Warum Sie Ihre Blutgruppe kennen sollten

Ein Laborant stellt mit hilfe eines Kärtchens die Blutgruppe fest
Um die Blutgruppe zu bestimmen, ist ein Test erforderlich© Shutterstock/InveStock

Das Blut jedes Menschen lässt sich anhand individueller Merkmale einer der vier Blutgruppen zuordnen. Warum Sie diese kennen sollten.

  • Am bekanntesten ist das AB0-System

  • Weiteres Unterscheidungsmerkmal ist der Rhesusfaktor

  • Nicht alle Blutgruppen vertragen sich miteinander

Hinter dem Begriff Blutgruppen verbergen sich bestimmte Merkmale der Blutzellen, die sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Es gibt viele verschiedene Klassifizierungssysteme. Am bekanntesten ist das AB0-System mit den vier Hauptblutgruppen A, B, AB und 0 (Null). Ergänzt werden diese Blutgruppen meistens durch den Rhesusfaktor, der entweder positiv oder negativ ist.

Wie unterscheiden sich die Blutgruppen?

Welche Blutgruppe man hat, richtet sich nach zwei verschiedenen Zuckerbausteinen, die auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) vorkommen. Sie werden als Antigen A und Antigen B bezeichnet. Daraus ergeben sich folgende Blutgruppen:

  • Blutgruppe A: Es ist nur Antigen A vorhanden.

  • Blutgruppe B: Es ist nur Antigen B vorhanden.

  • Blutgruppe AB: Die roten Blutkörperchen tragen Antigen A und Antigen B.

  • Blutgruppe 0: Die roten Blutkörperchen tragen keines der beiden Antigene.

Blutgruppen: Antigene auf der Oberfläche machen den Unterschied
Die Blutgruppen unterscheiden sich durch unterschiedliche Antigene auf den Blutzellen© ADAC e.V.

Rhesusfaktor positiv oder negativ

Der Rhesusfaktor ist ein weiteres Protein, das auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen vorkommen kann. Er hat seinen Namen vom Rhesusaffen, bei dem er erstmals entdeckt wurde. Menschen, die den Rhesusfaktor (Rh) besitzen, werden als Rh-positiv bezeichnet, Menschen, deren rote Blutkörperchen keinen Rhesusfaktor haben, als Rh-negativ.

Die Verteilung der Blutgruppen

Nicht alle Blutgruppen kommen gleich häufig vor. In Europa sieht die Verteilung so aus:

  • Blutgruppe A: 43 Prozent

  • Blutgruppe 0: 41 Prozent

  • Blutgruppe B: 11 Prozent

  • Blutgruppe AB: 5 Prozent

Die häufigste und die seltenste Blutgruppe

Berücksichtigt man zusätzlich den Rhesusfaktor, muss man acht Blutgruppen unterscheiden. Die häufigste ist die Blutgruppe A positiv mit einem Anteil von 37 Prozent, die seltenste ist die Blutgruppe AB negativ mit nur einem Prozent.

Blutgruppenverteilung in Deutschland
Häufigkeit der verschiedenen Blutgruppen in Deutschland© ADAC e.V.

Wie werden die Blutgruppen vererbt?

Eltern vererben die Blutgruppenmerkmale A, B und 0 an ihr Kind. Allerdings besitzt jeder Mensch zwei dieser Merkmale. Bei Blutgruppe AB ist das direkt zu erkennen (Merkmal A und B). Aber es gilt genauso für die Blutgruppen A, B und 0.

Wer beispielsweise Blutgruppe A hat, trägt entweder zweimal das Merkmal A (AA) oder A in Kombination mit 0 (A0). Menschen mit Blutgruppe 0 haben zweimal das Merkmal 0. Die Merkmale A und B sind gleichberechtigt und treten bei Blutgruppe AB parallel in Erscheinung.

Jeweils eines der beiden Merkmale jedes Elternteils wird an das Kind vererbt. Die Kombination der elterlichen Merkmale entscheidet darüber, welche Blutgruppe das Kind hat.

Welche Blutgruppe hat mein Kind?

Welche Blutgruppe ein Kind haben wird, lässt sich meist nicht vorhersagen. Auch dann nicht, wenn beide Eltern ihre Blutgruppe kennen – denn bei den Blutgruppen A und B ist nicht bekannt, welche Merkmalskombination (also z.B. AA oder A0) sich dahinter verbirgt. Außerdem entscheidet der Zufall, welches der beiden Merkmale jedes Elternteils an das Kind vererbt wird. Es sind also beliebige Kombinationen von väterlichen und mütterlichen Merkmalen möglich. Deshalb haben Geschwister nicht automatisch die gleiche Blutgruppe.

Ein Beispiel:

Die Mutter hat Blutgruppe A (AA), der Vater B (BB). In diesem Fall haben beide Eltern nur jeweils ein Blutgruppenmerkmal, nämlich A (Mutter) und B (Vater). Werden diese miteinander kombiniert, entsteht immer Blutgruppe AB.

Hat die Mutter hingegen Blutgruppenmerkmale A0 (Merkmale A und 0) und der Vater B0 (Merkmale B und 0), kann jedes ihrer Kinder alle Blutgruppen haben:

Vererbtes Merkmal MutterVererbtes Merkmal VaterMerkmale KindBlutgruppe Kind

A

B

AB

AB

A

0

A0

A

0

B

0B

B

0

0

00

0

Beispiel für die Blutgruppenvererbung beim Kind

Eine Ausnahme besteht, wenn beide Eltern Blutgruppe 0 haben. In diesem Fall können beide Eltern nur Merkmal 0 vererben, weshalb auch ihr Kind Blutgruppe 0 haben wird. Das Gleiche gilt für den Rhesusfaktor. Wenn beide Eltern Rh-negativ sind, steht fest, dass auch das Kind Rh-negativ sein wird. Rh-positive Eltern können hingegen Rh-positive und -negative Kinder bekommen.

Blutgruppen mit Test bestimmen

Viele Menschen fragen sich, wie sie ihre Blutgruppe herausfinden. Das ist in der Regel nur mit einem Bluttest möglich. Dieser wird aber nicht routinemäßig durchgeführt. Den Test kann man in der hausärztlichen Praxis vornehmen lassen. Sofern es keine medizinischen Gründe für die Untersuchung gibt, müssen sie die Kosten selbst tragen.

Anders ist die Situation bei schwangeren Frauen: Bei ihnen wird die Blutgruppe bestimmt, um eine mögliche Rhesus-Unverträglichkeit festzustellen. Außerdem ist die Blutgruppe wichtig, falls die Mutter während der Geburt viel Blut verliert und eine Transfusion benötigt.

Bei Menschen, die zur Blutspende gehen, wird die Blutgruppe ebenfalls ermittelt, um festzustellen, für welche Empfänger und Empfängerinnen ihr Blut geeignet ist.

Wo steht die Blutgruppe?

Menschen, bei denen die Blutgruppe bestimmt wurde, finden diese entweder im Mutterpass oder im Blutspendeausweis. Manchmal wird sie im Impfpass vermerkt.

Warum ist die Blutgruppe wichtig?

In den meisten Fällen spielen die Blutgruppe und der Rhesusfaktor keine besondere Rolle. Eine wichtige Ausnahme sind Blutspenden oder Organtransplantationen, denn nicht alle Blutgruppen vertragen sich miteinander. Erhalten Menschen bei einer Transfusion Blut einer nicht passenden (kompatiblen) Spenderperson, kann es zu einer lebensbedrohlichen Abstoßungsreaktion kommen.

ADAC Notfallpass: Hilfe im Ernstfall

Generelle Informationen zu Ihrem Gesundheitszustand helfen den Rettungskräften bei einem Notfall. Im ADAC Notfallpass können alle relevanten Notfalldaten hinterlegt und zentral in der Wallet-App des Smartphones oder der Smartwatch gespeichert werden:

  • Vorerkrankungen

  • Medikamenten-Allergien

  • Medikationen

  • Blutgruppe

  • Kontaktpersonen (Angehörige, Notfallkontakte, Haus- und Fachärzte)

  • Informationen zu einer Schwangerschaft

  • Informationen zu Implantaten (z. B. Herzschrittmacher)

  • Informationen zu Organspendeausweis, Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht

Im ADAC Notfallpass liegen diese Daten sicher verschlüsselt, damit sie bei einem Verlust von Smartphone oder Smartwatch nicht in falsche Hände gelangen. Der Notfallpass kann in die Rettungskette integriert werden. Im Notfall kann er von den Rettungskräften gescannt und ausgelesen werden. Im Zuge einer Weiterbehandlung im Krankenhaus können die Daten der entsprechenden Klinik zur Verfügung gestellt werden.

Blutgruppen in der Schwangerschaft

Die AB0-Blutgruppe ist bei einer Schwangerschaft nicht von Bedeutung, wohl aber der Rhesusfaktor. Ist die Mutter Rh-negativ, das Kind aber Rh-positiv, kann es während der ersten Schwangerschaft passieren, dass die Immunzellen der Mutter Antikörper bilden. Bei einer erneuten Schwangerschaft können diese Antikörper die Blutkörperchen des ungeborenen Kindes angreifen und zerstören. Mithilfe einer Rhesusprophylaxe lässt sich dieses Problem vermeiden.

Blutgruppe, Ernährung und Krankheiten

Es gibt Erkrankungen, die bei Menschen mit bestimmten Blutgruppen häufiger auftreten. Zum Beispiel haben Menschen mit den Blutgruppen A, B oder AB ein etwas höheres Risiko für Herzkrankheiten und Thrombosen, da ihr Blut leichter gerinnt. Auch der Malaria-Erreger, ein Parasit, der die roten Blutkörperchen befällt, hat bei Personen mit diesen Blutgruppen leichteres Spiel.

Außerdem kursiert die Theorie, dass Menschen ihre Ernährung nach der Blutgruppe ausrichten sollten. Für den Nutzen dieser Blutgruppendiät gibt es jedoch keine Belege.

Wer kann wem Blut spenden?

Grundsätzlich ist das Blut von Spendenden und Empfangenden immer dann kompatibel, wenn beide die gleichen Antigene haben. Die einzige Ausnahme: Blut der Blutgruppe 0. Da Menschen mit Blutgruppe 0 weder Antigen A noch Antigen B besitzen, kann ihr Blut keine Abstoßungsreaktion bei Empfangenden auslösen. Blutgruppe 0 ist also für alle Blutgruppen geeignet.

Das Gleiche gilt für den Rhesusfaktor: Rh-positives Blut ist nur für Rh-Positive geeignet, Rh-negatives Blut hingegen für jeden. Aus diesem Grund sind Menschen mit der Blutgruppe 0 negativ Universalspender: Ihr Blut kann immer eingesetzt werden. Blutkonserven dieser Blutgruppe sind vor allem bei akuten Notfällen von großer Bedeutung, wenn bei der empfangenden Person nicht genug Zeit für die Blutgruppenbestimmung bleibt.

Sind Menschen mit Blutgruppe 0 negativ selbst auf eine Blutspende angewiesen, verhält es sich umgekehrt. Sie dürfen ausschließlich Blut ihrer eigenen Blutgruppe erhalten. Der Grund: Ihr Körper würde Antigen A, Antigen B und den Rhesusfaktor als fremd erkennen und eine Abstoßungsreaktion auslösen.

Blutgruppen Kompatibilität
Beim Blutspenden müssen die Blutgruppen von spendender und empfangender Person zueinander passen© ADAC e.V.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.