Mercedes AMG GT XX: Elektro-Hammer mit 1360 PS

Mercedes AMG zeigt mit dem Konzeptauto, wie ein kommender Elektro-Supersportwagen aussehen wird
Mercedes AMG zeigt mit dem Konzeptauto, wie ein kommender Elektro-Supersportwagen aussehen wird© Mercedes

Noch ist der Mercedes AMG GT XX ein Konzeptauto, doch 2026 kommt er tatsächlich auf den Markt. Mit drei Elektromotoren, 1360 PS und einigen Besonderheiten. Alle Infos, Bilder und Daten.

  • Leistungsfähiger Akku dank besonderer Kühlung

  • Super-schnelles Laden möglich

  • Marktstart 2026

Über den Sinn eines Elektroautos mit 1000 kW/1360 PS Motorleistung lässt sich trefflich streiten. Über die Technik des hier vorgestellten Supersportwagens aber nicht: Denn die ist revolutionär und stellt einen erheblichen Entwicklungssprung bei der Elektromobilität dar. Der noch als Konzeptauto deklarierte Mercedes AMG GT XX verspricht super kurze Ladezeiten, eine dauerhaft abrufbare Leistung und hohe Langlebigkeit. Was steckt dahinter?

Hochleistungsfähig: Motoren und Akku

Der Mercedes AMG Concept von hinten stehend fotografiert
Die sechs Heckleuchten sollen die Endrohre eines Verbrenners symbolisieren© Mercedes

Dreh- und Angelpunkt sind dabei der Antrieb und der Akku. Für die enorme Motorleistung sorgen drei völlig neu entwickelte Elektromotoren. Einer der "Axial-Fluss-Motoren" genannten Antriebe befindet sich an der Vorderachse und dient als Booster, falls eine hohe Leistung abgerufen wird. In der Regel arbeiten aber nur die zwei Motoren an der Hinterachse, die in einer kompakten Einheit zusammengefasst sind.

Das Besondere an einem Axial-Fluss-Motor ist, dass der elektromagnetische Fluss parallel zur Drehachse des Motors statt senkrecht zur Drehachse bei einem konventionellen E-Motor verläuft. So kann die Kraft optimal durch das vom Stator erzeugte elektrische Feld auf die Rotoren übertragen werden.

Die Bauteile des Motors (Rotoren und Stator) sind als schmale Scheiben umgesetzt, bauen sehr kompakt und nehmen in etwa die Fläche einer großen Pizza ein. Im Inneren befinden sich keine runden, sondern eckige Kupferdrähte, um möglichst viel Material auf engem Raum unterbringen zu können. Zudem sind die Motoren ölgekühlt.

Der Motor des  Mercedes AMG Concept ausgestellt zu sehen
Die Antriebseinheit an der Hinterachse besteht aus zwei zu einer Einheit verbauten Elektromotoren (runde Elemente auf der linken und rechten Seite)© ADAC/Jochen Wieler

Kühlung braucht auch die Batterie, um eine dauerhaft hohe Leistung bereitstellen zu können. AMG war besonders dieser Punkt wichtig. Bislang konnten auch sehr leistungsstarke E-Autos ihre volle Beschleunigung nicht mehr als ein paar Mal hintereinander abrufen – anschließend musste die Leistung heruntergeregelt werden, damit der Akku nicht überhitzt.

AMG nutzt daher ein auf Höchstleistung ausgelegtes Akkusystem, mit neu entwickelten Batteriezellen in zylindrischer Form. Die 3000 Zellen sind hoch und schmal, wodurch entstehende Wärme einfacher abgeleitet werden kann. Jede einzelne Batteriezelle wird von einem High-Tech-Kühlmittel umströmt. Ein spezielles Leitungssystem sorgt für die gleichmäßige Versorgung mit dem kühlenden Öl.

Zudem kommt eine neue Zellchemie auf NCMA-Basis (Nickel/Kobalt/Mangan und neu: Aluminium) zum Einsatz.

AMG verspricht, dass die volle Motorleistung ohne Einbußen dauerhaft zur Verfügung steht – so lange bis die Batterie leer ist. Konkrete Daten zur Beschleunigung hat AMG zwar noch nicht genannt, von rund zwei Sekunden von 0 auf 100 km/h ist aber auszugehen. In der Spitze soll der GT 360 km/h schaffen. Das ist Formel-1-Niveau und degradiert die versammelte Konkurrenz à la Porsche Taycan oder Lucid Air zu Nebendarstellern!

AMG plant eigene 1000-kW-Ladesäulen

Der Mercedes AMG Concept seitlich stehend fotografiert
Von der Seite betrachtet hat der AMG GT Ähnlichkeit mit dem Porsche Taycan© Mercedes

Was auch für das Nachladen gilt. Mit 800-Volt-Technik versehen, soll die Batterie in nur fünf Minuten Energie für 400 Kilometer Reichweite zapfen können. Mit konventionellen Ladesäulen funktioniert das allerdings nicht.

So hat AMG zusammen mit dem Ladesäulenhersteller Alpitronic eine neue Säule entwickelt, die bis zu 1000 kW bereitstellen kann. Noch ist sie ein Prototyp, doch 2026 sollen die ersten AMG-gebrandeten Säulen an den Mercedes-eigenen Ladehubs errichtet werden. Geladen wird dabei über den konventionellen CCS-Stecker.

Wie viele es davon geben wird und an welchen Standorten sie aufgestellt werden, ist noch nicht klar. Einfach wird die Suche sicher nicht, denn das Stromnetz vor Ort muss schließlich dafür ausgelegt sein.

Dass die Batterie an derartigen Power-Säulen im Schnitt (!) 850 kW Ladeleistung ziehen soll, ist ein absolutes Novum. So ließe sich der Akku so schnell füllen wie ein Benzintank – und es sollte endgültig kein Argument mehr gegen E-Mobilität mehr geben.

Batteriekapazität und Reichweite hat AMG noch nicht genannt, doch beides sei im "üblichen Rahmen". Man kann daher von einer Batterie mit rund 90 oder 100 kWh ausgehen und einer Reichweite von etwa 600 Kilometer, sofern man den AMG so bewegt wie im Normzyklus vorgesehen. Bei entsprechend zackiger Fahrweise dürfte sich der Akku aber erheblich schneller leeren.

Aerodynamischer Elektro-Sportwagen

Ein Rad des  Mercedes AMG Concept ausgestellt  zu sehen
Ein Aktuator (links) kann die Carbon-Elemente an der Felge so bewegen, dass sie bündig anliegen oder sich einen Spalt öffnen© ADAC/Jochen Wieler

Dabei sollte die extrem aerodynamische Karosserie für gute Effizienz sorgen. Trotz breiter High-Performance-Reifen beträgt der cW-Wert günstige 0,198. So hat AMG jedes Detail der Karosserie optimiert, wozu auch die glattflächigen Felgen zählen.

Der Clou: Ein elektrischer Aktuator kann die bündig abschließenden Carbonfaser-Paneele an den Felgen bei Bedarf elektrisch nach außen ziehen, damit die Bremsen nach einem heißen Ritt besser gekühlt werden. Der Aktuator verbraucht dabei keine Energie, er wird aus der kinetischen Energie gespeist, die das Drehen der Räder erzeugt.

Dass sich Ladeleistung, Batterie und Motoren exakt so in einem 2026 kommenden Serienmodell wiederfinden, gilt als sehr wahrscheinlich. Und auch optisch sieht das Konzeptauto schon ziemlich fertig aus.

Ob es bei dem Pixel-Band zwischen den sechs runden Heckleuchten bleibt, ist abzuwarten. Das Konzeptfahrzeug zumindest kann darüber Botschaften an die Außenwelt vermitteln oder einfach auch nur den Ladestand der Batterie anzeigen.

Sportlicher Innenraum des AMG GT

Der Mercedes AMG Concept von innen zu sehen
Fahrerorientiert, zwei Bildschirme: Im Grundsatz wird es bei diesem Cockpit bleiben© Mercedes

Innen dürfte es im Serienauto nicht ganz so bunt zugehen, bei dem zum Fahrer gewandten Cockpit sollte es aber bleiben. Zwei Bildschirme sind an Bord, es sind nur wenige Tasten zu sehen. Eine klassische Heckscheibe gibt es nicht, der rückwärtige Verkehr wird von einer Kamera erfasst. Aber: Mercedes verzichtet offenbar auf Spiegelkameras außen, sondern setzt auf klassische Rückspiegel. Dazudenken müssen wir uns nur noch ein "richtiges" Lenkrad.

Die Materialien sind so gut es geht nachhaltig produziert, der Kunststoff besteht zum Beispiel aus recycelten Rennreifen. Das Platzangebot dürfte dem des Porsche Taycan ähneln. Wie sein Stuttgarter Konkurrent ist auch der AMG als viertüriges Coupé ausgeführt. Bei 5,20 Metern Länge hat der Renner das Format der Oberklasse und damit eine entsprechend üppige Beinfreiheit. Limitierend für die Fondinsassen ist hier eher der Raum über den Köpfen.

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Preis AMG GT: Wohl über 300.000 Euro

Wie werden die Kunden wohl AMGs erstes E-Auto sehen? Die sind bislang dicke Verbrennungsmotoren gewöhnt. Um ihnen den Umstieg leichter zu machen, lassen die Ingenieure den AMG GT genauso röhren wie einen entsprechenden Verbrenner. Nach außen wie nach innen geben Lautsprecher entsprechende Geräusche ab.

Besonders viele Kunden dürften es ohnehin nicht werden. Denn der Supersportwagen wird mutmaßlich ein Preisschild jenseits der 300.000 Euro bekommen. So beantwortet dieses Auto eher die Frage nach dem technisch Machbaren und nicht die nach Elektromobilität für die breite Masse. Aber die breite Masse war ja noch nie das Thema von AMG.

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