Versenkbare Türgriffe: Warum sie unter anderem Tesla Ärger machen

Nahaufnahme des Tesla Model S
Möglicherweise ein Sicherheitsrisiko: Versenkbare, elektrische Türgriffe, wie sie unter anderem Tesla verbaut© Tesla

Ärger für Tesla: Die versenkbaren, elektrischen Türgriffe könnten Ersthelfern und Rettungskräften bei Unfällen Probleme bereiten. Insassen sollten sich vor Fahrtantritt mit der Notentriegelung vertraut machen.

  • Problem sind versenkbare, elektrische Türgriffe

  • Betroffen sind neben Tesla auch andere Hersteller

  • ADAC: Mechanische Griffe bieten bessere Chancen für Ersthelfer

Elegant, aerodynamisch und trotzdem gefährlich? Der amerikanische Autohersteller Tesla ist wegen seiner versenkbaren, elektrischen Türgriffe, die etwa im Model S verbaut sind, in die Kritik geraten. Die modischen Türgriffe könnten Ersthelfern und Rettungskräften bei Unfällen Schwierigkeiten bereiten. Grundsätzlich könnte das Problem jedoch bei jedem Fahrzeug auftreten, bei dem derartige Griffe verbaut sind.

Elektrische Türgriffe können Rettung erschweren

Für die Rettung von Personen aus einem Unfallfahrzeug ist es für Ersthelfer wichtig, ein Fahrzeug von außen schnell, einfach und intuitiv öffnen zu können. Umso mehr, wenn es zu einem Fahrzeugbrand kommt. Versenkbare Türgriffe, also solche, die sich beim Parken und Fahren bündig in die Autoflanke zurückziehen, könnten aus Sicht des ADAC diese Aufgabe erheblich erschweren. Doch selbst Rettungskräfte brauchen länger, um an die Insassen zu gelangen, wenn sich die Türen nicht einfach öffnen lassen.

Nicht nur Tesla hat die versenkbaren Türgriffe

In den letzten Jahren sind Türöffner dieser besonderen Bauart wegen ihrer aerodynamischen und optischen Eigenschaften in Mode gekommen. Tesla hat mit diesen Griffen in der Großserie begonnen, auch europäische Hersteller wie Mercedes und BMW haben bei diversen Modellen nachgezogen.

Einige Griffe lassen sich durch den Druck auf den vordersten Teil des Griffes händisch herausklappen, doch viele Lösungen bedienen sich elektrischer Stellmotoren, die den Griff zur Bedienung ausschließlich automatisch herausfahren. Gerade, wenn die Stromzufuhr nach einem Unfall gestört ist, könnte der Griff aber eingefahren bleiben und Unfallhelfer so nicht an die Autoinsassen herankommen.

In den Crashtests nach Euro NCAP – dem europäischen Konsortium zur Überprüfung von Fahrzeug-Sicherheitssystemen, dem auch der ADAC angehört – werden die Türöffnungskräfte geprüft und bewertet. Außerdem wird überprüft, ob das Fahrzeug die Türen nach dem Unfall selbsttätig entriegelt, damit diese von außen geöffnet werden können. Hier zeigten versenkbare Türgriffe bisher keine Auffälligkeiten. Laut Medienberichten kam es in der Vergangenheit bei anderen Unfallszenarien in der Realität allerdings zu Problemen.

ADAC: Mechanische Türgriffe erleichtern Ersthilfe

Aus Sicht der ADAC Fachleute sollte eine mechanische Lösung für das Ausfahren der Türgriffe die besten Chancen garantieren, nach einem Unfall die Türen von außen öffnen zu können – auch dann, wenn die Stromversorgung ausfällt.

Chancenlos sind Ersthelfer immer dann, wenn die Verformung der Karosserie so stark ist, dass die Türen so verklemmt sind, dass sie sich auch mit einem gewaltsamen Zug am Türgriff nicht mehr öffnen lassen. Dennoch kann ein stabiler, ausgefahrener Griff helfen, die Türe auch bei Verformungen und großem Widerstand zu öffnen, z. B. wenn die Türe am Boden oder einem Hindernis schleift oder das Fahrzeug auf dem Dach liegt.

Das gilt für Tesla-Fahrer und andere Betroffene

Manche Fahrzeuge entriegeln auch von innen die Türen elektrisch per Tastendruck. Auch hier muss es möglich sein, ein Fahrzeug im Gefahrenfall ohne Strom rasch öffnen zu können. Autobesitzerinnen oder Autobesitzer, die ein Fahrzeug mit elektrischer Türöffnung von innen besitzen (zum Beispiel Modelle von Tesla, Nio, BMW 7er und iX) sollten sich im Handbuch des Fahrzeugs mit den Möglichkeiten zur Notentriegelung vor Fahrtantritt vertraut machen – und es bestenfalls den weiteren Insassen zeigen.

Ein Fenster-Notfallhammer kann im Zweifelsfall hilfreich sein. Eine garantierte Hilfe in der Not ist aber auch er nicht, denn gegen Verbundglasscheiben, die in modernen Autos häufig als so genannte Wärmeschutz-, Akustik- oder Komfortverglasung verbaut wird, tut er sich schwer. Und: die Insassen müssen dafür noch handlungsfähig sein.

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