Barrierefreier Tourismus in Deutschland

Frau im Rollstuhl auf einem geteerten Weg in einem Park
Verlässliche Informationen bei der Planung helfen, barrierefreie Unternehmungen zu verwirklichen© iStock.com/nortonrsx

Menschen mit Behinderungen, Senioren und Familien mit kleinen Kindern müssen bei der Planung einer Reise wissen, ob die Gegebenheiten am Zielort ihren Bedürfnissen entsprechen und für sie komfortabel sind.

  • Verlässliche Informationen mit dem Projekt "Reisen für Alle"

  • Spannende, barrierefreie Reiseziele

  • Tipps zum Reiserecht

Barrierefreie Angebote finden mit "Reisen für Alle"

Wo gibt es Wanderwege, die mit Rollstuhl und Kinderwagen befahrbar sind? In welchen Hotels sind Blindenhunde willkommen? Und welche Museen bieten Führungen für gehörlose Menschen an? Um derartige Fragen zu beantworten, wurde das Projekt "Reisen für Alle"* ins Leben gerufen, eine vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte Initiative des Deutschen Seminars für Tourismus (DSFT) Berlin e.V.

Unterschiedlichste touristische Angebote (wie z.B. Hotels, Campingplätze, Gastronomiebetriebe, Geschäfte, Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungsorte) werden nach umfangreichen, deutschlandweit einheitlichen Kriterien erfasst, bewertet und zertifiziert. Die Ergebnisse sind in einer Datenbank abrufbar, unterteilt nach Kategorie, Bundesland und Reiseregion. So können Reisende das touristische Angebot im Vorfeld auf persönliche Nutz- und Erlebbarkeit prüfen.

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Spannende barrierefreie Urlaubsziele

Manche Regionen und Städte in Deutschland haben ganz besonders vielfältige Angebote für Menschen, die mit einem Handicap unterwegs sind. Dort ist man sich bewusst, dass zu einem gelungenen Urlaub nicht nur Unterkunft und Verpflegung sondern auch schöne und besondere Erlebnisse gehören. Diese Städte und Regionen werden Ihnen hier in den nächsten Monaten vorgestellt.

Die schönsten Thermen und Bäder für den Winter

Eine Auszeit vom Alltag, das wünscht sich jeder von Zeit zu Zeit. Im Winter locken Thermen und Bäder mit viel Wärme zur Entspannung für Körper, Geist und Seele.
Einige Einrichtungen überraschen dabei mit besonderer Kreativität für Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind.

Ostfriesland: Erholung im Meeresambiente auf Spiekeroog

Ein Gefühl von Ankommen und Loslassen erwartet Besucher im Nordseeheilbad Spiekeroog, besonders während der Wintermonate. Gäste und Einheimische kommen hier bei ostfriesischem Tee zusammen oder genießen bei entspannten Spaziergängen durch die malerischen Dünenlandschaften die erfrischende Meeresbrise. Eine herausragende Adresse auf der Insel ist das Meerestied, welches in diesem Jahr das Thalasso Gesundheitszentrum eröffnet hat.
Das Wohlbefinden erstreckt sich hier über vielfältige Angebote, angefangen beim Baden im heilsamen Nordseewasser über das Saunieren mit Blick auf die Dünen bis hin zu Thalasso-Anwendungen mit Schlick aus dem Wattenmeer. Das Bad und der Spa des Meerestied sind mit dem Zertifikat "Reisen für Alle" ausgezeichnet. Dies bedeutet, dass Einrichtungen wie Rollstühle, großzügige Umkleiden und barrierefreie Duschen vorhanden sind. Ein erhöhter Beckenrand in Sitzhöhe ermöglicht es auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, bequem ins Wasser zu gelangen. Hier können Sie barrierefreie Unterkünfte in Ostfriesland, aber auch kulinarische Highlights, Führungen und Kultureinrichtungen einfach finden.

Eine Frau geniesst die Wellnessanwendung im Nordseebad Spiekeroog
Wellness auf Spiekeroog© Nordseebad Spiekeroog GmbH/Dietmar Denger

Eifel: Erholung in der Vulkaneifel Therme Bad Bertrich

Die Heilkraft der Natur steht im Fokus der Vulkaneifel Therme in Bad Bertrich, die ebenfalls das Zertifikat "Reisen für Alle" erhalten hat. Aus einer Tiefe von 2000 Metern steigt kostbare Natursole aus einer vulkanischen Bruchspalte auf: das Glaubersalzwasser, benannt nach dem Chemiker und Apotheker Johann Rudolph Glauber. Bereits die Römer entdeckten diese Quelle und nutzten sie in ihren Badehäusern. Heute sprudelt das 32 Grad Celsius warme Wasser, reich an Mineralien und Spurenelementen, in den Becken der Therme. Menschen mit entzündlich-rheumatischen oder degenerativen Erkrankungen erfahren oft eine spürbare Linderung ihrer Beschwerden.
Für Gäste mit Mobilitätseinschränkungen steht ein Lift zum bequemen Einstieg ins Wasser bereit, und spezielle Rollstühle ermöglichen einen barrierefreien Zugang zur Sauna.

Paar in der Vulkaneifel Therme Bad Bertrich
Genießen in der Eifel.© Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH/Florian Trykowski (CC BY 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0)

Südliche Weinstraße: Entspannen in der Südpfalz Therme Bad Bergzabern

In der Südpfalz Therme in Bad Bergzabern kann man sich im heilsamen Wasser der Petronella Quelle treiben lassen und dabei den Blick auf die Spiegeldecke genießen. Abends tauchen Unterwasserscheinwerfer die Becken in stimmungsvolles Licht. Flache Treppenstufen mit Handlauf und ein Personenlift erleichtern Menschen mit Mobilitätseinschränkungen den Zugang zu den Becken.

Die Salzgrotte des Hauses verspricht eine Wohltat für Haut und Atemwege, vergleichbar mit einem Tag am Meer. Bereits 45 Minuten in der mineralienreichen Luft der künstlichen Höhle genügen. Rollstuhlfahrer gelangen über eine Rampe und eine Matte bequem in den gedämpft beleuchteten Raum, dessen Boden und Wände mit Salz aus dem Toten Meer bedeckt sind. Auch der Besuch der Saunalandschaft, die ungewöhnliche Erlebnisse wie die Wiesen- oder Rieslingsauna bietet, ist für Rollstuhlfahrer möglich. Hierfür stehen ebenfalls spezielle Rollstühle zur Verfügung. Die Südpfalz Therme ist aufgrund ihres umfangreichen barrierefreien Angebots mit dem Zertifikat "Reisen für Alle" ausgezeichnet.

Das Außenbecken in verschneiter Umgebung, in der Suedpfalz Therme im Winter
Thermengenuss auf der südlichen Weinstraße.© Staatsbad Bad Bergzabern/Südliche Weinstrasse e.V.

Sächsische Schweiz: Farbenfrohes Badeerlebnis im Geibeltbad Pirna

Das Geibeltbad in Pirna, nahe Dresden in der Sächsischen Schweiz, setzt auf die belebende Kraft von Farben: Jeden Abend entfachen LED-Strahler in den Becken ein faszinierendes Farbenspiel. Tagsüber durchflutet das Licht der tiefstehenden Wintersonne über ein Glasdach und verglaste Außenwände die Wellnesslandschaft. Innen- und Außenbecken bieten mit Massagedüsen, Sprudelliegen und Nackenduschen optimale Entspannung. Zur Förderung des Kreislaufs stehen sowohl ein auf 33 Grad Celsius beheiztes Warmbecken als auch ein erfrischendes Kaltbecken mit 15 Grad Celsius zur Verfügung. Ein Beckenlift erleichtert Menschen mit Mobilitätseinschränkungen den Einstieg ins Wasser.

Die bunten Becken im farbenfroh gestaltete Geibeltbad in Pirna
Geibeltbad in der Saechsische Schweiz© Stadtwerke Pirna

Ruppiner Seenland: Schwimmen in Hennigsdorf

Inmitten des wasserreichen Ruppiner Seenlandes, im Norden Brandenburgs, laden gleich zwei neugestaltete Wellnesslandschaften zur Auszeit ein. Im Sommer eröffnete das Stadtbad Hennigsdorf, nördlich von Berlin. Konsequent nach dem Zwei-Sinne-Prinzip erbaut, finden sich auch Besucher mit Einschränkungen der Sinneswahrnehmung hier gut zurecht. Mindestens zwei der drei Sinne Hören, Sehen und Tasten werden für die sichere Bewegung durchs Bad angesprochen. Menschen mit Sehbehinderung können sich außerdem mit Hilfe eines markanten Hell- und Dunkel-Beleuchtungswechsels zwischen Umkleiden, Duschen, Becken und Sauna leichter orientieren. Gäste mit Mobilitätseinschränkungen profitieren vor allem von breiten und flachen Stufen ins Wasser sowie einem Rollator-Wechselplatz am Beckenrand.

Abendliche Beleuchtung der Becken im Schwimmbad in Henningsdorf
Genießen im Ruppiner Seenland© Stadtbad Hennigsdorf/Matthias Baumbach

Detaillierte Informationen zur Barrierefreiheit einzelner Angebote finden Sie bei Reisen für Alle*.

Informationspflicht der Reisevermittler und Reiseveranstalter

Seit dem 1.7.2018 müssen die vorvertraglichen Informationen der Reisevermittler und Reiseveranstalter ausdrücklich Hinweise enthalten, ob die jeweilige Reise auch für Reisende mit eingeschränkter Mobilität geeignet ist. Daher muss jede Reiseausschreibung (z.B. in Prospekt oder Katalog) darüber informieren, ob die Reise z.B. für Rollstuhlfahrer, Gehörlose oder Blinde geeignet ist.

Falls der Veranstalter pauschal darauf hinweist, dass eine Reise für Menschen mit eingeschränkter Mobilität nicht geeignet ist und Sie sich dennoch für diese konkrete Reise interessieren, sollten Sie schriftlich beim Veranstalter nachfragen, ob sie vielleicht doch für Sie geeignet ist. Denn letztendlich kommt es immer auf die konkrete Beeinträchtigung des Reisenden an. Sollte der Reiseveranstalter bestätigen, dass eine Reise für Ihre konkrete Beeinträchtigung geeignet ist, sollten Sie diese Zusage schriftlich im Reisevertrag festhalten.

Mehr zum Pauschalreiserecht lesen Sie hier.

Reiserechte von Personen mit Behinderung

Reisebuchung

Reiseveranstalter und Verkehrsunternehmen dürfen eine Buchung und Beförderung nicht wegen einer Behinderung oder des Alters ablehnen. Von diesem Grundsatz gibt es eng begrenzte Ausnahmen (z.B. entgegenstehende Sicherheitsbestimmungen bei einer Airline oder technische Hindernisse).

Erleichterungen auf Reisen

Personen mit Behinderung oder mit eingeschränkter Mobilität haben in der EU bei der Buchung von Reisen und der Beförderung mit Flugzeug, Bahn, Bus oder Schiff besondere Rechte:

  • Kostenlose Betreuung bzw. Hilfe beim Ein-, Aus- und Umsteigen an Flughäfen, Bahnhöfen, Busbahnhöfen und Häfen (Anmeldung des Hilfsbedarfs und rechtzeitige Anwesenheit vor Ort vorausgesetzt). Erkundigen Sie sich bei Ihrem Beförderer nach den Einzelheiten.

  • Teilweise kostenlose Mitnahme einer Begleitperson. Fragen Sie bei Ihrem Beförderer konkret nach.

Aktuelle Umfrage zu Bedarfen bei Reisebuchung und Unterkunft

Ein Forschungsteam der Internationalen Universität (UI) in Leipzig möchte in Kooperation mit dem Deutschen Seminar für Tourismus Berlin e.V. (dem Träger des bundesweiten Systems für Barrierefreien Tourismus „Reisen für Alle“ von Betroffenen erfahren, welche Aspekte für Menschen mit Behinderung(en) bei der Reisebuchung und in der Unterkunft besonders wichtig sind. Dazu wurde eine Umfrage gestartet und wir bitten Betroffene, daran teilzunehmen und ein paar Minuten für die Beantwortung zu investieren. Es gibt keine richtige oder falsche Antwort, bitte antworten Sie gern direkt „aus dem Bauch heraus“: Hier geht´s zur Umfrage*.

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