außerorts ist dies der verpflichtende Mindestabstand.

  • Radfahrer dürfen auf Radwegen oder auf Fahrbahnen fahren, außer ein blaues Verkehrsschild schreibt ihnen vor, dass sie den Radweg benutzen müssen.

  • Selbst wenn es vor der roten Ampel eng ist: Radfahrer dürfen laut §5 der Straßenverkehrsordnung wartende Autos rechts überholen, wenn ausreichender Raum vorhanden ist. Allerdings sind dabei "mäßige Geschwindigkeit und besondere Vorsicht"
    einzuhalten.

  • Schutzstreifen für Radfahrer sind durch eine unterbrochene weiße Leitlinie markiert. Nur in Ausnahmefällen dürfen Autofahrer die Leitlinie überfahren, zum Beispiel wenn sie kurzfristig ausweichen müssen und dabei kein Radfahrer gefährdet wird. Das Halten auf dem Schutzstreifen ist verboten und führt zu einem Punkteintrag.

  • Auf Radfahrstreifen dagegen, erkennbar durch eine durchgezogene weiße Linie, dürfen Autofahrer weder ausweichen noch parken oder halten. Nur um dahinter angelegte Parkstände zu erreichen, dürfen sie überfahren, Radfahrer dabei aber weder behindert noch gefährdet werden.

  • Im Radfahrerland Holland lernen Neulinge es bereits in der Fahrschule: Öffnen Sie die Fahrertür von innen mit der rechten Hand („Holländischer Griff“). So dreht sich der Oberkörper automatisch leicht in Richtung des nachfolgenden Verkehrs – dadurch sehen Sie auch in den toten Winkel. Bei unseren Nachbarn stoßen so wesentlich seltener
    Radfahrer gegen unachtsam geöffnete Autotüren.

  • Auch wenn Sie recht haben: Pochen Sie nicht darauf! Was nützt es, wenn Sie recht hatten und es dennoch einen Unfall gibt? Die Hauptschuld trägt in der Regel immer der "stärkere"
    Autofahrer.

Fahrrad- und Autofahrer müssen sich den Platz im Verkehr teilen.
© Christopher Köster / ADAC Nordrhein

Was Radfahrer beachten sollten

  • Oft werden Radler schlicht übersehen. Deshalb: Kleiden Sie sich möglichst auffällig und schalten Sie bei Dämmerung und Dunkelheit Ihr Licht an.

  • Zeigen Sie Ihre Absicht immer eindeutig an: Ein Autofahrer kann nicht wissen, dass Sie abbiegen wollen, wenn Sie kein Handzeichen geben.

  • Benutzen Sie den Radweg, wo ein blaues Schild es erfordert. Fahren Sie nur in die zugelassene Richtung: Auch erfahrene Autofahrer rechnen meist nicht mit Geisterfahrern.

  • Versuchen Sie für Pkw- und Lkw-Lenker mitzudenken: Nicht immer ist diesen klar, dass ihr Fahrzeug einen toten Winkel hat. Meiden Sie den toten Winkel beim Fahren und beim Stehen.

  • In für Fahrradfahrer freigegebene Einbahnstraßen dürfen Sie auch in die Gegenrichtung fahren. Allerdings sind diese Straßen oft relativ eng. Halten Sie Blickkontakt mit den entgegenkommenden Fahrern – so lassen sich Gefahrensituationen mit wenigen Gesten entschärfen.

  • Wenn an Haltestellen Fahrgäste ein- oder aussteigen, darf rechts nur mit Schrittgeschwindigkeit und nur in sicherem Abstand vorbeigefahren werden. Am besten wartet der Radler am Anfang des Haltestellenbereiches, bis keine Fahrgäste mehr kreuzen.

  • Auch wenn Sie es haben: Pochen Sie nicht auf ihr Recht!

  • Ratsam ist, eine private Haftpflichtversicherung abzuschließen.

Das sollten Pedelec/E-Bike-Fahrer wissen

  • Für Pedelec-Fahrer gilt natürlich dasselbe wie für "klassische" Radfahrer.

  • Zusätzlich sollten sie aber noch einen weiteren Punkt beachten: Wegen der zusätzlichen Motorkraft und dem höheren Gewicht hat ein Pedelec andere Eigenschaften als ein herkömmliches Fahrrad. Dies hat spürbare Auswirkungen auf das Fahrverhalten und ist im Straßenverkehr eine nicht zu unterschätzende Gefahrenquelle. 

  • Die Fahrer sollten daher den sicheren Umgang in einem Pedelec-Training üben. Dies ist bei verschiedenen Anbietern, unter anderem auch beim ADAC Nordrhein in Köln möglich. Aufgrund der erhöhten Gefahren empfehlen wir zudem, Pedelecs erst ab 16 Jahren zu
    nutzen.

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