Fahrradunfall auf Gotland: Der ADAC fliegt Elfjährigen nach Hause
Nach einem Radunfall musste der elfjährige Noah von einer schwedischen Insel geholt werden. Sein Vater Christian erzählt, wie der ADAC Ambulanz-Service Noah nach Hause brachte:
"Wir hatten für unsere vierköpfige Familie eine siebentägige Ostsee-Kreuzfahrt gebucht. Nach dem Ablegen in Kiel hatten wir bereits in Tallin, Helsinki und Stockholm festgemacht. Am fünften Tag gingen wir in Visby auf der schwedischen Ostsee-Insel Gotland von Bord. Wir hatten uns vorgenommen, mit geliehenen Rädern zu einem Aussichtspunkt an eine wirklich sehenswerte Klippe zu radeln.
Auf dem Rückweg von dieser Klippe passierte es. Mein Sohn Noah muss unglücklich über einen hervorstehenden Stein gefahren sein, jedenfalls kam er mit dem Rad ins Straucheln und stürzte schließlich. Ich merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Als er auf dem Boden lag, konnte ich sehen, dass Noahs Bein nicht mehr gerade war, sondern in einem leichten Winkel abstand. Und ganz offensichtlich hatte Noah große Schmerzen, die nach dem ersten Schock auch noch zunahmen.
Hilfe von einem alten Schweden
Wir verständigten umgehend den Notruf in Schweden, aber es war schwierig, unseren genauen Standort durchzugeben. Wir kannten uns ja nicht aus, und im Grunde war der Unfall "auf einem Feldweg bei einem Bauernhof" passiert. Ein älterer schwedischer Mann, der dort unterwegs war, kam uns zuhilfe und konnte den Sanitätern am Telefon die wertvollen Hinweise eines Einheimischen geben, damit die Helfer den kürzesten Weg zu uns fanden.
Nach einer guten halben Stunde erreichte uns der Krankenwagen. Die Sanitäter bereiteten meinen Sohn auf die Fahrt ins Krankenhaus vor, unter anderem lagerten sie sein verletztes Bein auf ein spezielles Kissen. In der Klinik in Visby stellten die Ärzte nach einer Reihe von Untersuchungen die Diagnose: Schien- und Wadenbein waren gebrochen. Das war ein schlimmer Augenblick.
Waren Nerven geschädigt?
Damit war endgültig klar, dass die Schiffsreise im schwedischen Gotland zu Ende gegangen war. Mein Sohn musste auf alle Fälle im Krankenhaus bleiben. Sein Bein war fast vollständig eingegipst und hochgelagert. Die ersten Tage ging es Noah nicht so gut: Die Schmerzen und die Medikamente setzten ihm zu. Er musste außerdem ständig überwacht werden. Anfangs war noch unklar, ob möglicherweise Nerven geschädigt wurden oder ob seine Zehen gut durchblutet blieben.
Das Krankenhaus ermöglichte mir, bei meinem Sohn in der Klinik zu bleiben, für meine Frau und meine Tochter suchten wir ein Hotel in der Nähe. Als es Noah nach drei Tagen allmählich besser ging, konnten wir gemeinsam im Krankenhaus Brettspiele spielen oder Pizza essen. Später erweiterte ein Rollstuhl unseren Radius. Wir schafften es sogar zu Europas größter Eisdiele, die angeblich über 300 Eissorten anbietet.
Sehr dankbar für Unterstützung durch ADAC
Während meine Frau und meine Tochter nach einigen Tagen nach Hause fliegen mussten, bereitete uns der Rücktransport meines Sohnes anfangs Kopfzerbrechen. Wir sind ADAC Plus-Mitglieder und riefen daher beim Club an. Dieser Kontakt zum ADAC Ambulanz-Service nahm uns schnell unsere Sorgen: Gleich beim ersten Gespräch fühlte ich mich gut aufgehoben. Allein die ersten drei Fragen der ADAC Ärzte bewiesen die Kompetenz meiner Ansprechpartner – die Ärzte wussten, um was es geht und was wir jetzt benötigten. Das war toll! Wohltuend und hilfreich war auch der anschließende Kontakt zwischen dem Ambulanz-Service und der Klinik in Visby. Ich spreche zwar Englisch, aber die Diagnosen und Therapien erfordern eine besondere Fachsprache. Für diese Unterstützung waren wir sehr dankbar.
Club schickt Ärztin nach Gotland
Wichtig war nun ein begleiteter Rückflug, sobald es meinem Sohn entsprechend gut ging. Wir benötigten als Erstes einen Flug von der Insel aufs Festland, um von dort weiter nach Frankfurt zu fliegen. Um diese Buchungen kümmerte sich der ADAC Ambulanz-Service, der auch eine betreuende Ärztin nach Gotland schickte. Diese kam bereits einen Tag vor dem Heimflug nach Gotland. Sie nahm schon am Vortag Kontakt zu Noah und mir auf. Vor dem Flug untersuchte sie Noah kurz und sorgte dafür, dass mein Sohn in einem Rollstuhl zum Flughafen gebracht wurde.
Auf dem Regionalflughafen trugen wir zu dritt meinen Sohn die Gangway hinauf in die Propellermaschine und setzten ihn in seinen Sitz. Der ADAC hatte zusätzlich den Nachbarsitz gebucht, damit Noah sein verletztes Bein hochlagern konnte. Der fast das ganze Bein einnehmende Gips war für den Flug gespalten worden. So würden durch die sich verändernden Druckverhältnisse denkbare Schwellungen Platz bekommen. Dazu kam es aber gar nicht.
Krankenwagen wartet
Während des Transports schaute die Ärztin immer wieder nach meinem Sohn, prüfte Blutdruck und Sauerstoffgehalt des Blutes. Noah schaffte den Flug ohne jede Komplikation. In Stockholm auf dem Flughafen war der Wechsel der Maschine mit dem Rollstuhl einfacher, weil es mehr Rampen gab. Die fast zweieinhalb Stunden Flugzeit nach Frankfurt am Main meisterte mein Sohn sehr gut. In Hessen erwartete uns erneut ein Krankenwagen, den wir wieder mit dem Rollstuhl erreichten. So kamen Noah und ich nach weiteren eineinhalb Stunden endlich in unserem Heimatort in der Nähe von Heilbronn an.
Zu Hause wurde Noah erneut untersucht und geröntgt. Dankenswerterweise hat sich alles sehr gut entwickelt, es gab keine Komplikationen. Im Rollstuhl konnte er schon mit hochgelegtem Fuß längere Spazierfahrten machen. Mittlerweile ist der Gips gegen einen orthopädischen Stiefel, einen Frakturschuh getauscht worden."