ADAC Umfrage zum Schnellladen auf Langstrecken
Der ADAC hat 400 Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos nach ihrer Erfahrung an öffentlichen Schnellladesäulen auf Langstrecken gefragt. Das Ergebnis: Nicht nur das Bezahlen müsste beim E-Laden einfacher werden.
Mangelnde Preistransparenz an Ladesäulen
Verbraucher wünschen sich EC- und Kreditkartenzahlung
Ladesäulenblockierer sorgen für Unmut
Elektroautos erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, die Reichweiten werden immer größer. In den letzten Jahren hat sich in Sachen Elektromobilität auch viel getan und die Schnellladeinfrastruktur wurde massiv ausgebaut. Doch trotzdem haben viele potenzielle E-Auto-Käufer die Sorge, dass sie nicht weit genug kommen. Der ADAC wollte deshalb in einer Umfrage wissen, welche konkreten Erfahrungen Elektromobilisten an Schnellladesäulen auf Langstrecken machen.
Lesen Sie hier, welche Faktoren wichtig sind, damit Elektroautos auf Langstrecken funktionieren.
Um es vorwegzunehmen: Die Ergebnisse der ADAC Umfrage zeigen, dass es vielen E-Autofahrenden an Zuverlässigkeit, Information, Transparenz und Komfort bei Schnellladesäulen mangelt – zum Beispiel beim Bezahlen. Vom alltäglichen Tankerlebnis, wie man es von Verbrennern kennt, ist man noch weit entfernt.
Knapp 40 Prozent sind nicht besonders zufrieden
Zuerst die gute Nachricht: 62 Prozent der E-Autofahrer sind grundsätzlich zufrieden mit dem Schnellladen auf Langstrecken. Umgekehrt heißt das jedoch: Fast 40 Prozent sehen Verbesserungspotenzial.
Der ADAC hat in seiner Umfrage auch eine Vergleichsgruppe von 100 Fahrerinnen und Fahrer des US-Herstellers Tesla befragt, der mit dem Supercharger über ein eigenes Ladesystem verfügt. Das Resultat: Tesla-Fahrer sind mit dem Ladeerlebnis auf Langstrecken meist deutlich zufriedener als andere befragte E-Autofahrer, lediglich 22 Prozent sind nicht besonders zufrieden.
Grundsätzlich erwarten viele E-Autofahrer vor allem den Ausbau der Ladeinfrastruktur, eine Vereinfachung der Abläufe, verlässlich funktionierende Schnellladesäulen sowie Überdachungen, WCs oder WLAN. Danach folgen auf der Wunschliste: Günstigere Preise, eine bessere Navigation zu freien und funktionierenden Ladesäulen sowie höhere Ladeleistung.
Knackpunkt Bezahlung: Nicht genügend Informationen

Das Laden von Elektrofahrzeugen sollte nicht komplizierter als das Tanken von konventionellen Kraftstoffen sein. Allerdings ist aktuell vor allem die Transparenz beim Laden über anfallende Kosten oftmals nicht verbraucherfreundlich. Roaming- und Startgebühren sowie verschiedene Vertragsmodelle und Tarife, die entweder über Kundenkarten, Apps oder QR-Codes bezahlt werden, machen den Markt unübersichtlich. Einfaches Bezahlen ist dadurch nicht immer möglich.
Viele Befragte bemängeln auch Transparenz beim Bezahlvorgang: Knapp ein Viertel (22 Prozent) hält die Informationen über anfallende Kosten beim Ad-hoc-Laden für unzureichend. Das Ad-hoc-Laden bezeichnet spontane Ladevorgänge, an der jeder an den Ladesäulen Strom beziehen und bezahlen kann, ohne vertraglich an den Betreiber gebunden zu sein. Insgesamt wünschen sich sogar 60 Prozent eine einfachere Handhabung beim Bezahlvorgang.

Oft erfahren Verbraucherinnen und Verbraucher erst im Nachhinein, was sie für die Stromladung gezahlt haben. Zudem findet ein Großteil der Befragten (67 Prozent), dass das Ad-hoc-Bezahlen mit Lesegeräten für gängige Kredit- und EC-Karten wünschenswert wäre. Ihre Wünsche könnten zumindest langfristig erfüllt werden: Ab Mitte 2023 müssen neue Ladesäulen ein Lesegerät für Kredit- oder Debitkarten verbaut haben.
Insgesamt befürchten zwei Drittel, dass das Laden in Zukunft teurer wird. 27 Prozent finden schon jetzt, dass der Preis pro Ladevorgang nicht angemessen ist.
Laden funktioniert nicht immer

Das Laden funktioniert nicht immer reibungslos. So gaben 27 Prozent an, dass die Ladesäule – entgegen der Angabe in der App oder im Internet – defekt, außer Betrieb oder gar nicht erst vorhanden war. Bei 17 Prozent der Befragten gab es Internet- oder App-Fehler, wodurch die Ladesäule nicht freigeschaltet werden konnte. 10 Prozent bemängelten, dass ihre Ladekarte nicht akzeptiert wurde oder die Ladesäule blockiert war (8 Prozent).
Ein weiteres Problem: Die Ladestationen sind schlicht nicht oder nur sehr schwer auffindbar. Nur fast jede zweite Person (47 Prozent) stimmte der Aussage zu, dass die Schnellladesäulen leicht zu finden seien. Besonders ärgerlich ist es, wenn die Ladesäule von einem Auto blockiert wird, das schon vollgeladen ist. Die große Mehrheit der Befragten (73 Prozent) befürwortet daher, dass zumindest auf Langstrecken eine "Blockiergebühr" für solche Fälle erhoben wird.

Trotz Problemen: E-Autofahrer sind von Elektromobilität überzeugt
Es gibt also noch viel Verbesserungspotenzial beim Schnellladen auf Langstrecken. Doch die ADAC Umfrage zeigt auch: Die Befragten sind von der Elektromobilität überzeugt. Nur rund ein Viertel würde wieder einen klassischen Verbrenner in Erwägung ziehen, selbst wenn die Ladepreise weiter steigen. Auch bei Strecken über 250 Kilometer würde nur ein Viertel der Befragten auf einen Verbrenner als Alternative zurückgreifen.
Methodik der Umfrage
Befragt wurden 400 Fahrerinnen und Fahrer von reinen Elektroautos, Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge wurden dabei nicht berücksichtigt. Außerdem mussten die Befragten innerhalb der vergangenen zwölf Monate mindestens einmal eine Strecke ab 100 Kilometern (einfach) mit ihrem Fahrzeug zurückgelegt und dabei eine öffentliche Schnellladesäule genutzt haben. Das Laden im urbanen Umfeld war nicht Bestandteil der Umfrage. Zum Vergleich wurden weitere 100 Tesla-Fahrer nach ihren Erfahrungen an Tesla-Superchargern befragt. Letztere Antworten wurden separat ausgewertet.
Mit der Durchführung der Umfrage war die puls Marktforschung GmbH beauftragt. Die Teilnehmer der Umfrage haben im August 2021 standardisierte Online-Fragebögen beantwortet. Gefragt wurde unter anderem allgemein nach der Zufriedenheit mit den Schnelllademöglichkeiten und Verbesserungswünschen auf Langstrecken, nach der Auffindbarkeit der Stationen, den Erfahrungen beim Bezahlen oder den Gründen für gescheiterte Ladeversuche.