Adieu, Kleingeld: Diese Stärken und Schwächen haben Parkapps

Anzeige der PArkdauer in der EasyPark App
Minutengenaue Abrechnung: Parkapps versprechen komfortableres Bezahlen. Doch von ihnen gibt es eine Menge© imago images/localpic

Defekte Parkautomaten oder 10 Cent zu wenig in der Tasche: Fürs Parken zu bezahlen kann umständlich sein. Schaffen Parkapps die gewünschte praktische Abhilfe? Der ADAC hat die Antworten.

  • Praktisch: Minutengenaue Abrechnung auf dem Handy

  • Anbietervielfalt: Je nach Ort braucht man unterschiedliche Apps

  • Servicegebühren erhöhen häufig die Kosten

Loriot-Fans wissen, welches Ungemach am Parkautomaten droht. "Wenn die rote Kontrollscheibe im Sichtfenster sichtbar wird, ist die Parkzeit um mindestens zehn Minuten überschritten." Und das ist schnell passiert, denn schließlich kann es beim Einkaufen leicht einmal länger dauern, oder man kann sich beim Abendessen verquatschen.

Und seit Loriots Parkuhren-Sketch 1978 ausgestrahlt wurde, hat sich an der grundlegenden Situation wenig geändert. Immer noch kramt man vor Parkautomaten bisweilen nach Kleingeld. Doch Parkapps versprechen Besserung: Was können sie? Welche Anbieter gibt es? Und was unterscheidet sie?

Parkapps: Smarte Parkuhr auf dem Handy

Hinweis zu PaybyPhone auf einem Parkplatz
An immer mehr Parkplätzen sind Handy-Alternativen für den Parkautomaten verfügbar© imago images/Jürgen Ritter

Es gibt zwar eine Menge Anbieter auf dem Markt, doch das Prinzip ist allen Parkapps gemein: Man lädt die entsprechende App aufs Smartphone und registriert sich mit seinen Zahlungsdaten und dem Nummernschild des Autos. In der App lassen sich die Parkplätze und -zonen anwählen, die geparkte Zeit wird ab dann gemessen und am Ende in der App abgerechnet.

Die Vorteile dieser Art des Bezahlens: Umständliche Parkautomat- und Kleingeldsuche kann man von nun an getrost sein lassen. Zudem spart die minutengenaue Abrechnung der Apps Geld, denn die vorgegebenen Zeitfenster der Parkautomaten entfallen. Entschließt man sich, das Auto noch etwas länger stehen zu lassen, kann man die benötigte Parkzeit in der App bequem von überall nachbezahlen. Eine Push-Mitteilung warnt außerdem, wann die Parkzeit überschritten ist.

Unter Umständen kommen sogar noch mehr Vorteile dazu: Ist ein Parkhaus mit Kameras ausgestattet, wird an der Ein- und Auslassschranke das Nummernschild automatisch erkannt. Vor dem Ausfahren spart man sich also den Gang zum Kassenautomaten, die geparkte Zeit wird automatisch abgerechnet. In einigen Modellen von BMW, Mercedes und Renault ist die App zudem in die Bordsteuerung des Autos integriert, das Handy kann also in der Tasche bleiben.

Die einzigen Nachteile der Parkapps: Alle Anbieter bis auf einen verlangen für ihre Dienste eine Servicegebühr, bis zu 25 Prozent des Parkpreises kann das kosten. Zudem führt ein ungenaues GPS oft dazu, dass nicht der richtige Parkbereich ausgewählt wird.

Anbietervielfalt und regionaler Wirrwarr

Info zum Handyparken auf einem Parkscheinautomaten
Kein seltenes Bild: Unter all den Parkapps kann man leicht den Überblick verlieren. Und Kleingeld möglicherweise doch praktischer finden© imago images/Funke Foto Services

Leider ist es mit nur einer Parkapp auf dem Handy auch nicht getan: Es gibt nämlich keine App, mit der man zuverlässig in ganz Deutschland parken kann. Denn jede Stadt oder Kommune hat ihre eigenen Regeln und die Lizenz für Parkgebühren an unterschiedliche Anbieter vergeben.

In Dachau in Oberbayern kann man etwa problemlos mit PayByPhone oder Parkster bezahlen, im niedersächsischen Duderstadt geht das nicht. Dafür hilft einem hier die App Yellowbrick weiter, die einem wiederum in Dachau nichts bringt.

Und so kann es leicht passieren, dass man nach ein paar Städtereisen mit dem Auto plötzlich vier verschiedene Apps auf dem Homescreen gesammelt hat. Die Stadt München hat sogar ihre eigene Parkapp, HandyParken München, die nur in der Landeshauptstadt funktioniert. Und schnell sieht das Konzept Parkapp gar nicht mehr so praktisch aus.

Vergleich: Wer verlangt die höchsten Gebühren?

Auch über die Abdeckung hinaus gibt es Unterschiede zwischen den Parkapps. Dies betrifft vor allem die Höhe der fälligen Servicegebühren, aber auch verfügbare Funktionen. Die wichtigsten Anbieter und ihre nennenswertesten Unterschiede sind in der folgenden Tabelle aufgelistet:

Anbieter

Funktion

Gebühren

Easypark

  • Apple CarPlay und Android Auto
  • Teil der Software bei Polestar, Volvo und Renault
  • Verfügbar auch in Österreich, Frankreich und 18 anderen EU-Ländern
  • Kameraparken möglich

Pauschal (10 – 49 Cent) oder prozentual (5 – 15 Prozent, mindestens 20 – 49 Cent)

PayByPhone

  • "Brötchentaste": Kostenlose oder vergünstigte spontane Verlängerung der Parkzeit.
  • Verfügbar u.a. auch in Belgien, Großbritannien, Kanada, USA

Entweder prozentual (0 – 25 Prozent) oder pauschal (49 Cent)

Parkster

  • Gegen eine monatliche Gebühr: Unternehmens- oder Familienzugänge mit erweiterten Abrechnungsmöglichkeiten
  • Verfügbar auch in Österreich
  • Kameraparken (an wenigen Standorten) möglich

Keine

Yellowbrick

  • Verfügbar auch in den Niederlanden und Belgien

Prozentual (5 Prozent, mindestens 10 Cent)

Mobilet

  • Zusatzfeatures in der App (Ladesäulen-Finder, Kurtaxe-Bezahlung, ÖPNV-Tickets)
  • Nur in Deutschland und Polen

Keine oder pauschal 10 Cent

Parco

  • Ladesäulen-Finder, Suche von Parkplätzen inkl. Navigation
  • Nur in Deutschland

15 Cent plus 5 Prozent der Gebühr

Auswahl führender Parkapps (Stand: September 2023)

Generell lässt sich sagen, dass man mit EasyPark wohl die meisten Parkgebiete abdecken kann. Viele Anbieter haben sich auf der Plattform Smartparking zusammengeschlossen, auf der Website kann man nachlesen, welche der Partner wo verfügbar sind. Das deckt nicht alle möglichen Alternativen ab, ist aber dennoch ein wertvoller Überblick.

Ein endgültiges Urteil ist wegen der großen regionalen Unterschiede schwierig. Ausnahmen wie in München, wo nur ein Anbieter verfügbar ist, könnten dazu führen, dass man am Ende – trotz smarter Alternativen – wieder beim Kleingeld landet.

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Parkautomat kaputt? Streikende Parkapp?

Ist ein Parkautomat defekt, muss man die eigene Parkdauer mit einer Parkscheibe nachweisen. Es gilt trotzdem die zulässige Höchstparkdauer. Allerdings ist man verpflichtet, in einem Radius von mindestens 150 Metern einen anderen funktionstüchtigen Automaten zu suchen.

Streikt die Parkapp, sollte man auf klassische Systeme mit Parkscheibe und -automat zurückgreifen können. Für den Notfall ist es ratsam, noch Kleingeld dabeizuhaben. Sonst muss man das Auto doch umparken. Beim Parken auf privaten Flächen schreiben manche AGBs des Parkplatz- oder Parkhausbetreibenden vor, wie man sich bei Defekten verhalten muss. Weitere Antworten gibt es auch im Video des ADAC.

Beratung und Recherche: Manuel Griesmann/Technikzentrum Landsberg