Wie Carsharing in Deutschland boomt

Carsharing wird von Jahr zu Jahr beliebter
Carsharing wird von Jahr zu Jahr beliebter© Miles

Sich über Unternehmen wie Miles oder ShareNow ein Auto zu teilen boomt in Deutschland: Die Zahl der Nutzer, Fahrzeuge und Städte mit Carsharing-Angeboten nimmt stark zu.

  • Zum Carsharing gibt es 4,47 Millionen Anmeldungen

  • Bundesweit sind 33.930 Fahrzeuge verfügbar

  • Karlsruhe ist die Hauptstadt des Autoteilens

Der Carsharing-Markt in Zahlen

Miles ist einer der großen Player auf dem Carsharing-Markt © Miles

Jedes Jahr veröffentlicht der Bundesverband CarSharing e.V. aktuelle Zahlen zur Entwicklung des Marktes. Zum Stichtag 1.1.2023 verzeichnen die deutschen Carsharing-Anbieter über 4,47 Millionen Registrierungen – manche Nutzerinnen und Nutzer sind bei mehreren Firmen registriert und fahrberechtigt. Damit gab es innerhalb eines Jahres einen Zuwachs von fast 32 Prozent.

907.600 Fahrberechtigte (15 Prozent mehr als im Vorjahr) nutzen beim Autoteilen stationsbasierte Systeme. Dabei stehen 15.360 Fahrzeuge – 7,4 Prozent mehr als 2022 – zur Verfügung.

Bei den Free-Floating-Anbietern gibt es 2023 gut 3,5 Millionen Registrierungen – fast 37 Prozent mehr als im Vorjahr. Sie finden ein Angebot von 18.600 Autos vor, also fast 17 Prozent mehr als 2022.

Varianten von Carsharing

  • Beim stationsbasierten Carsharing müssen die Autos an festen Stationen abgeholt und dorthin zurückgebracht werden.

  • Free-Floating bedeutet, dass das Fahrzeug mithilfe einer Smartphone-App dort abgeholt wird, wo der letzte Kunde es abgestellt hat. Abgestellt wird es an einem beliebigen Ort innerhalb des Geschäftsgebiets, oft beschränkt auf die Innenstadt.

  • Kombinierte Systeme bieten sowohl stationsbasierte als auch Free-Floating-Autos aus einer Hand an. Hier entsprechen die Nutzungsmuster tendenziell denen im stationsbasierten Modell, weswegen die kombinierten Systeme diesem Marktsegment zugeordnet werden.

Während sich 2022 beim stationsbasierten Carsharing 55 Fahrtberechtigte ein Auto teilten, waren es beim Free-Floating 164 Personen.

Insgesamt gibt es 2023 auf der Angebotsseite 33.930 Fahrzeuge, ein Flottenzuwachs von 12,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr:

243 Anbieter teilen sich zum Jahresanfang 2023 diesen Markt auf. Die fünf wichtigsten nach ihrer Flottengröße sind Miles, ShareNow, stadtmobil, cambio und Sixt share. Mit der Eingliederung des Konkurrenten WeShare am 1. November 2022 hat Miles die Marktführerschaft von ShareNow übernommen.

Starke Zunahme – niedriges Ausgangsniveau

Mit der richtigen App auf dem Smartphone ist Carsharing ganz einfach © Miles

Im ADAC Mobilitätsindex, der aufzeigt, ob der Verkehr in Deutschland nachhaltiger wird, ist Carsharing ein Indikator für die Verfügbarkeit von Pkw. Zwar wird das Autoteilen dabei nur mit fünf Prozent gewichtet. Doch sein Indexwert 156 sagt aus, dass sich zwischen 2015 (Ausgangsindex 100) und 2019 das Angebot erheblich verbessert hat. Damit ist Carsharing unter allen Indikatoren für Verfügbarkeit der bei Weitem dynamischste.

Insgesamt ist die Entwicklung des Carsharing-Angebots in den letzten Jahren als sehr dynamisch zu bewerten. So stieg die Fahrzeugzahl zwischen 2019 und 2022 um die Hälfte an.

Städte mit dem größten Carsharing-Angebot

Nirgendwo in Deutschland gibt es mehr Carsharing-Autos pro Kopf als in Karlsruhe © Stadtmobil/Daniel Foltin

Die Zahl der Carsharing-Fahrzeuge in deutschen Städten und Gemeinden ermittelt alle zwei Jahre der Bundesverband CarSharing e.V. Daraus errechnet er, wie viele Fahrzeuge für jeweils 1000 Einwohner zur Verfügung stehen. Berücksichtigt werden alle Sharing-Orte mit mindestens 50.000 Einwohnern.

Deutschlands Hauptstadt des Autoteilens war 2022 wie schon 2019 Karlsruhe. Hier leben gut 300.000 Menschen, und pro 1000 von ihnen gab es 4,3 Carsharing-Fahrzeuge. Auf den Plätzen 2 bis 4 folgten die Millionenstädte München und Berlin mit jeweils rund zwei und Hamburg mit etwa 1,9 Sharing-Autos pro 1000 Personen.

Dass nicht nur Metropolen eine dichte Carsharing-Versorgung aufweisen, zeigt auch Freiburg mit seinen rund 230.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Pro 1000 von ihnen gab es hier 2022 rund 1,8 Sharing-Autos, das bedeutete Platz 5. Insgesamt waren unter den 20 Städten mit der größten Carsharing-Dichte acht Orte mit weniger als 250.000 Einwohnern.

Autoteilen ist aber nicht auf Großstädte beschränkt: In knapp der Hälfte aller Orte mit einer Einwohnerzahl zwischen 20.000 und 50.000 gibt es 2023 ebenfalls Carsharing-Angebote. Und sogar in 678 Orten mit weniger als 20.000 Einwohnern stehen Fahrzeuge zum Teilen.

Insgesamt werden am 1. Januar 2023 Carsharing-Fahrzeuge an 1082 Orten angeboten, das sind 147 mehr als im Vorjahr.

Flächenmäßig am stärksten verbreitet ist das stationsbasierte Sharing, das in praktisch allen Carsharing-Orten verfügbar ist. Das Angebot reicht von großen gewerblichen Anbietern bis hin zu Vereinen, die das Teilen im ländlichen Raum ehrenamtlich organisieren. Das Free-Floating-Sharing war 2022 in 34 Städten möglich, wobei die Metropolen München, Berlin und Hamburg die mit Abstand höchsten Dichten aufweisen. Kombinierte Carsharing-Angebote gab es in 23 deutschen Kommunen.

Die relativ hohe Zahl an Orten mit Carsharing-Fahrzeugen kommt in den meisten Städten vor allem durch stationsgebundene Systeme zustande. In den Millionenstädten München, Berlin, Hamburg und Köln sowie in Düsseldorf sind allerdings mehr Free-Floating- als stationsgebundene Autos zu finden. Zugenommen hat auch die Zahl der Städte mit kombinierten Angeboten. Das gibt es außer in Karlsruhe auch in Heidelberg, Darmstadt, Frankfurt am Main und Leipzig.

Standpunkt des ADAC

Der ADAC betrachtet das stationsbasierte Autoteilen als sinnvollen Baustein eines nachhaltigen Stadtverkehrs. In Kombination mit einem leistungsfähigen ÖPNV und einer guten Radinfrastruktur schafft es die Voraussetzung, auf das eigene Auto verzichten zu können und damit den öffentlichen Parkraum zu entlasten. Hier der vollständige Standpunkt des ADAC:

Carsharing (ADAC Standpunkt)
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Privates Carsharing kann eine kostengünstige Mobilitätsoption bieten, wenn die offenen rechtlichen und versicherungstechnischen Aspekte geklärt sind. Auch dazu der vollständige Standpunkt des ADAC zum Nachlesen:

Privates Carsharing (ADAC Standpukt)
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