Dieselfahrverbot oder Umweltzone? Der Unterschied

Feinstaub oder Stickoxid: Abgase belasten die Städte
Feinstaub oder Stickoxid: Abgase belasten die Städte© iStock.com/luckyraccoon

Beim Dieselfahrverbot ist die Schadstoffklasse entscheidend. Wer in eine Umweltzone fahren will, braucht außerdem die richtige Plakette. Wir klären auf.

  • Umweltzonen sollen Bewohner vor Feinstaub und Stickoxid schützen 

  • Weil das nicht ausreicht, gibt es aktuell Fahrverbote

  • Wir erklären den Unterschied

Es ist nicht leicht, bei den aufgeregten Diskussionen den Überblick zu behalten. Was und wofür sind Umweltzonen, in die man nur mit einer Plakette in der richtigen Farbe (meist grün) fahren darf? Und warum kann es in dieser Zone zusätzlich ein Dieselfahrverbot geben, das die Durchfahrt mit einer niedrigen Schadstoffklasse verbietet? Und – anders als es der Name vermuten lässt – teilweise sogar ältere Benziner aussperrt?

Was ist eine Umweltzone?

Schild Umweltzone: Freie Fahrt für rot bis grün © Fotolia/stockpix4u

Umweltzonen wurden eingerichtet, um die Luftqualität zu verbessern und damit die Gesundheit der Menschen zu schützen. Meist sind es innerstädtische Gebiete, in denen nur Fahrzeuge fahren dürfen, die bestimmte Abgasstandards einhalten. 

Die Fahrzeuge (Pkw und Lkw) müssen mit Plaketten auf der Windschutzscheibe gekennzeichnet sein. In Deutschland hat man aktuell in der Regel mit der grünen Plakette freie Fahrt in die Umweltzone. 

In den FAQs zu den Umweltplaketten erfahren Sie, welche Plakette für Ihr Fahrzeug die richtige ist – und wo in Deutschland aktuell Umweltzonen eingerichtet sind.

Was ist Feinstaub?

Feinstaub ist mit bloßem Auge unsichtbar; seine Partikel haben einen Durchmesser von weniger als zehn Mikrometer (entspricht 0,01 Millimeter). Er kann natürlichen Ursprungs sein, wird aber auch in Industrie oder Privathaushalten freigesetzt (z.B. sogenannter "Hausbrand" von Kaminöfen). Beim Straßenverkehr entsteht Feinstaub durch Reifen- und Bremsenabriebaufgewirbelten Staub und durch Abgase – vor allem aus ungefilterten Dieselfahrzeugen. Feinstaubpartikel werden vom Körper unzureichend gefiltert und können bis in die Lungenbläschen vordringen. Mögliche Folgen: Atemwegs- sowie Herz- und Kreislauferkrankungen, teilweise sind diese lungengängigen Partikel hochtoxisch und können krebserregend wirken. 

Warum gibt es auch spezielle Dieselfahrverbote

Schild Dieselfahrverbot: Frei ab Euro 6 © stock.adobe.com/Riko Best

Seit 2018 gibt es in Deutschland Fahrverbotszonen, die speziell für Fahrzeuge mit Dieselmotor gelten, deren Motoren einer bestimmten Schadstoffgruppe zugeordnet werden. Ziel der Dieselfahrverbote ist der Schutz von Anwohnern und Passanten vor einer gesundheitsgefährdenden Belastung durch Stickoxide NOx. 

Der Grund für die Beschränkungen sind Stickoxidwerte, die häufig über dem gesetzlich festgelegten EU-Luftreinhaltegrenzwerte von 40 Mikrogramm liegen. Die Werte werden übers Jahr an verkehrsreichen Straßen gemessen und ausgewertet – Überschreitungen treten aber ausschließlich an verkehrsreichen Straßen auf. Auch hier gilt die besondere Fürsorgepflicht des Staates hinsichtlich der Gesundheit seiner Bürger.

Die ersten Zonen wurden zum 1. Juni 2018 in Hamburg per Gerichtsbeschluss erzwungen, betroffen sind zwei Straßenabschnitte im Stadtteil Altona. In weiteren Städten wie Berlin, Köln, Frankfurt, Mainz und Aachen drohen ebenfalls Fahrverbote, in Stuttgart sind diese seit Anfang 2019 bereits umgesetzt.  Eine aktuelle Übersicht finden Sie in unseren FAQs zu den Fahrverboten.

Allerdings wird aktuell über die Messpraxis und Messergebnisse sowie über die vermeintlich willkürliche Festlegung der Grenzwerte (Grundlage ist eine Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO)heftig gestritten. Aktuell sind vom Fahrverbot  in der Regel alle Diesel-Fahrzeuge der Schadstoffklassen Euro 1/I bis 4/IV betroffen, teilweise auch Euro 5/V-Diesel und ältere Benziner. 

Was bewirken Stickoxide?

Stickoxide – insbesondere Stickstoffdioxid NO2 – reizen und schädigen die Atmungsorgane. Erhöhte Konzentrationen in der Atemluft haben einen negativen Effekt auf die Lungenfunktion von Kindern und Erwachsenen. Sie sind maßgeblich auch für die Entstehung des Sauren Regens mitverantwortlich. Eine der Hauptquellen für Stickoxide in der Atmosphäre sind Abgase, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen. Nach Berechnungen der Europäischen Umweltagentur ist der Straßenverkehr für fast 40 Prozent der NOx-Emissionen verantwortlich, davon stammen bis zu 80 Prozent aus Dieselmotoren. 

Thomas Kroher
Thomas Kroher
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