Versuch zeigt: Keine größere Gefahr bei Brand von E-Autos im Tunnel als bei herkömmlichen Fahrzeugen

Im Versuchslabor brennte die Batterie eines Elektroautos
Ein aktueller Versuch zeigte: Viel Ruß entsteht, aber keine größere Gefahr, wenn eine E-Auto-Batterie im Tunnel Feuer fängt© dpa/Empa

Schweizer Forscher haben das mögliche Brandverhalten eines Elektrofahrzeugs im Tunnel oder einer Tiefgarage untersucht. Die Ergebnisse sind bemerkenswert.

  • Keine größere Gefahr als beim Brand herkömmlicher Fahrzeuge

  • Austreten der toxischen Flusssäure unterhalb des kritischen Bereichs

  • Bestehende Ausrüstung und Löschmethoden der Feuerwehr ausreichend

Die Schweizer Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) hat bei Brandversuchen analysiert, was passiert, wenn eine Elektroautobatterie Feuer fängt. Ziel des Versuches war es, die Auswirkungen auf die Infrastruktur zu untersuchen. Dazu wurden in drei Szenarien 4-kWh-Batteriemodule in einem Versuchsstollen in Brand gesetzt.

Die Experten sind sich einig: Die Gefahr, die von Elektroautos im Falle eines Brands in einem Tunnel oder Tiefgarage ausgeht, ist nicht höher als bei herkömmlichen Verbrennungsmotoren.

"Eine Tunnellüftung, die auf aktuellem Stand der Technik ist, kommt nicht nur mit brennenden Benzinautos, sondern auch mit Elektroautos zurecht", urteilte die Empa. Auch die mit dem Brand herkömmlicher Autos vertrauten Feuerwehren können mit dem Schaden umgehen und die Tunnel- oder Tiefgaragenwände und -leitungen würden nicht zusätzlich gefährdet.

Ruß und Dreck, aber keine gefährliche Konzentration von Säure

Das Experiment der Schweizer hat zudem gezeigt, dass die Konzentration der hochtoxischen Flusssäure, die aus einer brennenden Lithium-Ionen-Batterie austreten kann, bei allen Empa-Versuchen unter dem kritischen Bereich lag.

Der beim Brand einer Traktionsbatterie auftretende Ruß und Dreck ist hingegen im Vergleich zu einem normalen Fahrzeugbrand deutlich toxischer. Die anschließende Säuberung beispielsweise des Bodens oder der Tunnelwände sollte wie bei jedem Fahrzeugbrand unbedingt von professionellen Brandsanierern durchgeführt werden.

E-Auto-Brand: Das bedeutet er für die Feuerwehr

"E-Autos brennen zwar anders, aber für den Ausgang ist es nicht entscheidend, ob eine Hochleistungsbatterie oder 80 Liter Treibstoff an Bord sind," so der Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbands Karl-Heinz Knorr.

Entscheidend bei einem Brand sei die eigentliche Brandlast des Fahrzeugs. So sei in modernen Autos viel mehr Kunststoff verbaut als früher. Deshalb liege die Brandlast heutzutage zwei- bis dreimal so hoch wie früher. Dabei gebe es aber keine großen Unterschiede zwischen einem Elektroauto und einem konventionellem Fahrzeug.

Feuerwehren werden kontinuierlich geschult. Die heutigen Sicherheitsausrüstungen, Löschmittel und Einsatztaktiken der Feuerwehr sind für diese Brände geeignet, sofern sie dem aktuellen Stand entsprechen.

Wichtig zu wissen:

Das Risiko eines Brandes eines E-Autos ist gering, da aktuelle Elektroautos bei einem Unfall genauso sicher sind wie herkömmliche Autos. Zudem wird das Hochvoltsystem durch die Crashsensorik bei einem Unfall sofort abgeschaltet.

Hier lesen Sie, wie sicher Elektroautos bei einem Crash sind und was bei einer Panne zu beachten ist.

Beim Elektroauto mehr Löschwasser nötig

Einen Unterschied bei der Brandbekämpfung eines E-Auto gegenüber anderen Fahrzeugen gibt es allerdings. Ein Elektrofahrzeug muss bei einem Batteriebrand länger gekühlt werden. Dazu ist deutlich mehr Löschwasser erforderlich. Wichtig ist natürlich - genau wie bei jedem anderen Fahrzeugbrand -, dass das toxische Lösch- und Kühlwasser nicht ohne fachgerechte Vorbehandlung in die Kanalisation gelangt.

E-Auto-Brand: So löscht die Feuerwehr

Fazit

  • Keine nachhaltigen Auswirkungen oder technische Beeinträchtigung der Tunnel- oder Tiefgarageninfrastruktur zu erwarten.

  • Sind die Tunnel – vor allem die Tunnellüftung – auf dem neuesten Stand, kommen sie auch mit brennenden Elektroautos zurecht

  • Reinigung aufgrund toxischer Brandrückstände und fachgerechte Entsorgung des Löschwassers notwendig

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Mit Material der dpa