Gebrauchte Autoteile: Spartipp oder Kostenfalle?

gebrauchte Auto-Ersatzteile in einer Lagerhalle
Alt statt neu: Gebrauchte Ersatzteile können aus finanzieller Sicht sinnvoll sein© dpa/Andrea Warnecke

Einen Moment nicht aufgepasst und einen Pfosten gestreift - eine Autoreparatur kann teuer werden. Anstelle von Neuteilen lassen sich für die Instandsetzung auch gebrauchte Autoteile verwenden. Aber lohnt sich das? Der ADAC erläutert Vor- und Nachteile.

  • Gebrauchte Autoteile können eine Alternative zu Neuteilen sein

  • Kostenersparnis hängt von den Anpassungsarbeiten ab

  • Versicherungen akzeptieren zunehmend Gebrauchtteile

Gebrauchte Autoteile klingen verlockend. Denn ist das Fahrzeug beschädigt oder ein Teil defekt, kann es schnell teuer werden. Zwischen August 2023 und 2024 stiegen die Preise für Ersatzteile laut dem Gesamtverband der Versicherer im Schnitt um 6,2 Prozent. Die Zeche zahlen direkt oder indirekt die Verbraucherinnen und Verbraucher.

Können gebrauchte Ersatzteile der Preisspirale entgegenwirken? Unter welchen Voraussetzungen gebrauchte Teile sinnvoll sind, was Versicherungen dazu sagen und ob sich hier wirklich Geld sparen lässt, sagt der ADAC.

Gebrauchte Ersatzteile: Sinnvoll oder nicht?

Ob und wann gebrauchte Ersatzteile zur Reparatur eines Schadens sinnvoll sind, entscheidet immer der Einzelfall. So kann es bei kleineren Blechschäden besser sein, zuerst auf Methoden wie Smart Repair zu setzen, bevor ein kompletter Kotflügel getauscht wird. Ist das nicht möglich, können bereits verwendete Teile eine Alternative sein.

Was spricht für gebrauchte Ersatzteile?

Auch wenn es erst einmal logisch klingen mag: Der Preis ist nicht immer das stärkste Argument für ein gebrauchtes Ersatzteil. Die kurzfristige Verfügbarkeit macht sie interessant: Auf Neuteile müssen Kundinnen und Kunden zum Teil Wochen, manchmal sogar Monate warten. Ihr Fahrzeug fällt dann entsprechend lang aus. Hier können Teile aus einem Spenderfahrzeug die Wartezeit erheblich verkürzen.

Aber auch ökologische Aspekte können für die Verwendung gebrauchter Ersatzteile sprechen. Die Produktion neuer Teile erfordert den Einsatz von Ressourcen wie beispielsweise Wasser und Strom. Dadurch ist die CO₂-Bilanz neuer Teile oftmals deutlich schlechter.

Was spricht gegen gebrauchte Ersatzteile?

Wer auf den Einbau gebrauchter Ersatzteile setzen möchte, muss sich im Zweifel auf eine zeitaufwendige Suche einstellen. Zwar bieten alle gängigen Portale die Möglichkeit an, mithilfe der Fahrgestellnummer passende Autoteile zu finden, in der Praxis findet sich aber nur selten auf Anhieb das richtige Teil. Wer also unkompliziert an ein Ersatzteil kommen möchte, muss hier mit Einschränkungen rechnen.

Anders als bei Neuteilen kann außerdem die Qualität gebrauchter Ersatzteile je nach Spenderfahrzeug variieren. Darauf sollten sich Verbraucherinnen und Verbraucher beim Kauf einstellen.

Besonders für ältere Fahrzeuge interessant

Je nach Fahrzeugalter kann die Ersatzteilversorgung vom Hersteller mehr oder weniger gut aussehen. Auch hier können gebrauchte Teile Abhilfe schaffen. Viele Autobauer halten Ersatzteile nur einen begrenzten Zeitraum vor, teilweise gerade einmal für den Garantiezeitraum. Der ADAC fordert hier Zeiträume von 12 bis 15 Jahren. Bis sich auf diesem Gebiet etwas tut, sind Verbraucherinnen und Verbraucher oft auf sich allein gestellt.

Gebrauchte Ersatzteile immer günstiger?

Eine gebrauchte Fahrertüre wird an einem Auto eingebaut
Die passende Tür gefunden? Dann sind häufig Nacharbeiten nötig, die den Preis nach oben treiben© iStock.com/Yaraslau Mikheyeu

Je nach Ersatzteil können Gebrauchtteile deutlich günstiger als neue sein. Vor allem bei Karosserieteilen entfällt das Lackieren, wenn ein Gebrauchtteil in der Wagenfarbe des eigenen Fahrzeugs erhältlich ist. Aber auch hier ist Vorsicht geboten: So können gebrauchte Türen unter Umständen teurer werden als Neuteile, wenn die Anpassungen an das eigene Auto zu aufwendig sind. Oftmals müssen hier die Verkleidungen oder die Seitenscheiben umgerüstet werden, was den Preisvorteil gerne einmal zunichtemacht. Hier gilt es von Fall zu Fall zu entscheiden und zuerst den Blick in den Gebrauchtteilehandel zu werfen.

Wo erhalte ich gebrauchte Ersatzteile?

Mittlerweile sind Gebrauchtteile nicht nur etwas für Schrauberinnen und Schrauber. Auch viele freie und markengebundene Werkstätten arbeiten vermehrt mit solchen Austauschteilen. Am besten sprechen Sie die Werkstatt Ihres Vertrauens aktiv nach der Verwendung solcher Teile an. Den Werkstätten stehen neben frei zugänglichen Plattformen wie autoparts24.de oder ebay auch Portale zur Verfügung, die nur an Geschäftskunden verkaufen. Wer selbst auf die Suche gehen möchte, sollte seine Ersatzteile nur von Verkäufern beziehen, die die Herkunft der Teile nachweisen können. Finger weg von dubiosen Quellen, die mit vermeintlichen Schnäppchen locken.

Welche Teile eignen sich auch gebraucht?

Karosserieteile, Anbauteile für Motoren und elektrische Baugruppen eignen sich in der Regel auch für den Einsatz gebrauchter Ersatzteile. Sicherheitsrelevante Schadteile sollten dagegen ausschließlich durch Neuteile ersetzt werden. Bremsscheiben oder Airbags von Schlachtfahrzeugen haben nichts im eigenen Auto zu suchen und stellen ein enormes Sicherheitsrisiko dar. Der ADAC rät deshalb eindringlich davon ab, solche Teile gebraucht zu verwenden.

Was sagen die Versicherungen dazu?

Die Sache war im Grunde immer klar. Wird ein Auto auf Kosten der Versicherung repariert, müssen Neuteile verwendet werden. Doch das ändert sich allmählich. Mittlerweile haben auch die Assekuranzen das Thema auf dem Schirm. In Deutschland gibt es bereits einen Kfz-Versicherer, der den Einsatz von zweitverwerteten Teilen unter gewissen Umständen erlaubt. Weitere werden sicherlich folgen. Erkundigen Sie sich daher am besten bei Ihrer Versicherung, wenn Sie auf gebrauchte Teile zurückgreifen möchten.

ADAC Tipps zu gebrauchten Ersatzteilen:

  • Interessierte sollten Werkstätten aktiv auf den Einsatz gebrauchter Ersatzteile ansprechen.

  • Augen auf bei der Wahl des Teileportals: Die Rücksendung nicht passender Teile sollte kostenlos sein.

  • Finger weg von Ersatzteilen fraglicher Herkunft.

  • Achtung: Kosteneinsparungen bei der Teilebeschaffung können durch notwendige Nacharbeiten reduziert werden.

  • Vorsicht bei Leasingfahrzeugen, hier vorab unbedingt prüfen, ob gebrauchte Ersatzteile verbaut werden dürfen.

Forderungen an Hersteller

  • Bauteile und Baugruppen sollten reparierbar sein.

  • Bauteilen müssen klar und fälschungssicher gekennzeichnet sein (Teilenummer, Herstellungsdatum).

  • Gebrauchte Steuergeräte müssen mit anderen Fahrzeugen der jeweiligen Modellreihe verheiratet werden können.

  • Auch freien Werkstätten sollten die Reparaturhinweise zu Fahrerassistenzsystemen zur Verfügung gestellt werden.

Technische Beratung: Manuel Griesmann / ADAC Technik Zentrum