Rodel-Risiko: Warum beim Schlittenunfall schwere Verletzungen drohen

Ein Crash mit Schlitten kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Der ADAC Crashtest im Video ∙ Bild: © ADAC/Sascha Kreklau, Video: © ADAC e.V.

Während beim Ski- und Snowboardfahren ein Helm längst zur Standardausrüstung gehört, rutschen die meisten auf dem Schlitten ohne jeden Schutz ins Tal. Diese Unbeschwertheit ist gefährlich: Das zeigt ein vom ADAC durchgeführter Crashtest.

  • Trügerische Sicherheit: Viele sitzen ohne Helm auf dem Schlitten

  • Gerade bei Kindern kann es zu gefährlichen Kopfverletzungen kommen

  • Ein Helm verringert das Verletzungsrisiko signifikant

Schlittenfahren hat sich zu einer immer beliebteren Winteraktivität entwickelt. Und das nicht zuletzt durch die Pandemie: Weil in vielen Skigebieten der Betrieb eingeschränkt war, stiegen viele auf Kufen um. Leider oft ohne jedes Risikobewusstsein.

Schlittenfahrten bergen Verletzungsrisiko

Ein Schlitten steht für den ADAC Schlittencrashtest in der Skihalle in Bottrop bereit.
Mit der Beliebtheit des Schlittens als Sportgerät steigt auch die Zahl an Unfällen© ADAC/Sascha Kreklau

Die österreichische Unfallstatistik zählte allein im letzten Winter 221 verletzte Personen beim Rodeln, für zwei endete die Fahrt sogar tödlich. Eine Studie* des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) mit der TU Graz machte Kollisionen mit stehenden Objekten, also etwa Bäumen oder Liftpfosten, als eine der häufigsten Unfallursachen aus. Oft traten dabei schwere Kopf- und Nackenverletzungen auf.

Ein ähnliches Bild ergibt sich auch durch eine Auswertung der Einsätze der ADAC Luftrettung: Bei fast der Hälfte der Wintersportunfälle zwischen 2018 und 2021 handelte es sich um einen verunglückten Schlittenfahrer. Im Vergleich zu den Ski- und Snowboardern erleiden sie häufiger Schädel-Hirn-Traumata.

Was macht das Schlittenfahren so gefährlich?

ADAC Schlittencrashtest in der Skihalle in Bottrop
Für den Crashtest wird ein Dummy mit 78 kg Gewicht auf einem handelsüblichen Schlitten positioniert© ADAC/Sascha Kreklau

Warum das so ist, wollten die ADAC Tester mit einem eigens ins Leben gerufenen Crashtest herausfinden: Mit einem speziellen Dummy wurde der Frontalzusammenprall eines Schlittenfahrers mit einer Barriere simuliert, die z.B. zum Schutz vor Bäumen oder als Fahrtwegbegrenzung eingesetzt wird. Ein 78 Kilo schwerer und 1,75 Meter großer Dummy wurde auf einen Schlitten gesetzt und kollidierte mit einer Geschwindigkeit von 25 km/h mit einer Holzwand. Einmal mit und einmal ohne Helm.

Durch die im Dummy verbauten Sensoren war es nach den Zusammenstößen möglich, die Heftigkeit des Aufpralls zu messen und so die Unfallschäden für einen Menschen abzuschätzen. Ein detaillierterer Überblick über den Crashtest findet sich in der Bildergalerie.

Galerie: So lief der Crashtest

Crashtest: Helm verringert Verletzungsrisiko

Das Resultat: Der Kopf ist mit Helm signifikant besser geschützt. Die Kopfbelastung durch den Aufprall reduzierte sich mit Helm um mehr als 70 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit einer schweren Kopfverletzung (z.B. einer Schädelbasisfraktur) sank so von 90 Prozent ohne Helm auf 10 Prozent mit Helm. Grundlage für diese Zahlen ist die sogenannte AIS-Skala, mit der in der Unfallforschung die Schwere von Verletzungen definiert wird. Die Zahlen in der unten stehenden Grafik bezieht sich auf diese Skala.

Allerdings: Selbst bei der eher moderaten Geschwindigkeit von 25 km/h kam es auch mit Helm zu gravierenden Verletzungen. Hände und die Bänder im Kniegelenk wurden in Mitleidenschaft gezogen, genauso wie das Fußgelenk. Auch am Halswirbel und im Nackenbereich kam es zu Schäden.

Ein Helm ist also bei Weitem kein automatischer Rundumschutz, er schützt aber sehr effektiv vor lebensgefährlichen Kopfverletzungen.

ADAC empfiehlt: Helm auf! Auch beim Rodeln

Ein Dummy mit Helm rast auf einem Schlitten gegen eine Wand beim ADAC Schlittencrashtest in der Skihalle in Bottrop
Mit Helm ist die Gefahr schwerer Kopfverletzungen erheblich geringer© ADAC/Sascha Kreklau

Der Crashtest zeigt, dass also dieselbe Vorsicht wie beim Ski- und Snowbaordfahren geboten ist. Auch beim Schlittenfahren sollte unbedingt ein Helm getragen werden. Gerade auch von Kindern: Sie sind besonders gefährdet, da sie bei hohen Geschwindigkeiten schneller die Kontrolle verlieren und schlechter bremsen können. Aber auch Erwachsene sind durch einen Helm beim Rodeln deutlich besser vor im schlimmsten Fall tödlichen Kopfverletzungen geschützt.

Angepasst fahren und sich nicht überschätzen

Folgendes sollte man beim Schlittenfahren zusätzlich verinnerlichen, damit der Rodelspaß zum sicheren Vergnügen wird:

  • Auf dem Schlittenberg gilt dasselbe wie auf dem Gletscher in 3000 Metern Höhe: Rücksicht auf andere und eine den eigenen Fähigkeiten angepasste Fahrweise sind die Grundbedingung für sicheren Wintersport. Ob auf Skiern, dem Snowboard oder einem Schlitten.

  • Sicherheitsvorkehrungen sind auch deshalb ratsam, weil viele Rodelhänge – gerade die vermeintlich harmlosen in der Nachbarschaft – oft nicht gesichert sind. Und so viele potenzielle Crash-Objekte vom Verkehrsschild bis zum Baum neben oder am Ende der Strecke drohen.

  • Selbst professionell angelegte Rodelanlagen unterliegen keinen gesonderten gesetzlichen Regularien. Hier ruft der ADAC Rodelbahnbetreiber auf, Gefahrenquellen neben und auf der Strecke bestmöglich zu entfernen.

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Technische Beratung: Isabella Ostermaier, ADAC Technik Zentrum