Warum spenden in Deutschland immer weniger Menschen Blut? Und was könnte den Negativ-Trend aufhalten? Das wollte der ADAC mit einer großen Umfrage herausfinden. Generationenlücke: Zu wenig junge Spenderinnen und Spender Bereitschaft ist hoch, aber viele sind unschlüssig Verpflegung vor Ort und digitaler Zugang erwünscht Treffen kann es jeden: Rund 70 Prozent der Menschen benötigen einmal im Leben Spenderblut oder damit hergestellte Arzneimittel – ob nach einem Unfall, zur Behandlung einer Erkrankung oder aufgrund von Komplikationen während einer Geburt. Die Anzahl an Blutspendern und damit auch die verfügbaren Blutkonserven sinken jedoch seit Jahren. Besonders in Ferienzeiten kommt es zu Engpässen, die für die medizinische Versorgung kritisch werden können. Wie kann man entgegenwirken? Der ADAC befragte 2053 Menschen ab 18 Jahren nach ihren Erfahrungen zur Blutspende. Unter den Teilnehmenden waren sowohl Nicht-Spender wie auch Spender. Fast die Hälfte hat schon mal Die positiven Erkenntnisse gleich vorweg: Rund 80 Prozent der Befragten halten Blutspenden für sinnvoll und notwendig, drei Viertel verbinden damit ein gutes Gefühl. Etwas weniger als die Hälfte (43 Prozent) hat selbst schon mal gespendet. Zwei Drittel sind grundsätzlich bereit, zur Blutspende zu gehen. Und fast jeder Dritte hegt ein schlechtes Gewissen, weil er oder sie nicht oder nur selten Blut spendet. Der Großteil (72 Prozent) erwartet eine stärkere Förderung des Blutspendens durch die Politik. Junge Blutspender gesucht Insbesondere jüngere Menschen (bis 49 Jahre) sind motiviert, zur Blutspende zu gehen. Ein erfreuliches Ergebnis, denn immer mehr Spenderinnen und Spender der Generation Babyboomer scheiden aus, beispielsweise aufgrund von Erkrankungen. Dennoch ist der Anteil aktiver Blutspender unter den Jüngeren vergleichsweise niedrig. Besonders in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen (34 Prozent). Die meisten Blutspender (50 Prozent der Befragten) findet man unter den 40- bis 49-Jährigen. Auch bei Menschen ab 60 und sogar über 70 Jahren liegt der Spenderanteil mit 45 Prozent höher. Viele sind verunsichert Vor allem junge Menschen sowie diejenigen, die noch nie Blut gespendet haben, sind verunsichert und fühlen sich beim Gedanken ans Blutspenden unwohl. Über alle Altersgruppen hinweg haben 23 Prozent sogar Angst davor. Besonders hoch (37 Prozent) ist dieser Anteil unter den 18- bis 29-Jährigen. 17 Prozent der befragten Nicht-Spender befürchten, dass ihnen während oder nach der Blutspende unwohl wird oder sie ohnmächtig werden. Zwölf Prozent haben Angst vor Schmerzen. Tatsächlich geben die meisten aktiven Blutspender in der ADAC Umfrage an, dass sie sich nach dem Eingriff mental (87 Prozent) und körperlich (82 Prozent) gut gefühlt haben. 57 Prozent von denjenigen, die noch nie Blut gespendet haben, glauben, dass sie wegen der Einnahme von Medikamenten (24 Prozent) oder aufgrund chronischer Erkrankungen (23 Prozent) nicht dürfen. Allerdings hat lediglich jeder Dritte, der diese Hinderungsgründe angibt, das konkret mit einem Arzt besprochen. Spender wollen anderen helfen Stärkste Motivation für aktive Spender (64 Prozent) ist das Bewusstsein dafür, dass man selbst einmal auf fremdes Blut angewiesen sein könnte. Weitere Gründe sind für viele, anderen in Notsituationen zu helfen (57 Prozent) und einen eigenen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander zu leisten (52 Prozent). Die Mehrzahl ist damit einverstanden, dass die Blutspende auch zu medizinischen Forschungszwecken bei der Entwicklung von Therapien und Medikamenten eingesetzt wird. 39 Prozent der Blutspender wissen um die begrenzte Haltbarkeit von Blutkonserven und spenden deshalb regelmäßig. Eine Aufwandsentschädigung in Form von Geld, Verpflegung oder anderen Zuwendungen ist für 21 Prozent der befragten Blutspender relevant. Für jeden Zehnten ist sie der Hauptgrund für den Gang zur Blutspende. Verpflegung und Geld als Anreize Um die Spendebereitschaft zu steigern, befürworten viele unterschiedliche Formen der Wertschätzung. Besonders attraktiv ist eine Verpflegung vor Ort, gefolgt von einer Geld- bzw. Aufwandsentschädigung. Viele würden sich auch über eine Benachrichtigung freuen, wenn das eigene Blut zum Einsatz kommt oder sogar ein Leben damit gerettet werden konnte. Digitaler Zugang entscheidend In einem Punkt ist sich der Großteil der Umfrageteilnehmer einig: Ein digitaler Zugang kann Hemmschwellen senken. Besonders wichtig ist den Befragten, online nach Terminen und Örtlichkeiten zu suchen sowie einen Überblick über die eigene Blutspendehistorie zu erhalten. Viele der bereits vorhandenen Möglichkeiten sind jedoch noch nicht bekannt. Insbesondere die jüngere Zielgruppe der 18- bis 29-Jährigen zeigt sich offen für den digitalen Spenderausweis. Rund ein Drittel der Befragten aus dieser Altersgruppe besitzt ihn bereits. Aufklärung steigert Bereitschaft Die ADAC Umfrage zeigt, dass über alle Alters- und Zielgruppen hinweg Aufklärungsbedarf besteht. Vor allem unter denjenigen, die bisher noch nie Blut gespendet haben. Die Ergebnisse bestätigen, dass Kampagnen wirken: 13 Prozent gaben an, dass sie nach einem konkreten Aufruf zum Blutspenden gegangen sind. Bei den Erstspendern lag die Quote mit 48 Prozent besonders hoch. Immerhin jeder Fünfte hat sich danach zumindest informiert. Das Potential ist da, die Spenderquote zu steigern. Vor allem bei jüngeren Menschen. Entscheidend dafür ist, dass mögliche Spenderinnen und Spender über Rahmenbedingungen und Möglichkeiten gezielt informiert werden. Mehr Aufklärung schafft ein gesteigertes Bewusstsein für die Bedeutung von Blutspenden. Eine zusätzliche Bewerbung durch Gesundheitsorganisationen, Krankenkassen und Ärzteschaft kann dabei positive Effekte werfen. Informationen zu den Konsequenzen, die ein Mangel an Blutkonserven nach sich zieht, sowie zu Einsatzgebieten und eingeschränkter Haltbarkeit sollten dabei im Vordergrund stehen. Blutspendedienste können mit zielgerichteter Kommunikation und entsprechenden Anreizen Aufmerksamkeit schaffen. Informationen zum Ablauf einer Blutspende können Ängsten und Zweifeln entgegenwirken, insbesondere bei Jüngeren und Erstspendern. Mehr Infos zur Umfrage Im Juni 2025 befragte der ADAC 2053 Personen zum Thema Blutspenden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden aus der Gesamtbevölkerung ab 18 Jahren nach repräsentativen Gesichtspunkten ausgewählt. Der deutschlandweiten Umfrage ging eine Analyse zum Status quo des Blutspendens in Deutschland voraus. Im Fokus standen dabei sowohl Herausforderungen sowie aktuelle Trends und Strategien in diesem Feld. Neben der medizinischen Versorgung im Notfall sowie auf Reisen ist dem ADAC die Förderung sowie Aufrechterhaltung der Gesundheit seiner Mitglieder ein großes Anliegen. Die Durchführung der Umfrage setzte der ADAC gemeinsam mit einem renommierten Marktforschungsunternehmen um.