Gebrauchtwagen: So viel zahlen Ankaufportale wie wirkaufendeinauto.de

Drei beliebte Gebrauchtwagen wurden im ADAC Prüfzentrum untersucht, ihr Wert ermittelt und dann für eine Preiserhebung Ankaufportalen angeboten ∙ Bild: © ADAC/Andre Kirsch, Video: © ADAC e.V.

Ein ADAC Vergleich von wirkaufendeinauto.de und anderen Ankaufportalen zeigt erstaunliche Preisunterschiede und dass Händler derzeit wenig Interesse an gebrauchten E-Autos haben.

  • Preiserhebung bei fünf Ankaufportalen für drei Autos

  • Gutachter ermittelten den Brutto-Händler-Einkaufspreis

  • Oft Differenzen zwischen Online- und Vor-Ort-Preis

Ein Auto privat zu verkaufen, kostet Zeit und oft auch Nerven. Gebrauchtwagen-Ankaufportale versprechen ein stressfreies Rundum-Sorglos-Paket, inklusive Abmeldung des Wagens. Der ADAC wollte wissen, wie gut die Portale funktionieren und welche Preise Verbraucherinnen und Verbraucher hier für ihre Gebrauchten erzielen können.

Im April boten Club-Mitarbeitende zu diesem Zweck als Privatleute im Großraum München fünf deutschlandweit tätigen Portalen drei beliebte Autos zum Kauf an: einen Seat Leon (Benziner), einen VW Caddy (Diesel), beide Baujahr 2015, und ein E-Auto, einen VW ID.3, Baujahr 2020.

Das boten die Portale

Vor der Preiserhebung wurden alle drei Autos im Münchner Prüfzentrum des Clubs untersucht und bewertet – von einem ADAC Gutachter sowie zwei externen Gutachtern. Die drei Experten ermittelten so jeweils einen Brutto-Händler-Einkaufspreis für jedes Auto. Der ist meistens niedriger als der Preis, der auf dem Privatmarkt zu erzielen ist. Denn Händler haben Kosten wie Miete, Gehälter, Steuern und müssen anders als Privatleute beim Weiterverkauf über die gesetzliche Gewährleistung für Mängel gerade stehen.

Aus den drei Gutachten ergab sich am Ende ein Mittelwert beim Händler-Einkaufspreis. Eine solide Basis für die Preiserhebung bei den fünf Ankaufportalen, darunter sollte das Angebot nicht liegen.

Erfreulich für Verbraucherinnen und Verbraucher: Für den Caddy und den Seat lagen bei Autoscout24 die Angebote auf gleicher Höhe oder knapp über dem Gutachter-Mittelwert. Ähnlich sieht es bei Mobile.de aus, nur die Offerte für den Caddy war knapp unter dem Gutachter-Mittelwert – der einzige Ausreißer nach unten. Die Portale wirkaufendeinauto.de, Autohaus Tabor und der HUK Autowelt boten für die beiden Verbrenner sogar mehr, als die Gutachter errechnet hatten.

E-Autos: Kaum Händler-Nachfrage

Als schwer vermittelbar erwies sich dagegen in der ADAC Preiserhebung das E-Auto. Angebote für den VW ID.3 gab es nur von HUK Autowelt und Autoscout24, beide allerdings unter dem Brutto-Händler-Einkaufswert, den die Gutachter ermittelt hatten. Die anderen wollten das E-Auto um keinen Preis. Es gebe einfach derzeit keinen Markt für gebrauchte Stromer, hieß es zur Begründung.

Aufnahmen aus dem Gebrauchtwagenankauf der verschiedenen Portale mit gepixeltern Kennzeichen
Der ID.3 beim Check im Prüfzentrum des ADAC Südbayern in München – trotz seines guten Zustands interessierten sich in der ADAC Preiserhebung nur zwei von fünf Gebrauchtwagen-Ankaufportalen für das E-Auto© ADAC/Andre Kirsch

"Der Markt für gebrauchte E-Autos ist aktuell übersättigt, vor allem wegen der Leasing-Rückläufer aus den Boomer-Jahren 2021/22", sagt ADAC E-Auto-Experte Matthias Vogt. Gut für private Käuferinnen und Käufer, die derzeit Schnäppchen machen können. Schwierig für private Verkäuferinnen und Verkäufer, die bei Ankaufportalen auf wenig Interesse stoßen. "Dabei spricht technisch nichts gegen gebrauchte E-Autos", sagt Vogt, der auf den ADAC Dauertest des ID.3 verweist. "Und der Markt für gebrauchte E-Autos wird sich erholen."

So arbeiten die Ankaufportale

Das Prozedere ist bei allen Portalen zu Beginn ähnlich: Der potenzielle Verkäufer bzw. die potenzielle Verkäuferin lädt auf der Internetseite zunächst alle relevanten Daten und Fotos des Autos hoch. Dann erhält er bzw. sie einen Online-Preis und vereinbart einen Vor-Ort-Termin, bei dem das Auto untersucht wird. Dort gibt es das finale Angebot, das in der Regel fünf bis sieben Tage gültig ist.

Bei der Ermittlung des Preises unterscheidet sich die Arbeitsweise der Portale: wirkaufendeinauto.de und HUK Autowelt stellen nach der Vor-Ort-Bewertung das Fahrzeug auf ihren Plattformen ein – nach dieser teilweise europaweiten Auktion erhält der oder die Meistbietende den Zuschlag. Autohaus Tabor funktioniert ähnlich, kauft aber die Autos selbst an und verkauft sie weiter.

Portale wie Mobile.de und Autoscout24 berechnen ebenfalls auf Basis der Marktlage ein Online-Angebot, aber vermitteln dann an einen Händler in der Nähe des Verkäufers bzw. der Verkäuferin – der bewertet das Auto selbst und entscheidet, welchen Preis er bietet.

Portale: Online- und Vor-Ort-Preise

Immer wieder beschweren sich Verbraucherinnen und Verbraucher beim ADAC, dass die Portale vor Ort nicht halten, was sie online versprechen. "Wichtig ist, dass man eine korrekte und realistische Beschreibung des Fahrzeugzustands abgibt", sagt ADAC Testleiter Axel Haberstolz. "Große Kratzer und ein abgenutzter Innenraum können zum Beispiel sonst vor Ort für deutliche Preisabschläge sorgen."

Für die aktuelle Preiserhebung haben die ADAC Tester auf Basis von drei Gutachten, die auch kleinste Schäden berücksichtigt haben, die Autos den Portalen angeboten – ohne sich zu erkennen zu geben.

In der Preiserhebung zeigte sich dann ein uneinheitliches Bild: wirkaufendeinauto.de hätte den Seat exakt für den online gebotenen Preis gekauft, beim Caddy gab es vor Ort leichte Abstriche (9691 statt 10.281 Euro). Die HUK Autowelt blieb beim Seat nahezu beim ersten Angebot, aber legte vor Ort beim Caddy rund 1600 Euro auf die Online-Offerte drauf. Autohaus Tabor bot beim Termin für den Caddy etwas weniger als online und für den Seat rund 1000 Euro weniger. "Dabei muss man beachten, dass die Online-Offerten eine erste Schätzung, ein Richtwert sind", so Haberstolz, "entscheidend ist das Angebot vor Ort."

Deutliche Abschläge nach unten gab es bei Autoscout24 und bei Mobile.de: Rund 6500 Euro hätten Verkäuferinnen bzw. Verkäufer für den Seat bei dem von den Portalen vermittelten Händler als Preis erzielt – online waren noch zwischen 11.000 und 12.000 Euro in Aussicht gestellt worden. Und beim Caddy fiel der finale Preis rund um ein Fünftel niedriger als online offeriert aus.

ADAC Gebrauchtwagen-Check

Ein unabhängiger Prüfer der den Unterboden des VW Caddy prüft
Ein gründlicher Check ist vor dem Verkauf eines Gebrauchtwagens wichtig, um die Stärken, Schwächen und den Wert zu kennen© ADAC/Andre Kirsch

Egal ob beim Verkauf an privat oder an ein Ankaufportal: Nach einem Gebrauchtwagen-Check beim ADAC wissen Sie, in welchem Zustand Ihr Auto ist und was es wert ist. 120 Prüfpunkte umfasst der Check. Empfehlenswert auch für alle, die sich ein Gebrauchtauto von privat kaufen, um sicher zu gehen, dass keine versteckten Mängel vorliegen.

Fazit und Verbrauchertipps

Fazit der ADAC Preiserhebung: Ankaufportale machen Verbraucherinnen und Verbrauchern den Fahrzeugverkauf leicht, schnell und komfortabel. Und in der Regel bieten die Portale beziehungsweise die von ihnen vermittelten Händler faire Preise für die Gebrauchtwagen – in der ADAC Preiserhebung lagen sie bis auf eine Ausnahme über dem durchschnittlichen von Gutachtern errechneten Brutto-Händler-Einkaufspreis. Negativ und für Verbraucherinnen und Verbraucher ärgerlich: Online wird oft deutlich mehr geboten als vor Ort.

Insgesamt zeigten sich in der ADAC Preiserhebung erhebliche Unterschiede. Daher sollten Verkäuferinnen und Verkäufer unbedingt bei mehreren Portalen Angebote einholen und vergleichen, um am Ende den bestmöglichen Preis für ihren Gebrauchten zu erzielen.

Wenig Interesse zeigten die Portale am einzigen E-Auto in der Preiserhebung. Für alle, die ihren Stromer verkaufen möchten oder müssen, lohnt sich im Moment vor diesem Hintergrund der Aufwand, das Fahrzeug privat zu verkaufen. Oder noch ein bisschen zu warten, bis sich der Markt erholt und auch das Interesse und die Preise bei den Ankaufportalen steigen.