Kuriose Parkhäuser: Schöner parken von München bis Miami

Petersen Automotive Museum in Los Angeles am Abend
Ein Parkhaus gibt es – natürlich – auch im Petersen Automotive Museum in Los Angeles© Shutterstock/Elliott Cowand Jr

Außergewöhnliche Parkhäuser gibt es weltweit. Manche gehören zu privaten Wohnhäusern oder Unternehmen, viele sind für jeden zugänglich.

  • Übernachten mit dem Auto – in München

  • Aussicht für den Pkw – in der Schweiz

  • Aufzug für den Wagen – in den USA

Inhaltsverzeichnis
Car Studios in München
VW Autotürme in Wolfsburg
Garagenatelier Car Park in Herdern/Schweiz
2KM3 in Saint-Gervais-les-Bains/Frankreich
Park ‘n’ Play in Kopenhagen
Parkhaus in Piteå/Schweden
Calçada do Combro 58 in Lissabon
Petersen Automotive Museum in Los Angeles
Marina City in Chicago
Michigan Theatre in Detroit
Porsche Design Tower in Miami Beach
1111 Lincoln Road in Miami Beach

Eine Bildergalerie kurioser Parkhäuser

Car Studios – die Autozimmer

Car Studio Hotel Ameron in München
Mensch und Maschine – nächtlich vereint© Wolfgang Stahr

Ist das eine Hotelsuite mit integriertem Autoabstellplatz oder eine Edelgarage mit Besucherbett? Im Hotel Ameron* der Motorworld im Norden Münchens können nicht nur Menschen in automobilem Ambiente übernachten, sondern auch ihre Fahrzeuge. Dabei müssen sie sich nicht einmal von ihren geliebten fahrbaren Untersätzen trennen, sondern können sie die ganze Nacht im Auge behalten.

In den drei so genannten Car Studios mit 44 Quadratmetern trennt nur eine Glasfront den Gast von seinem Auto. Wer eine noch größere Nähe sucht oder unter Schlaflosigkeit leidet, kann sich in eine Sitzecke direkt in der Design-Garage lümmeln. Dahinter sorgt eine Paneele mit Schraubenschlüsseln und anderen Tools für Werkstattatmosphäre. Für Motorradbesitzer sind auch Bike Studios nach dem gleichen Prinzip verfügbar. Sind diese Varianten ausgebucht, gibt es vielleicht noch Zimmer mit Blick in die Motorworld, einen denkmalgeschützten Industriebau, in dem es leicht nach Öl und Benzin riecht.

VW Autotürme – die Hochzeitslocation

Turm der VW Autostadt
Autolager de luxe – bei VW in Wolfsburg© Volkswagen/Lars Landmann

Die Liebe der Deutschen zu ihren Autos äußert sich unter anderem darin, dass manche ihren Neuwagen nicht beim Händler, sondern beim Hersteller abholen. Wer nach Wolfsburg fährt und eine Tour durch das VW-Werk dazubucht, erlebt auch eine sogenannte Hochzeit. Automobilbauer verstehen darunter nicht den Schwur ewiger Treue zwischen Mensch und Maschine, sondern den Einbau des Motors in die Karosserie.

Bis zu 800 Neuwagen werden für durchschnittlich 24 Stunden in zwei Autotürmen* zwischengeparkt, die zum Wahrzeichen der Autostadt geworden sind. Die 48 Meter hohen Zylinder fungieren als vollautomatische Hochregale: Aus dem Untergeschoss transportiert ein Autoaufzug mit einer Geschwindigkeit von zwei Metern pro Sekunde die Fahrzeuge in die Höhe und positioniert sie – in maximal einer Minute und 44 Sekunden. Damit handelt es sich laut Guinness World Records um das weltweit schnellste automatische Parksystem. Die Vollverglasung der Türme ermöglicht den Einblick in das Innenleben, eine feuerverzinkte Stahlskelett-Konstruktion. Bei nächtlicher Beleuchtung wirkt das besonders reizvoll.

Garagenatelier Car Park – der Aussichtspunkt

Garagen-Kuben vom Architekten Peter Kunz in Herdern in der Schweiz
Auch Autos wollen ab und zu Ausblick genießen© Valentin Jeck

In Herdern im Schweizer Kanton Thurgau realisierte der Architekt Peter Kunz im Jahr 2000 für einen Privatmann und seine kleine Autosammlung eine Garage* für acht Fahrzeuge, die auch als Land Art durchgehen könnte: Aus einem Hang am Rand der Gemeinde ragen fünf minimalistische vorfabrizierte Betonwürfel heraus. Einer hat ein Schiebetor und ist die Zufahrt, vier sind nach vorne verglast und bieten jeweils Platz für einen Pkw.

Die Autos wirken einerseits darin wie Ausstellungsstücke, andererseits, als ob sie die Aussicht auf die kleine Gemeinde und den Thurgau genießen. Die vier Glasflächen haben aber auch einen praktischen Zweck, indem sie natürliches Tageslicht in die unterirdische Garage lassen. Auf dem Glas thematisieren Inschriften des Künstlers Oliver Kühn die Beziehungen zwischen Automobil und Mensch. Dieser kann das Bauwerk durch eine verborgene Treppe nach oben verlassen.

2KM3 – die Kunstgalerie

Ein Parkdeck des Parkhauses 2KM3 Saint-Gervais inFrankreich
Das knallt – im von Street-Artists gestalteten Parkhaus von Saint-Gervais© dpa/Norbert Falco

Im Thermalbad und Wintersportort Saint-Gervais-les-Bains am Fuße des Mont-Blanc werden Street Art und Kunst im öffentlichen Raum stark gefördert. Das 2KM3* zum Beispiel, eine Tiefgarage im Herzen des Dorfes, verwandelte sich im Juni 2017 in eine gigantische Plattform für zeitgenössische Kunst. Zwölf Urban-Art-Künstler aus aller Welt, darunter Roid aus Großbritannien, Felipe Pantone aus Argentinien und das Duo Sten & Lex aus Italien, gestalteten seine elf Ebenen sowie die Außenfassade.

Innerhalb von 17 Tagen verarbeiteten sie 6500 Liter Acrylfarbe sowie den Inhalt von 2500 Spraydosen auf 11.500 Quadratmetern Wänden und Decken. Zu besichtigen ist dieses Kunstmuseum der anderen Art kostenlos rund um die Uhr. Weil es sich aber nach wie vor um ein Parkhaus handelt, muss man dabei auf die ein- und ausfahrenden Autos achtgeben.

Park ‘n’ Play – der Sportplatz

Park ‘n’ Play in Kopenhagen von oben
Sport, Spiel und Spaß auf einem Parkhausdach in Kopenhagen© Rasmus Hjortshøj–COAST/JAJA Architects København

Für ein Parkhaus allein 2400 Quadratmeter Fläche zu verbrauchen, erschien dem Büro JAJA Architects anno 2016 als Vergeudung öffentlichen Raums. Um die Unterstützung der Bevölkerung im neuen Kopenhagener Stadtteil Nordhavn für das Projekt zu erreichen, überlegten sie sich Zusatznutzen für die rostrote Struktur, die sie den charakteristischen roten Hafengebäuden aus Backstein anpassten. Dabei versteckten sie nicht die Funktion des Parkhauses*, sondern betonten die Schönheit seiner Tragwerksstruktur.

Die Fassade begrünten sie in großen eingehängten Pflanzkästen. Hoch zum Dach führen zwei große Treppenaufgänge, oben entstanden ein riesiger Sportplatz mit Schaukeln, Klettergerüsten, Ballspielplätzen und Open-Air-Fitness sowie mehrere Ruhezonen. Ein weiterer Nutzen ist die großartige Aussicht auf den Hafen der dänischen Hauptstadt bei Erholung, Spiel und Spaß. Kein Wunder, dass Park ’n‘ Play schon nach kurzer Zeit zum populären sozialen Treffpunkt und attraktiven Ausflugsziel wurde.

Parkhaus in Piteå – die Schlittenpiste

Parkhaus in Piteå in Schweden
Mit diesem Parkhaus in Nordschweden lässt sich Schlitten fahren© Åke E:son Lindman/White arkitekter AB

Ein zweites Beispiel für den Einfallsreichtum nordeuropäischer Baumeister ist dieses etwa zur gleichen Zeit gebaute Parkhaus* im nordschwedischen Städtchen Piteå. White Arkitekter + Henning Larsen Architects errichteten auf 5000 Quadratmetern Grund den "Stadsberget", das schwedische Wort für Stadtberg. Trotz seiner nur 20 Meter Höhe ist das angesichts der flachen Umgebung gar keine große Übertreibung. Da Piteå hauptsächlich von holzverarbeitender Industrie lebt, wurde die Fassade mit Lärche verkleidet.

Das Parkhaus bietet 228 Stellplätze, eine große Rampe über die fünf Geschosse ist im Sommer begrünt und zieht Sonnenanbeter und Konzertbesucher an. Der Clou aber folgt im Winter, wenn ein Teil des Abhangs zur Schlittenpiste wird. Am Abend lässt ein ausgefeiltes Beleuchtungsprogramm das Gebäude wie eine riesige Laterne wirken. So gelang es, nicht nur ein Parkplatzproblem zu lösen, sondern auch einen gern genutzten Treffpunkt und eine Tourismusattraktion zu schaffen.

Calçada do Combro 58 – die Bar

Bar auf einem Parkhaus in Lissabon
In Lissabon: Das vielleicht schönste Parkhausdach der Welt© laif/Frank Heuer

Zugegeben, ein Schmuckstück ist dieses Parkhaus in Lissabons Bairro Alto wirklich nicht. Doch wer hier den Wagen auf einem der 248 Plätze abstellt, muss kein Vermögen dafür ausgeben und hat so einen größeren Etat für die wahre Attraktion an dieser Adresse: Über Aufzug und Treppe geht es hoch in die sechste Etage des Beton-Zweckbaus, auf eine der schönsten Dachterrassen der Stadt.

In der Park-Bar* schaffen große Kübelpflanzen, gemütliche Holzsessel, Musik von DJs und Livebands vor allem nachmittags eine entspannte Atmosphäre. Dazu gibt es feine Cocktails und Burger. Zu einem der besten Orte zum Sonnenuntergang macht das Park aber der 360-Grad-Blick. Von hier sind der Tejo mit der Ponte 25 Abril und die Kirche Santa Caterina besonders schön zu sehen. Gefeiert wird bis in den frühen Morgen hinein. Das Auto lässt man dann aber besser stehen …

Im Land der unbegrenzten Parkmöglichkeiten

Nirgendwo auf der Welt ist die Pkw-Dichte höher als in den USA. Zwischen New York City und Los Angeles waren zuletzt pro 1000 Einwohner 788 Autos zugelassen. Irgendwo müssen diese abgestellt werden, und unter den unzähligen Parkhäusern gibt es etliche Kuriositäten:

Petersen Automotive Museum – die Skulptur

Petersen Automotive Museum in Los Angeles
Mit Schwung: Fassadendetail des Petersen Automotive Museum in L.A.© Shutterstock/Let Go Media

In enger Zusammenarbeit des Architekturbüros Kohn Pedersen Fox und des Metall- und Glasherstellers Zahner* wurde 2015 in Los Angeles ein Automobilmuseum* mit öffentlichem Parkhaus mit einer neuen Fassade ummantelt. Zunächst erhielt das Gebäude eine Hülle aus rot gestrichenem Aluminium. Dann wurde es mit 308 Bändern aus 100 Tonnen rostfreiem Stahl umwickelt und diese mit 140.000 Schrauben fixiert. In einer Testphase waren Design, Material, Farben und Formen an der Nordwestecke des Gebäudes erprobt worden, um den Architekten und Ingenieuren eine bessere Vorstellung der beabsichtigten Gesamtwirkung zu vermitteln.

Von Los Angeles' berühmter Miracle Mile aus wirkt das Museum eher wie eine riesige Skulptur als wie ein Gebäude. Die Einfahrt zum integrierten Parkhaus an der Front zur Fairfax Avenue greift das Design in ebenfalls roten, perforierten Aluminiumpanelen auf. Da zahlt man gerne 21 Dollar Parkgebühr, bis Fahrzeug und Lenker um 23 Uhr hinauskomplimentiert werden.

Marina City – die Maiskolben

Kansas City Central Library Parkgarage
Autos statt Körner enthalten die "Maiskolben" in Chicago© Shutterstock/Lucas Photo

Als die beiden Türme nach Plänen von Bertrand Goldberg 1964 in Chicago eröffnet wurden, waren sie mit 180 Metern die höchsten Wohngebäude und zugleich die höchsten Bauwerke aus Beton weltweit. Neu war damals der Ansatz, unterschiedliche Funktionen unter einem Dach zu vereinen, hier die ersten 19 Etagen mit je 896 Parkplätzen und darüber bis zum 60. Stockwerk je 900 Wohnungen. Schon bald war Marina City* wegen der Form als "Maiskolben" bekannt.

In einer Autoverfolgungsszene* des Actionfilms "The Hunter" von 1980 hetzt Steve McQueen mit 40 Meilen pro Stunde einen Ganoven die spiralförmige Auffahrt des Westturms hinauf. In der 17. Etage verliert der Schurke die Kontrolle über seinen Grand Prix Pontiac und stürzt mit ihm in den Chicago River. 1500 Zuschauer verfolgten den mit einem Dummy gedrehten Stunt, der von Höhenangst geplagte Hollywoodstar wagte sich nur einmal kurz an die Außenseite des Maiskolbens. Nach dem Vorbild der beiden Türme entstand 1972 der Augsburger Hotelturm*, der vor Ort ebenfalls den pflanzlichen Beinamen trägt.

Michigan Theatre – der Filmpalast

Autos parken im Michigan Theatre, das als Parkhaus genutzt wird
Parken in der Renaissance – im Michigan Theatre in Detroit© dpa/Tobias Steinmaurer

An dieser Adresse in Detroit schloss sich 1977 ein Kreis. Henry Ford hatte 1896 sein erstes Auto an der Bagley Avenue gebaut, 1926 dann eröffnete das Michigan Building, dessen luxuriöses Filmtheater* über 4000 Plätze bot. Auch David Bowie und Kiss traten hier auf. Doch mit dem Niedergang der Stadt musste 1976 das inzwischen verwahrloste Haus schließen. Da in der City Detroits Parkplätze fehlten, wurden Sitze, Balkone, Säulen und Kronleuchter herausgerissen, der Eingang zur Ein- und Ausfahrt für Autos umgebaut und die geschwungene Treppe im Foyer zur Auffahrtsrampe.

In den entkernten Zuschauerraum setzten die Ingenieure einen Stahlrahmen mit drei Ebenen, auf denen 160 Pkw Platz finden – das Auto war zurück in MotorCity, Detroit. Vom einst im französischen Renaissancestil gebauten Theater blieben üppige Ornamente an der gewölbten Decke, amputierte Balkone und zerfetzte Vorhänge übrig. Eine ideale Kulisse also für den Neo-Vampirfilm "Only Lovers Left Alive" mit Tilda Swinton und für das oscarprämierte Drama "8 Mile".

Porsche Design Tower – das Statement

Porsche Design Tower Miami von Innen
Wenn Autos Aufzug fahren: Im Porsche Design Tower in Florida© Porsche

Die Marke Porsche ist für ihr funktionales Design und technische Innovationen bekannt, von der Brillenfassung über die Uhr bis zum Kopfhörer. Ein paar Dimensionen größer umgesetzt wurde das 2017 in dem knapp 200 Meter hohen Wohnturm* am Atlantik nördlich von Miami Beach. Auf 60 Etagen sind 132 Wohnungen verteilt, für die es ein patentiertes Autoaufzugsystem aus drei Liften gibt, den nach seinem Entwickler Gil Dezer genannten Dezervator:

Auf Straßenebene fahren die Bewohner ihr Auto durch einen Scanner auf eine Drehscheibe, von wo es ein Robotersystem mit oder ohne seine Passagiere – die können einen normalen Lift benutzen – in den Autoaufzug zieht. In einer gläsernen Kabine rauscht das Auto nach oben und wird automatisch in die Residenz ausgeliefert. Da manchen ein einziger fahrbarer Untersatz nicht ausreicht, bieten die durch eine Glaswand vom Wohnraum getrennten Sky-Garagen je zwei bis elf Abstellplätze. Und selbstverständlich gibt es für die Autos einen eigenen Concierge, der sich um Wäsche, Wartung und Reifenwechsel kümmert.

1111 Lincoln Road – die Eventlocation

Parkhaus 1111 Miami in der blauen Stunde aufgenommen
Wände werden überschätzt: 1111 Lincoln Road in Miami Beach© Shutterstock/fotomak

Wenn sich die Schweizer Architekturstars Jacques Herzog und Pierre de Meuron mit dem Thema Parken beschäftigen, kann dabei nichts Konventionelles herauskommen. 2010 eröffnete in Miami Beach ein Parkhaus* nach ihren Plänen, in dem die 300 Stellplätze oft eine untergeordnete Rolle spielen. Dann dient es als Eventlocation, bei der die Gäste – von Farbinstallationen in Szene gesetzt – weithin sichtbar sind.

Denn die völlig offene Betonstruktur hat keine Fassade, wirkt so wie ein Kartenhaus, und der Aufgang für Fußgänger in der Gebäudemitte ähnelt dann einer Showtreppe. Da die Geschossflächenzahl begrenzt war, ergaben sich weit überdurchschnittliche Raumhöhen von 6 bis 9 Metern – eine perfekte Bühne: Im Rahmen der Kunstmesse Art Basel Miami Beach 2011 stellte BMW hier Prototypen des i3 und des i8 vor. Laut Jacques Herzog selbst ist 1111 Lincoln Road das bislang radikalste Werk des Architekturbüros.

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