ADAC Test: Leere Batterie durch Ruhestrom?

Batterie-Check
Schlappe Batterie: In diesem Fall geht gar nichts mehr© iStock.com/Natnan Srisuwan

Schwache Batterien sind immer noch die Pannenursache Nummer eins. Liegt das vielleicht auch daran, dass immer mehr elektronische Verbraucher selbst im Stand Strom ziehen?

Diese Erfahrung musste wahrscheinlich schon jeder Autofahrer machen: Der Anlasser orgelt nur noch müde und das Auto springt nicht mehr an – die Batterie ist entladen.

Das kann viele Gründe haben. Die Alterung der Batterie etwa, die Belastung durch viele Verbraucher oder die Kälte, die den Akku in die Knie zwingt. Einige Mitglieder haben aber auch berichtet, dass ihr Fahrzeug schlicht nach längerer Standzeit nicht mehr gestartet werden konnte.

Verbraucht das Auto möglicherweise also auch Strom, wenn es nicht benutzt wird? Das wollte der ADAC wissen und hat den "Ruhestrom" bei 25 verschiedenen Fahrzeugen gemessen und verschiedene Szenarien durchgespielt. Hier sind die Ergebnisse.

Fall 1: Türen geschlossen, Auto zugesperrt

ADAC-Nothelfer beim Einsatz
Ein Straßenwachtfahrer überprüft, ob die Batterie defekt oder entladen ist© ADAC/Martin Hangen

Dieses Szenario deckt den wohl gängigsten Fall eines abgestellten Fahrzeuges ab. Hier zeigen unsere Messungen, dass etwa 25 Minuten nach Zusperren der Zentralverriegelung alle Fahrzeuge ihre Verbraucher soweit ausgeschaltet haben, dass lediglich wenige Milliampere Strom fließen; konkret wurden zwischen fünf und 40 Milliampere gemessen.
Bei diesem Verbrauch ergeben sich mit einer gesunden Batterie mögliche Standzeiten von etwa zwei bis zwölf Monaten, nach welchen noch immer gestartet werden kann. Die Unterschiede zwischen dem besten und schlechtesten Fahrzeug, also dem mit dem niedrigsten und höchsten Verbrauch, sind zwar groß; tatsächlich dürfte dieser Unterschied aber nur für sehr wenige Pannen relevant sein.

Fall 2: Türen geschlossen, Auto nicht zugesperrt

Das zweite Szenario: Die Türen sind geschlossen, das Fahrzeug ist aber nicht abgesperrt. In abgeschlossenen Garagen kommt das zum Beispiel vor. Tatsächlich schalten auch in dieser Situation alle Fahrzeuge ihre elektrischen Verbraucher nach relativ kurzer Zeit (rund 30 Minuten) ab. Lediglich der gemittelte Verbrauch bis zum Abschaltzeitpunkt liegt insgesamt etwas höher als bei abgesperrten Fahrzeugen.

Die möglichen Standzeiten sind hier nahezu identisch wie beim abgeschlossenen Fahrzeug. Standzeiten von mehreren Monaten dürften für die untersuchten Fahrzeuge kein Problem darstellen.

Fall 3: Kofferraum geöffnet, Auto nicht zugesperrt

Und was passiert, wenn der Kofferraum offen steht? Eine Situation, die nach dem Ausladen in Garagen vorkommen kann. Der dabei gemessene Ruhestrom unterscheidet sich zum Teil erheblich von den beiden bisher untersuchten. So schalten die meisten Verbraucher zwar auch hier nach etwa 20 Minuten zu einem großen Teil ab, jedoch kommen einige Fahrzeuge nicht vollständig zur Ruhe.

Sechs von 25 Fahrzeuge zeigen hier auch nach zwei Stunden noch erhöhte Werte, die zu elektrischen Strömen von bis zu 0,45 Ampere führten. In einem solchen Fall kann es sein, dass sich das Fahrzeug (intakte Batterie vorausgesetzt!) schon nach fünf Tagen Standzeit nicht mehr starten lässt. 

Tipps: Wie sich Startprobleme vermeiden lassen

  • Gerade im Winter benötigt ein Auto mehr Energie – gleichzeitig lädt die Starterbatterie bei niedrigen Temperaturen merklich langsamer auf, so dass der Generator nicht immer für ausreichend Ladestand sorgen kann. Daher gilt: Besonders kurze Strecken vermeiden oder gegebenenfalls mit einem Ladegerät in der Garage nachladen (Fahrzeug-Bedienungsanleitung beachten!)

  • Nur beim Absperren der Zentralverriegelung eines Autos werden alle Maßnahmen zum Energiesparen aktiviert; keine Türen oder Klappen offen stehen lassen

  • Licht ausschalten: Falls das Stand- bzw. Abblendlicht beim Abschalten der Zündung nicht automatisch deaktiviert wird, darf das der Fahrer nicht vergessen

  • Wenn längere Standzeiten zu erwarten sind (mehrere Monate), sollte die Starterbatterie regelmäßig per Ladegerät aufgeladen werden (Fahrzeug-Bedienungsanleitung beachten!). Eine tiefentladene Batterie kann dauerhaften Schaden nehmen

Fall 4: Das Standlicht brennt

Der Klassiker: Man hat vergessen, das Licht auszumachen. Bei drei der getesteten Fahrzeuge haben wir daher auch den Stromverbrauch des Standlichtes untersucht. Dieser bewegte sich in Bereichen von 2,5 bis drei Ampere, was eine erhebliche Belastung der Starterbatterie darstellt.

Schon nach unter 24 Stunden kann die Batterie dadurch so entladen sein, dass sich der Motor aus eigener Kraft nicht mehr starten lässt. Hat das Fahrzeug LEDs statt Glühlampen, verlängert sich die Standzeit um das zwei- bis vierfache.

Aber: Die sichere Beleuchtung des Fahrzeugs im abgestellten Zustand hat immer Vorrang vor dem Energie sparen. Hier kann es helfen, das Parklicht zu verwenden – sollte das Fahrzeug damit ausgerüstet sein. Ist nur eine Fahrzeugseite beleuchtet, verlängert sich die Standzeit entsprechend (siehe Tabelle).


Leistung in Watt

Mögliche Standdauer in Stunden


Standlicht (beidseitig)




Konventionelle Glühlampen

34

23


LED-Rücklichter

18

43


Parklicht (einseitig)




Konventionelle Glühlampen

17

46


LED-Rücklichter

11

72






Fazit: Vor allem offene Türen brauchen Strom

Alle untersuchten Fahrzeuge benötigen im abgeschlossenen Zustand nur sehr wenig Energie. Vermeiden sollte man es aber, das Auto für lange Zeit nicht abzusperren oder gar die Türen oder den Kofferraum offen zu lassen. Dann erhöht sich der Stromverbrauch, selbst wenn die Zündung nicht eingeschaltet ist.

Tipps: Wie sich Startprobleme vermeiden lassen

  • Gerade im Winter benötigt ein Auto mehr Energie – gleichzeitig lädt die Starterbatterie bei niedrigen Temperaturen merklich langsamer auf, so dass der Generator nicht immer für ausreichend Ladestand sorgen kann. Daher gilt: Besonders kurze Strecken vermeiden oder gegebenenfalls mit einem Ladegerät in der Garage nachladen (Fahrzeug-Bedienungsanleitung beachten!)

  • Nur beim Absperren der Zentralverriegelung eines Autos werden alle Maßnahmen zum Energiesparen aktiviert; keine Türen oder Klappen offen stehen lassen

  • Licht ausschalten: Falls das Stand- bzw. Abblendlicht beim Abschalten der Zündung nicht automatisch deaktiviert wird, darf das der Fahrer nicht vergessen

  • Wenn längere Standzeiten zu erwarten sind (mehrere Monate), sollte die Starterbatterie regelmäßig per Ladegerät aufgeladen werden (Fahrzeug-Bedienungsanleitung beachten!). Eine tiefentladene Batterie kann dauerhaften Schaden nehmen

So haben wir getestet

Alle Messungen wurden mit 25 aktuellen und neuwertigen Fahrzeugen unterschiedlichsten Typs (sowohl bezüglich Fahrzeug-Klasse als auch Ausstattung) durchgeführt.

Alle Szenarien wurden in einer abgetrennten, temperierten Einzelgarage nachgestellt und die aus der Starterbatterie entnommenen Ströme 120 Minuten lang aufgezeichnet. Hieraus kann zwar keine Analyse erfolgen, welche Steuergeräte die Batterie belasten, sehr wohl allerdings lässt sich das Verhalten des Gesamtsystems Fahrzeug dokumentieren.

Zur Messung wurde der Stromkreislauf nie geöffnet/getrennt, was unter Umständen das Batterie-Management-System der Fahrzeuge beeinflusst hätte. Verwendet wurde ein geeichtes Präzisions-Zangen-Amperemeter.

Weiterhin wurden alle Batterien durch den fahrzeugeigenen Generator während einer längeren Fahrt (mindestens 50 Kilometer) geladen, um einen definierten Ladezustand vorzufinden.

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