Motorradhandschuhe – alles gut im Griff

Ein Motorradfahrer mit Motorradhandschuh am Lenker
Schützen vor Verletzungen und Kälte: gute Motorradhandschuhe© Shutterstock/Andrey Armyagov

Die wichtigste Funktion der Motorradhandschuhe ist, die Hände des Fahrers bei Stürzen zu schützen. Gleichzeitig müssen sie die Beweglichkeit der Finger garantieren sowie deren Auskühlen verhindern. Infos und Experten-Tipps zum Kauf.

Bei fast 85 Prozent der Motorradunfälle sind die Hände mitbetroffen. Diese Tatsache überrascht wenig. Denn die Hände sind zum einen exponiert, zum anderen machen wir mit ihnen bei Stürzen automatisch Abwehrbewegungen. Auch bei einem Sturz mit dem Motorrad streckt man instinktiv die Hände aus, um sich abzufangen.

Die Grundregel der ADAC Motorrad-Experten

Keinen Meter auf dem Motorrad oder Roller ohne richtige und passende Handschuhe.

Motorradhandschuhe müssen passen

Egal, wann und für welchen Zweck Motorradhandschuhe getragen werden: Sie müssen optimal passen. Neben Gasgriff, Brems- und Kupplungshebel müssen Sie mit Handschuhen alle Knöpfe und Schalter schnell und sicher betätigen können.

  • Zu enge Handschuhe schnüren die Hände ein und können auf längeren Fahrten Taubheitsgefühle verursachen.

  • Zu große Handschuhe können verrutschen und den richtigen Griff beeinträchtigen. Falten können zu Druckstellen an den Handinnenflächen führen.

Motorradhandschuhe sollten generell eine Abstreif-Sicherung in Form eines Handgelenk-Riegels (meist Klettverschluss) haben, der sich verstellen lässt. Am besten ist der Verschluss zudem an der Handinnenseite abgedeckt, damit er sich bei einem Sturz nicht verhakt.

Handschuhe mit atmungsaktiven Membranen sind wegen ihres Schutzes gegen Schwitzen und Nässe von außen alltagstauglicher als Modelle ohne diese Funktion. Das spiegelt sich auch im höheren Preis wider.

Motorradhandschuhe aus Leder oder Textil – die Qual der Wahl

Ob die Motorradhandschuhe aus Leder (häufig Känguru- bzw. Ziegenleder) oder Textilmaterial sind, ist nicht nur Geschmackssache. Ältere ADAC Tests haben bewiesen, dass gute Lederhandschuhe abriebfester sind als Exemplare aus Textilien. Außerdem wichtig: Generell sollten alle Handschuhe Protektoren besitzen, die die besonders gefährdeten Knöchel und die Handballen schützen.

Da es unterschiedliches Protektoren-Material gibt, ist vor dem Kauf eine Beratung im Fachhandel empfehlenswert. Es gibt Protektoren aus PU-Schaummaterialien, die sich bei Stürzen versteifen. Ein Laie kann diese kaum von Schaumstoff unterscheiden, der als Polsterung eingearbeitet wurde und sich bei Beschädigung der Handschuh-Oberfläche sofort auflösen würde.

Diese Motorradhandschuhe empfehlen die ADAC Experten

Gute Hersteller bieten für bis zu 300 Euro Racing-Handschuhe aus besonders reißfestem Känguru- oder auch Ziegenleder an. Zum Schutz der Mittelhandknöchel sowie der Fingerglieder haben sie Einsätze aus Hightech-Materialien, z.B. Kevlar oder Karbon. Die ADAC Experten empfehlen diese Art Motorradhandschuh generell als beste, weil sicherste Variante.

Doch nicht jeder Biker ist nur sportlich unterwegs. Die meisten Fahrer bewegen ihre Maschine in drei Jahreszeiten, in einem Temperaturbereich zwischen 5 und 35 Grad, auch auf längeren Touren. Deshalb sind mehrere Typen von Handschuhen empfehlenswert, auch für den Wechsel unterwegs. Beim Thema Motorradhandschuhe gibt es keinen echten Alleskönner, ratsam sind deshalb mindestens zwei unterschiedliche Paare. Dies ist natürlich auch davon abhängig, ob Heizgriffe an der Maschine ausreichend wärmen. Ideal sind:

  • dickere Handschuhe für die Übergangssaison (Frühling/Herbst)

  • dünnere Lederhandschuhe für den Sommer

  • Winterhandschuhe für Ganzjahrespiloten

Grundsätzlich können auf der Handinnenseite ausreichend gefütterte Modelle auch den Komfort steigern, indem sie Vibrationen und Erschütterungen an den Griffen von der Hand abfangen. Häufig haben geschickt ausgewählte Handschuhe schon geholfen, wenn Vibrationen die Hände haben kribbelig werden lassen. Gefütterte Handschuhe haben allerdings den Nachteil, dass das Griffgefühl mit zunehmender Dicke der Fütterung immer indirekter wird.

Ein Motorradfahrer mit Motorradhandschuh am Lenker
Optimaler Griff: Motorradhandschuhe müssen perfekt passen© Shutterstock/Andrey Armyagov

Touren-Handschuhe

Das Angebot an Touren-Handschuhen ist besonders groß, denn sie kommen einem Allround-Handschuh recht nah. Der (Einsatz-)Zweck heiligt hier die Mittel: Je nach Nutzung können Dicke und Fütterungsgrad variieren. Touren-Handschuhe sollten am besten wasserdicht sein. Wer auf Membran-Technologie verzichtet, muss Regen-Überziehhandschuhe mitnehmen.

Übergangs- und Winterhandschuhe

Übergangshandschuhe bestehen meist aus einem Textil-Leder-Mix, sind stark gefüttert und gepolstert, um Wärme besser zu speichern. Bei Winterhandschuhen werden besondere Kälteschutz-Materialien wie beispielsweise Thinsulate eingearbeitet. Dies ist für Winter-Motorradhandschuhe besonders wichtig, denn bei kühleren Temperaturen können die dem Fahrtwind ausgesetzten Hände derart auskühlen, dass sie steif werden und die Griffsicherheit leidet. Wenn Sie Heizgriffe verwenden, sollte die Wärmeisolierung auf der Handinnenseite nicht zu dick sein.

Sporthandschuhe

Sporthandschuhe sind, wie bereits beschrieben, mit Abstand die sichersten, aber gleichzeitig teuersten Motorradhandschuhe. Ihre Form und die fehlende Fütterung sorgen für einen guten Kontakt zu Griffen und Hebeln, schränken jedoch den Komfort ein. Für alle Rennstreckenpiloten, aber auch für ambitionierte Fahrer von Sportbikes bei Spritztouren sind solche Modelle die richtige Wahl.

Offroad-Handschuhe

Neben den Handschuhen für Straßenmaschinen gibt es auch spezielle Modelle für den Offroad-Einsatz. Diese Handschuhe unterscheiden sich deutlich von denen für Fahrten auf der Straße.

Im Fokus steht bei diesen Modellen ein möglichst guter Grip zwischen Händen und Lenker. Auch eine Dämpfung gegen Stöße und Vibrationen muss vorhanden sein. Deswegen verfügen viele Offroad-Handschuhe an den Handinnenflächen über Silikon- bzw. Gelposter. Im Bereich zwischen Daumen und Zeigefinger werden diese durch besonders griffige Einsätze ergänzt.

In der Regel bestehen Offroad-Handschuhe aus ein- oder mehrlagigen, dehnbaren, aber robusten Kunststoffgeweben, die je nach Einsatzzweck auch eine Durchlüftung ermöglichen. Die Protektoren sollen vorrangig vor herumfliegenden Steinchen und peitschenden Zweigen schützen. Eine höhere Abriebfestigkeit wie Lederhandschuhe für den Onroad-Einsatz haben sie nicht.

Chopper-Handschuhe

Chopper-Handschuhe leiden in Sachen Sicherheit oft unter dem faulen Kompromiss Aussehen gegen Alltagstauglichkeit. Sie sollten nach Ansicht der ADAC Experten auf keinen Fall fingerlos sein. Denn das kann bei Rutschern über den Asphalt fatale Folgen haben. Gänzlich abzuraten ist von Handschuhen mit Fransen. Diese können sich leicht verfangen und im Extremfall sogar die Hand abreißen.

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Grundsätzliche Tipps zum Umgang mit Handschuhen

  • Kaufen Sie Motorradhandschuhe nie zu groß, Leder dehnt sich bei Gebrauch.

  • Die Finger müssen ohne Widerstand tief in die Fingersäcke reichen. Die Beweglichkeit der Finger sollte möglichst wenig beeinträchtigt werden. Bei der Anprobe Fingergymnastik machen.

  • Das Futter darf beim Herausziehen der Hand nicht an den Fingern haften bleiben und sich nach außen stülpen. Dazu Handschuhe einige Minuten tragen.

  • In Einzelfällen kann das "Kleben" der Finger in den Fingersäcken durch das Tragen dünner Innenhandschuhe vermieden werden. Das sollten Sie bei der Anprobe untersuchen. Die Innenhandschuhe können auch zur Temperaturanpassung dienen.

  • Beim Umgreifen des Lenkers sollten die Fingerkuppen nicht vorn im Handschuh anstoßen, es sollten sich auch keine Falten an der Innenhand bilden. Durch diese Falten können Druck- und Reibstellen an den Handinnenflächen entstehen.

  • Wichtig sind weiche Protektoren oder zumindest Aufdoppelungen an den Handballen, den Handaußenkanten und den Knöcheln. Sie dürfen nicht drücken, wenn die Hände sich auf den Lenkergriffen abstützen.

  • Die Nähte sollten möglichst doppelt vernäht sein. Außenliegende Nähte sind nicht per se schlechter oder zeugen von minderer Qualität. Sie ermöglichen eine bessere, dichter anliegende Passform für die Finger.

  • Die Stulpen der Handschuhe sollten über das Ärmelende der Kombi- bzw. der Motorradjacke passen. Damit wird verhindert, dass Wasser in den Ärmel läuft.

  • Reflex-Streifen auf den Handschuhen erhöhen die Sichtbarkeit bei Dunkelheit.

  • Kleine, integrierte "Scheibenwischer" am linken Zeigefinger sorgen bei Regenfahrten für bessere Sicht. Solche Gummiwischer können auch nachträglich über den Zeigefinger gezogen werden.

  • Nasse Lederhandschuhe dürfen Sie auf keinen Fall mit starker Wärme (Wäschetrockner, Heizkörper, Feuer) trocknen. Das Leder wird sonst rissig. Auch das Trocknen auf noch heißen Motorradzylindern ist schädlich.

  • Auch wenn Sie Ihre Lederhandschuhe gut pflegen, sollten Sie sie nach spätestens sechs Jahren erneuern. Vielfahrer sollten das schon früher tun, spätestens dann, wenn die Nähte anfangen sich aufzulösen. Außerdem reibt sich das Leder gerne an besonders belasteten Stellen auf.

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