Mehr Sicherheit am Haus: Einbruchschutz für Fenster

Neben Terrassentüren sind Fenster die Haupteinstiegsquelle bei Einbrüchen. Das Wichtigste über mechanische Sicherung und Einbruchschutz am Fenster.
Empfohlene Widerstandsklassen für neue Fenster
Welche Möglichkeiten zum Nachrüsten es gibt
Sicherheitsverglasung – sinnvoll oder nicht?
Über 90.000 Einbrüche haben die Versicherer in Deutschland im Jahr 2024 registriert. Laut dem Polizeiportal K-Einbruch tragen Sicherungsmaßnahmen an Häusern und Wohnungen dazu bei, dass fast die Hälfte der Einbruchversuche scheitert. Je länger Einbrecher zum Beispiel brauchen, ein Fenster aufzuhebeln, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie dabei gestört werden und aufgeben.
Mechanische Sicherung
Fenster sind neben Terrassen-, Balkon-, Keller- oder Haustüren die größten Schwachstellen an Haus und Wohnung, die Sie vor einem Einbruch schützen sollten. Sind die Fenster fachgerecht mechanisch gesichert, haben Einbrecher und Gelegenheitstäter deutlich weniger Chancen. Fachgerecht heißt: nach DIN-Normen geprüft und vom Profi montiert. Wichtig für die mechanische Sicherheit ist das korrekte Zusammenspiel von Tür- oder Fensterblatt, Zarge, Schloss und Beschlag.
Einbruchhemmende Fenstergriffe
Erfahrungsgemäß werden Fenster häufig aufgehebelt. Damit das nicht passiert, gibt es spezielle einbruchhemmende Sicherheitsbeschläge und Zusatzsicherungen. Auch Fenstergriffe, die sich mit einem Schlüssel abschließen lassen, schützen vor einem Einbruch. Zuverlässig wirksam sind sie aber nur in Kombination mit einbruchhemmenden Fensterbeschlägen.
Wichtig ist, dass Sie sich vorab sorgfältig informieren. Gute und unabhängige Adressen hierfür sind die polizeilichen Beratungsstellen der einzelnen Bundesländer: Sie informieren über die aktuell empfohlenen Sicherheitsstandards und führen Listen von anerkannten Fachfirmen für mechanische Sicherungseinrichtungen.
Widerstandsklassen für Fenster
Es gibt DIN-Normen und Widerstandsklassen, die Fachleute für den wirksamen Einbruchschutz am Fenster empfehlen. Bei Neu- und Umbau sind das Fenster, die nach DIN EN 1627 geprüft oder zertifiziert sind. Das bedeutet: Alle Elemente dieser Fenster sind als Gesamtkonstruktion von Rahmen, Beschlag und Verglasung auf ihre Einbruchhemmung getestet.
Die DIN EN 1627 unterscheidet sieben verschiedene Widerstandsklassen (Resistance Class, RC) zur Einbruchhemmung. Definiert ist jeweils, mit welchem Aufwand und in welcher Zeit ein Einbruch am Fenster gelingt. Es gibt Abstufungen nach den verbauten einbruchhemmenden Komponenten. Je höher die Widerstandsklasse, umso länger muss sie einem Einbruchversuch standhalten.
Standard für den Privatbereich sind die Widerstandsklassen 1 bis 3:
Widerstandsklasse RC 1 N (Normalverglasung): Hier handelt es sich um Standardfenster ohne speziellen Einbruchschutz. Diese lassen sich in wenigen Sekunden mit einfachem Werkzeug wie einem Schraubendreher aufbrechen. Die Verglasung besteht aus einer gewöhnlichen Glasscheibe ohne speziellen Einbruchschutz.
Widerstandsklasse RC 2 und RC 2 N (Normalverglasung): Der Fensterrahmen muss ungeübten Tätern mit leichtem Werkzeug (ohne Brecheisen) maximal drei Minuten standhalten. Diese Einstiegsklasse wird von Polizei und Versicherungen oft als Mindestschutz empfohlen. Es gibt sie auch mit widerstandsfähigerer Sicherheitsverglasung und verstärkten Rahmenprofilen.
Widerstandsklasse RC 3: Die Fenster müssen einem Einbruchversuch mit einfachen Werkzeugen und einem zusätzlichen Hebelwerkzeug wie einer Brechstange für mindestens fünf Minuten widerstehen.
Die Widerstandsklassen RC 4 bis RC 6 dagegen werden von der Polizei vor allem für den gewerblichen Bereich empfohlen. Hier müssen die Fenster einem Einbruchversuch mithilfe von Schlagaxt und Elektrowerkzeugen 10 bis 20 Minuten standhalten.
Für private Haushalte gilt: Einbruchhemmend sind geprüfte und zertifizierte Fenster nach DIN EN 1627 ab Widerstandsklasse 2. Solche Fenster sind mit Pilzkopfzapfenbeschlägen, einbruchhemmender Verglasung und meist einem abschließbaren Fenstergriff ausgestattet. Wer ein besonders hohes Sicherheitsbedürfnis hat, entscheidet sich möglicherweise auch für Fenster der Widerstandsklasse 3 – hier hat die Verglasung der Fenster einen noch höheren Widerstandswert.
Kosten einbruchhemmender Fenster
Je höher die Widerstandsklasse, umso höher der Preis. Ein neues Fenster der Widerstandsklasse 2 kann zum Beispiel je nach Rahmengröße und -material sowie Verglasung rund 150 bis 1000 Euro kosten. Am günstigsten sind Kunststoffrahmen. Eine Nachrüstung auf Widerstandsklasse 2 mit Pilzkopfzapfenbeschlägen und einem abschließbaren Fenstergriff kann mit rund 70 bis 250 Euro pro Fenster zu Buche schlagen. Fenster der Widerstandsklasse 3 sind in der Regel teurer.
Nachrüstsysteme für Fenster

Nachrüstsysteme fallen unter die DIN 18104. Wer also eine Fenstersicherung mit entsprechenden Teilen nachjustieren will, statt ein neues Fenster einzubauen, sollte darauf achten, dass diese DIN-Norm erfüllt ist. Dazu gehören Zusatzschlösser, die sichtbar auf dem Fensterrahmen montiert werden, zertifizierte Pilzkopfzapfenbeschläge, einbruchhemmende Drehkippbeschläge, Einsteckschlösser, Mehrfachverriegelungen oder Hintergreifsicherungen.
Die Polizei rät, Fenster mit einbruchhemmenden Pilzköpfen um- beziehungsweise nachzurüsten. Der Sicherheitsbeschlag ist für fast alle Fenster, Materialien und Größen erhältlich und senkt das Einbruchrisiko mithilfe der ausgeklügelten Mechanik deutlich.
Dank ihrer Form krallen sich Pilzkopfzapfen beim Schließen des Fensters in das Schließstück, genauer gesagt in das Sicherheitsschließblech am Fenster. Und dort sitzen sie fest verankert – das blitzschnelle Aushebeln des Fensters mit einem einfachen Werkzeug funktioniert nicht mehr.
Sicherheitsverglasung – ein Extra
Kriminalstatistiken zeigen, dass Wohnungs- und Hauseinbrüche nicht so oft mit Glasbruch einhergehen – der Lärm von zerbrechendem Glas würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. Wer allerdings in seiner Wohnung oder seinem Haus besonders wertvolle Dinge aufbewahrt oder ein hohes Sicherheitsbedürfnis hat, kann Fensterglas durch Sicherheitsglas austauschen lassen oder mit einer einbruchhemmenden Sicherheitsfolie verstärken.
Das Fachwort "Durchwurfhemmung" beschreibt dabei, ob das Glas geworfenen oder geschleuderten Objekten standhält, ohne zu zerbrechen, oder ob das Fensterglas zum Beispiel bei einem Wurf nur äußerst schwer zerbricht.
Die Entscheidung liegt im eigenen Ermessen. Erfahrungsgemäß sind es vor allem die empfohlenen Widerstandsklassen für neue Fenster sowie Nachrüstungen mit Pilzkopfzapfen, abschließbare Fenstergriffe und die fachgerechte Montage, die Wohnungen und Eigenheime am besten vor einem Einbruch schützen.
KfW und BAFA: Förderung für Fenster
Der Staat unterstützt: Wer zu Hause neue, einbruchhemmende Fenster einbauen lassen oder den Einbruchschutz der Fenster verbessern möchte, kann eine Zuschussförderung oder Förderkredite beantragen. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sowie die KfW-Bank (KfW) fördern Privatpersonen, die in Sicherheitstechnik investieren – sowohl einzeln in Einbruchschutz als auch in Kombination mit Maßnahmen für mehr Energieeffizienz oder weniger Barrieren zu Hause.
Einerseits gibt es die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Je nach Vorhaben stehen dafür die Teilprogramme „BEG EM – Einzelmaßnahmenförderung“ (Zuschussförderung BEG EM bei dem BAFA ) und „BEG WG – Effizienzhausförderung Wohngebäude“ (Förderkredit-261 bei der KfW ) zur Verfügung. Zur Finanzierung von Einzelmaßnahmen zum Einbruchschutz in Bestandsbauten gibt es andererseits das Programm „Altersgerecht Umbauen" (Förderkredit 159 bei der KfW ).
Den vergünstigten KfW-Kredit 159 gibt es zum Beispiel ab 2,21 Prozent effektivem Jahreszins für:
den Einbau neuer, einbruchhemmender Haus- und Wohnungstüren sowie Nebeneingangstüren,
den Einbau einbruchhemmender Gitter und Rollläden sowie den Einbau von Nachrüstsystemen für Fenster, Balkon und Terrassentüren (z. B. Fensterstangenschlösser, Bandseitensicherungen),
oder den Einbau von Einbruch- und Überfallmeldeanlagen, von Gefahrenwarnanlagen sowie von Sicherheitstechnik in Smart Home Anwendungen mit Einbruchmeldefunktion.
Eine (kriminal-)polizeiliche Beratungsstelle kann Sie beraten, ob und wo es Geld für Ihren geplanten Einbruchschutz gibt. Wichtig: Erst einen Förderantrag im Online-Portal von KfW beziehungsweise BAFA stellen und Zusage abwarten, bevor man mit der Maßnahme beginnt.
Verhaltenstipps der Polizei
Der beste Einbruchschutz funktioniert nur dann zuverlässig, wenn auch die Gelegenheiten zum Einbruch und Diebstahl minimiert werden. Folgende Verhaltenstipps der Polizei sind deshalb besonders wichtig:
Nur mal schnell zu den Nachbarn gehen oder ein paar Kleinigkeiten einkaufen um die Ecke? Auch bei einer kurzen Abwesenheit ist es wichtig, alle Fenster, Balkon- und Terrassentüren zu schließen.
Fachleute warnen: Gekippte Fenster sind offene Fenster – und sollen bei kurzen und längeren Abwesenheiten unbedingt richtig verschlossen werden. Nicht nur im Erdgeschoss, sofern Fenster im Obergeschoss zum Beispiel über das Garagendach erreicht werden können.
Geschlossene Rollläden signalisieren Einbrechern Abwesenheit – deshalb die Rollläden tagsüber besser oben lassen. Außerdem ist es sinnvoll, Roll- und Klappläden gegen mögliches Hochschieben und Aufhebeln zu sichern.
Die Gitterroste am Kellerfenster sollte man am besten mit speziellen Abhebesicherungen versehen.
Handwerker und Gartenfreunde aufgepasst: Leitern oder andere Aufstiegshilfen nicht frei zugänglich auf dem Grundstück aufbewahren – sicherer ist, sie in der Garage oder im Keller einzuschließen. So kommt niemand in Versuchung, per Leiter in den ersten Stock zu steigen oder über das Garagendach ins Haus zu klettern.