Navigationsgeräte: Sicher ans Ziel
Die meisten Autofahrer verlassen sich bei der Routenplanung auf ein Navi. Was beim Kauf und Betrieb zu beachten ist, wie die Geräte und Apps funktionieren – Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die elektronische Zielführung.
Funktion
Orientierung, Zieleingabe und Routenführung
Navigationsgeräte und Navi-Apps auf Smartphones bestimmen anhand von Satelliten-Signalen (amerikanisches Global Position System GPS, russisches GLONASS und zunehmend mit dem europäischen GALILEO) den aktuellen Standpunkt. Mithilfe von digitalen Landkarten errechnen sie den Weg zum gewünschten Ziel. Je nach Anbieter lassen sich Straßen, Hausnummern, Kreuzungen zweier Straßen, Orte und Postleitzahlen eingeben, zum Teil auch geografische Längen- und Breitengrade sowie Sonderziele (Autowerkstätten, Krankenhäuser, Tankstellen). Gegen Aufpreis ist oft auch Kartenmaterial mit Restaurants und Freizeitangeboten (von Golfplatz bis Kino) sowie mehr oder weniger umfangreichen Beschreibungen, Fotos, Kontaktdaten erhältlich bzw. wird online aus dem Internet geladen. Diese Informationen sollten während der Fahrt nur vom Beifahrer abgerufen werden, sie lenken den Fahrer sonst zu sehr vom Verkehrsgeschehen ab.
Hinweise werden zusätzlich zur Sprachausgabe als Karten, Pfeile oder Darstellung der Straßen im Display dargestellt. Viele Geräte informieren darüber hinaus über Verkehrsbehinderungen. Die Daten werden entweder gratis per TMC („Traffic Message Channel", unhörbar über das Radio-Programm) übermittelt (bei DAB-Radios mit erhöhter Genauigkeit und teilweise bis in Städte hinein) – oder kostenpflichtig per TMC pro oder über das Mobilfunknetz. Teilweise sind sogar Mobilfunk-SIM-Karten im Fahrzeug verbaut, mit denen einerseits die eigene Position zur Stau-Ermittlung an die Zentrale übermittelt und andererseits aktuelle Staudaten abgerufen werden. Manche mobile Navigationsgeräte dienen auch als Freisprecheinrichtung oder MP3-Player.
Digitale Straßenkarten
Auf Speicherkarte oder Festplatte sind meist die Kartendaten gespeichert, teilweise werden sie auch online per Mobilfunk abgerufen. Ältere Geräte greifen noch auf CD oder DVD zurück. Beim Geräte- oder Fahrzeugkauf sollten Sie darauf achten, dass die elektronischen Straßenkarten auf dem neuesten Stand sind oder eine lebenslange kostenlose Update-Garantie besteht. Schnäppchen entpuppen sich oft als Ladenhüter mit veraltetem Kartenmaterial.
Manche Navis zeigen die jeweils gültige Höchstgeschwindigkeit an und warnen, wenn sie überschritten wird. Dies kann hilfreich sein, enthebt den Fahrer aber nicht der Verantwortung und Aufmerksamkeit gegenüber dem Verkehrsgeschehen und Beschränkungen, die nicht angezeigt werden (etwa in Baustellen).
Wenn sich ein Navi-Hersteller vom Markt zurückzieht, gibt es für die von ihm gelieferten Geräte oft keine neuen Karten-Updates mehr. Dann sollten Sie bei reinen Karten-Anbietern nachsehen, ob neueres Kartenmaterial verfügbar ist – etwa per Download im Internet.
Auch in den aktuellsten Updates finden sich aufgrund der Fülle von Daten manchmal Kartenfehler. Sie lassen sich nicht völlig ausschließen und stellen – solange sie nur vereinzelt auftreten – keinen Grund für eine Rückgabe des Gerätes dar. Verantwortlich für die Karten sind die Anbieter Nokia und TomTom, die ihre Daten an alle Gerätehersteller liefern.
Navigieren im Ausland
Von Deutschland und einigen Ländern Zentral-Europas liegt das Straßennetz vollständig in digitaler Form vor. Bei weiter entfernten Ländern sind manchmal nur Fernverbindungen und Straßen größerer Städte verfügbar. Vor dem Navi-Kauf sollten Sie daher unbedingt prüfen, ob für das ausgewählte Gerät auch Karten mit den gewünschten Ländern verfügbar sind, und ob diese über die gewünschte Detailtiefe verfügen. Das gilt insbesondere für Länder in Übersee. Die Zielführung in deutscher Sprache funktioniert meist auch in Ländern mit fremden Schriftzeichen auf den Straßenschildern (etwa Griechenland oder ehemalige Staaten der Sowjetunion). Prinzipiell sollten Sie sich von der Sprachausgabe führen lassen; Kartendarstellungen sollten Sie nur im Stand nutzen, um nicht vom Verkehr abgelenkt zu sein.
Tiefgarage und Tunnel
Nach längerem Parken in einer Tiefgarage (oder an anderen Orten ohne Satelliten-Empfang) „wissen“ mobile Navigationsgeräte oft nicht, wo sie sind. Unter Umständen dauert es bis zur ersten Abbiege-Anweisung. In solchen Fällen sollte man erst einmal in die grobe Zielrichtung losfahren, denn in Bewegung kann das Navigationsgerät die Position besser bestimmen als im Stand. Auch nach einer Tunneldurchfahrt brauchen die meisten mobilen Geräte einige Sekunden, bis sie wieder Satellitenkontakt haben.
Stau-Umfahrung
Dynamische Navigationssysteme können Staus anzeigen – und Ausweichrouten vorschlagen. Die Informationen werden unhörbar mit dem UKW-Radioprogramm im kostenlosen „Traffic Message Channel“ (TMC) übertragen. TMC ist in vielen europäischen Ländern verfügbar. Eine bessere Datenqualität liefert TMC pro, das aber teilweise kostet. Bei DAB-Radios können mehr Verkehrsdaten übertragen werden als bei UKW, deshalb sind dort die Stau-Infos detaillierter und beschränken sich nicht nur auf Autobahnen. Empfehlenswert ist, sich die Umleitungen anzeigen zu lassen, die jeweilige Straße aber erst dann zu verlassen, wenn sie total gesperrt oder der Stau länger als fünf Kilometer ist.
Positionsfehler
Ungenauigkeiten in der Ortung oder verfälschte Satellitensignale (etwa durch Reflexion an Hochhaus-Wänden, durch Sonnenstürme oder Störungen der Ionosphäre) können dazu führen, dass manche mobile Navigationsgeräte das Fahrzeug am falschen Standort positionieren und dann beispielsweise auf einer parallel verlaufenden Landstraße anzeigen, obwohl man auf der daneben liegenden Autobahn unterwegs ist. Das kann auf Autobahnen auch zu unsinnigen Anweisungen wie „links abbiegen“ oder „bitte umdrehen“ führen. Treten solche Fehler von Anfang an und häufig auf, sollten Sie die Platzierung des Geräts mit seiner (meist integrierten) Satelliten-Antenne prüfen. Wenn sie durch Holme (A-Säule) oder metallbedampfte Scheiben beeinträchtigt ist, kann der Empfang darunter leiden. Manche Autos mit beheizbaren oder besonders UV-reflektierenden Scheiben haben extra einen etwa postkartengroßen Ausschnitt ohne Beschichtung, der für Satellitensignale besser zugänglich ist. Dort in der Nähe sollten mobile Navigationsgeräte platziert werden (siehe Hinweis in der Betriebsanleitung).
Mobile Navis
Einschränkungen aller Apps und mobilen Navis
Das Autoradio wird nicht automatisch stumm geschaltet. Außerdem sind Ansagen über die kleinen Lautsprecher von Smartphones oder mobilen Navi-Geräten oft schlechter zu verstehen als bei eingebauten Navis, die die großen Auto-Lautsprecher mit nutzen.
Die Bedienung ist oft komplizierter als bei fest eingebauten Geräten, die über Lenkrad-Tasten o.ä. besser bedienbar sind.
Smartphones oder mobile Navigationsgeräte können bei Unfällen zu gefährlichen Fluggeschossen werden, wenn sie nicht crashsicher befestigt wurden.
Bei schlechtem Satelliten-Empfang in engen Häuserschluchten oder bei Empfangsausfall im Tunnel ist die Qualität der Routenführung bei mobilen Geräten häufig eingeschränkt. Damit kommen Festeinbau-Geräte dank zusätzlicher Informationen von Tacho (Radsensoren) und Gyroskop besser zurecht.
Nach dem Anschalten berechnen manche Apps und mobilen Geräte die Route erst mit einer gewissen Verzögerung. Grund hierfür ist, dass sie auf ausreichend Satelliten-Empfang warten, etwa bei Ausfahrt aus einer Tiefgarage.
Bei allen Nachrüstgeräten gibt es vereinzelt Probleme mit metallbedampften Autoscheiben, die keinen ausreichenden Satelliten-Empfang zulassen. Dann sollte man das Navi entweder in einer Aussparung der Scheiben-Beschichtung montiert werden – oder eine externe Antenne erhalten. Auch bei Wohnmobilen mit Alkoven kann es Empfangsprobleme geben.
Mobile Navigationsgeräte sollten Sie nicht im Fahrzeug zurücklassen, denn die üblichen Versicherungen schließen einen Schadenersatz nach Diebstahl aus.
Halterung und Anschluss
Mobile Geräte werden oft per Saugnapf-Halterung an der Windschutzscheibe oder aber mit Klemmen am Armaturenbrett befestigt. Dies kann bei einem Unfall problematisch sein, wenn sie mit hoher Energie durch den Innenraum geschleudert werden. Je nach Auto schränkt die Befestigung an der Windschutzscheibe das Sichtfeld ein, besonders bei stark geneigten Scheiben. Mittig unter dem Innenspiegel ist nicht empfehlenswert, am ehesten noch links unten in der Ecke der Frontscheibe oder aber an der Mittelkonsole. Beim Anschluss des Ladekabels von Smartphones oder mobilen Navigeräten darauf achten, dass das Kabel sich nicht in anderen Bedienelementen wie Schalthebern oder gar Pedalen verheddert.
Festeingebaute Navis
Neuwagen mit Navigation ab Werk oder fahrzeugspezifischen Nachrüstungen bieten zumeist eine sehr gute Integration im Auto. Die Anlagen kombinieren oft mehrere Komponenten wie Radio, Bordcomputer oder Klimaanlage, die aufeinander abgestimmt sind und über dieselben Bedienelemente gesteuert werden.
Die Auswahl der Geräte ist allerdings auf wenige Systeme pro Automodell eingeschränkt. Nicht immer wird die neueste Technik aus diesem sich schnell wandelnden Markt angeboten. Die Ansagen über die Radiolautsprecher sind sehr gut verständlich (Musik wird automatisch leise gestellt), es entfällt Kabelsalat für Stromversorgung sowie TMC-Antenne, die Zielführung ist aufgrund zusätzlicher Sensoren unter kritischen Bedingungen oft zuverlässiger. Außerdem werden Pfeilsymbole oft im Kombi-Instrument angezeigt, die ohne große Blickabwendung abzulesen sind.
Aktuelles Kartenmaterial
Bei der Auslieferung des Fahrzeugs sollte darauf geachtet werden, dass der Datenträger mit den Kartendaten nicht älter als sechs Monate ist. Andernfalls sollten Sie mit dem Händler über ein kostenloses Update des Kartenmaterials verhandeln. Neues Kartenmaterial ist manchmal günstiger, wenn man es direkt beim Kartenhersteller kauft (Nokia oder TomTom).
Fehlfunktionen
Werkstätten sind manchmal überfordert, bei Fehlfunktionen von ab Werk gelieferten Navigeräten die richtige Diagnose zu stellen. Daher empfiehlt es sich, zunächst einmal die Bedienungsanleitung genau zu studieren. Vielleicht wurde aus Versehen die Sprachausgabe in einem Untermenü abgeschaltet. Manchmal ist jedoch auch ein Update der Betriebssoftware erforderlich, das es bislang nur in den Werkstätten des jeweiligen Autoherstellers gibt. Wenn auch das nicht hilft, bleibt in Hersteller-Werkstätten oft nur der Tausch des Gerätes. Alternativ bieten einige Fahrzeughersteller, aber auch Zulieferer wie Blaupunkt Reparaturen zu Festpreisen an, ebenso wie Dienstleister für zeitwertgerechte Elektronik-Reparaturen, die sich auf typische Probleme spezialisiert haben (etwa Pixel-Fehler oder defekte Laufwerke). Bei Reparatur entfällt auch das oft zeitaufwändige Neucodieren des Gerätes samt Einbindung in den Diebstahlschutz.
Nachrüst-Radios mit Navigation zum Festeinbau
Nachrüst-Navis zum Festeinbau lassen sich oft in die vorhandenen Radioschächte einbauen, wenn es sich um das Standard-Ein-DIN- oder Zwei-DIN-Format handelt. Aber auch für besonders „tief“ integrierte Werksradios gibt es fahrzeugspezifische Nachrüstlösungen – entweder mit passenden Ausgleichsblenden und gleich als steckfertige Geräte. Für manche Modelle stehen auch Navigationsmodule bereit, die zwischen Radio-Steuergerät und Fahrzeugdisplay gesteckt werden. Dann genügt ein langer Druck auf eine vorhandene Taste, und es wird auf Navigation umgeschaltet. Zwischensteck-Module geben die Sprache über die Autolautsprecher aus und können Karte bzw. Navipfeile im Fahrzeug-Display darstellen. Über gemeinsame Bedienelemente lassen sich sowohl Radio- als auch Navigationsfunktionen steuern.