Acht Klapp- und Falträder im Test: Praktisch ja, sicher nein?
Falt- bzw. Klappräder sind praktisch und leicht zu transportieren – aber sind sie auch wirklich empfehlenswert? Der ADAC hat acht Räder getestet. Dabei offenbarten sich große Unterschiede – und teils deutliche Schwächen. Die Details.
Im Test: Acht Räder zwischen 535 und 2969 Euro
Schlusslicht mit Rahmenbruch im Haltbarkeitstest
Alle Modelle ohne Schadstoffe in Griffen und Sattel
Klein, handlich und in Zugabteil, Wohnmobil oder Kofferraum dabei: Falt- bzw. Klappräder gelten als praktisches Fortbewegungsmittel und in Verbindung mit dem ÖPNV als umweltfreundlichste Methode, um von A nach B zu kommen. Doch wie sicher sind diese Räder? Im ADAC Test zeigten acht falt- bzw. klappbare Fahrräder sehr unterschiedliche Charakteristiken.
Testsieger: Brompton überzeugt
Im Test wurde schnell offenbar, wer in diesem Fahrradsegment bereits auf langjährige Erfahrung zurückblicken kann. Das Konzept von Brompton ist beim getesteten Modell G Line durchdacht bis ins Detail und setzte sich auch gegenüber (fast) allen Konkurrenten im Vergleich durch. Mit einer soliden 2,3 im Gesamtergebnis kann sich das Fahrrad an die Spitze im Vergleichsfeld setzen. Dahinter folgen drei weitere Modelle von Riese & Müller (2,4), Coast-Bikes und Dahon (jeweils 2,5) mit der Note "gut".
Test Klapp- und Falträder: Die Ergebnisse
Klicken oder tippen Sie auf die Räder in der Tabelle und Sie gelangen zu den detaillierten Ergebnissen.
- 1 · Gepäckträger als Zubehör im Preis enthalten
- 2 · Wenn Sicherheit & Haltbarkeit ausreichend oder schlechter, wird das ADAC-Urteil abgewertet
- 3 · Wenn Bruchfestigkeit und Haltbarkeit ausreichend oder schlechter, konnte Sicherheit und Haltbarkeit nicht besser sein
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
© ADAC e.V.
Brompton G Line fährt wie normales Rad

Was das Rad von Brompton unter anderem auszeichnet: Das Fahrverhalten ist vergleichbar mit dem eines normalen Rades – und das nicht nur auf der Straße, sondern auch auf Feldwegen oder unbefestigten Wegen durch den Wald. Zudem wird das Brompton in drei verschiedenen Rahmengrößen angeboten, sodass Fahrer oder Fahrerinnen jeder Statur bequem im Sattel sitzen sollten.
Leider ist im Preis von immerhin knapp 3000 Euro keine Beleuchtung und kein Seitenständer enthalten. Das Hinterrad lässt sich zwar schnell umklappen, sodass das Rad sicher abgestellt werden kann, aber mit einer Seitentasche am Gepäckträger ist das schon nicht mehr ohne weiteres möglich.
Aber ist der Testsieger nun ein Falt- oder ein Klapprad und wo genau liegt der Unterschied? Falträder werden an mehreren Punkten gefaltet, um ein kompaktes Packmaß zu erreichen, Klappräder dagegen einmal in der Mitte des Rahmens zusammengeklappt. Das Brompton nutzt als einziges Modell im Test beide Funktionen in einem Rad.
Beim Vello Rocky Titan bricht der Rahmen

Aufgrund ihrer Konzeption und Ergonomie haben Klapp- und Falträder tendenziell lang ausgelegte Sattelstützen und Lenkervorbauten. Im Test stellte sich die Frage, ob diese Konstruktionen auch in Sachen Haltbarkeit der geltenden DIN-Norm für sicherheitstechnische Anforderungen an Fahrräder standhalten.
Hierzu wurden die sogenannte Wiegetrittprüfung und die horizontale Festigkeit am Rahmen überprüft, sowie die Dauerhaltbarkeit an Lenker und Sattelstütze. Dabei gibt die Wiegetrittprüfung Aufschluss über die Rahmensteifigkeit beim Treten.
Um sie zu testen, werden gemäß international geltender Norm am Prüfstand 100.000 Zyklen mit 100 Kilogramm Belastung wechselseitig eingeleitet. Hierbei offenbarte der Titanrahmen des Modells von Vello deutliche Schwächen.
Dort trat nach etwa zwei Dritteln der erforderlichen Prüfzyklen ein Riss an der Schweißnaht über dem Tretlager auf. Bei der Nachprüfung unter gleichen Bedingungen wiederholte sich der Vorfall an gleicher Stelle nach etwa zwei Dritteln des Prüfzyklus.
Nach Einschätzung der Tester ist im Realbetrieb ein Sturz oder gar eine Verletzung von Fahrer oder Fahrerin auszuschließen. Dennoch kann der Rahmen im Falle eines Bruchs nicht weiter verwendet werden. Daher musste das Faltrad Vello Rocky Titan im Vergleich auf die Note 4,5 abgewertet werden.
Bei zwei Rädern lassen die Bremsen nach

Trotz ihrem praktischen Nutzen beim Falten oder Zusammenklappen müssen sich die Räder sicher im Verkehr bewegen lassen. Auf dem Bremsenprüfstand wurde daher die Mindestbremswirkung der Räder im trockenen sowie im nassen Zustand in Anlehnung an die entsprechende Test-Norm (DIN 4210:2023) getestet. Das Verhältnis der Bremsperformance von trocken zu nass durfte dabei 4:10 nicht unterschreiten.
Das Klapprad 20 Zoll Fold 500 von B`Twin (Decathlon) erreichte dieses Verhältnis auf der Vorderradbremse nicht. Beim Link D7i von Tern waren gleich beide Bremsen unterhalb des geforderten Verhältnisses. Im Alltagsbetrieb würde bei Regen und nassen Bremsen die Bremswirkung stark nachlassen und eine Gefahrenbremsung nur sehr verzögert möglich sein.
Für die beiden Räder war daher eine Abwertung in der Kategorie Bremsen die Folge. Die Hersteller sollten künftig soweit möglich die Kombination von Reibbelag und Felge verbessern.
Mechanik: Klappen leichter als Falten

Bei den Tests zur Handhabung sind die Probanden mit den Rädern, die in der Mitte zusammengeklappt werden, besser zurechtgekommen. Dass der Faltmechanismus dagegen etwas mehr Übung benötigt, zeigte sich beim Modell von Riese & Müller. Das Birdy touring, ein qualitativ hochwertiges Faltrad, erreichte im gefalteten Zustand das kleinste "Packmaß" im Vergleich, lässt sich also auch in kleineren Kofferräumen noch gut transportieren. Doch beim Zusammenfalten gelang das Einklappen des Hinter- und Vorderrades selten auf Anhieb. Oftmals kamen die Tester dabei mit der Schaltung in Berührung, die sich nach mehrmaligem Falten sogar etwas verstellte.
Einfacher gestaltete sich der Prozess beim günstigsten Modell im Test. Das B'Twin 20 Zoll Fold 500 von Decathlon ließ sich unproblematisch auf- und zuklappen, hat allerdings nur ein zulässiges Gesamtgewicht von 100 kg. Generell gilt: Vor dem Kauf sollte der Klapp- bzw. Faltmechanismus ausgiebig getestet werden.
Galerie: Die Test-Klappräder im Detail

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Keine Schadstoffe in Griffen oder Sätteln

Zusätzlich zur Handhabung, Sicherheit und Haltbarkeit wurden die acht Falt- und Klappräder im Test auch auf Schadstoffe überprüft. Dabei stehen berührbare Bauteile und Bezugsstoffe wie Lenkergriffe und Fahrradsättel im Vordergrund. Bei allen acht Modellen im Test wurden keine Schadstoffe festgestellt. Allerdings wurde der Weichmacher DPHP in den Sätteln der Räder von Coast Bikes, Dahon und Vello identifiziert. Zu diesem Schadstoff existieren für die getestete Produktgruppe keine Grenzwerte, er ist aber ab einem Volumenanteil von 0,1 % informationspflichtig.
Daher wurden diese Klappräder bei den Schadstoffen mit der Note 2,5 bewertet, allerdings ohne Auswirkung auf die Endnote.
Klapprad im ÖPNV: Was gilt?

Ein großer Vorteil von Falt- und Klapprädern ist ihr geringes Packmaß im zusammengeklappten Zustand. Sie können in der Theorie daher unkompliziert im öffentlichen Nahverkehr transportiert werden. In vielen Fällen werden sie zusammengeklappt als Gepäck behandelt und dürfen kostenfrei mitgenommen werden. Allerdings sind die Beförderungsbedingungen je nach Verkehrsträger und Region sehr unterschiedlich geregelt, daher ist immer der Einzelfall entscheidend.
Der ADAC empfiehlt, die Mitnahme von Klapp- und Falträdern bundesweit einheitlich und transparent zu regeln und ohne Zusatzkosten zu ermöglichen, um ihren Transport für Pendlerinnen und Pendler zu erleichtern.
ADAC Tipps und Empfehlungen
Empfehlungen an die Hersteller
Die Haltbarkeit der Falt- und Klappräder muss den geltenden Anforderungen standhalten. Rahmen dürfen nicht brechen
Die Bremsen müssen auch bei nassen Verhältnissen ihre Leistung bringen. Hier sollte mindestens das vorgeschriebene Verhältnis erreicht werden
Bedienungsanleitungen zum Falten bzw. Klappen der Räder müssen im Lieferumfang enthalten sein. Zudem sollte ein Typenschild mit der Herstelleradresse und notwendigen Angaben wie zul. Gesamtgewicht am Rahmen vorhanden sein. Das zulässige Gesamtgewicht sollte ausreichend bemessen sein
Alle Bikes sollten serienmäßig mit einer Lichtanlage und Reflektoren ausgestattet sein
Lichtanlagen müssen der StVZO entsprechen und dürfen vor allem nicht blenden
Tipps für Verbraucher
Besitzer oder Besitzerinnen eines Vello mit Titanrahmen sollten von Zeit zu Zeit kontrollieren, ob der Rahmen weich wird, bzw. einen Riss in der Nähe des Tretlagers vorweist. In solchen Fällen sollte der Hersteller kontaktiert werden
Vor dem Kauf sollte der geplante Einsatz des Falt- bzw. Klapprades überdacht werden. Ist geringes Packmaß wichtig oder soll der Klappmechanismus möglichst simpel sein? Im Zweifel hilft die Beratung im Fachgeschäft
Mechanik und Fahrverhalten der Räder sind sehr unterschiedlich. Eine Probefahrt und das Ausprobieren des Zusammenklappens ist vor dem Kauf angeraten
Unbedingt auf das zulässige Gesamtgewicht des Falt- bzw. Klapprades achten und dabei auch Gepäckträger und Gepäck bedenken
Vor dem Kauf abklären, ob das Falt- bzw. Klapprad beim Reisen oder Pendeln im individuellen öffentlichen Nahverkehr ohne Probleme mitgenommen werden kann
Um Verschmutzungen der Kleidung bzw. des Fahrzeugs durch die Fahrradkette zu vermeiden, sollte man vor Reiseantritt die Kette des Rades wachsen
Auch wenn die Räder etwas kleiner wirken als "normale" Fahrräder, sollte immer ein Fahrradhelm getragen werden, um bei einem Sturz den bestmöglichen Schutz zu haben
Test und fachliche Beratung: Stefan Grabmaier, ADAC Technik Zentrum