Elektro-SUV im Vergleichstest: Aiways U5 oder VW ID.4?
Mit dem Aiways U5 kommt nun Elektro-Konkurrenz für den VW ID.4 – und zwar aus China. Ob der SUV aus Fernost mit der europäischen Qualität mithalten kann, zeigt der Vergleichstest des ADAC.
20.000 Euro Preisunterschied zwischen VW und Aiways
Aiways mit guten Platzverhältnissen, aber Bedienschwächen
VW ID.4 punktet bei Sicherheit und Stromverbrauch
Satte 20.000 Euro Preisunterschied: Diese enorme Summe liegt zwischen dem VW ID.4 und dem Newcomer Aiways U5. Für die Ersparnis kann man sich noch locker einen schicken Zweitwagen zulegen. Doch wo ist der Haken? Oder ist der Aiways wirklich ein Schnäppchen, bei dem man zugreifen sollte?
Das hat der ADAC überprüft. Getestet wurden jeweils die Topmodelle mit guter Ausstattung und großer Batterie. Im Fall des VW handelt es sich um einen 77-kWh-Akku, beim chinesischen Modell um einen 61-kWh-Akku. Rein optisch könnten beide Fahrzeuge nicht unterschiedlicher sein: Der Aiways ist höher und länger und sieht mehr nach SUV aus als der flachere VW, der mit seinen fließenden Formen wie eine Mischung aus Van, SUV und Kombi wirkt.
Hier kommen die Einzelheiten in den ADAC Testkategorien:
Was die Verarbeitungsqualität angeht, zeigt der Aiways ein unerwartet hohes Niveau. Dass ein so junges Unternehmen ohne nennenswerte Automobilbauerfahrung ein so sauber verarbeitetes Auto auf die Räder stellt, ist nicht selbstverständlich. Die hohe Verarbeitungsgüte des VW ID.4 dagegen schon. Was aber auffällt: VW spart an der Materialqualität. Die teils einfache Art der Kunststoffe sind der Preisklasse eigentlich unwürdig. Im Aiways hinterlassen die Kunststoffe zum Teil einen wertigeren Eindruck.
Bei der Alltagstauglichkeit gerät der Aiways ins Hinterfreffen. Zum einen fällt die Zuladung mit 375 kg für ein Mittelklasse-SUV deutlich zu gering aus. Bei fünf Personen mit je 75 kg ist er bereits überladen. Der VW ist mit 500 kg Zuladung spürbar alltagstauglicher ausgelegt. Auch was die Reichweite betrifft. Er schafft mit einer Batterieladung 385 Kilometer im ADAC Ecotest, was nicht nur an seiner mit 77 kWh größeren Batterie liegt. Er verbraucht auch weniger Energie. Der U5 schafft mit seinem etwas kleineren Akku nur mäßige 290 km – für ein Familien-SUV kein guter Wert.
Einschränkungen auch bei den Lademöglichkeiten. So kann der Aiways mit Wechselstrom (AC) mit maximal 7,4 kW laden, der ID.4 zumindest mit bis zu 11 kW. Auch beim DC-Laden (Gleichstrom) an Schnellladesäulen ist der VW mit 127 kW maximaler Ladeleistung seinem Konkurrenten (bis zu 92 kW) überlegen.
In der Innenstadt fällt der etwas kleinere Wendekreis des VW angenehm auf, nachts sein besseres Licht. Das modernere Voll-LED-Matrix-System des ID.4 gefällt mit seiner homogenen und hellen Ausleuchtung sowie dem zuverlässigen Fernlichtassistenten deutlich besser als das LED-Licht (Serie) des U5 mit fleckiger Ausleuchtung beim Abblendlicht und schwachem Fernlicht.
Die Rundumsicht ist bei beiden SUVs nicht sonderlich gut, beim VW allerdings einen Hauch besser. Das Ein- oder Aussteigen gelingt im Aiways
noch angenehmer als im VW, weil die Sitzfläche dort mit 60 cm über der Straße in sehr guter Höhe zur Hüfte liegt (8 Zentimeter höher als beim VW) und
die Türausschnitte breit und hoch ausfallen. Zum Erreichen des Mittelsitzes hinten stört auch kein Mitteltunnel. Im VW ist der zwar relativ niedrig, aber dennoch vorhanden.
Lobenswert: Das schlüssellose Zugangssystem im ID.4 lässt sich mit einem simplen Funkverlängerer im Gegensatz zum Aiways nicht überlisten. Diebe haben es somit schwerer.
Beim Kofferraum-Volumen zeigen sich beide SUVs geräumig. Bei stehender Rückbank passt mehr in den VW (gemessene 455 Liter zu 370 im Aiways), umgeklappt nimmt die längere Karosserie des Chinesen aber mit 1675 Litern deutlich mehr auf als der ID.4 mit 1415 Litern. Beide Kofferräume lassen sich aber
gut nutzen, da sie glattflächig gestaltet sind und über breite Öffnungen verfügen. Die Ladekante liegt mit 74 cm im VW zwar zwei Zentimeter niedriger als im Aiways, dafür stört dort innen eine kleine Kante.
Die beiden Heckklappen öffnen jeweils elektrisch, im U5 besteht allerdings bereits ab 1,80 m Körpergröße die Gefahr, sich den Kopf zu stoßen. Was die Kofferraumvariabilität betrifft, liegt der VW klar im Vorteil. So muss im U5 zuerst die Sitzfläche hochgeklappt werden, wenn die Rücksitzlehnen umgelegt werden sollen. Zudem bringt der ID.4 serienmäßig ein Gepäckraumtrennnetz und Verzurrösen mit. Beides ist für den chinesischen Konkurrenten nicht zu bekommen.
An der Ergonomie gibt es in beiden Autos wenig auszusetzen. Es findet sich schnell eine passende Sitzposition und wesentliche Bedienelemente wie Lenkrad, Pedale und Lenkstockhebel sind ergonomisch günstig platziert. Das Einlegen der Fahrstufen erfolgt im U5 über einen günstig platzierten Drehknopf in der Mittelkonsole. Der ID.4 nutzt dafür einen großen Wählhebel, der oben rechts hinter dem Lenkrad platziert ist – ähnlich wie man es vom BMW i3 kennt. Anfangs ist das etwas ungewohnt, aber insgesamt doch gut zu bedienen.
Kritik gibt es an anderer Stelle. Häufig sind beim Aiways viele Bedienschritte auf dem unsensibel reagierenden Touchscreen nötig, was stark vom Verkehr ablenkt. Alles in allem wirkt die Bedienung unausgereift und sehr umständlich. Die Klimabedienung verzichtet vollständig auf feste Schalter oder Tasten und setzt stattdessen auf einen zusätzlichen Touchscreen, der zudem als Deckel für das viel zu klein geratene Handyladefach fungiert.
Die Bedienung des VW ist in Summe allerdings kaum besser. VW verzichtet fast vollständig auf feste Schalter und Tasten. Das führt dazu, dass häufig mehr Bedienschritte nötig sind als bei früheren VW-Modellen. Als besonders nervig stellen sich die Touchslider zum Einstellen der Innentemperatur und der Lautstärke heraus. Diese sind wenig sensibel und zudem nachts unbeleuchtet. Unverständlich ist, warum VW statt vier Schalter für die vier Fensterheber in der Fahrertür nur noch zwei einsetzt und stattdessen einen schlecht reagierenden Schalter zum Umschalten für vorn und hinten anbringt. Das Instrumentendisplay des VW fällt relativ klein aus, lässt sich aber immerhin gut ablesen. Im Großen und Ganzen vermisst man im ID.4 die klar strukturierte und intuitive Bedienung eines Golf 7 (der Golf 8 ist ähnlich umständlich) mit vielen hochwertigen Schaltern und Drehreglern.
Immerhin fällt die Ausstattung im Bereich Multimedia vorbildlich aus. Der Wolfsburger ist serienmäßig immer vernetzt und bietet ein Navigationssystem, DAB+-Radio und Android Auto sowie Apple Carplay ab Werk. Außerdem versteht die erweiterte Sprachsteuerung auch natürliche Sprache. Die rudimentäre Gestensteuerung ist nicht mehr als eine Spielerei. Die Ausstattung des Aiways ist in diesem Bereich deutlich schlechter. So gibt es keinerlei Onlinefunktionen, keine App, mit der man auf das Auto zugreifen kann und nicht einmal ein Navigationssystem wird angeboten. Zudem gibt es kein Android Auto und das Radio missfällt mit schlechtem Empfang.
Das Raumangebot vorn fällt gut aus. Im U5 haben bis zu 1,90 Meter große Personen problemlos Platz, im ID.4 dürfen sie sogar nochmals fünf Zentimeter größer sein. Limitierend ist jeweils die Beinfreiheit. Davon gibt es in der zweiten Reihe des U5 reichlich – typisch für chinesische Autos, in denen oft Personen chauffiert werden.
Im VW ist hinten deutlich weniger Platz, vor allem, weil die schräg abfallende Dachlinie die Kopffreiheit stark einschränkt. Beim Punkt Innenraum-Variabilität erreicht wiederum der VW die deutlich bessere Note. Der U5 bietet mit Ausnahme der asymmetrisch klappbaren Rückbanklehne so gut wie keine Variabilität. Die zur Verfügung stehenden Ablagen und Fächer – ein Handschuhfach ist nicht verbaut – sind allesamt klein und unpraktisch. So passen in die vorderen Türfächer nicht einmal 1-l-Flaschen hinein. Im VW haben vorn immerhin 1,5-l Flaschen Platz und sogar hinten genügt der Platz für ein Liter große Flaschen. In diesem Kapitel gibt es also noch viel Nachholbedarf für den chinesischen SUV.
Beide Testkandidaten sind mit einer aufwendigen Mehrlenker- Hinterachse statt einer Verbundlenkerachse ausgestattet. Die Hersteller versprechen sich davon höheren Komfort. Der VW scheint dieses Potential deutlich besser zu nutzen, denn der mit adaptiven Dämpfern ausgestattete ID.4 erreicht trotz riesiger Räder einen überzeugenden Federungskomfort. Selbst bei niedrigen Geschwindigkeiten werden Unebenheiten gut geschluckt. Fährt man schneller, wirkt der VW nochmals gelassener. Das hohe Gewicht und der lange Radstand sind hier förderlich.
Der U5 dagegen ist insgesamt recht weich abgestimmt, was zu kräftigen Aufbaubewegungen führt. Das kann bei kurvigen Strecken unangenehm werden.Zum gelassenen Charakter des SUVs passt die Abstimmung aber ganz gut. Enttäuschend schlecht: Die vorderen Sitze des Aiways. Den in dieser Fahrzeugklasse üblichen Standard erreichen sie nicht. Zum einen gibt es wenig die Einstellmöglichkeiten und die flache Sitzfläche hat wenig Oberschenkelauflage. In der zweiten Reihe geht der Sitzkomfort auf der weich gepolsterten Sitzbank aber in Ordnung. Im VW sitzt es sich hier nicht besser.
Vorn allerdings schon. Die vielfach einstellbaren ergoActive-Sitze im ID.4 bieten dagegen guten Sitzkomfort auch auf langen Strecken. Sie bieten eine gute Konturierung, angemessenen Seitenhalt sowie eine Vierwege-Lordosenstütze samt Massagefunktion. Auch was die Innengeräuschdämmung betrifft, eignet sich der VW eher für längere Strecken. Mit 67,1 dB(A) bei 130 km/h ist er im Innenraum spürbar leiser als der Konkurrent mit 68,4 dB(A). Im U5 sind dabei hauptsächlich Windgeräusche dominant, im ID.4 eher Abrollgeräusche. Vom Motor hört man hier wie dort ziemlich wenig.
Um den Innenraum bei angenehmen Temperaturen zu halten, ist der Aiways mit einer Zwei-Zonen-Klimaanlage ausgestattet. Der Wolfsburger kann sogar drei Zonen unterschiedlich klimatisieren. Einen Beschlag- und Luftgütesensor, der die Umluftschaltung automatisch steuert, hat nur der VW an Bord. Unverständlich ist, warum der Innenraum des Aiways im Gegensatz zu fast allen anderen E-Autos nicht vorklimatisiert werden kann.
Die zwei Elektro-SUV leisten jeweils 150 kW/204 PS und geben jeweils ein maximales Drehmoment von 310 Nm ab. Da der Aiways mit 1,8 Tonnen Gewicht aber etwa 400 Kilogramm weniger wiegt als der VW, ergeben sich für ihn spürbar bessere Fahrleistungen. Von 0 auf 100 km/h sprintet er in 7,8 s und damit flotter als der VW, der für die gleiche Übung 8,5 Sekunden benötigt. Beim Zwischensprint von 60 auf 100 km/h ergibt sich ein ähnliches Bild. Mit gemessenen 3,8 Sekunden ist der Aiways exakt eine Sekunde schneller. Lediglich beim Einfädeln in den Stadtverkehr, also beim Sprint von 15 auf 30 km/h ist der ID.4 mit 0,9 s unwesentlich flinker als der U5.
In Summe zieht auch der Motor im VW vom Start weg zügig los, allerdings eher unspektakulär und ohne den bei Elektroautos häufigen „Tritt in den Rücken“. Die Fahrleistungen an sich sind mehr als ausreichend und der Motor gibt seine Leistung gleichmäßig ab. Das trifft auf den Antrieb im U5 ebenfalls zu.
Außerdem laufen beide Motoren fast lautlos und vollkommen vibrationsfrei. Wie üblich sind die Elektromotoren jeweils mit einem Einganggetriebe verbunden. Dadurch ergeben sich Beschleunigungen völlig ohne Zugkraftunterbrechung. Die Wahl der Fahrstufe über den Knubbel rechts vom Lenkrad im VW ist gewöhnungsbedürftig. Zudem wird die Anzeige auf dem Wählhebel durch den Lenkradkranz verdeckt und ist nicht beleuchtet. Unter dem Strich der erste Kapitelsieg für den Aiways U5.
Der VW vermittelt grundsätzlich ein hohes Maß an Fahrstabilität, auch der Geradeauslauf ist einwandfrei. Die Aufbaubewegungen halten sich in Grenzen. Beim ADAC Ausweichtest
schneidet er aber überraschend schlecht ab. Das ESP greift rigoros ein und sorgt so für ein Blockieren der Vorderräder, weshalb der SUV dann kurzeitig unlenkbar über die Vorderräder schiebt. Vermutlich soll mit dieser Abstimmung ein Kippen verhindert werden.
Ein ähnliches Bild liefert der Aiways ab, denn auch er bremst stark über das ESP ab und durchfährt die Pylonengasse dann kräftig untersteuernd. Immerhin bleibt er aber dabei ständig lenkbar. Aufgrund der starken Seitenneigung kann von Sportlichkeit aber nicht die Rede sein.
Was die Traktion betrifft, ist der VW mit seinem Heckantrieb seinem Widersacher klar überlegen. Zu jeder Zeit bringt der Antrieb die Leistung auf die Straße. Das
hohe und früh anliegende Drehmoment des Elektromotors im U5 sorgt dagegen häufig für den Einsatz der erfreulich feinfühlig regelnden Antriebsschlupfregelung, damit die Vorderräder nicht durchdrehen.
Die Progressivlenkung des VW ID.4 überzeugt mit einer passenden nicht zu starken Lenkkraftunterstützung sowie guter Rückmeldung. Somit lässt sich der SUV zielgenau über kurvige Straßen dirigieren. Im U5 arbeitet die Lenkung im direkten Vergleich etwas direkter, wirkt aber wegen der sehr hohen Servo-Unterstützung ziemlich gefühllos. Im Großen und Ganzen kann man aber auch mit der U5-Lenkung gut leben.
Die Bremsanlage des U5 gibt aber ein zwiespältiges Bild ab. Sie lässt sich gut dosieren, was bei Elektroautos keine Selbstverständlichkeit ist. Ein Bremsweg von 36,5 Metern aus 100 km/h ist heutzutage aber kein guter Wert mehr. Mit 34,8 Metern steht der VW bei fast zwei Meter früher - trotz Trommelbremsen an der Hinterachse. Das Bremsgefühl ist im Alltag allerdings etwas gewöhnungsbedürftig.
Der hochpreisige VW ID.4 hat alles an Sicherheitstechnik
zu bieten, was momentan Stand der Dinge ist. Abgesehen
von einem einfachen Tempomat, einer Spurwechselautomatik
und einer Ausstiegswarnung hat der VW alles
serienmäßig an Bord, unter anderem auch einen „Emergency Assist“, der den Wagen automatisch zum Stillstand
bringt, wenn der Fahrer nicht mehr reagiert, etwa bei einer Bewusstlosigkeit.
Das großzügige Head-Up-Display erzeugt scheinbar zehn Meter vor dem Auto ein bis zu 70 Zoll großes Bild inklusive „Augmented Reality“-Funktionen. Eine solche Technik hat der U5 zwar nicht zu bieten. Dennoch ist auch er weitgehend vollständig mit Sicherheitstechnik ausgestattet. Lediglich ein vorausschauender Kreuzungsassistent, ein Ausweich- und ein Spurwechselassistent fehlen im Vergleich zum VW.
Bei der passiven Sicherheit sieht es anders aus. Im Euro NCAP-Crashtest erreicht der Aiways lediglich 73 Prozent der Punkte und insgesamt nur drei Sterne. Hauptverantwortlich für das bescheidene Abschneiden ist der mäßige Schutz bei einem Seitenaufprall. Serienmäßig sind Front- und Seitenairbags sowie ein durchgehender Kopfairbag verbaut. Knie- oder hintere Seitenairbags sind nicht zu haben. Das trifft übrigens auch auf den VW zu, der zusätzlich aber einen neuartigen Centerbag zwischen den Vordersitzen bereitstellt. So erreicht der ID.4 93 Prozent der Punkte und damit locker alle fünf Sterne.
Die Kopfstützen des VW schützen vorn bis etwa 1,95 Meter und hinten bis 1,75 Meter
Körpergröße, der U5 nur bis 1,80 bzw. 1,55 Meter. Unverständlich ist
zudem der Verzicht auf Verzurrösen und ein Gepäcktrennnetz im Kofferraum.
Bei der Kindersicherheit ist der Unterschied zwischen den beiden Rivalen geringer. Dennoch kann der VW mit 89 Prozent der Punkte beim Crashtest 19 Prozent mehr erreichen als der Aiways. Auf der Rückbank lassen sich außen jeweils Kindersitze problemlos befestigen, entweder per Gurt oder per Isofix samt i-Size-Freigabe. Der Mittelplatz ist in beiden Autos dafür nur bedingt geeignet.
Beim Fußgängerschutz schneidet der U5 schlechter ab: Wegen zu steifer A-Säulen und einer harten Motorhaubenvorderkante erreicht er im Crashtest nach Euro-NCAP-Norm lediglich 45 Prozent der Punkte, der VW kommt auf 76 Prozent.
Dass große und etwa zwei Tonnen schwere SUV eine gewisse Menge an Energie für die Fortbewegung benötigen, dürfte den meisten Autofahrern klar sein. Mini-Verbräuche sind daher zwar auszuschließen, mit einem Verbrauch von 22,8 kWh/100 km im Ecotest (mit Ladeverlusten) gehört
der ID.4 aber zumindest zu den genügsameren Vertretern seiner
Klasse. In Verbindung mit der 77 kWh großen Batterie
ergibt sich eine ansehnliche Reichweite von 385 Kilometern. Inklusive
Ladeverluste werden 88,5 kWh Strom benötigt, um
die Batterie wieder vollzuladen. Daraus ergibt sich eine
CO₂-Bilanz von 114 g/km, wenn man den deutschen
Strommix zugrunde legt. Im ADAC Ecotest gibt es dafür 45
von 60 möglichen Punkten.
Der Aiways ist mit einem Verbrauch von 24,7 kWh/100 km ebenfalls kein allzu großer Stromfresser – der Verbrauch hält sich in Grenzen, liegt aber über dem des ID.4. Inklusive Ladeverluste benötigt die nominell 63 kWh große Batterie 77,3 kWh für eine Vollladung. Die CO2-Bilanz lautet in diesem Fall 124 g/km. Die Wertung im ADAC Ecotest sieht 42 von 60 Punkten vor. Werden die Schadstoffe mit bewertet, die bei der Produktion des Stroms entstehen, erreicht der U5 hier 31 von 50 möglichen Punkten. Der etwas sparsamere ID.4 kommt auf 35. In Verbindung mit den Punkten für den Verbrauch bedeutet das 73 Punkte für den Aiways und 80 Punkte für den VW. Beide Autos erhalten dafür vier Sterne im ADAC Ecotest.
Die Bewertung der Kosten ist für den Aiways nicht möglich, da beispielsweise die Werkstattkosten nicht seriös zu ermitteln sind. Außerdem lässt sich für ein Auto eines noch unbekannten Herstellers keine zuverlässige Restwertprognose erstellen.
Vertrauen in sein Produkt hat Aiways offenbar: Der Hersteller gibt fünf Jahre Fahrzeuggarantie bis 150.000 km, zehn Jahre gegen Durchrostung und acht Jahre/150.000 km auf die Antriebsbatterie – nach acht Jahren wird zudem eine Restkapazität von 75 Prozent der zu Beginn vorhandenen Kapazität garantiert.
Auch bei den Inspektionsintervallen zeigt sich Aiways sehr großzügig, er muss lediglich alle 100.000 km zur Inspektion. Für den Geldbeutel des Besitzers ist dies von Vorteil. Inwiefern dieser unter Umständen sehr lange Zeitraum unter dem Aspekt der Fahrzeugwartung und damit auch - lebensdauer Sinn ergibt, ist allerdings fraglich. Da Aiways als Startup weder über ein Händler- noch ein Werkstattnetz verfügt, haben die Chinesen für den deutschen Markt Kooperationen mit Euronics für Beratung und Verkauf sowie A.T.U. für Wartung und Reparaturen geschlossen.
Der Grundpreis des serienmäßig üppig ausgestatteten Aiways U5 erscheint in der getesteten Ausstattung mit 38.480 Euro relativ günstig. Der VW ID.4 ist in der getesteten Ausstattung mit über 60.000 Euro in jedem Fall wesentlich teurer. Was die Einstufung in Versicherungsklassen betrifft, liegt der VW zwar im Vorteil. Insgesamt ergeben sich für den ID.4 aber monatliche Kosten von 775 Euro. Den größten Einzelpunkt dabei bildet der Wertverlust mit monatlich 520 Euro.
Bildergalerie Aiways U5
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Bildergalerie: VW ID.4
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Fazit: Der VW ID.4 ist ausgereifter
Wer hätte damit gerechnet: Mit einer Gesamtnote von 2,5 schlägt sich der Newcomer Aiways U5 im ADAC Autotest erstaunlich gut. Besonders sein Antrieb und das Platzangebot überzeugen, Bedienung und Infotainment brauchen aber noch Feinschliff. Unter dem Strich ist der Aiways U5 kein schlechtes Auto und eine neue und überlegenswerte Alternative unter den Mittelklasse-SUV.
Am nahezu perfekten VW ID.4 mit einer 1,9 als Gesamtnote kommt er aber nicht vorbei. Der VW ist sparsamer, bietet mehr Sicherheit und ist in vielen Punkten ausgereifter. Ob einem das 20.000 Euro Aufpreis wert ist, muss allerdings jeder selbst entscheiden.
Aiways U5 vs. VW ID.4: Technische Daten
Technische Daten (Herstellerangaben) | Aiways U5 Premium | VW ID.4 Pro Performance |
---|---|---|
Motor/Antrieb | Elektromotor, 150 kW/204 PS, 310 Nm max. Drehmoment | Elektromotor, 150 kW/204 PS, 310 Nm max. Drehmoment |
Fahrleistungen | 7,8 s auf 100 km/h, 160 km/h Spitze | 8,5 s auf 100 km/h, 160 km/h Spitze |
Batteriekapazität brutto / netto | 63 / 61 kWh | 82 / 77 kWh |
max. Ladeleistung AC / DC | 7,4 / 92 kW | 11 / 127 kW |
Verbrauch nach WLTP | 17,0 kWh/100 km, 0 g CO₂/km | 17,7 kWh/100 km, 0 g CO₂/km |
Maße | L 4,68 / B 1,87 / H 1,70 m | L 4,58 / B 1,85 / H 1,64 m |
Kofferraum | 432 – 1555 l | 543 – 1575 l |
Leergewicht / Zuladung | 1770 / 385 kg | 2124 / 536 kg |
Anhängelast (ungebremst / gebremst) | – | 750 / 1000 kg |
Garantie | 5 Jahre / 150.000 km | 2 Jahre |
Preis | 38.480 €* | 58.820 €* |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Aiways U5 Premium | VW ID.4 Pro Performance |
---|---|---|
Überholvorgang 60 – 100 km/h | 3,8 s | 4,8 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 36,5 m | 34,8 m |
Wendekreis | 11,8 m | 11,0 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 24,7 kWh/100 km, 124 g CO₂/km (Well-to-Wheel) | 22,8 kWh/100 km, 114 g CO₂/km (Well-to-Wheel |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | **** | **** |
Reichweite | 290 km | 385 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 68,4 dB (A) | 67,1 dB (A) |
Leergewicht / Zuladung | 1808 / 347 kg | 2160 / 500 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 370 / 960 / 1675 l | 455 / 845 / 1415 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Aiways U5 Premium | VW ID.4 Pro Performance |
---|---|---|
Karosserie/Kofferraum | 2,7 | 2,3 |
Innenraum | 3,0 | 2,7 |
Komfort | 3,0 | 1,9 |
Motor/Antrieb | 1,1 | 1,3 |
Fahreigenschaften | 2,9 | 2,4 |
Sicherheit | 2,4 | 1,2 |
Umwelt/Ecotest | 2,4 | 2,0 |
Gesamtnote | 2,5 | 1,9 |
Autokosten* | nicht ermittelbar | 2,7 |
ADAC Zielgruppencheck
ADAC Zielgruppencheck | Aiways U5 Premium | VW ID.4 Pro Performance |
---|---|---|
Familie | 2,5 | 2,4 |
Stadtverkehr | 3,8 | 3,8 |
Senioren | 2,4 | 2,8 |
Langstrecke | 3,0 | 2,5 |
Transport | 2,3 | 2,5 |
Fahrspaß | 2,6 | 2,6 |
Preis/Leistung | nicht ermittelbar | 2,3 |
Text: Maximilian Bauer/ADAC Technikzentrum, Jochen Wieler
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