Aquaplaning: So verhalten Sie sich richtig

Ein Golf fährt beim Sommerreifentest durch Spritzwasser
Bei Aquaplaning treten laute Wassergeräusche unter dem Fahrzeug auf© ADAC/ISP/Wolfgang Grube

Bei starkem Regen steigt die Gefahr für Aquaplaning. Was Sie im Ernstfall tun können und wie Sie das Risiko verringern.

Aquaplaning (auch Wasserglätte) bezeichnet das Aufschwimmen des Reifens auf dem Wasser einer nassen Fahrbahn. In diesem Fall schieben sich die Wassermassen wie ein Keil zwischen den Straßenbelag und den Autoreifen. Die Reifen können die Wassermassen nicht mehr "verdrängen" und verlieren den direkten Kontakt zur Straße (sie schwimmen auf), werden unbeherrschbar und unberechenbar. Grundsätzlich kann Aquaplaning auf allen Straßen mit erhöhtem Wasserstand auftreten. Überall dort, wo Regenwasser nicht richtig ablaufen kann – also in Senken, Unterführungen, Spurrillen oder Kurven –, ist besondere Vorsicht geboten.

Die wichtigsten Tipps bei Aquaplaning

  • Runter vom Gas! Bei schwierigen Witterungs- und Straßenverhältnissen empfiehlt sich ein Tempo deutlich unter 80 km/h. Dies gilt besonders für heckgetriebene Fahrzeuge und Fahrzeuge, deren Reifen nicht mehr ganz neu sind.

  • Abblendlicht einschalten.

  • Scheibenwischer-Geschwindigkeit den Sichtverhältnissen anpassen.

  • Auf Spurrillen achten und versetzt dazu fahren. Dies gilt besonders auf der rechten Spur von mehrspurigen Bundesstraßen und Autobahnen.

Wenn das Fahrzeug aufschwimmt und Aquaplaning plötzlich auftritt:

  • Nicht lenken, nicht bremsen, nicht beschleunigen, keine hektischen Fahrmanöver, Fahrzeug ausgekuppelt rollen lassen, Lenkrad gerade halten bis die Reifen wieder Kontakt zur Fahrbahn haben.

  • Tipp für Automatikfahrende: Fahrstufe in keinem Fall wechseln. Fuß behutsam vom Gas nehmen, sodass keine Motorbremse erfolgt.

Warnsignale: Vorboten für Aquaplaning

Aquaplaning Strassenschild
Verkehrsschild: Erhöhte Schleuder- oder Rutschgefahr© ADAC
  • Gischt- und Wasserschwall an den Rädern vorausfahrender Fahrzeuge beobachten.

  • Radio leiser stellen, um Änderungen der Motordrehzahl und der Wassergeräusche besser und schneller wahrnehmen zu können. Denn: Aquaplaning kündigt sich oft durch ein lauteres Geräusch an: Dann rauscht überschüssiges Wasser durch den Radkasten und strahlt an den Unterboden.

  • Ein weiteres Warnsignal sind schwächer werdende Kräfte am Lenkrad. Besonders bei heckgetriebenen Fahrzeugen ist das Aufschwimmen der Vorderräder schwer zu erkennen.

  • Bei frontgetriebenen Fahrzeugen ohne elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) schwankt die Drehzahl bei Erreichen der Aufschwimmgeschwindigkeit. Bei Fahrzeugen mit ESP Fahrzeugreaktionen und Kontrollleuchte beachten.

Was Sie vor Fahrtantritt tun können

  • Regelmäßig die Profiltiefe auf der gesamten Laufflächenbreite und dem gesamten Reifenumfang messen (lassen).

  • Abgefahrene Sommerreifen frühzeitig ersetzen (besonders kritisch kann es werden, wenn die Profiltiefe der Reifen unter 3,5 Millimeter sinkt).

  • Regelmäßig den Reifendruck prüfen und ggf. korrekt einstellen (sowohl zu viel als auch zu wenig Luft begünstigen Aquaplaning).

  • Laufrichtungsbindung der Reifen prüfen. Bei vielen Reifen ist die Laufrichtung vorgegeben. Ein Pfeil auf der Reifenflanke zeigt dann die vorgeschriebene Drehrichtung an.

  • Beim Reifenkauf auf gute Nässe-Eigenschaften achten. Hier hilft ein Blick in den ADAC Reifentest.

  • Gegebenenfalls Stoßdämpfer überprüfen. Verschlissene Stoßdämpfer verringern nicht nur den Fahrkomfort, auch Aquaplaning ist damit noch gefährlicher.

  • Empfehlenswert ist darüber hinaus ein Fahrsicherheitstraining. Dort üben Teilnehmende, im Ernstfall richtig zu reagieren.

Ursachen für Aquaplaning

Wer haftet bei Aquaplaning-Unfällen?

Trotz bester Ausrüstung und vorausschauender Fahrweise sind Aquaplaning-Unfälle häufig nicht zu vermeiden. Doch wer haftet nach einem Unfall? Grundsätzlich liegt die Verantwortung beim Autofahrer. Gemäß Straßenverkehrs-Ordnung muss er die Geschwindigkeit seines Fahrzeugs insbesondere den Straßen-, Sicht- und Wetterverhältnissen anpassen.

Helfen Allradantrieb, ESP oder ABS?

Weder Allradantrieb noch Antiblockiersysteme (ABS) verhindern Aquaplaning, und auch ESP hilft nur bedingt, weil die Problemzone zwischen Reifen und Fahrbahn entsteht, also das Kraftpotenzial für Lenkung und Bremsung betroffen ist. Erst am Ende der Aufschwimmphase kann das ESP dazu beitragen, die Fahrstabilität wiederzuerlangen. Einzige Ausnahme: Wenn nur ein Rad betroffen ist, kann ESP die anderen drei Räder regulieren, das Fahrzeug wieder unter Kontrolle bringen und so ein Schleudern vermeiden helfen.

Aquaplaning beim Motorrad

Aquaplaning setzt bei Motorrädern in der Regel erst bei einer etwas höheren Geschwindigkeit ein, weil die Kontur der Motorradreifen im Gegensatz zu Pkw-Reifen rund ist und sich der Wasserkeil nicht so schnell aufbauen kann. Dennoch sollten Motorradfahrende schon früh ihre Fahrweise den Regenbedingungen anpassen, denn oft bildet sich ein schmieriger Film auf der Straße, der besonders in Kurven zu Stürzen führen kann.

Fachliche Beratung: Ruprecht Müller, ADAC Technik Zentrum

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