ADAC TruckService-Wintertipps für Fahrer und Fuhrpark
- Der ADAC TruckService gibt Tipps, wie man ungeplante Ausfälle und teure Überraschungen vermeidet.
- Neue Winterreifenregelung für Lkw.
Es wird rutschig auf Deutschlands Straßen. Laub und Nässe sorgen besonders im Herbst für gefährlich glatte Fahrbahnen und in höheren Lagen fällt bereits der erste Schnee. Gerade nach den sommerlichen Temperaturen der vergangenen Tage unterschätzt man zudem leicht die Gefahren der für die Jahreszeit typischen Wetterschwankungen. „Das A und O im Winter ist die richtige Bereifung. Wer jetzt seine Flotte fit für den Winter macht, sollte vor allem die neuen Winterreifenregeln für Lkw beachten“, rät Sigmund Schichor, ADAC TruckService-Experte für Pannenprävention.
Neue Winterreifenregelung
Bei Glätte, Schnee oder Matsch sind Winterreifen an allen permanent angetriebenen Antriebsachsen von Fahrzeugen über 3,5 Tonnen Pflicht. Neu ist, dass M+S-Reifen künftig durch Alpine-Reifen, erkennbar am Bergpiktogramm mit Schneeflocke, abgelöst werden. Entscheidend, ob ein M+S-Reifen als Winterreifen verwendet werden kann, ist sein Produktionsdatum. M+S-Reifen, die ab dem 1. Januar 2018 hergestellt werden, dürfen nicht mehr als Winterreifen zum Einsatz kommen. Für noch in diesem Jahr produzierte M+S-Reifen gilt dagegen eine Übergangsfrist bis zum 30. September 2024.
Die gesetzlich vorgeschriebene Profiltiefe liegt bei 1,6 Millimetern, der ADAC TruckService empfiehlt jedoch Winterreifen mit vier Millimeter Restprofil und mindestens eine Antriebsachse mit sechs Millimetern Restprofil auszustatten. Außerdem ist es ratsam, die Schneeketten vor dem Wintereinbruch zu kontrollieren und das Anlegen der Ketten zu trainieren.
Neben dem Profil ist für guten Grip die Kontrolle des Reifendrucks wichtig. Ist er zu hoch oder zu gering, setzt sich das Profil schneller zu, der Bremsweg wird länger und das Fahrzeug kommt leichter ins Rutschen. Zudem steigt der Verbrauch und die Reifen verschleißen schneller.
Die Strafen für nicht angepasste Bereifung liegen bei 60 Euro, 80 Euro werden bei Behinderung und 120 Euro bei einem Unfall fällig, jeweils zuzüglich ein Punkt. Wer im Ausland unterwegs ist, sollte sich über die Rechtsvorschriften bezüglich Winterreifen und Schneeketten auf der Route schlau machen, denn die variieren in Europa erheblich. Bei Missachtung von nationalen Winterreifenpflichten drohen teilweise drastische Strafen bis hin zu Einreiseverboten, Führerscheinentzug und Bußgelder bis zu 5.000 Euro.
Klassische Winterpannen:
Batterie, Licht, Bremse Die Klassiker unter den Lkw-Winterpannen sind schwache Batterien, Defekte an der Beleuchtung und eingefrorene Bremsventile. Zu den häufigsten Einsätzen des ADAC TruckService während der kalten Jahreszeit gehören Pannen infolge von kältebedingt tiefentladenen Batterien. Viele elektrische Verbraucher und die höhere Belastung beim Anlassen eines kalten Dieselmotors fordern die Batterie zusätzlich. Meist zeigt sich schon am ersten richtig kalten Tag, ob die Batterie noch genügend Kraft hat. Stimmt die Säuredichte, können selbst hohe Minusgrade der Batterie nichts anhaben.
Um ein Versagen der Bremse zu verhindern, muss der Frostschutz im Bremssystem geprüft und die Entwässerungsventile an Druckluftkesseln proaktiv betätigt werden.
Anfällig für Korrosion infolge von Nässe und Salz sind alle Verbindungsteile aus Metall. Kabel mit Scheuerstellen, Batterieübergabepunkte oder Anhängersteckdosen sollten zur Vorbeugung regelmäßig gecheckt und gründlich gereinigt werden. Ein wachsames Auge sollte der Fahrer auf gesplittertes Plastik oder poröse Dichtungen haben, durch die Feuchtigkeit in die Lampen eindringen und einen Kurzschluss verursachen kann.
Eine angepasste Fahrweise ist bei Eis und Schnee selbstverständlich. Bei schlechter Sicht durch Nebel, Schnee oder Regen (weniger als 50 Meter) gilt für Fahrzeuge mit mehr als 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht zudem ein Überholverbot. Die Missachtung führt zu einem Bußgeld von 120 Euro und einem Punkt in Flensburg.
Ein besonderes Augenmerk sollten Fahrer morgens und abends speziell an Waldrändern und Feldern haben, wo es im Herbst verstärkt zu Wildwechseln kommt. Bei Wildkontakt keinesfalls die Lichthupe betätigen, sondern sofort Abblenden und Hupen. Lässt sich eine Kollision nicht vermeiden, ist ein kontrollierter Aufprall besser als ein Ausweichmanöver. Vor allem bei höheren Geschwindigkeiten besteht sonst die Gefahr, dass der Lkw ausbricht und mit dem Gegenverkehr oder mit einem Baum kollidiert.
Außerdem gilt: Die Klimaanlage auch im Winter ab und zu einschalten, das hält die Dichtungen geschmeidig und garantiert, dass sie am ersten heißen Tag auch funktioniert. Türgummis mit Hirschtalg behandeln verhindert ein Einfrieren der Tür. Die warme Decke gehört ins Fahrzeug, der Türschlossenteiser ins Handgepäck und rechtzeitig tanken sobald die Tanknadel sich Richtung Viertelvoll neigt.
Sollte es trotz Winter-Check einmal zu einer Panne kommen: Die ADAC TruckService-Notrufzentrale ist rund um die Uhr erreichbar unter 0800 524 80 00.
ADAC TruckService Winter-Checkliste:
1. Auf Winterreifen wechseln: 1,6 mm Profiltiefe sind gesetzlich vorgeschrieben, besser sind mindestens vier bis sechs Millimeter.
2. Luftdruck checken: Der richtige Reifendruck sorgt für Grip und verhindert, dass sich das Profil zusetzt.
3. Schneeketten prüfen: Bei Bedarf mit Rostlöser oder Diesel behandeln und probehalber anlegen.
4. Batterieleistung und Batterieübergabepunkte testen.
5. Für Kühler-Frostschutz bis -30 Grad sorgen.
6. Frostschutz im Bremssystem prüfen und Entwässerungsventile an Druckluftkesseln proaktiv betätigen.
7. Wischwasser mit Scheibenklar befüllen (Nachfüllpack mitführen).
8. Gehäuse, Dichtungen und Leuchtmittel von Scheinwerfern und Positionslichtern prüfen.
9. Anhängersteckdosen auf Beschädigungen prüfen.
10. Lkw-Unterbodenkonservierung prüfen.
11. Türgummi mit Hirschtalg behandeln, um ein Zufrieren zu verhindern.
12. Türschlossenteiser ins Handgepäck legen (nicht ins Fahrzeug).
13. Lappen griffbereit halten, um Lampen, Spiegel und Scheiben zu säubern.
14. Warme Kleidung und Decke mitführen.
15. Klimaanlage auch im Winter gelegentlich einschalten, damit Dichtungen nicht austrocknen.