SCR-Katalysatoren mit dem Harnstoff AdBlue reduzieren die Stickoxid-Emissionen (NOx) im Diesel-Abgas deutlich. Der ADAC erklärt, wie die Filter-Technik funktioniert. Plus: Tipps, was beim Kauf und der Anwendung von AdBlue zu beachten ist. Diesel ab Euro 6d-Abgasnorm nutzen SCR-Technik Eingespritztes AdBlue verringert Stickoxid-Ausstoß AdBlue muss in einen Extratank gefüllt werden Ganz gleich um welchen Hersteller es sich dreht: Alle setzen zur Reinigung ihrer modernen Diesel auf SCR-Systeme, die den Stickoxid-Ausstoß (NOx) reduzieren. Denn nur so schaffen die Selbstzünder die aktuellen Abgasnormen seit der Einführung von Euro 6d(-Temp). So funktioniert der SCR-Katalysator Bei der SCR-Technologie (Selective Catalytic Reduction oder Selektive katalytische Reduktion) werden die Stickoxidemissionen (NOx), die während des Verbrennungsprozesses im Dieselmotor entstehen, anschließend in einem Katalysator in elementaren Stickstoff (N₂) und Wasser (H₂O) umgewandelt. Notwendig dafür ist das Reduktionsmittel namens AdBlue, das in einem separaten Tank im Fahrzeug mitgeführt wird und – in Abhängigkeit des Lastzustands – individuell in den Abgastrakt eingespritzt wird. Die SCR-Technologie kommt schon lange im Nutzfahrzeugbereich zur Anwendung (zum Beispiel "BlueTec" von Mercedes-Benz). Zur Erfüllung der seit September 2014 in Europa geltenden Euro-6-Normen für die Typgenehmigung neuer Modelle, die unter anderem eine Reduzierung der Stickoxidemissionen (NOx) fordert, kam der SCR-Kat auch verstärkt im Pkw-Bereich zum Einsatz. Durch die weiter verschärften Abgasnormen mit realen Tests auf der Straße ist die SCR-Technologie inzwischen für alle größeren Seriendiesel Pflichtprogramm. AdBlue wird in das Abgas eingespritzt Der Harnstoff AdBlue wird in einem separaten Tank im Fahrzeug mitgeführt und in Abhängigkeit des Lastzustands individuell in den Abgastrakt eingespritzt. Um eine optimale Funktion des SCR-Systems und die Einsatzbereitschaft des Fahrzeugs zu gewährleisten, muss sich allerdings immer eine ausreichende Menge an AdBlue im Tank befinden. Über den aktuellen Füllstand des Reduktionsmitteltanks informiert deshalb eine Anzeige am Armaturenbrett. Geht der AdBlue-Vorrat zur Neige, erfolgt eine Warnanzeige oder ein akustisches Signal. Das Warnsystem muss sich aktivieren, sobald noch eine Strecke von mindestens 2400 km gefahren werden kann, bevor der AdBlue-Tank leer wird, oder – nach Wahl des Herstellers – spätestens wenn das AdBlue einen Füllstand erreicht, der für 150 Prozent der mittleren Reichweite mit vollem Kraftstofftank ausreicht oder 10 Prozent des Fassungsvermögens des AdBlue-Tanks entspricht, je nachdem welches Ereignis früher eintritt. Mit weiter sinkendem Füllstand wird das Warnsignal intensiviert und der Fahrer zum Nachfüllen aufgefordert. Kein AdBlue im Tank, keine Weiterfahrt Da ein Betrieb des Fahrzeuges ohne Reduktionsmittel nach der aktuellen Gesetzgebung nicht zulässig ist, wird der Fahrer zusätzlich darauf hingewiesen, wie viele Neustarts noch möglich sind und welche Fahrstrecke noch zurückgelegt werden kann. Dann kann es auch zu einer spürbaren Leistungsdrosselung kommen. Bei leerem AdBlue-Tank startet das Fahrzeug nicht mehr. Das Warnsystem wird auch bei ungenügender Qualität des Reduktionsmittels, bei Abweichungen im Reduktionsmittelverbrauch und bei Fehlern in der Abgasreduzierung aktiviert. Auch darauf wird der Fahrer oder die Fahrerin im Display hingewiesen und muss umgehend in eine Werkstatt. Um sich mit dem System vertraut zu machen und einen störungsfreien Fahrbetrieb aufrecht zu erhalten, ist es daher empfehlenswert, sich über das modellspezifische Abgasminderungssystem zu informieren. Harnstoff kann auch einfrieren AdBlue kann prinzipiell unter allen Wetterbedingungen eingesetzt werden. Allerdings gefriert es unter minus 11 °C, nimmt dabei jedoch keinen bleibenden Schaden. Um einen zuverlässigen Betrieb des SCR-Systems im Winter zu gewährleisten, ist das Tank-/ Dosiersystem für das Reduktionsmittel deshalb mit einem separaten Heizsystem ausgerüstet, das von der Bordelektronik automatisch gesteuert wird. AdBlue-Verbrauch kostet – und spart Sprit Der AdBlue-Verbrauch liegt bei etwa 3 bis 5 Prozent des Kraftstoffverbrauchs. Die Mehrkosten für AdBlue werden jedoch durch den geringeren Kraftstoffverbrauch aufgehoben, den der Einsatz eines SCR-Systems in der Regel mit sich bringt. AdBlue wird in Baumärkten, Kfz-Zubehörläden, Tankstellen und Werkstätten angeboten. Aktuell sollte man hier mit einer Preisspanne von etwa 1,50 bis 2 Euro je Liter rechnen. Doch inzwischen findet man den Harnstoff sogar als Postenware bei Discountern – dann sogar oft schon für 1 Euro pro Liter. Es gibt übliche Gebindegrößen von einer halben Gallone bis zu zehn Litern. Aus Umweltgründen sind diese als Einwegflaschen jedoch kritisch zu sehen. Manche Werkstätten bieten das AdBlue-Nachfüllen mit einem speziellen Betankungsgerät an, so dass kaum Plastikabfall entsteht. Allerdings ist der Preis eher höher als wenn der Fahrer selbst aus einem Kanister nachtankt. Dafür gibt es von manchen Herstellern Befüllschläuche mit Druckausgleich, so dass kein AdBlue danebengeht. Einige Automobilhersteller geben auch die Betankung an Lkw-AdBlue-Zapfsäulen frei. Hinweise dazu finden Sie in der Bedienungsanleitung des Fahrzeugs. Aufgrund der deutlich höheren Durchflussgeschwindigkeit an Lkw-AdBlue-Zapfsäulen sollte man hier aber sehr vorsichtig tanken. AdBlue-Zapfsäulen für Pkw gibt es bisher noch selten. Unter clever-tanken.de gibt es für Pkw-Fahrer eine Suchfunktion nach geeigneten AdBlue-Zapfsäulen und Verkaufsstellen von Nachfüllgebinden in der Nähe. Für die mobile Anwendung wird auch eine "Clever-tanken-App" angeboten. AdBlue selber nachfüllen: So geht's Fehlbetankung von Diesel-Pkw mit AdBlue Dass Dieselkraftstoff versehentlich in den AdBlue-Tank gefüllt wird, ist eher unwahrscheinlich: In den kleinen Einfüllstutzen (19,75 mm Durchmesser) passen die Kraftstoff-Zapfrohre (Diesel 25 mm, Benzin 21 mm Durchmesser) oder die üblichen Rohre von Reservekanistern nicht. Das Einfüllen von AdBlue in den Dieseltank ist dagegen bei Fahrzeugen ohne Fehlbetankungsschutz leicht möglich: Etwa bei der Verwendung von handelsüblichen fünf bzw. zehn Liter Kanistern aus dem Bau- oder Supermarkt mit einfachem Einfüllrohr. Doch egal, ob AdBlue in den Dieseltank gefüllt wurde oder umgekehrt: Die Folgeschäden können ähnlich kostenintensiv ausfallen wie beispielsweise bei einer Fehlbetankung mit Benzin. Was tun, wenn es schon passiert ist? Solange die Zündung noch nicht eingeschaltet wurde, genügt üblicherweise eine intensive Reinigung des Tanks. Wird hingegen die Zündung eingeschaltet, kann AdBlue in das empfindliche Einspritzsystem gelangen, womit teure Schäden durch das korrosive AdBlue ausgelöst werden können. Neben einer Tankreinigung müssen Kraftstoffpumpen, Leitungen und Filter erneuert werden. Wurde der Motor aber angelassen oder dieses versucht, dann sind grundsätzlich auch Einspritzdüsen oder Einspritzinjektoren zu erneuern. Je nach Hersteller und Modell sind die Empfehlungen nach einer Fehlbetankung allerdings etwas unterschiedlich. Lesen sie deshalb in der Bedienungsanleitung Ihres Fahrzeugs nach oder kontaktieren im Ernstfall Ihre Werkstatt. AdBlue reicht meist für 5000 bis 15.000 km Im besten Fall ist die im Tank mitgeführte Menge bei Pkw-Modellen so dimensioniert, dass ein Nachfüllen von AdBlue im Rahmen der regelmäßigen Inspektionsintervalle durch die Werkstatt ausreicht. Bei vielen Fahrten unter Last (z.B. Bergfahrten, Anhängerbetrieb, Langstrecken bei hohem Tempo) kann der Verbrauch des Reduktionsmittels ansteigen und ein früheres Nachfüllen erforderlich machen. Zudem geht der Trend bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge zu immer kleineren Tanks (um Gewicht und damit Kraftstoffverbrauch und CO₂-Emissionen zu reduzieren), was ein Nachfüllen von AdBlue auch zwischen den Inspektionsintervallen häufiger erforderlich macht. Bei Fahrzeugen, die mit einem kleinen AdBlue-Tank ausgestattet sind, kann ein häufiges Nachfüllen nötig werden. Ausreißer nach unten: Beim Opel Zafira 2.0 D (96 kW) mit einem 8-Liter-AdBlue-Tank kommt man knapp 2900 Kilometer weit – und die Warnanzeige ab 2400 verbleibenden Kilometern nervt schon nach 500 Kilometern. Andere Fahrzeuge sind mit einem größeren AdBlue-Tank ausgestattet und haben eine deutlich größere und somit komfortablere AdBlue-Reichweite. Bestes Beispiel ist das E-Klasse-Coupé von Mercedes 220 d (143 kW): Sein 25-Liter-Tank reicht für fast 15.000 Kilometer. Allerdings hängt der tatsächliche AdBlue-Verbrauch stark von der Fahrweise und anderen Randbedingungen ab, die individuellen Werte für die Reichweite können bei verschiedenen Fahrweisen und/oder Fahrprofilen schwanken. Der AdBlue-Verbrauch wird auch durch ein eventuelles Software-Update beeinflusst, mit dem sich die Parameter für die eingespritzte AdBlue-Menge ändern. Kompakt: Was Sie über AdBlue wissen müssen