Gesundheitsgefahr Auto-Klimaanlage? Nicht bei regelmäßiger Wartung

Nur kühle Luft statt Pollen oder Keime: Klimaanlagen müssen regelmäßig gereinigt werden
Nur kühle Luft statt Pollen oder Keime: Klimaanlagen müssen regelmäßig gereinigt werden© iStock.com/Estradaanton

Bei jedem Auto gilt: Die regelmäßige Wartung und Reinigung der Klimaanlage ist Pflicht, ansonsten drohen Gefahren für die Gesundheit. Damit es nicht soweit kommt, hat der ADAC Tipps und Empfehlungen zusammengetragen.

  • Wechselintervalle der Innenraumfilter beachten

  • "Do-it-yourself"-Methoden sind keine Option

  • Zentrales Element: Verdampfer der Anlage reinigen

Wenn nach dem Einschalten der Klimaanlage unangenehme Gerüche in den Innenraum des Wagens dringen, ist es meist schon zu spät: Pilze, Keime und andere Mikroorganismen gelangen durch die Lüftungsdüsen ins Auto und können von den Fahrzeuginsassen eingeatmet werden. Das kann zu Erkrankungen führen.

Doch was genau ist die Ursache für diese Gesundheitsgefährdung? Für ein gesundes Raumklima im Auto spielt der Luftfilter für den Innenraum eine zentrale Rolle. Dessen primäre Aufgabe ist es, Verschmutzungen aus der angesaugten Luft zu filtern. Dazu gehören etwa Rußpartikel, Pollen, Feinstäube, Bakterien und Schimmelpilze. Der Filter speichert diese Schmutzpartikel und fungiert als Barriere. Leider ist seine Aufnahmefähigkeit begrenzt, was zwei gravierende Probleme mit sich bringt.

Problem 1: Innenraumfilter setzt sich zu

Die Klimaanlage im Auto wird gereinigt und desinfiziert
Schmutz und Feuchtigkeit: Alte Innenraumfilter können eine Gefahr für die Gesundheit sein© Shutterstock/wellphoto

Im Laufe der Zeit kann sich auf der Filteroberfläche ein regelrechter Schmutzkuchen ansammeln. In Verbindung mit feuchter Außenluft bietet dieser Kuchen einen hervorragenden Nährboden für das Wachstum von Mikroorganismen. Keime können sich dann ungehindert ausbreiten und Schimmelpilze bei eingeschalteter Lüftung ihre Sporen im Innenraum des Autos freisetzen.

Problem 2: Verdreckte Verdampfer

Nahaufnahme der Verdampferschlange einer Autoklimaanlage
Muss regelmäßig gereinigt werden: Verdampfer der Klimaanlage© iStock.com/chartphoto

Je mehr Schmutz sich auf dem Innenraumfilter sammelt, desto mehr lässt die Filtrationsleistung nach, und Schmutzpartikel können den verbrauchten Filter leichter passieren. Diese Verschmutzungen gelangen im nächsten Schritt, vor allem bei Kühlbetrieb, zum Verdampfer der Klimaanlage.

Dieses Bauteil ist mit kleinsten Lamellen versehen und ähnelt im Aufbau einem Kühler. Aufgrund der Kondensationsvorgänge beim Klima-Betrieb sind die Oberflächen des Verdampfers meist feucht. Kombiniert mit den organischen Verschmutzungen bietet diese Feuchtigkeit zahlreichen Mikroorganismen ideale Lebensbedingungen.

Dank des kleinen Raums in Fahrzeugen kann die Konzentration schädlicher Partikel schnell hohe Werte erreichen, und im Umluftbetrieb können diese noch weiter ansteigen. Der VDI (Verein Deutscher Ingenieure) hat bei einer Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem ZDK (Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe) gemessen, dass die Raumluft von rund jedem dritten Pkw grenzwertig oder stark belastet ist.

VDI: Professionelle Reinigung jährlich

Doch wie kann es so weit kommen? Die Ursachen sind häufig zu lange Filterwechselintervalle, unsachgemäße Bedienung und ungünstige Umweltbedingungen. Zudem wird die fachgerechte Wartung in vielen Werkstätten entweder nicht ausreichend durchgeführt oder aus wirtschaftlichen Gründen vernachlässigt. Aus diesem Grund hat der VDI neue Richtlinien erarbeitet.

Kernaussage: Der Innenraumfilter sollte einmal jährlich gewechselt werden. Dabei sollten auch die Filterumgebung und der Verdampfer einer professionellen Reinigung unterzogen werden.

Das empfiehlt der ADAC

Die ADAC Empfehlung lautet: Ein Filterwechsel ist einmal im Jahr sinnvoll, für vulnerable Gruppen ist zudem eine jährliche Verdampfer- und Filterumgebungsreinigung gemäß VDI/ZDK 6032 empfehlenswert. Sofort erfolgen sollte sie, wenn unangenehme Gerüche aus den Lüftungsdüsen wahrnehmbar sind.

Ansonsten wird ein Turnus von etwa drei Jahren bzw. 50.000 Kilometer für die Verdampfer-Reinigung empfohlen, um die Lufthygiene im Fahrzeug dauerhaft zu erhalten. Die Filterumgebung dabei mechanisch zu reinigen bzw. vom Profi reinigen zu lassen, ist ebenfalls sinnvoll.

Klick-Dosen wirken kaum

Die Klimaanlage im Auto wird gereinigt und desinfiziert
Oft nur Geruchskosmetik: Klick-Dosen taugen nicht zur Desinfektion© Shutterstock/Andrey Popov

Verzichten sollte man dagegen auf Do-it-yourself-Lösungen mit sogenannten Klick-Dosen. Diese werden vom Handel, aber auch von Werkstattbetrieben als vermeintlich günstige Lösung zur Reinigung von Klimaanlagen angeboten. Dabei wird eine Spraydose bei laufender Klimaanlage in den Fußraum des Fahrzeugs gestellt und aktiviert oder direkt in die Lüftungsöffnungen gesprüht.

Wegen der kurzen Wirkdauer von fünf bis 15 Minuten bietet diese Methode jedoch keinen mechanischen Abtrag der Verschmutzungen und tötet oft nur kurzfristig die oberflächliche Verkeimung ab. Die Konzentration von Luftschadstoffen kann nach der Anwendung sogar ansteigen.

Ozon ist für die Reinigung des Fahrzeuginnenraums und der Klimaanlage ebenfalls nicht geeignet.

Tipps und Empfehlungen

Tipps für Verbraucher

  • Regelmäßiger Filterwechsel: Spätestens nach zwölf Monaten ist ein Wechsel des Innenraumfilters empfehlenswert. Für starke Allergiker gegebenenfalls alle sechs Monate.

  • Filterumgebung und Verdampfer reinigen: Für vulnerable Gruppen macht eine jährliche Verdampfer- und Filterumgebungsreinigung nach VDI/ZDK 6032 Sinn.

  • Die Klimaanlage im Automatikmodus arbeiten lassen: Der Automatikmodus bietet u.a. den besten Schutz gegenüber Luftreinheit, Haltbarkeit der Filter und Verschmutzung.

  • Regelmäßige Inspektionen und Wartungen an der Klimaanlage nach Herstellerangabe gewährleisten eine optimale Funktion und minimieren das Risiko von Kontaminationen.

  • Kurz vor dem Ziel gilt: Klimaanlage ausschalten. Vor Fahrtende die Kühlfunktion der Klimaanlage, aber nicht das Gebläse ausschalten. Somit wird besonders bei älteren Fahrzeugen ohne nachgeschaltetes Gebläse die Feuchtigkeit aus dem System geholt.

  • Gesundheitliche Risiken abstellen: Von einer muffig riechenden Klimaanlage gehen meist gesundheitsschädliche Luftschadstoffe aus. Zögern Sie nicht, das Problem beheben zu lassen.

  • Die riechende Klimaanlage fachmännisch reinigen lassen: Fragen Sie bei den Werkstätten, ob sie eine fachmännische Klimaanlagenreinigung z.B. nach VDI/ZDK 6032 durchführen.

  • Hochwertige Filter: Die Verwendung von Filtern mit höherer Kapazität und besserer Filtrationsleistung bzw. sogenannten Kombinationsfiltern können Vorteile bringen. Prüfen Sie, ob der Filter für Ihr Auto zugelassen ist und die Leistungsanforderungen der Klimaanlage erfüllt.

  • Do-it-yourself-Reinigungsverfahren sind meist ungenügend. Von der Verwendung von sogenannten Klick-Sprays, insbesondere von jenen mit Duftzusätzen rät der ADAC ab. Denn es gilt, den Nährboden zu entziehen, nicht nur die Mikroorganismen oberflächlich abzutöten bzw. mit Duft zu überdecken.

  • Grundsätzlich gilt: Stellen Sie Klimaanlage nicht zu kühl ein und richten Sie den Luftstrom nicht direkt auf Körperpartien (Erkältungsgefahr!).

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Empfehlungen an die Hersteller

  • Hocheffiziente Filtersysteme, Beschichtungen gegen mikrobiologischen Bewuchs und Klimaautomatik sollten in allen Fahrzeugklassen verfügbar sein.

  • Eine bessere Zugänglichkeit und eine fehlerfreie sowie einfache Montage des Innenraumfilters sollte auch für Verbraucherinnen und Verbraucher selbst möglich sein.

  • Der Verdampfer der Klimaanlage muss gut zugänglich sein, um bequem mit geeigneten Mitteln gereinigt werden zu können.

  • Das Kondensat sollte frei ablaufen können über einen gezielt auf den Boden gerichteten Ablauf.

  • Der Verdampfer sollte Beschichtungen aufweisen, die den mikrobiologischen Bewuchs eindämmen.

  • Maßnahmen zur Reduzierung der Feuchtigkeit im Bereich des Verdampfers können das Wachstum von Mikroorganismen einschränken.

  • Wie genau die Reinigung des Klimasystems abläuft, ist hersteller- und modellabhängig zu beschreiben.

  • Es sollte eine Methodik entwickelt werden, die die Verkeimung der Verdampfer-Oberfläche schnell und zuverlässig misst. Anschließend kann bedarfsgerecht gehandelt werden.

  • Optimierung des Bauraums: Die Fahrzeughersteller sollten Filtern mehr Bauraum geben, um größere und effizientere Filter zu integrieren.

Fachliche Beratung: Matthias Zimmermann, ADAC Technik Zentrum