Corona: Taxi fahren - aber sicher!
In Corona-Zeiten ist der Infektionsschutz auch bei Taxifahrten oberstes Gebot. Und Deutschlands Taxiunternehmen rüsten auf. Auf Kosten der Insassensicherheit?
Ende April 2020 waren deutschlandweit bereits mehr als 3000 Taxis mit einem eingebauten Trennschutz ausgestattet. Dieser soll eine mögliche Übertragung von Sars-CoV-2 zwischen Fahrgast und Fahrer verhindern. Gerade für Menschen mit chronischen Erkrankungen oder körperlichen Einschränkungen ist die Taxifahrt zur Behandlung oftmals alternativlos. Eine Abtrennung zwischen Fond und Fahrerbereich ist aus medizinischer Sicht also durchaus sinnvoll. Doch was ist mit dem Insassenschutz?
Fahrzeuge sind typgenehmigt – jedes Teil am oder im Fahrzeug muss Anforderungen erfüllen. Ganz besonders im Fokus stehen dabei Inssassen- und Brandschutz sowie die sichere Rundumsicht für den Fahrer. Die ADAC Sicherheitsexperten haben verschiedene Trennschutz-Systeme hinsichtlich Unfall- und Verkehrssicherheit betrachtet, denn innerhalb kurzer Zeit kamen zahlreiche Produkte auf den Markt, die bereits im täglichen Einsatz sind – ohne die sonst üblichen Prüfprozesse.
Diese Kriterien sollte eine Innenraum-Abtrennung erfüllen
Infektionsschutz
Schutz gegen Tröpfcheninfektion (Husten, Niesen, Sprechen)
Schutz gegen direkte Berührungen von Gegenständen im Fahrerbereich durch den Fahrgast
Leichtes Desinfizieren der Abtrennung
Sicht und Licht
Keine unzulässige Sichteinschränkung für den Fahrer
Fahrgast wünscht Aussicht, Sichtkontakt zu Umgebung, Straßenverkehr und Fahrer
Keine störenden Lichtreflexe und Spiegelungen
Verkehrssicherheit und Unfallschutz
Festeinbauten sind zulassungspflichtig, die Betriebserlaubnis kann erlöschen.
Nicht fest verbaute Abtrennungen gelten als Ladung, dürfen aber weder Fahrzeuginsassen noch andere Verkehrsteilnehmer gefährden und müssen entsprechend gesichert werden.
Die Sicherheitseinrichtungen des Fahrzeugs dürfen nicht behindert werden, insbesondere die Seiten- und Kopfairbags.
Die Abtrennung darf keine scharfen Kanten aufweisen. Bruchkanten/-stellen dürfen keine Verletzungsgefahr darstellen.
Das Material muss schwer entflammbar sein.
Probleme mit Innenraum-Abtrennungen
Einige der auf dem Markt erhältlichen Innenraum-Abtrennungen erfüllen die genannten Anforderungen nicht oder nur teilweise. So splittern Abtrennung aus Acrylglas leicht, Kopfairbags können sich nicht frei entfalten, weil Abtrennung oder Halterungen im Weg sind. Seitlich nach vorne gebogene Kunststoffscheiben behindern die Seitenairbages. Einige Abtrennungen bzw. das dazugehörige Befestigungsmaterial sind leicht entzündlich.
Das empfehlen die ADAC Sicherheitsexperten
Für Innenraum-Abdeckungen sollte auf jeden Fall bruchfestes Material (z.B. Polycarbonat, wie bei Baufahrzeugscheiben) verwendet werden oder die Abtrennung nicht aus einer Kunststoffscheibe, sondern aus einer Kunststofffolie bestehen. Das verwendete Material sollte schwer entflammbar sein. Beim Einbau darf auf keinen Fall die Funktion der Airbags oder anderer Sicherheitsvorkehrungen eingeschränkt werden. Zur Befestigung sollten keine Gummispanner, sondern Seile und Gurte verwendet werden – die Abtrennung darf sich auch bei einem Crash nicht lösen.
Wenn diese Empfehlungen umgesetzt werden, hebeln sich Infektionsschutz und Unfall- und Verkehrssicherheit nicht aus. Die Sicherheit für Fahrer und Fahrgast ist gewährleistet.
7 Tipps für Taxifahrten in Corona-Zeiten
Dr. Klaus-Ludwig Schäfer vom ADAC Ambulanz-Service gibt Tipps, wie sich das Risiko einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 bei Fahrten mit dem Taxi minimieren lässt.
Offenheit: Schon bei der Taxibestellung sollten Sie Ihr Anliegen kundtun: Erläutern Sie, dass Sie ausschließlich etwa wegen hohen Blutdrucks zum Arzt müssen, aber kein Fieber haben und keinerlei Verdacht auf eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus besteht.
Handhygiene: Waschen Sie sich vor der Fahrt gründlich die Hände.
Abstand halten: Steigen Sie hinten rechts in das Taxi ein, um möglichst weit vom Fahrer entfernt zu sitzen.
Zusätzlicher Schutz: Wenn vorhanden, tragen Sie während der Fahrt eine Atemmaske. Sie können ruhig auch den Fahrer freundlich fragen, ob er eine Atemmaske für sich hat.
Schweigen: Auf angeregte Unterhaltungen sollten Sie in diesen Zeiten verzichten, schweigen Sie möglichst – zum Schutz beider Seiten.
Bargeldlos bezahlen: Bargeld wechselt häufig den Besitzer. In Zeiten der Corona-Pandemie ist daher das Bezahlen via EC- oder Kreditkarte ratsam. Sollte dies nicht möglich sein, geben Sie eher ein etwas höheres Trinkgeld, als dass Sie Münzen annehmen.
Handhygiene: Waschen Sie sich zum nächstmöglichen Zeitpunkt nach der Fahrt gründlich die Hände.
Deutschland solidarisiert sich
In der Krise bieten immer mehr Menschen anderen Personen Unterstützung an - in der Nachbarschaft, auf Internet-Plattformen und in sozialen Medien. Hier erfahren Sie, wo auch Sie Hilfe suchen und finden können.
Text: Kati Thielitz und Jörg Peter Urbach