Laktoseintoleranz: Nicht alle Milchprodukte sind unverträglich

Menschen mit Laktoseintoleranz reagieren überempfindlich auf Milchzucker. Wie man die Unverträglichkeit erkennt, und was man im Alltag und auf Reisen beachten sollte.
Laktoseintoleranz ist keine Erkrankung
Verursacht hauptsächlich Verdauungsbeschwerden
Laktase-Tabletten können helfen
Milchkaffee, Eis oder Sahnetorte sind für viele Menschen ein Genuss – bei anderen lösen sie allerdings unangenehme Magen-Darm-Beschwerden und Probleme mit dem Stuhlgang aus. Schuld ist oft eine Laktoseintoleranz. Etwa 14 Prozent aller Deutschen reagieren empfindlich auf den in Milch und einigen Milchprodukten enthaltenen Milchzucker (Laktose). Damit zählt die Laktoseintoleranz zu den häufigsten Lebensmittelunverträglichkeiten.
Im weltweiten Vergleich ist sie hierzulande aber eher selten. Die Verbreitung zeigt ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: In Nordeuropa sind nur bis zu 15 Prozent aller Menschen laktoseintolerant. Im nördlichen Teil Asiens und in Nordamerika sind es bis zu 30 Prozent, im Mittelmeerraum 70 Prozent und in Teilen Asiens und Afrikas sogar bis zu 98 Prozent. Weltweit sind Schätzungen zufolge etwa 75 Prozent aller Menschen betroffen.
Was ist Laktoseintoleranz?
Normalerweise wird die in Milch und Milchprodukten enthaltene Laktose im Darm durch das Enzym Laktase aufgespalten. Nur so kann der Zucker über die Darmwand in den Körper aufgenommen werden.
Bei Menschen mit einer Laktoseintoleranz produzieren die Darmzellen zu wenig Laktase. Teile des Milchzuckers gelangen unverdaut in den Dickdarm und werden dort von Bakterien zersetzt. Dabei entstehen Abbauprodukte wie Kohlendioxid und Methan. Sie verursachen die für eine Laktoseintoleranz typischen Magen-Darm-Probleme.
Kann man plötzlich laktoseintolerant werden?
Im Gegensatz zu Erwachsenen haben Babys und kleine Kinder unter fünf Jahren so gut wie nie eine Laktoseintoleranz: Ihr Körper ist optimal auf eine milchhaltige Ernährung eingestellt. Sobald ein Kind an andere Lebensmittel gewöhnt wird, beginnt der Organismus allerdings, sich langsam auf eine milcharme Ernährung umzustellen und drosselt die Laktase-Produktion. Bei einigen Menschen reicht die Enzym-Menge schließlich nicht mehr aus, um Milchzucker vollständig zu verdauen.
Eine Laktoseintoleranz ist also in der Regel nicht angeboren, sondern entwickelt sich im Laufe des Lebens. Symptome machen sich meist bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen bemerkbar. Aber auch im Alter ist man nicht vor der Lebensmittelunverträglichkeit geschützt, da die Enzymproduktion im Laufe der Zeit immer weiter nachlässt.
In sehr seltenen Fällen besteht eine Laktoseintoleranz schon im Säuglingsalter. Bei den betroffenen Kindern liegt kein Enzymmangel vor. Stattdessen produzieren die Darmzellen ein defektes Enzym, das nicht in der Lage ist, Milchzucker zu spalten.
Laktoseintoleranz ist keine Krankheit
Dass Menschen die Fähigkeit, Laktose zu verdauen, im Laufe des Lebens verlieren, ist aus biologischer Sicht normal. Deshalb ist die Laktoseintoleranz auch so weit verbreitet. Sie ist eigentlich keine Erkrankung, sondern der Normalzustand. Außergewöhnlich ist vielmehr, dass die meisten Nordeuropäer Milch so gut vertragen. Das liegt an einer genetischen Veränderung (Mutation) im Laktase-Gen. Sie ist bereits vor Jahrhunderten in Nordeuropa entstanden und sorgt dafür, dass viele Menschen auch im Erwachsenenalter noch ausreichend Laktase produzieren.
Symptome bei Laktoseintoleranz
Typische Anzeichen einer Milchzuckerunverträglichkeit sind Magen-Darm-Beschwerden wie
starke Blähungen
laute Darmgeräusche
Sodbrennen
Völlegefühl
Bauchschmerzen
Probleme mit dem Stuhlgang (Durchfall, seltener Verstopfung)
Übelkeit
Erbrechen
Eine Laktoseintoleranz kann auch Symptome außerhalb des Magen-Darm-Trakts hervorrufen. Dazu zählen zum Beispiel Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen. Manche Menschen berichten bei einer Laktoseintoleranz auch von einer Gewichtszunahme. Diese zählt jedoch nicht zu den typischen Anzeichen einer Milchzuckerunverträglichkeit.
Wie schnell verschwinden die Symptome?
In der Regel dauert es nach einer Mahlzeit mindestens eine halbe Stunde, bis die Beschwerden einsetzen. Meistens erreichen sie nach etwa ein bis zwei Stunden ihren Höhepunkt und können mehrere Stunden anhalten.
Ist Laktoseintoleranz eine Allergie?
Laktoseintoleranz und Milchprotein-Allergie sind zwei Formen der Milchunverträglichkeit: Während die Laktoseintoleranz eine reine Verdauungsstörung ist, reagiert bei einer Allergie das Immunsystem auf bestimmte in der Milch enthaltene Eiweiße. Davon ist nicht nur der Magen-Darm-Trakt betroffen, sondern der gesamte Körper. Neben Magen-Darm-Beschwerden kommt es deshalb zu typischen Allergie-Symptomen wie Juckreiz und Hautausschlag.
Eine Laktoseintoleranz ist unangenehm, aber selten gefährlich. Im Gegensatz dazu kann eine Allergie zu einem anaphylaktischen Schock führen und damit zum akuten Notfall werden.
Was tun bei Laktoseintoleranz?
Eine Laktoseintoleranz kann man nicht heilen. Allerdings können Betroffene die unangenehmen Magen-Darm-Beschwerden durch eine angepasste Ernährung vermeiden. Oft ist es nicht notwendig, vollständig auf Milchzucker zu verzichten, sondern nur auf eine laktosearme Ernährung zu achten. Wie viel Laktose Betroffene vertragen, ist individuell unterschiedlich, ein grober Richtwert sind etwa 24 Gramm über den Tag verteilt.
Genauer feststellen lässt sich die Verträglichkeit, indem man die Laktosezufuhr zunächst für etwa zehn bis 14 Tage so weit wie möglich reduziert und danach schrittweise wieder steigert. Dabei kann man verschiedene Milchprodukte ausprobieren.
Was darf man nicht essen?
Bei einer Laktoseintoleranz sollten Betroffene vor allem auf Lebensmittel verzichten, die sehr viel Laktose enthalten. Dazu zählen zum Beispiel (Roh-)Milch (auch Schaf- oder Ziegenmilch), Kondensmilch, Milchpulver, Sahne, Molke oder Frischkäse und Süßspeisen wie Sahneeis oder Schokolade. Auch Brotsorten und Backwaren, beispielsweise Milchbrötchen, Waffeln oder Kekse, können einen hohen Laktosegehalt haben. Vorsicht ist außerdem bei Fertigprodukten und Instant-Erzeugnissen geboten.
Gesäuerte Milchprodukte wie Joghurt, Buttermilch, Quark oder Kefir enthalten oft weniger Milchzucker als nicht fermentierte Milchprodukte und sind dadurch besser verträglich. Besonders wenig Laktose enthalten lang gereifte Hart- und Schnittkäse. Auch Butter ist relativ laktosearm.
Als Milchersatz sind zum Beispiel pflanzliche Produkte wie Soja-, Reis- oder Hafermilch geeignet. Manche Lebensmittel sind laktosefrei, insbesondere Fleisch, Fisch, Eier, Gemüse und Obst, Kartoffeln und Reis. Außerdem gibt es in vielen Supermärkten mittlerweile eine große Auswahl laktosefreier Milchprodukte.
Behandlung mit Laktase-Tabletten
Möchte man bei einer Laktoseintoleranz nicht ganz auf Lebensmittel mit hohem Laktosegehalt verzichten, können Laktase-Tabletten helfen. Sie sind in Apotheken oder Drogeriemärkten rezeptfrei erhältlich. Kurz vor oder während einer Mahlzeit eingenommen, ersetzen sie im Darm das fehlende Enzym. Andere Medikamente werden bei einer Laktoseintoleranz in der Regel nicht eingesetzt.
Reisen mit Milchzuckerunverträglichkeit
In vielen südlichen Ländern gibt es keine Probleme für Reisende mit Laktoseintoleranz. So enthalten Milchprodukte dort oft deutlich weniger Laktose, weil die Herstellungsprozesse entsprechend angepasst wurden. In vielen asiatischen Ländern spielen Milchprodukte ohnehin eine untergeordnete Rolle.
Deutsch | Ich vertrage keine Laktose | Enthält dieses Essen Laktose? | Haben Sie laktosefreie Gerichte? |
---|---|---|---|
Englisch | I do not tolerate lactose | Does this food contain lactose? | Do you have lactose-free meals? |
Französisch | Je ne tolère pas le lactose | Ce repas contient-il du lactose? | Avez-vous des plats sans lactose? |
Spanisch | No tolero la lactosa | Este alimento contiene lactosa? | Tiene platos sin lactosa? |
Italienisch | No tollero il lattosio | Questo cibo contiene lattosio? | Avete piatti senza lattosio? |
Griechisch | Δεν ανέχομαι τη λακτόζη | Περιέχει αυτό το τρόφιμο λακτόζη; | Έ χετε πιάτα χωρίς λακτόζη |
Türkisch | Laktoza toleransım yok | Bu yiyecek laktoz içeriyor mu? | Laktozsuz yemekleriniz var mı |
Wie stellt man Laktoseintoleranz fest?
Bei Verdacht auf eine Laktoseintoleranz wird nach einer körperlichen Untersuchung meist ein sogenannter Wasserstoffatemtest (H2-Test) durchgeführt. Dabei nehmen Betroffene eine bestimmte Menge Laktose zu sich und blasen in den darauffolgenden zwei bis drei Stunden regelmäßig in ein Mundstück. Dabei wird der Wasserstoffgehalt der ausgeatmeten Luft gemessen. Bei einer Laktoseintoleranz ist er erhöht, weil die Bakterien, die die Laktose im Darm zersetzen, Wasserstoff bilden.
Welcher Arzt bei Laktoseintoleranz?
Wenn Sie Symptome haben, die auf eine Milchzuckerunverträglichkeit hinweisen, können Sie sich zun ächst an Ihre hausärztliche Praxis wenden. Sollte ein Wasserstoffatemtest notwendig sein, werden Sie an eine gastroenterologische Praxis überwiesen.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Autorin: Brit Neuhaus, Medizinredakteurin
Capcanari T et al. Food and Nutrition Sciences 2021;12:1116-1135
Deximed: Laktoseunverträglichkeit, Stand 07/2022, unter: https://deximed.de/home/klinische-themen/magen-darm-trakt/patienteninformationen/duenndarm/laktoseunvertraeglichkeit (Abruf: 23.04.2025)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit), Stand 06/2024, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/laktoseintoleranz-milchzucker-unvertraeglichkeit.html (Abruf: 23.04.2025)
Internisten im Netz: Laktoseunverträglichkeit bessert sich oft im Urlaub, Stand 06/2009, unter: https://internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/laktose-unvertraeglichkeit-bessert-sich-oft-im-urlaub.html (Abruf: 23.04.2025)
Österreichisches Bundesministerium Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Laktoseintoleranz, Stand 11/2022, unter: https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/stoffwechsel/nahrungsmittelunvertraeglichkeit/laktoseintoleranz.html (Abruf: 23.04.2025)
Gastro-Liga e. V.: Ratgeber Laktoseintoleranz, unter: https://www.gastro-liga.de/fileadmin/download/RTGBR-PUBLIC/Laktoseintoleranz_WEB_166-11-17.pdf (Abruf: 23.04.2025)
Allergieinformationsdienst: Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit), Stand 06/2020, unter: https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/laktoseintoleranz (Abruf: 23.04.2025)