Mehr Sicherheit am Haus: Einbruchschutz für Fenster

Neben Terrassentüren sind Fenster die Haupteinstiegsquelle bei Einbrüchen. Das Wichtigste über mechanische Sicherung und Einbruchschutz am Fenster.
Empfohlene Widerstandsklassen für neue Fenster
Nachrüsten von Sicherheitssystemen
Sicherheitsverglasung – sinnvoll oder nicht?
Über 65.000 Einbrüche hat die Polizei in Deutschland im Jahr 2022 registriert. Die Aufklärungsquote lag zwar nur bei etwa 16 Prozent, aber die positive Erkenntnis aus der Statistik ist: 46,8 Prozent der Wohnungseinbrüche – also fast jeder zweite Einbruch – sind nicht über das Versuchsstadium hinausgekommen. Dazu tragen laut dem Polizeiportal K-Einbruch auch sicherungstechnische Maßnahmen am Haus oder an der Wohnung bei.
Je länger Einbrecher dafür brauchen, ein Fenster aufzuhebeln, desto riskanter wird es für sie – und desto wahrscheinlicher ist es auch, dass sie aufgeben oder bei ihrem Einbruch gestört werden. Laut Kriminalstatistik dauert ein Einbruch durchschnittlich bis zu fünf Minuten. Gelingt er in dieser Zeit nicht, wird oft abgebrochen.
Mechanische Sicherung
Fenster gehören neben Terrassen-, Balkon-, Keller- oder Haustüren zu den größten Schwachstellen, die ein Haus oder eine Wohnung Einbrechern bieten kann. Auch hier sollten die Bewohnerinnen und Bewohner für einen zuverlässigen Einbruchschutz sorgen. Sind die Fenster fachgerecht mechanisch gesichert, so haben Einbrecher und Gelegenheitstäter deutlich weniger Chancen. Fachgerecht heißt: nach DIN-Normen geprüft und vom Profi montiert. Wichtig für die mechanische Sicherheit ist das korrekte Zusammenspiel von Tür- oder Fensterblatt, Zarge, Schloss und Beschlag.
Einbruchhemmende Fenstergriffe
Erfahrungsgemäß werden Fenster häufig aufgehebelt. Damit das nicht passiert, gibt es spezielle einbruchhemmende Sicherheitsbeschläge und Zusatzsicherungen. Auch Fenstergriffe, die sich mit einem Schlüssel abschließen lassen, schützen vor Einbruch. Zuverlässig wirksam sind sie aber nur in Kombination mit einbruchhemmenden Fensterbeschlägen.
Wichtig ist, sich vorab sorgfältig zu informieren. Gute und unabhängige Adressen sind die polizeilichen Beratungsstellen der einzelnen Bundesländer: Sie informieren über die aktuell empfohlenen Sicherheitsstandards und führen Listen von anerkannten Fachfirmen für mechanische Sicherungseinrichtungen.
Die richtige Widerstandsklasse
Es gibt DIN-Normen und Widerstandsklassen, die Fachleute für den wirksamen Einbruchschutz am Fenster empfehlen. Bei Neu- und Umbau sind das Fenster, die nach DIN EN 1627 geprüft oder zertifiziert sind. Das bedeutet: Alle Elemente dieser Fenster sind als Gesamtkonstruktion von Rahmen, Beschlag und Verglasung auf ihre Einbruchhemmung getestet.
Die DIN EN 1627 unterscheidet zwischen 7 verschiedenen Widerstandsklassen zur Einbruchhemmung. Definiert ist dabei jeweils, mit welchem Aufwand und in welcher Zeit ein Einbruch am Fenster gelingt. Die Widerstandsklassen unterscheiden sich nach ihrer Abstufung an verbauten einbruchhemmenden Komponenten. Je höher die Klasse, umso länger muss sie einem Einbruchversuch standhalten. Standard für den privaten Bereich sind die Klassen 1 bis 3 ohne Sicherheitsverglasung.
Widerstandsklassen für den privaten Bereich:
Widerstandsklasse 1: Es handelt sich um Standardfenster ohne speziellen Einbruchschutz. Diese lassen sich in wenigen Sekunden mit einfachem Werkzeug wie einem Schraubenzieher aufbrechen.
Widerstandsklasse 2 N: Der Fensterrahmen muss einer mechanischen Bearbeitung mit leichtem Werkzeug maximal 3 Minuten standhalten. Widerstandsklasse 2 gilt als Einstiegsklasse und muss einer mechanischen Beanspruchung mit einfachem Werkzeug (ohne Brecheisen) im Test mindestens 3 Minuten lang standhalten. Sie wird von Fachleuten im privaten Bereich als ausreichend sicher bewertet.
Widerstandsklasse 3: Hier hat der Prüfer 5 Minuten Zeit, um mit Einsatz von härteren Geschützen wie Brechstangen und Brecheisen das Fenster zu knacken.
Die Widerstandsklassen 4 bis 6 dagegen werden von der Polizei vor allem für den gewerblichen Bereich empfohlen. Je höher die Widerstandsklasse, umso höher der Preis. Ein Fenster der Widerstandsklasse 2 kostet zum Beispiel zwischen 70 und 100 Euro.
Für private Haushalte gilt: Einbruchhemmend sind geprüfte und zertifizierte Fenster nach DIN EN 1627 ab Widerstandsklasse 2. Solche Fenster sind mit Pilzkopfzapfenbeschlägen, einbruchhemmender Verglasung und meist einem abschließbaren Fenstergriff ausgestattet. Wer ein besonders hohes Sicherheitsbedürfnis hat, entscheidet sich möglicherweise auch für Fenster der Widerstandsklasse 3 – hier hat die Verglasung der Fenster einen noch höheren Widerstandswert.
Nachrüstsysteme für Fenster

Nachrüstsysteme fallen unter die DIN 18104. Wer also eine Fenstersicherung mit entsprechenden Teilen nachjustieren will, statt ein neues Fenster einzubauen, sollte darauf achten, dass diese DIN-Norm erfüllt ist. Dazu gehören Zusatzschlösser, die sichtbar auf dem Fensterrahmen montiert werden, zertifizierte Pilzkopfzapfenbeschläge, einbruchhemmende Drehkippbeschläge, Einsteckschlösser, Mehrfachverriegelungen oder Hintergreifsicherungen.
Die Polizei rät, Fenster mit einbruchhemmenden Pilzköpfen um- beziehungsweise nachzurüsten. Der Sicherheitsbeschlag ist für fast alle Fenster, Materialien und Größen erhältlich und senkt das Einbruchrisiko mithilfe der ausgeklügelten Mechanik deutlich.
Dank ihrer Form "krallen" sich Pilzkopfzapfen beim Schließen des Fensters in das Schließstück, genauer gesagt in das Sicherheitsschließblech am Fenster. Und dort sitzen sie fest verankert – das blitzschnelle Aushebeln des Fensters mit einem einfachen Werkzeug funktioniert nicht mehr.
Sicherheitsverglasung – ein Extra
Kriminalstatistiken zeigen, dass Wohnungs- und Hauseinbrüche nicht so oft mit Glasbruch einhergehen – der Lärm von zerbrechendem Glas würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. Wer allerdings in seiner Wohnung oder seinem Haus besonders wertvolle Dinge aufbewahrt oder ein hohes Sicherheitsbedürfnis hat, kann Fensterglas durch Sicherheitsglas austauschen lassen oder mit einer einbruchhemmenden Sicherheitsfolie verstärken.
Das Fachwort "Durchwurfhemmung" beschreibt dabei, ob das Glas geworfenen oder geschleuderten Objekten standhält, ohne zu zerbrechen, oder ob das Fensterglas zum Beispiel bei einem Wurf nur äußerst schwer zerbricht.
Die Entscheidung liegt im eigenen Ermessen. Erfahrungsgemäß sind es vor allem die empfohlenen Widerstandsklassen für neue Fenster sowie Nachrüstungen mit Pilzkopfzapfen, abschließbare Fenstergriffe und die fachgerechte Montage, die Wohnungen und Eigenheime am besten vor einem Einbruch schützen.
Alarmanlagen und Bewegungsmelder
Elektronische Einbruchmeldeanlagen wie Alarmanlagen sind eine zusätzliche Möglichkeit, Einbrüche zu verhindern. Doch auch sie sind erfahrungsgemäß nicht so effektiv wie eine fachgerechte mechanische Sicherung der Fenster. "Fast die Hälfte aller Täter lässt sich durch eine Alarmanlage vom Einbruch abhalten, der anderen Hälfte ist das egal", berichtet die Polizei. Viele Täter wissen, dass ein gelungener Einbruch oft weniger Zeit benötigt als es dauern kann, bis jemand auf den ausgelösten Alarm reagiert.
Und was bringen Bewegungsmelder? Die reagieren meistens nur auf eine sehr kurze Entfernung – "also erst dann, wenn der Einbrecher schon recht nah am Gebäude ist", so die Polizei. Ihr Rat: "Für den effektiven Schutz vor dem Einbruch ist es viel sinnvoller, mit einer sanften Dauerbeleuchtung mittels Energiesparlampen den rückwärtigen Bereich zu erhellen" – etwa per eingebautem Dämmerungssensor oder per Zeitschaltuhr gesteuert.
Verhaltenstipps der Polizei
Gelegenheit macht Diebe, sagt ein Sprichwort. Der beste Einbruchschutz funktioniert nur dann zuverlässig, wenn auch die Gelegenheiten zum Einbruch und Diebstahl minimiert werden. Folgende Verhaltenstipps der Polizei sind deshalb besonders wichtig:
Nur mal schnell zu den Nachbarn gehen oder ein paar Kleinigkeiten einkaufen um die Ecke? Auch bei einer kurzen Abwesenheit ist es wichtig, alle Fenster, Balkon- und Terrassentüren zu schließen.
Fachleute warnen: Gekippte Fenster sind offene Fenster – und sollen bei kurzen und längeren Abwesenheiten unbedingt richtig verschlossen werden. Nicht nur im Erdgeschoss, sofern Fenster im Obergeschoss zum Beispiel über das Garagendach erreicht werden können.
Geschlossene Rollläden signalisieren Einbrechern Abwesenheit – deshalb die Rollläden tagsüber besser oben lassen. Außerdem ist es sinnvoll, Roll- und Klappläden gegen mögliches Hochschieben und Aufhebeln zu sichern.
Die Gitterroste am Kellerfenster sollte man am besten mit speziellen Abhebesicherungen versehen.
Handwerker und Gartenfreunde aufgepasst: Leitern oder andere Aufstiegshilfen nicht frei zugänglich auf dem Grundstück aufbewahren – sicherer ist, sie in der Garage oder im Keller einzuschließen. So kommt niemand in Versuchung, per Leiter in den ersten Stock zu steigen oder über das Garagendach ins Haus zu klettern.